Du liest wieder Dinge, die keiner geschrieben hatIch habe nirgends jemanden dafür kritisiert, dass er Spiel xy nicht mag / lieber mag / etc., das steht mir zum Einen nicht zu und ist zum Anderen sehr fruchtlos, wie du richtig festgestellt hast. Ich habe mich gegen den spezifischen Kritikpunkt "Das ist kein Final Fantasy mehr!" ausgesprochen, da das nach meinem Verständniss eine sehr hohle Phrase ist und damit ein schlichtweg unzulängliches Argument, sofern nicht ein halbwegs brauchbarer Konsens besteht, was denn "das" Final Fantasy jetzt ist.
Dass ich Elemente von Spielen - oder von mir aus auch ganze Spiele, Wortklauberei, was soll's - grauenhaft finde, impliziert von meiner Seite aus in keinster Weise, dass ich ein Problem damit habe, wenn andere diese Spiele mögen, nur um das kurz richtigzustellen.
Wenn ich ein Spiel heute spiele, habe ich natürlich im Hinterkopf, dass es schon alt ist, ich kritisiere FF7 ja beispielsweise nicht für die Legoanatomie dort. Wenn du aber mal in die Makerforen schaust wirst du sehen, dass sich da Leute echt Gedanken machen. Oft zu viele, definitiv ja, aber deutlich mehr als die Entwickler damals. Einem 20 Jahre alten Spiel vorzuwerfen, keine HD-Grafik gehabt zu haben ist Quatsch, ja, wenn ich aber der Meinung bin Mängel festzustellen, die sehr wohl damals zu beheben gewesen wären (die Encounterrate beispielsweise...), ist das etwas anderes. Und auch dann mag es sein, dass der zeitliche Kontext viel entschuldigt, weil hey, war damals der Trend/state of the art/etc. pp. Nichtsdestotrotz - und darauf möchte ich eigentlich hinaus - spiele ich das Spiel im Hier und Jetzt. Wenn jemand heute fordert "Buh, die sollen einfach wieder das FF7-KS nehmen!" (und das habe ich öfter gelesen als mir lieb ist, glaub mir), ist das sicher eine legitime Meinung, aber dennoch unreflektierter Käse. Was damals, vermutlich sogar gerade wegen seines zeitlichen Kontexts, funktioniert hat, muss sich bei heutigen Spielen auch bitte mit dem heutigen Stand der Dinge auseinandersetzen. Was damals gut war ist nicht zwangsläufig heute noch gut.
Das ist genau das, was ich mit der Nostalgiebrille meinte: Der von dir richtig festgehaltene zeitliche Kontext wird gerne vergessen, man erinnert sich daran "Boah, war das toll!" und geht nicht den nächsten, nötigen Schritt, auch zu fragen, ob das denn heute noch funktionieren würde.
Um konkret auf Final Fantasy zurückzukommen: Die Leute jammern, etwas (hier XV) sei "kein Final Fantasy" und ziehen dabei zumeist ganz spezifisch einen oder zwei Titel einer Serie, die mittlerweile 14+ Iterationen hat, als Maßstab heran, oder (bzw. und) picken sich einzelne Elemente heraus, die ja für sie Final Fantasy ausmachen. Bei näherer Betrachtung sind diese Elemente aber nicht konstant vorhanden und die ganze Argumentation geht den Bach runter, da sie vorne bis hinten nicht schlüssig ist und nur aus einem Haufen unglücklich zusammengewürfelter Allaussagen besteht. Das ist das, was ich hinterfrage, da es eben argumentativ nicht zu gebrauchen und zu einem Totschlagargument verkommen ist.
Der Eindruck, den ich habe, ist, dass viele Fans ein, zwei Teile gespielt haben - vor allem den populären Mittelteil, wie 7 oder 10 -, die Spiele mochten, und sich damit ein Bild gemacht haben, was "ein Final Fantasy" ist. (Soweit legitim, Saussure baut darauf im Prinzip seine komplette Zeichentheorie auf). Das ignoriert aber einfach, dass die Serie weitaus größer ist und sich schon lange, lange nicht mehr so festnageln lässt, und das nicht erst seit FF11+. Insbesondere die Anfangsteile würden dieser kritischen Beäugung basolut nciht Stand halten.
Krasser (und zugegeben provokativ) ausgedrückt: Ich finde es ignorant (um das Wort mal von dir aufzugreifen), anhand seines persönlichen Ideals, das nur die wenigsten konkret auszuführen bereit sind, einer mehrere Jahrzehnte alten Reihe erklären zu wollen, was sie denn zu sein habe. Ist ne legitime Meinung, ja, aber so konstruktiv wie ein Kropf.
@Shieru-sensei:
Das handle ich mal etwas kürzer ab xD
Zunächst mal danke, da ich mit dem Ansatz schon deutlich mehr anfangen kann. Ich frage mich bloß, ob dieses komplette sich-neu-erfinden wirklich soweit geht, wie es scheint. Ich glaube, dass hier das Problem ist, dass 13 eine dermaßene Menge an Vertrauen zerschossen hat, dass viele die positiven Zeichen danach gar nicht mitbekommen haben. 14 hat sich in den letzten Jahren soweit ich das mitbekommen habe echt gemacht und in vielen Details hat auch die 13er-Reihe gegen Ende echt gelernt. Ich würde sogar sagen, dass das 13er-KS gar kein so großer Sprung war, da es im Prinzip auch einfach nur ein ATB-System war, dem man versucht hat, mehr Dynamik zu geben. ist in die Hose gegangen, hat 13-2 aber schon ganz gut aufgefangen. Das LR-Kampfsystem seinerseits nimmt die Grundideen dahinter und wendet sie auf ein 1-Mann-Action-ATB-System an. Der rote Faden ist klar ersichtlich.
Leider hat die ganze 13er-Reihe auch wirklich eine absolut unentschuldbar furchtbar umgesetzte Story (die ich von ihrer Mythologie her gut finde, nebenbei bemerkt) und noch einmal um Welten schlechteres Writing, wodurch vieles deutlich schlechter gemacht wird, als es eigentlich ist. Einbahn-Schlauchlevel und Grinding-Schutz taten dann ihr übriges um dem Desaster die Krone aufzusetzen.
XV seinerseits gibt sich einerseits echt Mühe, an versus zu bleiben, gleichzeitig den Spagat zu schaffen, dass wir einfach nicht mehr 2005 haben und das Spiel sich an anderen Dingen messen muss, und dabei aus 13 zu lernen - ohne aber soweit von 13 wegzugehen, dass sie die Serienidentät ganz verlieren. Und alle diese Dinge setzen sie bislang scheinbar gut um, wenn auch mit den inzwischen oft genannten Risiken. Ihnen aber permanent vorzuhalten, das KS sei kein Final Fantasy, die Welt sei kein Final Fantasy, die Chars seien nicht Final Fantasy, die Behemoths seien nicht Final Fantasy (auch schon mehrfach gehört inzwischen) wirft wirklich die Frage auf "Was IST denn für euch Final Fantasy?!". Und da scheint irgendwie kein Konsens zu bestehen, außer: Wie man's macht, macht man's falsch.
Andererseits muss man im Hinterkopf haben, dass Kommentarsektionen im Internet ohnehin die Eigenschaft haben, seinen Glauben an die Menschheit in Frage zu stellen.
Cuzcos Beitrag sehe ich jetzt erst, aber der kommt auf die Todo-Liste xD