Ich denke man muss das Ganze nicht so holzschnittartig sehen. Ich würde da bzgl. Kritik in weiten Teilen mit der Aussage aus dem Startpost mitgehen, allerdings kann zu einer guten Kritik dennoch eine gute Polemik dazugehören ohne das dadurch der "objektive" Gehalt derselben geschmälert wird. Unterscheiden muss man da vielleicht danach wer der Adressat der Kritik ist. Der Entwickler möchte gerne lieber einen kurzen, knappen Abriss haben über die DInge, die gut ankamen und die Dinge, die man persönlich nicht gut fand. Eventuell kann man sie noch mit ein paar Stellen spicken, die zum Beispiel die Absurdität bestimmter Konzepte vorführen. In letzerem sehe ich die Chance der Polemik nämlich gezielt einige Stellen rauszugreifen und deren Absurdität vorzuführen (in der Literatur oder im Film zum Beispiel von der Story her absurde Wendungen bloßzustellen). Das leuchtet manchmal mehr ein als die bloße Aussage, dass die Stelle unlogisch ist.

Etwas anderes ist, wenn man eine "Öffentliche" Kritik schreibt, die für das Publikum bestimmt ist. Diese sollte mit einem gewissen Witz, eigener Erfahrung und Einblicken in das Gesamtprodukt geschrieben sein und Polemik für die Anschaulichkeit und einen gewissen Spin enthalten. Man muss sich da nicht unbedingt an den Eiern der Entwickler hochziehen, aber muss und sollte auch nicht auf dem Niveau einer trockenen Sachbeschreibung verbleiben, um eben Anschaulichkeit zu gewährleisten. Und da kann ein scharfer Ton (ich erwähne ausdrücklich, dass dieser gemäßigt sein sollte, weil man sich dann wirklich nur noch selbst erhebt) oder gemäßigter Spott gut dazu tun.

Aber man sollte dann nicht rummosern, wenn es ein Echo gibt. Ich meine nicht in administrativer Hinsicht sondern in dem man selbst Gegenstand der Kritik wird. Wer sich dermaßen exponiert aus dem Busch bewegt, muss sich nicht wundern. Gleiches gilt aber auch für Kreative, die nicht damit rechnen können, dass nur Lob eintrudelt. Aber die Unerscheidung zw. konstruktiver Kritik und Polemik hast du ja schon aufgegriffen. Aber es gibt eben auch die Leute, die selbst auf konstruktive Kritik sehr ungehalten reagieren, weil sie darin ihre eigene Brillanz in Frage gestellt sehen. Die Fälle gibt es auch. Aber wie gesagt als Kritiker ist man nicht sakro-sankt. Es gehört zur MEinungsfreiheit sie äußern zu dürfen, aber die Freiheit bedeutet auch das Risiko dafür sich selbst sowas auch gefallen lassen zu müssen. Reich-Ranicki bspw. wurde gerade auch für seine spitze Feder verehrt, aber verdientermaßen musste er eben auch den "Tod eines Kritikers" aushalten.

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Ist es berechtigt, sich über ein Makerspiel aufzuregen, wenn es einem nicht gefallen hat?
Ich schreib bewusst Makerspiel, weil man bei kommerziellen Spielen zumindest noch das verschwendete Geld anbringen kann, bei Makerspielen ist es nur Zeit. Relativ wenig Zeit, besonders lange sollte man nicht brauchen, um zu erkennen, dass das Spiel nichts für einen ist.
Aufregen, Nein. Man wüsste ja nicht worüber. Aufregen kann man sich da vielleicht inhaltlich über Dinge, die bspw. das eigene Wertegefühl etc. verletzen aber nicht gefallen ohne wirklichen persönlichen Schaden lässt das nunja sehr sinnlos erscheinen. Etwas anderes ist es vielleicht, wenn man ein Fan und lange Zeit Follower der Projektes war. Da hat man dann womöglich Zeit in Recherche, Diskussion, Kritik (und somit Mitarbeit) gesteckt und erfährt dann eine Enttäuschung seiner Erwartungen. Da halte ich das für nachvollziehbar, was aber nicht rechtfertigt.

Fragen wir anders. Ist es berechtigt eine Polemik/ eine polemische Kritik über ein Maker-Spiel zu schreiben? Aus meiner Sicht ja. Wie über jedes kulturelle Erzeugnis bieten sich öffentliche Kritiken an, damit die Leute anhand derer entscheiden können, ob das Spiel spielenswert ist oder nicht und warum bzw. warum nicht. Auch - und mit Bezug auf die Weiterentwicklung der Szene - sind Thema von Besprechungen oder Kritiken von Werken auch der künstlerische Wert, das Neue, bestimmte ästhetische Konzepte usw. die nicht primär für die Konsumenten gemacht sind, sondern sich auf einer kritischen oder auch polemischen Ebene damit befassen wie das Werk im Vergleich mit dem ganzen Kunstbetrieb steht und es da eher um die Fachdiskussion geht und da wird mitunter auch mit harten Bandagen gekämpft (modernes Theater bspw. hatte lange Zeit eine Menge Kritik aushalten müssen).

Ich denke da muss man noch weiter differenzieren, wenn man dem Thema Kritik da gerecht werden will.

Aber wir sprechen hier freilich schon von einem gewissen Anspruch den da jeder an sich selbst haben müsste. Wenn ich mir einfach nur einen darauf runterholen will, verbalen Kot herumzuwerfen aber zu feige bin die Konsequenzen zu tragen und das deshalb als Kritik abtarne (wahlweise auch als Satire) hat das mit der Kritik an sich selbst wenig mit asozialem Verhalten aber viel zu tun.