Suikoden 2




Spielzeit: 55h mit allen 108 Charakteren und dem besten Ending

Bevor ich irgendwas zu dem Spiel sage muss ich mal erwähnen dass es echt ein Krampf war das Ding zu emulieren. Mit ePSXe hatte ich Tonausfälle im Sekundentakt, mit Retroarch war die Performance von Anfang an furchtbar, und bei Mednafen musste ich erst drei GUIs ausprobieren bin ich eins gefunden hatte bei dem mein Controller sowohl in den Einstellungen als auch im Spiel erkannt wurde. Danach liefs zwar eigentlich echt gut, aber ich durfte den Emulator nicht mehr ausmachen da ich ansonsten den PC neu starten musste bevor sich das Spiel ein zweites Mal starten ließ. Von daher konnte ich meinen Spielstand nicht importieren und habe somit meinen alten Helden nicht rekrutieren können. War also ein bisschen blöd, aber ohne Emulator hätte ich das auch nicht spielen wollen, aus Gründen die ich später noch erwähne.

Zuerst will ich aber auf die Story zu sprechen kommen. Diese beginnt 3 Jahre nach dem ersten Teil und erzählt vom Krieg zwischen dem Königreich Highland und den Stadtstaaten von Jowston. Dieser ist zu Beginn des Spiels zwar eigentlich vorbei, es stellt sich aber schnell heraus das all das nur ein Täuschungsmanöver des Prinzen Luca Blight war um die Stadtstaaten hinterrücks zu überfallen. Dieses Täuschungsmanöver sorgt allerdings dafür dass sowohl der Protagonist als auch sein bester Freund Jowy, welche eigentlich für Highland kämpfen, beinahe das Zeitliche segnen. Und die Stelle fand ich von der Umsetzung her bereits ewas suboptimal.

Sie ist von der Idee her zwar in Ordnung, aber dank der Flashbacks die man da zu sehen bekommt, und welche mit emotionaler Musik unterlegt wurden, wirkt es quasi so als ob einer von beiden als nächstes sterben würde. Das hat mich an der Stelle aber komplett kalt gelassen, weil ich kannte die Charaktere ja erst seit wenigen Minuten. Von daher wäre es vielleicht sinnvoller gewesen dieses Intro ein bisschen zu strecken. Schon damit man auch noch einen anderen Charaktere besser kennenlernen kann den man als Spieler eigentlich hassen sollte (auch wenn dessen Story leider im Sand verläuft und man nie dafür sorgen kann dass er bekommt was er verdient).

Luca Blight ist dafür ein absolutes Monster da er selbst kleine Kinder mit eigenen Händen ermorden würde. Als vielschichtig kann ich ihn allerdings nicht bezeichnen. Es mag zwar Gründe für seinen Wahnsinn geben, die werden aber nur am Rande mal erwähnt, weswegen er im Endeffekt einfach nur böse ist um böse zu sein. Er lässt als Antagonist also ein bisschen zu wünschen übrig, aber töten will man ihn auf jeden Fall! Schon weil er im Laufe des Spiels einige Gräueltaten verübt und dementsprechend eine richtige Präsenz innerhalb der Story hat. Nicht so wie der Antagonist des Vorgängers, der im kompletten Spiel nur dreimal aufgetaucht ist.

Die Story ist ansonsten aber eigentlich nicht schlecht. Sie leidet nur darunter dass sie unnötig in die Länge gezogen wurde. Das sorgt zwar für ein paar interessante Momente und führt außerdem dazu dass Luca Blight durch einen etwas interessanteren Gegenspieler ersetzt wird, aber die Erklärung die man am Ende aufgetischt bekommt fand ich persönlich eher unbefriedigend. Wie schon im Vorgänger wäre es außerdem toll gewesen wenn der Protagonist auch mal was sagen würde. Seine Beziehung zu Jowy, seiner Stiefschwester Nanami und einem kleinen Mädchen namens Pilika sind nämlich recht wichtig, aber deren Interaktionen sind dank der Stummheit des Protagonisten allesamt sehr einseitig, auch wenn man als Spieler ab und zu Dialogoptionen auswählen kann. Die Story hat aber zumindest den Vorteil dass sie nicht nur besser animiert ist als die des Vorgängers, sondern dass es auch mehrere computergenerierte Zwischensequenzen gibt um besonders wichtige Momente in Szene zu setzen. Mit Final Fantasy 7 – 9 können die zwar nicht mithalten, aber es zumindest ist besser als nichts.




Das Gameplay wurde aber natürlich auch verbessert, wenngleich manche Änderungen ein bisschen fragwürdig sind. Das Kriegssystem erinnert hier nämlich an Fire Emblem, macht aber bei weitem nicht so viel Spaß. Fußsoldaten können sich pro Runde nämlich nur ein einziges Feld bewegen, wodurch es ohne Magier eine Weile dauern kann bis man überhaupt mal angreifen kann. Das lässt sich mit dem Automatik-Modus zwar ein bisschen abkürzen, ist aber trotzdem etwas nervig. Das Schere-Stein-Papier Prinzip des Vorgängers wurde außerdem komplett abgeschafft … und scheinbar mit kompletten Zufall ersetzt. Also, es gibt zwar Angriffs- und Verteidigungsboni, sowie diverse aktive und passive Skills, aber es scheint größtenteils vollkommen egal zu sein mit welcher Einheit man angreift, oder welche Charaktere man in welche Truppe packt (von Reitern mal abgesehen). Viele Angriffe gehen nämlich komplett daneben, was vor allem bei den limitierten Zaubern etwas frustrierend sein kann. Von daher ist es gegen Ende eigentlich am sinnvollsten mit Magiern oder Bogenschützen aus der Ferne anzugreifen bis die Gegner irgendwann umfallen.

Es ist außerdem weiterhin nicht möglich seine Zauber innerhalb von Dungeons wieder aufzuladen (außer kurz vor dem Finale), weswegen ich die meisten Kämpfe automatisch habe austragen lassen, oder auf Kombo-Angriffe zurückgegriffen habe. Wenn ich aber doch mal zaubern musste, dann habe ich das Spiel stets im Turbomodus laufen lassen. Die Animationen sind zwar eigentlich ganz hübsch, vor allem die der mächtigsten Zauber, sie dauern mir persönlich aber viel zu lange, was vor allem bei Bosskämpfen etwas nervig ist. Da kann auch der Soundtrack nicht drüber hinweghelfen, welcher genau wie im Vorgänger absolut generisch ist und höchstens ein handvoll einprägsamer Songs besitzt, wie Reminiscence. Die Kampfmusik gehört aber nicht dazu, egal ob es sich um normale Kämpfe, Bosskämpfe oder den finalen Boss handelt.

Ich habe außerdem das Gefühl, dass ich verglichen mit dem ersten Teil bei mehr Charakteren nachschauen musste wie ich diese rekrutiere. Man kann zwar einen Detektiv anheuern um die Bedingung eines jeden Charakters in Erfahrung zu bringen, der braucht für jede Untersuchung aber 10 Minuten, weswegen ich die nur sehr langsam abgearbeitet habe. Manche seiner Aussagen sind aber komplett nutzlos, zumal es mehrere Charaktere gibt bei denen er quasi nur sagt dass diese Stärke wertschätzen und man dementsprechend zeigen soll wie stark man ist. Das bringt aber vor allem deswegen nichts da die meisten dieser Charaktere erst dann rekrutiert werden können wenn man bereits eine bestimmte Menge an Charakteren angeheuert hat.

Das ist vor allem bei den Charakteren nervig für die man extra in ein Dungeon zurückkehren muss. Oder bei denen für die man erst mal ein verstecktes Dorf in einem Wald ausfinding machen muss. Dieser führt außerdem zur einzigen Stadt im Spiel zu der man sich nicht teleportieren kann, was vor allem deswegen nervig ist weil dort ein Händler wohnt bei dem man erst eine bestimmte Menge an Geld erwirtschaften muss bevor er sich einem anschließt. Das ist allerdings kein Händler bei dem man irgendwelche x-beliebigen Gegenstände verkaufen kann, sondern einer der nur bestimmte Tauschgegenstände aus ähnlichen Geschäften annimmt. Man sollte die entsprechenden Gegenstände also idealerweise schon besitzen bevor man versucht diesen anzuheuern damit man den Wald nicht mehrfach durchqueren muss. Ist aufgrund des limitierten Inventars aber nicht so einfach, auch wenn es im Gegensatz zum Vorgänger endlich ein Gruppeninventar gibt und die Charaktere nur noch ihre Ausrüstung + 3 Accessoires/Heilgegenstände/Schriftrollen mit sich tragen.

Es gibt außerdem einen Charakter den man entweder sehr früh rekrutieren kann indem man einen bestimmten Baum (den ich nie gesehen habe) ein paar Mal anschaut, oder indem man sehr viel später an einer bestimmten Stelle auf der Weltkarte herumrennt (oder schlichtweg still stehen bleibt) bis er plötzlich in der Gruppe erscheint. Das selbe Gimmick kommt außerdem bei vier weiteren Charakteren zum Einsatz die aber glücklicherweise nicht zu den 108 Stars of Destiny gehören. Kann man von daher auch ignorieren. Erst recht wenn man ohne Emulator spielt. Ich habe die nämlich nur gefunden weil ich den Emulator im Hintergrund im Turbomodus habe laufen lassen, was sicherlich einige Stunden in Echtzeit abgedeckt hätte.

Wenn man das beste Ende kriegen will, dann reicht es außerdem nicht alle 108 Charaktere zu rekrutieren. Stattdessen muss ein bestimmter Charaktere einen Verteidigungswert von mindestens 121 erreichen, was mir persönlich erst in dem Dungeon gelungen ist in dem dieser Wert abgefragt wird. Und das auch nur weil ich noch ein paar Ausrüstungsgegenstände gefunden und 3 oder 4 Level gegrindet habe. Solche Spielzeitstreckung hätte nach dem Sammeln aller Charaktere aber echt nicht sein müssen.

Ansonsten gibt es aber nicht soviel zu sagen. Rätsel gibt weitherin so gut wie keine, und wenn man doch mal drüber stolpert sind die allesamt sehr einfach. Und obwohl es bereits im ersten Teil total bescheuert war dass man ein Würfelspiel gewinnen muss um mit der Story fortfahren zu können wurde das auch hier für genau den selben Zweck recycelt. Beim ersten Spiel habe ich zwar direkt gewonnen, aber beim zweiten durfte ich wieder ewig mit Turbo rumprobieren bis ich die benötigte Summe endlich gewonnen hatte. Es gibt außerdem noch viele andere Minispiele mit denen man sich beschäftigen kann, aber wirklich interesant fand ich die jetzt nicht.

Im Endeffekt würde ich also sagen dass Suikoden 2 seinen Vorgänger zwar in gewisser Weise übertrifft, aber die Story leidet weiterhin darunter dass der Protagonist nie was sagt, das Gameplay ist ingesamt nur okay, den Soundtrack kann man vergessen, und dank der Masse an Charakteren gibt es insgesamt nur wenige die einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Kann man also durchaus spielen, aber für die Playstation gab es eindeutig bessere JRPGs.




Gesamtwertung: 3 von 5 Punkten