Junge Junge, Enkidu… musstest du für deinen langen Text eigentlich auch durch die Zeit reisen, damit der noch die Nacht fertig wurde!

Deine Kritik ist an und für sich sehr schlüssig zu lesen, wenn man berücksichtigt, das du mehr der diplomatisch angehauchte Trekkie bist, als einer der es vorzieht sich im Maschinenraum zu prügeln. Auf der eine Seite ist THE NEXT GENERATION Für dich das Star Trek Non Plus Ultra, es ist philosophisch, es hat Tiefe, es baut einen in deinen Augen glaubwürdiges Sci Fi Universum auf. Es ist durchgestylt bis in die hintersten Ecke, sogar der Maschinenraum wird regelmäßig geputzt . Mit diesen Vorlieben wünscht man sich sicherlich nichts sehnlicher als wenn ein „neuer“ Star Trek Film auf einem Storygründgerüst aufbaut, dass die bisherigen 5 Serien und 10 Filme unangetastet lässt und fortführt (oder: back to the roots mäßig erklärt, wie es zu dem ganzen „gekommen ist) mit einem Budget, welches jetzt aber leider bei einem Restart zum Einsatz gekommen ist. Nicht nur, dass der Film alles über den Haufen wirft und eine ganze HardcoreFangemeinde aufschreien lässt, nein, er wird mit mehr als der doppelten Menge an Geld finanziert wie seinerzeit der letzte „wirkliche Existenzberichtige“ Star Trek Film. Ist das fair? Nein! Aber es ist logisch betrachtet einfach die richtige Entscheidung gewesen.

Star Trek musste gerade wegen seinem riesigen, aufgeblähten Universum entschlackt werden. Als Neueinsteiger oder so jemanden wie mich, der sich nur Bruchstücke der Serie und alle Filme angeguckt hat wäre ein Film der auf all dem aufbaut und weiterführt mehr als mühselig. Ich empfand die Serie damals Anfang der 90er rund um Picard und seine Crew schon als Quall. Es fühlte sich wie eine sterile, verquere Zukunftsvision an, in der einfach zu viel analysiert und verhandelt wurde… es war schlicht (und das ist meine Meinung) langweilig mit an zu sehen… und das sage ich als SciFi Fan.

700 (Oh man… ) Folgen + 10 Filme ist nicht gerade wenig Material auf das sich ein Zuschauer zu beziehen hat, „falls“ verantwortliche sich an einen 11 Teil mit Einreihung in die Kontinuität und eingespielten Charakteren gewagt hätten. Die sogenannte „Altkundenpflege“ gehört zwar in vielen Branchen zu einem der wichtigsten Aspekte, was den Verkauf angeht, aber Star Trek konnte man es auch als „Nichttrekkie mit Internetanschluss“ ansehen, das es langsam Bergab ging (relative geringes Einspiel der letzten Filme, abgesetzte Serie, Pause). Da Star Trek aber eine Marke, ein Geschäft ist MUSSTE ein ReStart her, um einfach Neue Zuschauer zu gewinnen, es MUSSTE altbewährtes her um Generationen von Sci-Fi-Fans und Trekkies zu ködern, es MUSSTE eine Popcorn Atmosphäre erzeugt werden um den Verkauf anzukurbeln. Action, Humor und Bombast gehen nun mal vor Diplomatie und Philosophie. Das da vieles von jahrzehntelang Aufgebautem auf der Strecke bleibt ist nicht nur logisch sondern kommt auch dem Zuschauer zugute, der nicht das Gefühl haben soll irgendwas verpasst zu haben.

Und es scheint ja rückwirkend betrachtet die richtige Entscheidung gewesen zu sein:
IMDB: 8.6 / 10 - ~ 35k Votes
Metacritic: 83/100 – 37 Reviews

Man könnte Sich jetzt auch einreden, mit Picard und Co. oder komplett neuer Crew, in „normaler“ Zeitlinie, mit neuem Gegner und/oder Q (füge irgendeine Wunschvorstellung ein) wäre dies auch möglich gewesen… aber der oben erwähnte Trend sprach einfach dagegen.