Zutaten guter Dialoge:
1. Handlung
2. Konflikt
3. Charakter
4. Gewitztheit
5. Indirektheit
1. Handlung
In Dialogen muss was passieren, sonst sind sie verzichtbar. Handlung bedeutet nicht nur, dass der Plot vorangebracht wird, sondern - abstrakt ausgedrückt -, dass die Dialogführenden am Ende woanders stehen, als am Anfang.
2. Konflikt
Spannung entsteht erst durch Konflikt und jeder Dialog, der Spannung erzeugen will, braucht einen Konflikt. Ein Konflikt ist nichts anderes, als das Aufeinanderprallen unterschiedlicher Charaktere mit unterschiedlichen Sichtweisen und Motiven. Deshalb setzt gute Dialogregie schon bei der Planung an. Wenn jedes Partymitglied ein unverbesserlicher Gutmensch oder ein mürrischer Misantroph ist, kann schwerlich ein Konflikt entstehen. Deshalb funktionieren Stereotypen so gut, deshalb funktionieren real Trolls Spiele so gut. Die Charaktere sind einfach, lassen sich in einem Satz beschreiben, aber sie sind wunderbar gegeneinander abgestimmt.
Schlechtes Beispiel:
Besseres Beispiel:Zitat
Damit prallen zumindest zwei Köpfe aufeinander. Ein guter Konflikt muss sich noch entwickeln und bestenfalls zu einer Auflösung kommen.Zitat
3. Charakter
Überschneidet sich mit dem vorigen Punkt. Charakter setzt voraus, dass der Schreiber seine Figuren haargenau kennt. Sonst kann er nicht vorhersagen, wie sie in einer Situation reagieren würden. Mit welchen Taten und mit welchen Worten. Eine fiktive Person sollte viel kompromissloser sein, als eine echte. Echte Menschen antworten mal so, mal so. Mal gepflegt, mal ungepflegt, mal präzise und rhetorisch fein, mal wie ein sabbernder Affe. Fiktive Personen sollten nicht so wankelmüutig sein.
4. Gewitztheit
Und wieder: Überschneidung mit dem vorigen Punkt. Im Forum kann ich mir so viel Zeit für meine Beiträge lassen, wie ich lustig bin. Kein Leser kann aus ihnen ablesen, wie ich mich in einem echten Gespräch machen würde. Tatsächlich bin ich in den meisten Situationen ein furchtbarer Redner, verhaspele mich andauernd und finde keine klugen Worte. Charaktere sollten in Dialogen immer so gedankenschnell sein, wie sie angelegt sind. Ein feiner Redner findet stets die richtigen Worte, ein dummer Bauer stottert sich einen ab.
Schlechtes Beispiel:
Besseres Beispiel:Zitat
5. IndirektheitZitat
Dialoge sind keine reinen Informationsträger. Figuren müssen nicht mit militärischer Präzision antworten, sondern verständlich und unterhaltsam. Es liest sich doch ziemlich langweilig, wenn jede Intention, jede Frage, jede Antwort mit direkten Worten ausgedrückt werden. Indirekte Dialoge sind deutlich unterhaltsamer, auch weil sie den Leser nicht für dumm verkaufen. Ein bisschen Entschlüsslungsarbeit will man doch leisten und jeder ist dazu in der Lage. Ist schließlich soziale Gepflogenheit.
Schlechtes Beispiel:
Besseres Beispiel:Zitat
Die Auflistung würde ich so allerdings nur für Dialoge unterstreichen, die unterhalten wollen. Zum Teil gilt sie für alle Dialoge, aber in manchen Situationen wäre sie mir zu restriktiv.Zitat