Wavetale


Es kommt nicht oft vor, dass ich beim Stöbern ein Spiel entdecke und kaufe, das ich gar nicht auf dem Schirm hatte. Wavetale hat mich mit seinem Trailer aber direkt so sehr verzaubert, dass ich nach kurzer Recherche gleich zuschlagen musste.

Dieses malerische Adventure findet in einer postapokalyptischen, aber friedlichen Welt statt, die hauptsächlich aus Ozean besteht, mit einer Reihe kleiner Inseln. Ein Krieg und seine Folgen hat die Welt übel zugerichtet, sodass nur noch wenige Menschen in bescheidenen Verhältnissen in ihr Leben.



Im Verlauf wird die Geschichte zu einer Art Ökomärchen – und macht seinen Job dabei durchaus gut. Die farbenfrohen Charaktere sind charmant geschrieben und haben mitunter durchaus auch etwas Tiefe, z.B. die mehrschichtige Beziehung der Oma zur Protagonistin. Allerdings entfaltet sich die Handlung erst gegen Ende so richtig – davor ist sie eher schmückendes Beiwerk.

Spielerisch ist Wavetale denkbar simpel. Im Grunde bewegt man sich das ganze Spiel über durchs Meer von A nach B, um Dinge zu finden oder Schalter zu aktivieren. Nebenbei sammelt man optional ein bisschen Lore und Geld für alternative Outfits. Ergänzt wird das alles durch seichte Platformer-Elemente und sehr simplistische Kämpfe gegen eine Handvoll Monster.

Wäre das Spiel länger, hätte mich die Monotonie des Ganzen gehörig gelangweilt. Für 5-6 Stunden war es aber spielerisch okay – besonders inspiriert ist das Gameplay zwar nie, aber es nervt auch nicht.



Das eigentliche Herzstück des Spiels war für mich das Surfen durch den Ozean. Visuell ist das Spiel so schön, vor allem in Bewegung, dass ich ewig so hätte weitermachen können. Man legt durchaus lange Wege im Wasser zurück, aber ich hatte immer Freude daran. Auch die Bewegungen selbst fühlen sich sehr dynamisch an – ein wenig hat es mich an die Surfpassagen in Journey erinnert, nur mit mehr Kontrolle.

Die Welt des Spiels ist erstaunlich groß – und bietet dafür erstaunlich wenig. Man bekommt den Eindruck, dass die Entwickler entweder nicht das Budget hatten, ihre eigentliche Vision umzusetzen. Oder aber dass sie einfach diese Grundidee vom Surfen durch die Wellen hatten und darüber hinaus keine große Vision.

In dem Sinne kann ich es durchaus verstehen, wenn Leute vom Spiel enttäuscht sind. Mir jedoch hat es visuell und atmosphärisch so unheimlich gut gefallen, dass ich gerne über diese Unzulänglichkeiten hinwegsehe.



tl;dr: Wavetale ist ein unglaublich schönes Spiel, bei dem man anmutig durch die Wellen gleitet und dabei zugegebenermaßen wenig inspirierte Aufgaben erledigt. Die zunächst seichte Handlung entwickelt sich zum Ende hin zu einem schönen Ökomärchen voller charmanter Figuren. Definitiv ein kleiner Geheimtipp!

Spielzeit: 05:30h
Wertung: 7,5/10