Die Square-Enix-Challenge #7: The World Ends With You
The World Ends With You, kurz TWEWY, ist ein Titel, der mich schon lange interessiert. Damals besaß ich ihn auf dem Nintendo DS, hatte ihn aber irgendwann ungespielt verkauft.
Beim Remaster habe ich lange gezögert, dass das Spiel nur für Handys und Switch verfügbar war – ich bevorzuge PlayStation.
Es gibt aber einen guten Grund, weshalb es nie einen PlayStation-Port gab: Das Spiel lässt sich nur mit Touch-Steuerung bedienen, das ganze Kampfsystem ist darauf ausgelegt.
Und da kommen wir schon zu einem meiner Kritikpunkte: Der Port ist ein Kompromiss. Während die DS-Fassung beide Bildschirme und eine Mischung aus Stylus und Tasteneingabe nutzte, fällt diese Komponente hier komplett weg.
Ich habe das Original nie gespielt, aber bei der Switch-Version merkt man, dass es nicht immer gut funktioniert:
- Im Handheld-Modus gibt es reine Touch-Steuerung, im stationären Modus eine Mischung aus Motion Controls und Tasten. Mit den Motion Controls kann man nur recht umständlich kämpfen, im Handheld-Modus hingegen hätte ich mir hingegen zumindest Bewegung oder eine Menüführung per Richtungstasten gewünscht.
- Die Bewegungen, um Kommandos in den Kämpfen zu triggern, sind eindeutig auf den Stylus ausgelegt. Finger sind weniger präzise und die Hälfte der Kommandos funktioniert imo nicht gut, sodass ich diese im Spielverlauf gemieden habe.
- Auch kommen der Steuerung oft HUD-Elemente in den Weg und es ist z.B. schwierig, Gegner am Bildschirmrand richtig zu berühren, um ein Kommando auszulösen.
- Zudem ist die Bewegung im Handheld-Modus umständlich und funktioniert auch nicht immer: Hier zieht man den Charakter mit einer Wischgeste, was recht unpräzise ist.
- Das wussten die Entwickler auch, und deshalb wurde der Schwierigkeitsgrad offenbar gehörig nach unten korrigiert.
An sich steckt das Spiel voller cooler Ideen. Beispielsweise mag ich es, dass man den Schwierigkeitsgrad zwar anpassen kann, die Belohnungen sich dann aber auch entsprechend verändern.
Die Spielwelt, also Shibuya, ist relativ überschaubar. Mit der Zeit werden zwar neue Orte freigeschaltet, aber die Größe der Welt ist im Vergleich zu anderen RPGs recht mickrig. Das ist nicht schlimm, aber ein bisschen monoton wird es mit der Zeit trotzdem, da einem das Spiel immer wieder dieselben Hindernisse in den Weg stellt (die Barrieren), um die Spielzeit etwas zu strecken.
Das Spiel lebt sehr von seinem Style, auch wenn es sich anfühlt, als wäre es in den 00ern schon zeitlich ein bisschen überholt gewesenAber hier dreht sich alles um Mode, Marken und sogar spielerisch wurde diese Mentalität des schnellen Wandels aufgegriffen. Die Idee mit dem Sammeln von Pins fand ich cool, allerdings ist es dann doch ziemlich umständlich, seinen Kram ständig anzupassen, weil gerade eine andere Marke populär ist.
Auch darüber hinaus ist das Spiel sehr jugendlich, und das hat bei mir nicht immer funktioniert. Zunächst fand ich Neku als unterkühlten Edgelord eher unsympathisch. Er ist halt ein bisschen wie eine noch überzeichnetere Version von Squall in Final Fantasy VIII. Wie auch bei Squall ist seine Wandlung aber Hauptaugenmerk der Handlung. Nur ging es mir hier teils ein bisschen zu schnell, wie er plötzlich von jemandem, dem alle anderen egal sind, zu jemandem wird, der total emotional investiert ist. Das hat sich aber mit der Zeit normalisiert, am Anfang ist es mir aber etwas aufgestoßen.
Liegt aber vielleicht auch generell am Pacing des Spiels, denn das ist recht flott. Trotz des Streck-Contents, der sicher knapp die Hälfte der Spielzeit ausmacht. Das Spiel ist voller Wendungen und wird zumindest nicht langweilig. Ich bin aber echt kein großer Fan von so Battle-Royale-Settings, und in TWEWY war für mich von vornherein klar, dass die Auflösung des Mysteriums vermutlich eher ernüchternd wird, da man eben niemals in der echten Welt ist. Sprich, es wurde zuvor nie etwas aufgebaut (und auch nachträglich nicht so wirklich). Es wirkte es eher so, als bräuchten die Entwickler irgendeine Prämisse für dieses Spiele-Setting in Shibuya, und ich tue mich mit nachträglichen Erklärungen für so etwas immer etwas schwer.
Die Figuren fand ich größtenteils grundlegend sympatisch. Aber auch hier hatte ich wieder das Problem, dass ich es nie so wirklich gefühlt habe. Auch das liegt sicher auch daran, dass das Spiel vor allem das Drama zeigt und weniger das alltägliche Miteinander. Für mich ist Letzteres immer sehr wichtig, um eine Beziehung zu den Figuren aufzubauen.
Erwähnenswert ist sonst neben dem Style natürlich auch die Musik von Takeharu Ishimoto. TWEWY setzt genreuntypisch in erster Linie auf vokale Songs als Hintergrundmusik. Die sind allgemein poppig und gelegentlich rockig und haben imo eine ganz eigene Identität. Einige haben mir recht gut gefallen, andere eher so lala. Insgesamt bin ich aber immer ein Fan davon, wenn ein Spiel seinen ganz eigenen Stil durchsetzt. Das Problem ist hier eher die geringe Auswahl, sodass in wichtigen Schlüsselmomenten oft Songs gespielt werden, die man vorher schon x-mal gehört hat. Dadurch wirkt das alles ein wenig beliebig – was auch dadurch perpetuuiert wird, dass alles in Visual-Novel-Manier rein über Dialoge mit Standbildern stattfindet. Die Präsentation selbst ist also immer relativ sparsam.
tl;dr: Unterm Strich ist TWEWY schon ein cooles und vor allem sehr eigenes Spiel. Spielerisch ist die Switch-Fassung leider ein halbgarer Kompromiss und die Handlung konnte mich auch nicht so wirklich packen. Mein Gesamteindruck ist aber insgesamt trotzdem eher positiv, ebenweil TWEWY so eine eigene, greifbare Identität hat und in jeder Hinsicht sein eigenes Ding macht, ironischerweise ohne auf den Wellen dessen zu reiten, was gerade beliebt war
Spielzeit: 15:00h
Wertung: 6/10
Nun stellt sich die Frage: Würde ich den Nachfolger spielen? Und ich bin mir da ehrlich gesagt noch nicht sicher. Einerseits würde mich interessieren, was sie aus den Ideen des Vorgängers gemacht haben, speziell ohne die Touch-Steuerung. Andererseits war die Art des Spiels dann doch nicht so sehr meins. Aber hrm, ausprobieren würde ich es vielleicht trotzdem mal ganz gerne.
Challenge-Status: 7/12