Silksong
Das sollte keine Überraschung sein. Das Spiel macht einfach so vieles für mich richtig - kompromissloses Gamedesign, was nicht nur für sich exzellent ist, sondern auch noch die Härte der Spielwelt untermalt. Schnellere Spielgeschwindigkeit, die ein wenig Gewöhnung erfordert aber dann flutscht. Environmental Storytelling der Extraklasse und mit Hornet einen erstaunlich sympathischen Hauptcharakter. Ihr Konflikt mit Lance hat mich auch emotional mehr im Spiel involviert als erwartet. Das Spiel ist eine tolle Evolution von Hollow Knight.
Wer ein Metroidvania Fan ist und etwas knackigere Spiele abkann, der sollte das hier spielen.
YOU and ME and HER
Großartige Visual Novel, die jeder, der an dem Genre und gerade dessen Konventionen Interesse hat, ausprobieren sollte. Sie reißt einen nicht nur mit den Figuren mit, sondern einen ins Spielgeschehen und die Konventionen von Bishoujo Games aus. Es ist ein Metagame, was seine Spielelemente sehr gut nutzt um einen in Situationen zu bringen, die wirklich unangenehm sind um einen Punkt zu machen. Und ja, bei einigen Stellen ist mir das Spiel wirklich näher gekommen als ich wollte und ich habe es dafür GELIEBT! Wenn man die ungeschnittene Version spielt kann man sich auch auf einige wirklich unkomfortable Sexszenen gefasst machen, die mächtig unter die Haut gehen.
Es macht Aussagen über das possessive Verhalten von männlichen Charakteren in VN, über das Verhältnis von Spiel und Spieler, über das "Leben" der Charaktere im Spiel und noch über so viel mehr. Ich könnte darüber ewig schreiben, das Spiel hat auch ne Menge kleiner Eastereggs.
Dafür, dass es eines der früheren Metaspiele war, hat es einfach verdammt viel absolut genailed.
OPUS: Echo of Starsong
Melancholische Erinnerungen an eine Reise, bei der so einiges schief ging. Eine Gruppe, die stellenweise wirklich schlechte, aber unglaublich menschliche Entscheidungen trifft und dabei immer mehr zusammenwächst, obwohl sie sich am Anfang gar nicht grüne sind. Dazu ein wirklich schöner Soundtrack und tolle stilisierte Artworks. Das alles mit einer tiefen Lore über ein Sternensystem. Trotz der überschaubaren Spielzeit fühlt sich die Reise episch an. Das Spiel hat mich gerade ab der Hälfte einfach nur gefesselt. Das Ende hat mich nicht getroffen wie ein Hammer, sondern eher wie Wasser, was langsam erhitzt wird und so saß ich einige Zeit nach dem Durchspielen da wie ein heulender Schlosshund.
I would love to see the flowers… if it’s with you… as long as it’s you…
Knights of Xentar
Der Shitpost war einfach so dermaßen unterhaltsam, ich kann nicht anders als ihn hoch zu platzieren. Vom Voice Acting, was die Definition von taking the piss war, aber dennoch eine Menge an Hingabe durchscheinen lässt, zu den absolut dysfunktionalen Charakteren Desmond, Rolf und Luna - das Game ist großartig. Es nimmt nicht nur JRPG Klischees vollkommen aufs Korn, sondern auch Hentai-Tropes und liefert so eine frühe Videogame Parodie. Das Kampfsystem und Navigation sind zwar nicht so der Bringer, aber das verblasst komplett im Schatten von den grandiosen Dialogen und dem grenzdebilen Banter.
Seedsow Lullaby
Eine Geschichte über Familie und Mutterschaft, erzählt aus den Augen von Frauen aus drei Generationen der gleichen Familie. Diese begeben sich auf eine fantastische, Ghibli-esque Abenteuerreise. Alle haben unterhaltsame Persönlichkeiten, die sich durchaus von den gängigen Anime Tropes abheben und das Acting ist größtenteils bodenständig. Das Familienthema wird aus mehreren Perspektiven beleuchtet, von Scharade bis zu einem ehrlichen Zusammenhalt. Das Spiel hat tatsächlich wie ein Holzhammer getroffen und mir mehrmals die Tränen in die Augen gebracht. Dazu kommt ein schöner OST und CG Artworks, welche die Szenen wirklich zum Leben erwachen und einen das fantastische dieser Welt spüren lassen.
Das Ende ist dann auf eine gewisse Art sehr melancholisch und ruhig, gerade verglichen mit der Reise - funktioniert aber gerade deswegen so gut. Es steht im Kontrast zum Akt davor, der vielleicht etwas "zu viel" ist, was die Action angeht.
Moonshine
Ein ziemlich kurzes Spiel - uns sogar kostenlos. Es geht um die eher unaufgeregte Beziehung eines Mannes, der ein wenig durchs Leben driftet, mit der otokonoko (男の娘) May. Ich habe im Review viel von "Transthematik" gesprochen, was es nicht wirklich trifft, aber es gibt glaube ich keine akkurate Übersetzung dafür. Auf jeden Fall ist die Geschichte größtenteils ruhig, melancholisch und passt perfekt zu zwei Menschen, die beide noch nicht ihren Platz im Leben gefunden haben. Für die Kürze ist es mir stark im Gedächtnis geblieben und gerade diese transiente Atmosphäre, die flüchtige Begegnung zweier Menschen, mochte ich gerne.
The Hungry Lamb
Es geht hier darum, dass man Menschlichkeit in unmenschlichen Zeiten findet. Eine Reise durch ein von Katastrophen geplagtes Zentralchina am Ende der Ming-Dynastie. Gerade in der Darstellung von Man Tsuis Vergangenheit nimmt das Spiel kein Blatt vor den Mund und konfrontiert einen mit krassen, sehr realen Szenen. Ihr Zusammenspiel mit Liang funktioniert auch sehr gut. Das Spiel nimmt einen auf eine krasse, aber auch emotionale Reise mit und hat mich durchaus bedrückt, aber auch an den kleinen Dingen der Reise erfreuen lassen. So, wie wenn die Gruppe der "Lämmer" in einer neuen Herberge ankommt und sie endlich mal was ordentliches zu essen bekommen.