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Thema: Let's Plays - THREAT OR MENACE?!

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  1. #1
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    Du verwendest unironisch den Term Walking Simulator/Spaziergeh-Simulator und bewegst dich damit auf einem Level mit Leuten, die andere Leute Steamiacs oder Xbots oder Nintentoddler nennen.
    Für mich hat der Begriff nichts Negatives. Da er in der Diskussion zudem bereits drin war und virtual/ visual Novel als Begriff auch nicht ganz unstrittig ist, vor allem wenn es darum geht, die genannten Spiele damit zu bezeichnen, habe ich ihn weiter benutzt.

    Zitat Zitat
    Außerdem verstehst du Exploration-Games offensichtlich nicht. Du verstehst vielleicht sogar das ganze Medium Videospiel nicht, wenn du die diskutierten Spiele ausschließlich auf Gameplaymechanik und vermittelte Storyinformation reduzierst. Das scheint aber ein allgemeines Problem vieler Gamestarleser, Gronkh-Zuschauer und anderer Leute zu sein, die selber nicht spielen x)
    Das Spielchen können wir gerne treiben, aber wenn wir auf der Ebene weiter machen, dann kacken wir uns nachher nur persönlich an. Du kannst mich aber gerne an den tieferen philosophischen Einsichten teilhaben lassen, wie du Videospiele im großen Gefüge von Zeit und Raum verortest. Und nein ich reduziere sie nicht darauf zumal die beiden Sachen auch getrennt von einander nicht funktionieren. Ich will hier aber keine seitenlangen Aufsätze schreiben und mich daher auf ein paar prägnante Punkte beschränken und ich denke da bieten sich idealtypisch die beiden Elemente Story und Gameplay erst einmal an, zumal es in der Debatte um genannte spiele (unter einem Explorationgame würde ich bspw. was anderes fassen, zumal der Begriff gerade eben nicht die starke Storygebundenheit der genannten Spiel einfängt) gerade um das eben geht.

    Wir haben Entwickler die sich Sorgen darum machen, dass ihre Spiele Käufer verlieren, wenn Lets Player sie öffentlich spielen, weil das Gameplay stark reduziert ist und die Entwickler offenbar davon ausgehen, sobald die Leute die Story kennen, würde das Spiel uninteressant werden. Was kann dabei für den Zuschauer aber höchstens verloren gehen? Die Story. Wenn es aber eine Spiel sein soll, dann bleibt das Gameplay und das kann einem das Zuschauen nicht ersetzen. Wir sehen Gameplay und wir sehen wie es funktioniert, aber erfahren müssen wir das selbst und das ist was den Reiz von Spielen ausmacht.

    Und der Reiz, um jetzt etwas komplexer zu werden, ist die Art und Weise wie ich mir in den genannten Spielen mit den reduzierten Gameplay-Möglichkeiten die Story erschließe, wie sie mir grafisch und akkustisch präsentiert wird wie Grafik und Akkustik selbst das Storytelling mit übernehmen oder Feedback des Gameplays sind. Und diese interaktive Erfahrung ist der Reiz, der Videospiele ausmacht.
    Es gibt vergleichbare Reize auch in den Erzählmedien wie Film und Buch. Da kann ich auch jemandem die komplette Geschichte eines Buches spoilern aber was ich ihm nicht vorgeben kann ist der Schreibstil, die sprachliche Qualität, der Witz und Humor von Dialogen usw. das muss er selbst lesen. Bei Filmen ist es identisch. Ich muss sie selbst sehen, die Effekte wahrnehmen, das Spiel der Schauspieler, ihre Gestik und Mimik, der Aufbau der Kulissen usw.

    Wenn ich etwas raubkopiere, muss dadurch überflüssig werden, dass ich selbst noch bereit bin dafür Geld auszugeben. Im Fall von Aufzeichnungen von spielen müssten die also für mich das eigene Spielen überflüssig machen, entsprechend all die oben genannten Dinge der Wirkung für mich transportieren können

    Aber ich kann durch ein Lets Play das wie ein Film/ Serie funktioniert und eben der Spielinteraktivität (es gibt vllt. Interaktivität durch Publikumseinbeziehung aber das ist mehr Interaktion mit dem Entertainer, dem man zuschaut weniger mit dem Medium) entbehrt, einem Spieler die eigene Spielerfahrung nicht überflüssig machen.

    Daher der Umkehrschluss. Wenn Leute nach dem Lets Play dann wirklich sagen, ich hab alles gesehen und brauch das nicht mehr selbst spielen, dann ist das, was er gesehen hat, für ihn als Medium Spiel an und für sich bereits uninteressant gewesen und der hätte dann vermutlich keine 10 - 20 Euro dafür ausgegeben. Und das kann verschiedene Gründe haben, weil er von vornherein vllt. nur seinen Entertainer sehen wollte und ihm das Spiel als solches schon egal ist, ihm das Gameplay nicht zusagt oder die Story nicht seinen Geschmack trifft, die Grafik zu schlecht ist, ihn der Protagonist nervt, da kann es viele Gründe geben.

    Um mal ein persönliches Beispiel zu bringen. The Order 1886. Hat Gronkh damals zum Release gespielt. Ich hatte davon gehört mehr auch nicht, hatte das Lets Play nebenbei beim Minecraft-Spielen laufen. Ich hab Rohstoffe gefarmt und da hab ich gerne was nebenbei an, mache ich auch bei anderen Spielen beim Grinden oder beim Sortieren oder so, also immer wenn irgendwas langwieriges ansteht, wo ich keine Story oder was Spannendes verpasse. Es war dieses Spiel weil es gerade auf seinem Kanal lief und alles andere schon weggeguckt war. Ich habs schlussendlich auf die art und weise in Gänze gesehen. Die Story war relativ flach, es war linear und Shooterpassagen obwohl sie Gameplay anbieten, fand ich immer schon langweilig. Das Spiel hat für mich nicht funktioniert, also konnte ich mir da den Kauf sparen. Das Gegenbeispiel Bioshock Infinite. Habs bei ihm angeschaut, auch weil ich Teil 1 und Teil 2 sehr gerne mochte aber leider kein Geld für Teil 3 hatte. Wollte dann auch wissen, wie es mit der Story zu Ende geht und habs mir danach trotzdem noch gekauft (und es auch nicht bereut) einfach weil das Spiel beim Selberspielen und Erleben einen auch noch einmal ganz anders anfässt, vor allem weil man auch noch vieles anders macht, als der Vorspieler. Dasselbe bei Gone Home. Ich hab bei ihm mal reingeschaut und als die Story noch der dritten Folge an Fahrt aufnahm, hatte ich zum Beispiel auch keinen Bock mehr auf neue Folgen zu warten und hab es mir selbst geholt, auch weil ich es wert finde, Entwickler guter Spiele zu unterstützen, weshalb ich mit gutem Gewissen meistens auch die Spiele von Daedalic, wenn ich es mir leisten kann, meist releasenah zum Vollpreis hole anstatt zu warten. angefangen habe ich mit Edna und das war seinerzeit eine Empfehlung der GameStar

    Wie gesagt es gibt keine eindeutigen Kausalitäten dabei. Es kommt stark auf den Geschmack und die Prämissen der Zuschauer an, ob sie eben das Spiel als solches überzeugend finden, dass sie diese interaktive Erfahrung noch möchten oder ob der reine passive Konsum an der Stelle ausreicht btw. ob das Konsumieren des Spiels überhaupt wegen des Spiels oder nur wegen des Spielers war.

    Ich wäre daher bei der Frage also ob man Lets Plays in die Richtung Raubkopie rücken sollte erstens ganz vorsichtig, zweitens dann so Fragen auf den Plan treten wie denen danach, wie schutzwürdig Spiele von vor fünf oder sieben Jahren noch sind.

    Ansonsten über die Monetarisierung von Lets Plays können wir gerne reden, dass sehe ich selbst kritisch.

    Zitat Zitat
    Schwarzkopierst du für jedes Medium welches du legal konsumierst ein zweites, um ein Gespür für die Macher zu bekommen? Bevor du ein Buch kaufst, findest du es normal erstmal ein anderes Werk des selben Authors als PDF von irgendeinem FTP-Server zu ziehen und durchzulesen? Torrentest dir ein paar Alben, bevor du beurteilen kannst, ob dir der Stil einer Band gefällt, bevor du ein anderes Album kaufst? Schmeißt erstmal Popcorn Time an, bevor du ins Kino gehst?
    Bei der Einstellung wundert es mich gar nicht, dass so viele Zuschauer von Let's Plays "das Spiel ja eh nicht gekauft hätten". So wie die Kino.to Nutzer, die "den Film ja eh nicht gekauft/ausgeliehen hätten". Ich halte das bei einem ordentlichen Teil der Fälle für eine Schutzbehauptung, gerade wenn es um minimal/no commentary geht oder Visual Novels und andere Werke mit weniger Interaktion komplett hochgeladen werden.
    Nein ich kaufe das Buch dann nicht, sondern eines von einem Autor, den ich kenne. Ansonsten folge ich Empfehlungen von Leuten von denen ich weiß, dass sie den gleichen Geschmack haben bzw. deren Wertungen ich vertrauen kann oder wenn es mal doch ein Spontankauf ist, dann nur wenn mich Cover und Klappentext ansprechen und ich beim kurzen Reinschmökern gutes GEschriebsel finde.
    Wenn es um Auslagen auf dem Grabbeltisch geht, bin ich auch genügsamer. Da kann ich mir auch mal für drei Euro ein generisch aussehndes Fantasy-Buch einstecken und mal ausprobieren, ob der Autor was taugt. Steam hat mit den Sales was das angeht ein halbwegs gutes Äquivalent dazu. Ansonsten aber gilt, man gibt nicht 20 oder 30 Euro oder mehr einfach mal für ein Spiel aus in der Hoffnung das könnte was sein. Deshalb liest man Reviews von Magazinen (und den Leuten dort) denen man vertraut oder schaut sich LPer an, die die Spiele spielen, bei denen man die Absicht hat, sie sich vielleicht zu kaufen (man muss nämlich auch unterscheiden, aus welchen verschiedenen Gründen Lets Plays geschaut werden ggf. man unterschiedliche LPer aus unterschiedlichen Gründen schaut)

    EDIT:
    Zitat Zitat
    "Ich würde mir die Postings gerne durchlesen, aber ich habe die Befürchtung, dass KingPaddys Posts ungefähr so sind wie Norkias Postings im Flüchtlingsthread im Politik & Glaubens Forum" - Der weise Svend.
    Kann ich daraus schließen, dass die sozial akzeptierte Meinung hier ist, dass Lets Player Parasiten sind, die armen Entwicklern die Jobs klauen und aufhören sollen solche Spiele zu spielen?

    Geändert von KingPaddy (27.03.2016 um 18:16 Uhr)

  2. #2
    Zitat Zitat von KingPaddy Beitrag anzeigen
    Und nein ich reduziere sie nicht darauf zumal die beiden Sachen auch getrennt von einander nicht funktionieren.
    Da habe ich tatsächlich den Inhalt zweier Klammern übersehen, tut mir Leid.

    Zitat Zitat von KingPaddy
    Wir haben Entwickler die sich Sorgen darum machen, dass ihre Spiele Käufer verlieren, wenn Lets Player sie öffentlich spielen, weil das Gameplay stark reduziert ist und die Entwickler offenbar davon ausgehen, sobald die Leute die Story kennen, würde das Spiel uninteressant werden. Was kann dabei für den Zuschauer aber höchstens verloren gehen? Die Story. Wenn es aber eine Spiel sein soll, dann bleibt das Gameplay und das kann einem das Zuschauen nicht ersetzen. Wir sehen Gameplay und wir sehen wie es funktioniert, aber erfahren müssen wir das selbst und das ist was der Reiz von Spielen ausmacht.
    Ein vollständiges Let's Play zu einem Exploration-Titel macht das Spielen in der Tat überflüssig, da bereits alles was es zu erkunden galt bekannt ist. Das Gameplay ist in einem Exploration-Game das Erforschen des Unbekannten, was nicht möglich ist, sobald es bekannt ist. Weiß ich erstmal, dass der Bocca della Verità mir nicht die Hand abbeißt, brauch ich sie auch nicht mehr reinstecken.

    Zitat Zitat
    Und der Reiz, um jetzt etwas komplexer zu werden, ist die Art und Weise wie ich mir in den genannten Spielen mit den reduzierten Gameplay-Möglichkeiten die Story erschließe, wie sie mir grafisch und akkustisch präsentiert wird wie Grafik und Akkustik selbst das Storytelling mit übernehmen oder Feedback des Gameplays sind. Und diese interaktive Erfahrung ist der Reiz, den Videospiele ausmachen.
    Weswegen sie nicht vorweggenommen werden sollte.

    Zitat Zitat
    Es gibt vergleichbare Reize auch in den Erzählmedien wie Film und Buch. Da kann ich auch jemandem die komplette Geschichte eines Buches spoilern aber was ich ihm nicht vorgeben kann ist der Schreibstil, die sprachliche Qualität, der Witz und Humor von Dialogen usw. das muss er selbst lesen.
    Oder du gibst ihm HarryPotterUndDieKammerDesSchreckens.epub, dann muss er das Buch auch nicht mehr kaufen. Dasselbe bei den Filmen.

    Zitat Zitat
    Wenn ich etwas raubkopiere, muss dadurch überflüssig werden, dass ich selbst noch bereit bin dafür Geld auszugeben. Im Fall von Aufzeichnungen von spielen müssten die also für mich das eigene Spielen überflüssig machen, entsprechend all die oben genannten Dinge der Wirkung für mich transportieren können

    Aber ich kann durch ein Lets Play das wie ein Film/ Serie funktioniert und eben der Spielinteraktivität (es gibt vllt. Interaktivität durch Publikumseinbeziehung aber das ist mehr Interaktion mit dem Entertainer, dem man zuschaut weniger mit dem Medium) entbehrt, einem Spieler die eigene Spielerfahrung nicht überflüssig machen.
    Das ist so lange wahr, wie wir ausschließlich klassische Spiele betrachten. Hier mal der absolute Edge-Case: Mein Spiel besteht aus zwei sehr langen Videosequenzen und einer Entscheidung dazwischen. es ist offensichtlich kein Film, da Filme nicht interaktiv sind. Nun landet das auf Youtube. Ist das auch noch gucci? Wenn nicht, ab wie vielen Entscheidungen die zu treffen sind wird’s okay?
    Von Kinetic Novels, über klassische Visual Novels, über Exploration-Games hin zu Covershootern im Actionschlauch und Spielen die graduell mehr Interaktion fordern verläuft die Grenze zum Film oder Buch offensichtlich fließend, also können wir hier meiner Meinung nach nicht einfach sagen "Spiele haben ja noch Gameplay, also ist das ok".

    Zitat Zitat
    Daher der Umkehrschluss. Wenn Leute nach dem Lets Play dann wirklich sagen, ich hab alles gesehen und brauch das nicht mehr selbst spielen, dann ist das, was er gesehen hat, für ihn als Medium Spiel an und für sich bereits uninteressant gewesen und der hätte dann vermutlich keine 10 - 20 Euro dafür ausgegeben. Und das kann verschiedene Gründe haben, weil er von vornherein vllt. nur seinen Entertainer sehen wollte und ihm das Spiel als solches schon egal ist, ihm das Gameplay nicht zusagt oder die Story nicht seinen Geschmack trifft, die Grafik zu schlecht ist, ihn der Protagonist nervt, da kann es viele Gründe geben.

    Um mal ein persönliches Beispiel zu bringen. The Order 1886. Hat Gronkh damals zum Release gespielt. Ich hatte davon gehört mehr auch nicht, hatte das Lets Play nebenbei beim Minecraft-Spielen laufen. Ich hab Rohstoffe gefarmt und da hab ich gerne was nebenbei an, mache ich auch bei anderen Spielen beim Grinden oder beim Sortieren oder so, also immer wenn irgendwas langwieriges ansteht, wo ich keine Story oder was Spannendes verpasse. Es war dieses Spiel weil es gerade auf seinem Kanal lief und alles andere schon weggeguckt war. Ich habs schlussendlich auf die art und weise in Gänze gesehen. Die Story war relativ flach, es war linear und Shooterpassagen obwohl sie Gameplay anbieten, fand ich immer schon langweilig. Das Spiel hat für mich nicht funktioniert, also konnte ich mir da den Kauf sparen. Das Gegenbeispiel Bioshock Infinite. Habs bei ihm angeschaut, auch weil ich Teil 1 und Teil 2 sehr gerne mochte aber leider kein Geld für Teil 3 hatte. Wollte dann auch wissen, wie es mit der Story zu Ende geht und habs mir danach trotzdem noch gekauft (und es auch nicht bereut) einfach weil das Spiel beim Selberspielen und Erleben einen auch noch einmal ganz anders anfässt, vor allem weil man auch noch vieles anders macht, als der Vorspieler. Dasselbe bei Gone Home. Ich hab bei ihm mal reingeschaut und als die Story noch der dritten Folge an Fahrt aufnahm, hatte ich zum Beispiel auch keinen Bock mehr auf neue Folgen zu warten und hab es mir selbst geholt, auch weil ich es wert finde, Entwickler guter Spiele zu unterstützen, weshalb ich mit gutem Gewissen meistens auch die Spiele von Daedalic, wenn ich es mir leisten kann, meist releasenah zum Vollpreis hole anstatt zu warten. angefangen habe ich mit Edna und das war seinerzeit eine Empfehlung der GameStar


    Zitat Zitat
    Ansonsten über die Monetarisierung von Lets Plays können wir gerne reden, dass sehe ich selbst kritisch.
    Prima, denn unter anderem genau darum ging es im diskutierten Video und Blogpost. Hast du den überhaupt gelesen?

  3. #3
    Ich habe keine Lust, jetzt Berge an (imho eher minimal relevanten) Posts aufzudröseln, deswegen picke ich mir mal das hier raus:
    Zitat Zitat von KingPaddy Beitrag anzeigen
    Kann ich daraus schließen, dass die sozial akzeptierte Meinung hier ist, dass Lets Player Parasiten sind, die armen Entwicklern die Jobs klauen und aufhören sollen solche Spiele zu spielen?
    Das hat so niemand gesagt. Sozial akzeptiert zu sein scheint hier aber, zumindest keinen Freifahrtschein auszustellen, nur weil keine eindeutige, ausnahmslose Kausalität vorliegt (die übrigens dennoch natürlich irgendwo vorzufinden ist - abhängig von anderen Faktoren wie etwa dem Genre und selbstverständlich dem Konsummenten. Wenn jemand sagt, er kauft Until Dawn nicht, weil er ja alle Plottwists schon kennt durch markipliers Let's Play, dann IST das ne Kausalität, und zwar eine, über die man nicht diskutieren braucht). Selbstverständlich schaden Let's Player nicht immer und per se dem Entwickler, das ist Unfug. Deswegen generell das Gegenteil anzunehmen ist aber schlicht naiv.

    Visual Novels sind da sicher das extrem-Beispiel, da diese wirklich meist nichts bieten, was man nicht schon über ein Let's Play vermittelt bekommt. Ebenso sind Titel á la Minecraft und Skyrim extrem-Beispiele für die andere Seite. Der Rest fällt aber eher in die Mitte und kann je nach Einzelfall in die eine oder die andere Richtung ausschlagen, und genau deshalb habe ich auch gesagt, muss man sich als Konsument bewusst sein, dass Let's Plays durchaus problematisch sein können. Ich sehe wirklich nicht, was an der Aussage überhaupt auch nur ansatzweise diskutabel ist.
    Wenn du für dich weißt, dass du ein Spiel, dessen Let's Play dir gefällt, auch kaufst, obwohl du dann ja schon den ganzen Plot kennst - okay, ist doch schön, dann brauchst du dir den Schuh auch nicht anziehen. Bleiben aber ein paar Milliarden Leute, bei denen das durchaus anders sein könnte. Ich zähle bspw. definitiv dazu; wenn ich den Plot komplett kenne, werde ich sicher keine 60€ ausgeben um dann die aufgewärmte Fassung nochmal zu spielen, wo mich kaum noch etwas überraschen kann (hier nochmal das Until Dawn-Beispiel, ebenso etwa Alien Isolation oder die The Evil Within DLCs). Und ich orakel mal, dass ich da nicht alleine bin. Das geht noch nicht gegen Let's Player, sondern ist lediglich eine erstmal wertfreie Beobachtung.

    Parallelen zu Raubkopierdebatten sind nicht von der Hand zu weisen, aus Gründen, die hier mehrfach genannt wurden. Zu sagen, dass man sich dessen zumindest bewusst sein soll, heißt aber nicht, dass hier zur Hexenjagd aufgerufen wird, Herrgott.

    EDIT: Oder die TL,DR-Fassung:
    Zitat Zitat
    Ich will damit nicht sagen, dass pauschal Let's Plays = piracy, das wäre ziemlicher Quatsch, da es sich um zwei gänzlich verschiedene paar Schuhe handelt. Aber das publicity-Argument ist ziemlich das selbe und es ist in beiden Fällen Unsinn und erlaubt durchaus einen Vergleich.
    Übrigens: Zu sagen "Wer es illegal lädt hätte eh nie Geld ausgegeben" ist allerdings wirklich schwach. Nochmal, es geht hier auch um die Wertschätzung des Entwicklers - wem es das Geld nicht wert ist, der sollte dann eben drauf verzichten. Bei Let's Plays ist das sicher eine andere Dynamik, aber als "anti-anti-piracy"-Argument ist es mehr als arm und noch dazu respektlos.

    EDIT2: Können wir jetzt übrigens sowohl die Polemik als auch die reaction GIFs alle etwas runterschrauben? So richtig förderlich für den Umgangston ist das ja offensichtlich nicht, ebenso wenig für einen Konsens - oder respektvollen Dissens. Soll's ja auch geben. :S

    Geändert von BDraw (27.03.2016 um 19:08 Uhr)

  4. #4
    Zitat Zitat
    Das ist so lange wahr, wie wir ausschließlich klassische Spiele betrachten. Hier mal der absolute Edge-Case: Mein Spiel besteht aus zwei sehr langen Videosequenzen und einer Entscheidung dazwischen. es ist offensichtlich kein Film, da Filme nicht interaktiv sind. Nun landet das auf Youtube. Ist das auch noch gucci? Wenn nicht, ab wie vielen Entscheidungen die zu treffen sind wird’s okay?
    Von Kinetic Novels, über klassische Visual Novels, über Exploration-Games hin zu Covershootern im Actionschlauch und Spielen die graduell mehr Interaktion fordern verläuft die Grenze zum Film oder Buch offensichtlich fließend, also können wir hier meiner Meinung nach nicht einfach sagen "Spiele haben ja noch Gameplay, also ist das ok".
    Punkt. In einem meiner ersten Posts habe ich das auch eingeräumt. Weil das Gameplay reduziert ist, nimmt man sich mit dem Lets Play sicher auch viel weg, ich wollte nur noch einmal die Gegenseite stark machen, dass die Spiele eben trotzdem noch funktionieren, auch wenn man die Story kennt. Aber ja sicher gehen dann viele von der Fahne wenn sie die Story gesehen haben, allerdings

    Und das trifft sich eben mit der aufgeworfenen Frage wie hoch der Schaden denn nun ist. Jedes spiel das weniger verkauft wird ist durchaus eines zuviel, allerdings habe ich mir eben die Frage gestellt, wie viel da wirklich nur deswegen nicht gekauft werden und wollte deshalb auch sagen, dass diese Art Spiele zumindest in der Wahrnehmung, die ich so mitbekommen habe, von sich aus schon kein Massenpublikum ansprechen, eben eine deutlich kleinere Zielgruppe, die sich auf solche Geschichten gerne einlässt. Ich denke Vergleiche zum Impact von Indie-Filmen kann man da schon ziehen. Da sind häufig echt schöne Perlen darunter, aber dafür interessieren sich im Vergleich auch nur ein paar Hansel. Und für mich stellt sich eben dann unabhängig vom Einzelfall schon die Frage wieviele von den rund 100.000 Views, die Gronkh zum Beispiel bei Gone Home hatte, auf Leute entfallen, die so ein Spiel ernsthaft angefasst hätten. Erkennt man auch schnell an den Viewzahlen die von über 300k bei der ersten auf 200k bei der zweiten und dann etwa auf stabile 130k im Schnitt beim Rest abgestürzt sind. Der Vorwurf an sich erschiene sehr eindeutig wenn man sagen könnte, dass die 130k die sich das komplette Spiel angesehen haben, ja offenbar so zufrieden damit waren, dass sie es sonst gekauft hätten, wenn sie es nicht hätten kostenlos bei einem Lets Player hätten schauen können. Aber ich glaube nicht das man realistisch davon ausgehen kann. Und gegenrechnen müsste man dann noch virtuell die Leute, von denen man annehmen sollte, dass sie das Spiel erst aufgrund des Lets Plays überhaupt entdeckt haben und zum Kauf bewogen wurden.

    Das meinte ich einerseits mit unklarer Kausalität und auch der Problemgröße ist mangelnder Umsatz direkt (nur) auf Lets Plays zurückzuführen und wenn wir Lets Plays als ein Problem identifizieren wie groß ist es schlussendlich wirklich? Um nochmal sicher zu gehen; Ich will das Problem nicht kleinreden, dass kenne ich bei mir, dass ich Adventure erstmal für ein Jahr oder so stehen lassen muss, bevor ich sie wieder mal durchspielen kann, damit die Rätsel wieder frisch sind und ich etwas unbefangener an die Story rangehen kann. Aber genauso wie der Spieler der alle Plottwists kennt und deshalb das Spiel nicht mehr kaufen will, sind da auch Leute im Publikum, deren Spieltyp das auch nicht entspricht und für die das einfach nur Unterhaltung ist, bei dem sie jemand anderem beim Schwitzen zusehen wollen. Das war in den YT-Kommentaren bei Gronkhs Until Dawn Run eine der Positionen. Gronkh meinte aber eben auch, selbst wenn man schon weis, wie es ausgeht, lohnt Until Dawn wegen der Events, wegen der Fluchtsequenzen und an den Stellen wo man sich nicht bewegen darf, weil man nur beim Spielen diese hefitge Erfahrung mitnimmt. Ich sage das an der Stelle nur noch einmal, um das Bild zu vervollständigen, darum geht es mir hier eigentlich, eben weil die Kausalität nicht so klar ist, muss man auch sehen, dass selbst bei storygetriebenen Spielen nicht nur gespoilerte Nicht-Käufer zurückbleiben.

    Zitat Zitat
    Bleiben aber ein paar Milliarden Leute, bei denen das durchaus anders sein könnte. Ich zähle bspw. definitiv dazu; wenn ich den Plot komplett kenne, werde ich sicher keine 60€ ausgeben um dann die aufgewärmte Fassung nochmal zu spielen, wo mich kaum noch etwas überraschen kann (hier nochmal das Until Dawn-Beispiel, ebenso etwa Alien Isolation oder die The Evil Within DLCs). Und ich orakel mal, dass ich da nicht alleine bin. Das geht noch nicht gegen Let's Player, sondern ist lediglich eine erstmal wertfreie Beobachtung.
    Das ist übrigens noch ein anderer Punkt. Wenn du die Story für deine eigene Spielerfahrung willst, dann ist es ja eigentlich sogar kontraproduktiv dir ein Lets Play dazu anzuschauen. Ich hab extra drauf verzichtet bei Hijuga das LP zu Witcher 3 und bei Gronkh das LP zu Fallout 4 anzuschauen, eben weil ich mich gerade nicht über die Sachen spoilern wollte. Deshalb auch einer meiner Einwände oben. Wenn du vorhast die Story wirklich selbst noch erleben zu wollen, dann schaust du dir das LP nicht erst an oder machst, wenn du nur mal ins Gameplay schnüffeln wolltest, dann irgendwo drin einen Cut und guckst nicht mehr weiter. Das ist auch einer der Gründe, die mich zu der Überlegung geführt haben, dass wir es eben auch mit Leuten zu tun haben, die sich das Spiel sowieso nicht kaufen würden. sie würden sich ja freiwillig die Story und den Plot spoilern und sich dabei etwas vom Spielgefühl wegnehmen. Wenn sie es aber bis zum Schluss anschauen, scheinen sie auch nicht unbedingt die Absicht zu haben, dieses Erlebnis selbst zu haben. Aber das sind alles Spekulationen, überhaupt weil es eben da soviele Spielertypen andererseits auch Zuschauertypen gibt. Wir müssen in die Überlegung ja einbeziehen, dass es gar nicht soviele (junge) Menschen gibt, die sich Lets Play inzwischen als fernseh-Ersatz anschauen und da mitunter auch relativ egal ist, was gespielt wird oder auch Sachen geschaut werden, die man selbst (noch) nicht spielen darf oder sich nicht kaufen kann, weil kein Geld da ist. Handhabe ich mit lookslikelink zum Beispiel so. Ich kann da relativ unbefangen rangehen. Ich würde gerne die aktuellen Zelda und Nintendo-Titel spielen wies aber das ich realistischerweise wohl erst in zehn Jahren eine Konsole besitzen werde, die jetzt aktuell ist, also kann ich mir auch z.B. Zelda spoilern, weil ich es ohnehin nicht in nächster Zeit werde spielen können. Wie gesagt ist schwierig. Und deshalb, lange Rede kurzer Sinn, finde ich es eben schwierig Lets Player pauschal für dieses Problem in Haftung zu nehmen, obwohl ich die Problematik selbst gerade bei solchen Spielen absolut nachvollziehen kann,

    Zitat Zitat
    Das hat so niemand gesagt. Sozial akzeptiert zu sein scheint hier aber, zumindest keinen Freifahrtschein auszustellen, nur weil keine eindeutige, ausnahmslose Kausalität vorliegt (die übrigens dennoch natürlich irgendwo vorzufinden ist - abhängig von anderen Faktoren wie etwa dem Genre und selbstverständlich dem Konsummenten.
    Zitat Zitat
    Parallelen zu Raubkopierdebatten sind nicht von der Hand zu weisen, aus Gründen, die hier mehrfach genannt wurden. Zu sagen, dass man sich dessen zumindest bewusst sein soll, heißt aber nicht, dass hier zur Hexenjagd aufgerufen wird, Herrgott.
    Wie gesagt mein Anliegen war auch kein Freifahrtschein ich wollte nur mal die Gegenseite auch etwas stark machen, weil die Argumente gegen LPer in dem Bereich ja sehr naheliegend sind.

    @ Monetarisierung
    Ich hatte das ja in meinem ersten Post zum Thema schon gesagt: Rechtlich gesehen können die Entwickler dagegen vorgehen (das waren übrigens Aussagen zu LPs generell, nicht nur auf diese Spiele bezogen, zwecks Werbeargument usw.) und das es Gründe gibt es nicht zu tun, einmal weil man auch Nutznießer ist oder weil man einen Imageverlust fürchtet. Schlussendlich müssen sich die Entwickler da durchsetzen und ggf. den Shitstorm aussitzen und können dann Gestattungen gegen eine Gewinnbeteiligung erteilen.

    Das ist sicher fair aber was ich mit der Spiele-GEMA meinte war ein Problem, dass ich sehe, dass es dann bei dem Format Lets Play dann nur und ausschließlich wieder um Kommerz gehen wird, ggf. das Ganze so formalisiert wird, dass es Jung-YouTuber, die sich dort vielleicht mit LPs mal ausprobieren möchten und solche, die es wirklich aus Spaß machen und sich einfach nur zusammen mit anderen an ihrer Spieleerfahrung erfreuen wollen, abschreckt während gerade die Großen, die die Kontakte zu Firmen oder bereits die entsprechende Professionalität haben, damit einen weiteren Vorteil verschafft. Ein andere Verantwortlichkeit sehe ich allerdings nicht bei den LPern sondern bei YT selbst, die sich nämlich in der Angelegenheit zumeist schön heraushalten, obwohl sie an der ganzen Sache ja durchaus auch mitverdienen und ihre Content-Produzenten dann auch allein lassen, gerade den jungen Nachwuchs. Der sich dann vielleicht freut, dass YT Werbeeinnahmen an ihn abführt, aber der überhaupt keine Vorstellung davon hat, dass es zu versteuernde Einnahmen sind und das es da Rechteinhaber gibt, denen vielleicht auch etwas davon zustehen könnte.

    Ich denke das ist ein Problem der Wahrnehmung Lets Plays haben eben mal als unschuldiges Format angefangen und die Fans sehen das vielleicht noch so, obwohl es in der Spitze da wirklich ums Geschäft geht. Entsprechend würde da ein Eingriff der Entwickler, der eigentlich als Gegenreaktion gegen die Monetarisierung durch Entertainer gedacht ist, als Eingriff in die Gaming-Community bewertet, wo LP ein Format ist, über das man sich findet, austauscht und einfach mit Gleichgesinnten in seinem Hobby schwelgen will. Es müssten seitens der Entwickler zwei Welten bedacht werden, den Professionellen der von YT gut Geld zugesteckt bekommt und die Leute, die es aus Spaß an der Freude machen. Und ich bin nicht immer sicher, ob das so funktionieren wird, wenn man die Büchse der Pandora erstmal geöffnet hat. Oder es führt zu solchen Sachen wie damals bei Schatten von Mordor wo - so wurde es kolportiert - seitens der Entwickler Vorgaben dazu gemacht werden wollten, wie der LPer über das spiel zu sprechen und es zu spielen habe, was natürlich das komplette Format kaputt machen würde.

    Also ich halte die Antwort für schwierig. Tendenziell bin ich da auf der Seite der Entwickler, die diese guten Spiele machen, allerdings kann ich nicht von der Hand weisen, dass hier die Schuldzuteilung nicht so einfach ist. Im Endeffekt muss man nämlich eigentlich auch den Konsumenten wieder ins Verantwortungsboot holen. Lets Plays sind im Endeffekt ja auch nur ein Angebot.


    @ Raubkopien
    Um es kurz zu machen: Ich erkenne eure Einwände an, teile aber die Schlussfolgerung nicht.

  5. #5
    Hab mal kurz gegoogelt und folgenden Artikel von Adrian Chmielarz gefunden, einem der Entwickler von The Vanishing of Ethan Carter.

    Kurzfassung: Bis auf wenige Ausnahmefälle haben Let's Plays keinerlei Auswirkungen auf die Verkäufe (die über steamcharts nachvollziehbar sind).
    Er räumt allerdings ein, dass ein Preview von Ghronk dafür verantwortlich sein könnte, dass 19% aller Vorbestellungen aus Deutschland kamen (gegenüber 3% aus Frankreich, wo sie keinen großen Youtuber finden konnten der mal ins Spiel reinschaut).

    Persönlich würde ich mir aber auch kein Spiel kaufen dass ich schon komplett gesehen habe. Deswegen schaue ich mir meistens nur Let's Plays an wo ich die Spiele entweder kenne oder sie gar nicht spielen will.
    Und wenn ich mich über ein Spiel informiere, dann lese ich lieber Reviews als mir irgendwelche Videos anzusehen. Die kommen nur wenn ich mir wirklich unsicher bin ob das was für mich wäre.
    Zu That Dragon, Cancer habe ich mir ohne wirkliches Interesse eine Analyse angeschaut (weil die auf einem Channel lief dem ich eh folge) und das hat mich schon von der Aufmachung überhaupt nicht angesprochen. Und da bin ich vermutlich nicht der einzige. Heißt natürlich nicht, dass es keine emotionale Wirkung haben kann. Aber ich habe auch kein Interesse es herauszufinden.

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