Eat it while it's hot! Das Thema hat den letzten, wirklich endgültigen Das ist Gerald-Thread (Klick) entgleist. Gerade richtig, um es auszulagern und breitzutreten. Wie Kelven zwar schon richtig bemerkte, wurde das bereits in der Vergangenheit getan - mit ergebnislosem Einvernehmen. Soll uns aber nicht daran hindern gefällige Darstellungsmöglichkeiten auszuloten.
Ich beginne mit der Beispielparade:
Wie immersiv. Wie geschmackvoll. Nichts sagt mehr "ich liebe dich", als ein eingeblendeter X-Button. Ernsthaft: Die Szene erfüllt keinen Zweck. Ich fühle mich den Charakteren nicht näher, denn die Diskrepanz zwischen Hochglanzoptik und der abstrakten Steuerung ist zu gewaltig. Das Knöpchendrücken lässt auch keine Empathie zu, da ich im Spielermodus rein rational denke. Sie haben es versucht und sind meiner Meinung nach gescheitert. Welchen erzählerischen Effekt sie hervorzubringen gedachten, kann mir vielleicht jemand sagen, der nicht so oberflächlich an das Spiel gegangen ist, wie ich.
Wie romantisch.
Das Spiel zeigt, wie es gehen kann. Statt explizit zu werden, wird dem Spieler lediglich klar gemacht, dass die beiden Charaktere Sex haben. Dieses Vorgehen funktioniert in allen Spielen ideal, die nicht während einer Sexszene mit ihr erzählen wollen. Also immer dann, wenn Sex die (emotionale) Kulmination einer Handlung ist. Ähnlich funktioniert auch eine tolle Szene in To The Moon:
Schön ist das Spiel nicht und weil es das zu wissen scheint, wird der Sex nur angedeutet. (So interpretiere ich das Video. Ich habe Dragon Age nie gespielt.) Die Entwickler haben scheinbar eine Lehre gezogen: Auf Realismus (welche Art auch immer) getrimmte Grafik reicht nie an Filme ran, also sollte man sich auch kein Beispiel an Basic Instinct, Wilde Orchidee oder ähnlich ausschweifenden Kram nehmen. Spiele mit abstrakterer Darstellung haben es einfacher, da ihnen alle Mittel und Wege offenstehen, Sex anzudeuten und umzudeuten.
Meisterlich macht das dieser schöne, alte Film:
An die Wiener Sezessionisten angelehnt, zeigt er, wie vielseitig, abstrakt und trotzdem explizit darstellbar Sex ist. Auf die meisten Spiele lässt sich das nicht übertragen, klar, aber es gibt auf jeden Fall eine Idee davon, was geht.
Ja, siehe Dragon Age 2.
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Zu sagen, dass Pixelmännchen nicht genug Aussagekraft haben, ist falsch. Was sicher nicht funktioniert, ist eine möglichst realitätsgetreue Abbildung von Sex mit unseren geliebten Kopffüßlern, aber die braucht es auch gar nicht. Eine einzige Pose, ein paar Frames lang gehalten, kann völlig ausreichen, um alles weitere zu erklären. Das schöne an den simplen 2D-Grafiken ist ja gerade, dass so vieles der Fantasie des Spielers überlassen bleibt. Als Entwickler muss man das zu seinem Vorteil nutzen, durch geschickte Komposition und Timing. Musik und Dialog können ebenfalls helfen. Ich glaube ja auch, dass die Verdrossenheit der Spieler, gegenüber RPGs der aktuellen Generation, daher rührt, dass sie viel weniger abstrakt erzählen und damit die Schwächen ihrer Autoren offengelegt werden. 2D ist keine Sache nur für hoffnungslose Retrofreunde und solche, die sich kein 3D leisten können. 2D bietet ganz eigene erzählerische Möglichkeiten. Auch beim Thema Sex!
K, zum Ende hin bin ich etwas allgemeiner geworden, aber die Darstellung von Sex ist kein isoliertes Problem.
Ich hoffe übrigens, das Verlinken der Videos verstößt nicht gegen die Netiquette.
Geändert von Owly (14.09.2012 um 12:57 Uhr)
Grund: Videos verlinken will gelernt sein!