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Thema: Let's Plays - THREAT OR MENACE?!

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  1. #1
    Ich versuche mal Takos Post in einen Text zu übersetzen:

    Zitat Zitat
    Das Problem ist nämlich auch: Wenn das Gameplay nur in der Story besteht, dann kann ich vorher nicht beurteilen, ob die Story für mich den Kaufpreis wert ist, entsprechend braucht es dann an der Stelle einfach mal ein Referenzspiel, dass man sich in Gänze anschauen muss, um zu sagen: Ja der Entwickler kann Geschichten erzählen oder nein, er kann es nicht.
    Du gehst von der VOLLKOMMEN falschen Voraussetzung aus, dass man in einem "Spaziergeh-Simulator" (UUUUUUUURGH) nur rumläuft und an vorgegebenen Punkten wie an einer Schnur Storyfetzen entgegen geworfen bekommt. Also im Prinzip ein Film oder ein Buch, nur halt mit jemandem, der Knöpfchen drückt. Die wenigsten WalkingSims (immernoch ein blödes Wort) funktionieren so. Ich habe Firewatch bisher dreimal wahrgenommen - einmal als Genny es gespielt hat, dann meine eigenen paar Schritte und dann gerade das Lets Play von Gronkh, dass Genny und ich zusammen wegsuchten. Alle drei Spielerlebnisse haben sich monumental voneinander unterschieden - natürlich ist die Story diesselbe, aber wie man das ganze angeht, ob man sich Zeit lässt und erkundet oder rumhetzt - das beeinflusst das ganze maßgeblich.

    Würde mich ein Buch über einen Fire Ranger irgendwo in den Bergen jucken? Nö.
    Würde ich einen Film über das Thema schauen? Vermutlich nicht.

    Aber finde ich das Spiel grandios, ebenso wie andere storybasierte, gameplayarme Spiele wie Gone Home oder The Witness oder sonstwas in der Richtung. Vielleicht hätte ich auch das Krebs-Spiel gut gefunden, wenn ich nicht wüsste, dass ich mir sowas Emotionales nicht wirklich antun will. Weil WalkingSims eben nunmal nicht "nur" Story sind, sondern eben Atmosphäre und Gameplay verweben und ich liebe diese Art, Geschichten und Welten zu erkunden.

    Dass du damit nichts anfangen kannst, ist auch vollkommen okay. Aber projeziere BITTE nicht von dir auf andere. Diese Spiele haben eine Zielgruppe, eine gar nicht mal so kleine noch dazu. Die aktuellen Hits sind bei Steam fast immer ganz oben in den Charts - nur redet man darüber eben im Regelfall viel weniger (zumindest hier), weil viele Fans davon nicht die "klassische" Gamerschar ist, die hier in diesem Forenbereich viel postet. Aber gerade über Life is Strange oder Firewatch oder Gone Home habe ich schon SO viel mit anderen "Casual Gamern" (UUUUUUUUUUUUUUUUUUURGH) geredet, die eben nicht die Hardcore-Zielgruppe sind, sondern eben zwischendrin hin und wieder genre mal in eine Geschichte abtauchen und danach zufrieden sind, ohne sich über das mangelnde Gameplay beschweren zu müssen.

    Für meine Meinung zum LetsPlay-Thema - leßt einfach nochmal BDraws Post.

  2. #2
    Zitat Zitat
    Dass du damit nichts anfangen kannst, ist auch vollkommen okay. Aber projeziere BITTE nicht von dir auf andere.
    Dann habt ihr mich offenkundig nicht verstanden. Ich mag diese Art Spiel und BIN sogar der Meinung, dass man sie auch dann noch spielen (und entsprechend kaufen) kann, selbst wenn man bei jemand anderem die Story bereits gesehen hat, eben weil das mit der Atmosphäre und dem Angucken eine ganz andere Wirkung erzielt. Allerdings weis ich, dass ich dafür eben nicht der Maßstab bin und das diese Spiele eine Zielgruppe haben, aber erwartermaßen keine, das man sagen kann, dass jeder der mehreren tausend Zuschauer von Gronkh auch potenzielle Käufer gewesen wären, im Gegenteil. Selbst viele von den Leuten, die die Story vielleicht schlussendlich gut fanden, hätten womöglich nicht unbedingt 10 - 20 Euro dafür ausgegeben und deshalb finde ich es eben schwierig von sowas auf die mögliche Schädigung des Umsatzes schließen zu wollen.

    Das andere Argument war, dass selbst wenn die Spiele gut sind, die Leute vielleicht gar nicht merken das sie gut sind. Sie lesen einen Bericht über das Gameplay oder hören von ihren desinteressierten Freunden naja da läuft man nur so rum und liest und hört sich Sachen an und legt das für sich dann ggf. auch schon ad acta und da leisten dann LPs einerseits einen BEitrag das überhaupt wahrgenommen wird, dass es dieses Spiel gibt (auch das ist eben nicht immer gesagt, Gone Home hätte ich vermtl. ohne das LP von Gronkh dazu vermtl verpasst) und andererseits merkt, dass da einem inszenatorisch was geboten wird.

    Es geht also nicht um uns, die sich die Dinger selbst dann noch kaufen würden, selbst wenn man die Story sowieso schon kennt, allein um sich die Sachen selbst anzuschauen und sich auch noch einmal ausführlicher umzugucken und nicht gleich zum nächsten Punkt weiterzurennen. Und Gone Home spielt ja auch mit einer latenten Gruselatmosphäre, die man auch dann noch in dem dunklen Haus bei Regen beim Selbstspielen (gerade im Dunkeln) gut spürt, obwohl man von vornherein weis, dass eigentlich nichts da ist ... oder vielleicht doch?
    Ich denke an die vielen Gespräche, die ich zu solchen Spielen hatte und wo es jedes Mal hieß, die sind blöd oder langweilig oder naja kann man sich mal anschauen, wo es dann aber beim Preis hieß, naja dafür bekomme ich ja woanders mehr geboten. Entsprechend sollte man da vermeiden anzunehmen, diese Spiele seien ein Massenphänomen, bei dem LPer zehntausende mögliche Kunden vertreiben würden.

    Also so gut wie die Spiele sind, heißt das nicht, dass das eine breite Masse auch erkennt, gilt für Bücher ebenso wie für Filme.

    EDIT:

    Zitat Zitat
    Und wo du gerade erwähnst, das Lets Player eine treibende Kraft für Werbung im Web 2.0 ist: Ja, isses.

    Aber ist es nötig, das komplette Spiel als Video ins Netz zu stellen?

    Kein Autor der Welt, kein Filmemacher fände es geil, wenn zu Werbezwecken das komplette Werk einfach mal ins Netz geklatscht wird, und auch wenn Videospiele durch ihre Interaktion leben - die Interaktion ist von dem ganzen großen aus dem Videospiele entstehen, auch das einzige, was dem potentiellen Spieler so verborgen bleibt. Soundtracks, Grafiken, Zwischensequenzen, Geschichte, jeder coole Twist und Turn, der nichts mit dem Controller per se zu tun hat, wird einem Serviert, ohne dass man eine müde Mark dafür zahlt, dabei kosten all diese Dinge Geld, Mühe, Zeit, Jobs, Resourcen. Und es ist das Recht eines jeden Contenterstellers zu hinterfragen ob diese Art von Werbung tatsächlich die beste Methode ist, um all dem gerecht zu werden.
    Problem ist hier, dass man da darüber reden müsste, was Lets Plays eigentlich darstellen bzw. alles darstellen können von platter Monetarisierung und Werbung über TuTs und Gameplay oder gezieltem/ geplantem Entertainment runter auf das, was es mal war: Ich teile meine Spielerfahrung mit euch und wir reden im besten Fall darüber, wie dem großen Bruder beim Spielen zuschauen oder und auf dem Schulhof darüber reden nur das das Internet und die Medien da neue Möglichkeiten geschaffen haben. Angefangen hat man mit Text-LPs und Screenshots. Das ist mit Filmen oder Büchern eben nicht vergleichbar weil das Ausgangsmedium eben wegen der Interaktivität ein anderes ist und das macht auch die Frage danach, ob Lets Playen dann raubkopieren ist, wiel der Spielinhalt in Gänze im Netz gezeigt wird, schwierig. Und wie Caro schon sagte: Die Spielerfahrung mag linear sein aber es ist noch einmal etwas anderes, wenn ich es selbst spiele. Im Übrigen da haben die Virtual Novels keinen sonderstatus. Auch klassische Adventures, die ja auch mehr oder weniger festen linearen Storyfäden folgen, hätten dieses Problem. Aber wenn ich das Spielerlebnis haben will, dann muss ich es auch tatsächlich selbst spielen. Das ersetzt kein Lets Player egal welche Art Spiel. Eher sind diese Art spiele sogar besser zum lets playen geeignet, weil man sie sich wie einen Film anschauen kann und damit leichter konsumierbar. Das ändert aber nichts daran, dass um die ganze Erfahrung selbst zu bekommen auch selbst spielen muss und dann ist die Entscheidung, ob das Spiel schon so gut auf mich gewirkt hat, dass ich es als Spiel tatsächlich spielen will oder taugt es in der Form als Spiel nicht und ich kaufe es nicht.

    Deshalb um den Bogen zu schließen und auf eine aussage aus einem der früheren Posts hier zurückzukommen. Selbst diese linearen Erzählungen sind durch die Interaktivität immer noch Spiele und wenn sie als solche funktionieren, dann wollen die Spieler die Interaktion auch selbst. Wenn ich mir aber nach dem Anschauen sagen kann, gut ich brauch das eigene Spielerlebnis jetzt nicht unbedingt, dann muss man sich die Frage stellen, ob dieses eine Produkt dann eben eine schöne Story hat (oder die Story mich auch schon nicht so ansprach), aber als Spiel eben nicht funktioniert hat für mich. Für den Rest wäre das Spiel dann von vornherein nicht mehr als Fernsehprogramm gewesen.

    Und um noch einen Kriegsschauplatz aufzumachen müsste man dann an der Stelle darüber reden, dass Spiel als Medium eben auch eine Doppelnatur hat, nämlich nicht nur aus Softpower wie Story und Inszenierung sondern auch aus Technik und Gameplay besteht und das alle diese Dinge zusammen funktionieren müssen. Aber auch unterschiedliche Spieler, unterschiedliche Anforderungen stellen bzw. Foki setzen.

    Geändert von KingPaddy (27.03.2016 um 16:41 Uhr)

  3. #3
    Zitat Zitat von Gala Beitrag anzeigen
    "Ich würde mir die Postings gerne durchlesen, aber ich habe die Befürchtung, dass KingPaddys Posts ungefähr so sind wie Norkias Postings im Flüchtlingsthread im Politik & Glaubens Forum" - Der weise Svend.
    Stimmt gar nicht. Norkia ist lustiger zu lesen, und bei dem ist man sich nie sicher was noch ernst gemeint und was ein misslunger Versuch ist, lustig zu wirken. Das ist immer die beste Art von (Selbst)-Satire.

  4. #4
    Ich habe noch nie absichtlich ein Lets play geschaut. Das Problem ist das dämliche Gelaber von den Leuten. Das ist auch der Grund wieso Onlinespiele mit Headset für mich uninteressant sind. Ich will durch das Gelaber nicht aus der Gamewelt gerissen werden. Text Chats sind ok und kultig, aber Gerede? Nee danke!
    Insofern stellen Lets plays mich keine Bedrohung da, weil das Spielerlebnis nicht wiedergegeben wird. Eigentlich ist ein Lets play nur sinnvoll um mal ein Video von nem Spiel zu sehen, welches nicht schon im Trailer ist. Dafür gibts aber Reviews. Die finde ich hingegen sehr sinnvoll.

    Bleibt noch Eines zu klären: Gibt es Lets plays ohne Gelaber?

  5. #5

  6. #6

  7. #7
    Lest am besten den verlinkten Originalartikel, der ist noch etwas präziser: https://www.npd.com/wps/portal/npd/u...ming-gameplay/

    Die Studie selbst sagt aber noch nicht viel aus, erst recht nicht über die Kausalität. Man müsste zudem auch gegenteilige Fragen stellen, nämlich, ob Let's Plays auch vom Kauf eines Spiels abhalten, besonders in Fällen, wo die Zuschauer das Spiel sogar ansprechend finden. Und ja, eine Unterscheidung nach Genres ist prinzipiell sinnvoll. Aber so eine fundierte Studie wird es wohl so bald nicht geben.

    Dieser Studie zufolge scheint es aber ganz so, als würden sich Let's Plays vom Effekt nicht großartig von Reviews unterscheiden. Aufmerksamkeit ist fast immer gut für die Hersteller, es sei denn, ein bereits bekanntes Spiel wird als schlecht dargestellt.

  8. #8
    Du verwendest unironisch den Term Walking Simulator/Spaziergeh-Simulator und bewegst dich damit auf einem Level mit Leuten, die andere Leute Steamiacs oder Xbots oder Nintentoddler nennen. Oder Leute, die ausschließlich Micro$haft Wangblowz schreiben. Okay, die sind ein bisschen schlimmer.
    Außerdem verstehst du Exploration-Games offensichtlich nicht. Du verstehst vielleicht sogar das ganze Medium Videospiel nicht, wenn du die diskutierten Spiele ausschließlich auf Gameplaymechanik und vermittelte Storyinformation reduzierst. Das scheint aber ein allgemeines Problem vieler Gamestarleser, Gronkh-Zuschauer und anderer Leute zu sein, die selber nicht spielen x)
    Wie bereits geschrieben wurde, sind in verschiedenen Videospielen verschiedene Bestandteile verschieden wichtig. Die Grenze zwischen Film und Spiel verläuft bei manchen Exploration-Titeln sehr fließend (dennoch würden weder Gone Home noch Dear Esther als klassisches Spiel oder als reiner Film funktionieren. Videospielpuristen: Get fucked), und wenn im derivativem Werk der Hauptbestandteil komplett enthalten ist, dann grenzt das eben an Raubkopieren. Wenn ich ein wenig mit Rotstift Kommentare in ein Buch kritzel, es einscanne und in voller Länge hochlade, dann hätte der Author jedes Recht den Download zu kassieren, egal ob mir der Download das haptische Erlebnis des Umblätterns nicht gibt. Oh warte, das Recht haben Spielemacher ja auch, nur würden sie es nicht in Anspruch nehmen, weil dann Heerscharen von fetten Vollspacken (die sich gamer nennen, obwohl sie kaum Videospiele selber spielen *kratz*) sie und ihre Familie mit Todesdrohungen überziehen würden. Der Grund, warum sich da nicht mehr Leute melden, liegt daran, dass sie Angst davor haben dass ihre Zukunft und Karriere von der Neckbeardgefolgschaft der Let's Player ruiniert wird.
    Und hey, im diskutierten Fall HAT der Entwickler sogar klein beigegeben.
    Nur um nochmal kurz alles beisammen zu bekommen: Wenn wir von Nieschentiteln reden, deren Content zu einem Grad in Videoform abgebildet werden kann, dass sich das eigene Spielen nicht mehr lohnt und besagtes Video noch von einem namhaften Let's Player (können wir dafür ein schnittigeres Wort haben?) veröffentlicht wird, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass besagter Let's Player mit seinem Video mehr Geld verdient, als der Spieleersteller mit seinem gesamten Spiel (wenn überhaupt). Und das liegt daran, dass diese Leute nicht nur mit der unausgesprochenen Drohung einer sechstelligen Abonnentenzahl effektiv das Urheberrecht umgehen, sondern damit auch noch selber Geld verdienen dürfen und zwar hundert fucking Prozent der Werbeeinnahmen. So wie bei illegalen Streamingportalen. Gewerbliche Verletzung von Urheberrechten, Schwerpunkt auf Gewerbe.
    Wollten diese Leute nicht schädlich sein, dann würden sie auch eine Beteiligung an den Einnahmen akzeptieren. So wie das in jedem anderen derivativen Medium läuft, wo das Quellmaterial nicht frei ist.
    Ich kann es bei Leuten verstehen, die das nur aus Spaß an der Freude machen, genauso wie ich Szenereleases verstehe. Sobald sich da allerdings jemand an fremden geistigen Eigentum bereichert, sieht das für mich anders aus, gerade wenn der Macher eh schon ziemlich leer ausgeht.

    Zitat Zitat
    Das Problem ist nämlich auch: Wenn das Gameplay nur in der Story besteht, dann kann ich vorher nicht beurteilen, ob die Story für mich den Kaufpreis wert ist, entsprechend braucht es dann an der Stelle einfach mal ein Referenzspiel, dass man sich in Gänze anschauen muss, um zu sagen: Ja der Entwickler kann Geschichten erzählen oder nein, er kann es nicht.
    Schwarzkopierst du für jedes Medium welches du legal konsumierst ein zweites, um ein Gespür für die Macher zu bekommen? Bevor du ein Buch kaufst, findest du es normal erstmal ein anderes Werk des selben Authors als PDF von irgendeinem FTP-Server zu ziehen und durchzulesen? Torrentest dir ein paar Alben, bevor du beurteilen kannst, ob dir der Stil einer Band gefällt, bevor du ein anderes Album kaufst? Schmeißt erstmal Popcorn Time an, bevor du ins Kino gehst?
    Bei der Einstellung wundert es mich gar nicht, dass so viele Zuschauer von Let's Plays "das Spiel ja eh nicht gekauft hätten". So wie die Kino.to Nutzer, die "den Film ja eh nicht gekauft/ausgeliehen hätten". Ich halte das bei einem ordentlichen Teil der Fälle für eine Schutzbehauptung, gerade wenn es um minimal/no commentary geht oder Visual Novels und andere Werke mit weniger Interaktion komplett hochgeladen werden.

    edit: Leute, ich kann nicht so schnell schreiben, meine Hand ist im Eimer.
    edit2:
    Zitat Zitat
    Also so gut wie die Spiele sind, heißt das nicht, dass das eine breite Masse auch erkennt, gilt für Bücher ebenso wie für Filme.
    Das ist Quatsch. Klar, ein Gone Home oder ein Firewatch bewegt nicht so viele Exemplare wie ein Call of Duty oder ein Skyrim, aber beide (genauso wie andere Exploration-Games oder allgemein Spiele mit narrativem Fokus) haben sich spitze verkauft. Liegt vielleicht daran, dass sie einfach SEHR GUT sind, was sich auch in ihrem Status als Kritikerlieblinge und als Subjekt diverser Abhandlungen niederschlägt.

    Geändert von WeTa (27.03.2016 um 17:10 Uhr)

  9. #9
    Zitat Zitat
    Du verwendest unironisch den Term Walking Simulator/Spaziergeh-Simulator und bewegst dich damit auf einem Level mit Leuten, die andere Leute Steamiacs oder Xbots oder Nintentoddler nennen.
    Für mich hat der Begriff nichts Negatives. Da er in der Diskussion zudem bereits drin war und virtual/ visual Novel als Begriff auch nicht ganz unstrittig ist, vor allem wenn es darum geht, die genannten Spiele damit zu bezeichnen, habe ich ihn weiter benutzt.

    Zitat Zitat
    Außerdem verstehst du Exploration-Games offensichtlich nicht. Du verstehst vielleicht sogar das ganze Medium Videospiel nicht, wenn du die diskutierten Spiele ausschließlich auf Gameplaymechanik und vermittelte Storyinformation reduzierst. Das scheint aber ein allgemeines Problem vieler Gamestarleser, Gronkh-Zuschauer und anderer Leute zu sein, die selber nicht spielen x)
    Das Spielchen können wir gerne treiben, aber wenn wir auf der Ebene weiter machen, dann kacken wir uns nachher nur persönlich an. Du kannst mich aber gerne an den tieferen philosophischen Einsichten teilhaben lassen, wie du Videospiele im großen Gefüge von Zeit und Raum verortest. Und nein ich reduziere sie nicht darauf zumal die beiden Sachen auch getrennt von einander nicht funktionieren. Ich will hier aber keine seitenlangen Aufsätze schreiben und mich daher auf ein paar prägnante Punkte beschränken und ich denke da bieten sich idealtypisch die beiden Elemente Story und Gameplay erst einmal an, zumal es in der Debatte um genannte spiele (unter einem Explorationgame würde ich bspw. was anderes fassen, zumal der Begriff gerade eben nicht die starke Storygebundenheit der genannten Spiel einfängt) gerade um das eben geht.

    Wir haben Entwickler die sich Sorgen darum machen, dass ihre Spiele Käufer verlieren, wenn Lets Player sie öffentlich spielen, weil das Gameplay stark reduziert ist und die Entwickler offenbar davon ausgehen, sobald die Leute die Story kennen, würde das Spiel uninteressant werden. Was kann dabei für den Zuschauer aber höchstens verloren gehen? Die Story. Wenn es aber eine Spiel sein soll, dann bleibt das Gameplay und das kann einem das Zuschauen nicht ersetzen. Wir sehen Gameplay und wir sehen wie es funktioniert, aber erfahren müssen wir das selbst und das ist was den Reiz von Spielen ausmacht.

    Und der Reiz, um jetzt etwas komplexer zu werden, ist die Art und Weise wie ich mir in den genannten Spielen mit den reduzierten Gameplay-Möglichkeiten die Story erschließe, wie sie mir grafisch und akkustisch präsentiert wird wie Grafik und Akkustik selbst das Storytelling mit übernehmen oder Feedback des Gameplays sind. Und diese interaktive Erfahrung ist der Reiz, der Videospiele ausmacht.
    Es gibt vergleichbare Reize auch in den Erzählmedien wie Film und Buch. Da kann ich auch jemandem die komplette Geschichte eines Buches spoilern aber was ich ihm nicht vorgeben kann ist der Schreibstil, die sprachliche Qualität, der Witz und Humor von Dialogen usw. das muss er selbst lesen. Bei Filmen ist es identisch. Ich muss sie selbst sehen, die Effekte wahrnehmen, das Spiel der Schauspieler, ihre Gestik und Mimik, der Aufbau der Kulissen usw.

    Wenn ich etwas raubkopiere, muss dadurch überflüssig werden, dass ich selbst noch bereit bin dafür Geld auszugeben. Im Fall von Aufzeichnungen von spielen müssten die also für mich das eigene Spielen überflüssig machen, entsprechend all die oben genannten Dinge der Wirkung für mich transportieren können

    Aber ich kann durch ein Lets Play das wie ein Film/ Serie funktioniert und eben der Spielinteraktivität (es gibt vllt. Interaktivität durch Publikumseinbeziehung aber das ist mehr Interaktion mit dem Entertainer, dem man zuschaut weniger mit dem Medium) entbehrt, einem Spieler die eigene Spielerfahrung nicht überflüssig machen.

    Daher der Umkehrschluss. Wenn Leute nach dem Lets Play dann wirklich sagen, ich hab alles gesehen und brauch das nicht mehr selbst spielen, dann ist das, was er gesehen hat, für ihn als Medium Spiel an und für sich bereits uninteressant gewesen und der hätte dann vermutlich keine 10 - 20 Euro dafür ausgegeben. Und das kann verschiedene Gründe haben, weil er von vornherein vllt. nur seinen Entertainer sehen wollte und ihm das Spiel als solches schon egal ist, ihm das Gameplay nicht zusagt oder die Story nicht seinen Geschmack trifft, die Grafik zu schlecht ist, ihn der Protagonist nervt, da kann es viele Gründe geben.

    Um mal ein persönliches Beispiel zu bringen. The Order 1886. Hat Gronkh damals zum Release gespielt. Ich hatte davon gehört mehr auch nicht, hatte das Lets Play nebenbei beim Minecraft-Spielen laufen. Ich hab Rohstoffe gefarmt und da hab ich gerne was nebenbei an, mache ich auch bei anderen Spielen beim Grinden oder beim Sortieren oder so, also immer wenn irgendwas langwieriges ansteht, wo ich keine Story oder was Spannendes verpasse. Es war dieses Spiel weil es gerade auf seinem Kanal lief und alles andere schon weggeguckt war. Ich habs schlussendlich auf die art und weise in Gänze gesehen. Die Story war relativ flach, es war linear und Shooterpassagen obwohl sie Gameplay anbieten, fand ich immer schon langweilig. Das Spiel hat für mich nicht funktioniert, also konnte ich mir da den Kauf sparen. Das Gegenbeispiel Bioshock Infinite. Habs bei ihm angeschaut, auch weil ich Teil 1 und Teil 2 sehr gerne mochte aber leider kein Geld für Teil 3 hatte. Wollte dann auch wissen, wie es mit der Story zu Ende geht und habs mir danach trotzdem noch gekauft (und es auch nicht bereut) einfach weil das Spiel beim Selberspielen und Erleben einen auch noch einmal ganz anders anfässt, vor allem weil man auch noch vieles anders macht, als der Vorspieler. Dasselbe bei Gone Home. Ich hab bei ihm mal reingeschaut und als die Story noch der dritten Folge an Fahrt aufnahm, hatte ich zum Beispiel auch keinen Bock mehr auf neue Folgen zu warten und hab es mir selbst geholt, auch weil ich es wert finde, Entwickler guter Spiele zu unterstützen, weshalb ich mit gutem Gewissen meistens auch die Spiele von Daedalic, wenn ich es mir leisten kann, meist releasenah zum Vollpreis hole anstatt zu warten. angefangen habe ich mit Edna und das war seinerzeit eine Empfehlung der GameStar

    Wie gesagt es gibt keine eindeutigen Kausalitäten dabei. Es kommt stark auf den Geschmack und die Prämissen der Zuschauer an, ob sie eben das Spiel als solches überzeugend finden, dass sie diese interaktive Erfahrung noch möchten oder ob der reine passive Konsum an der Stelle ausreicht btw. ob das Konsumieren des Spiels überhaupt wegen des Spiels oder nur wegen des Spielers war.

    Ich wäre daher bei der Frage also ob man Lets Plays in die Richtung Raubkopie rücken sollte erstens ganz vorsichtig, zweitens dann so Fragen auf den Plan treten wie denen danach, wie schutzwürdig Spiele von vor fünf oder sieben Jahren noch sind.

    Ansonsten über die Monetarisierung von Lets Plays können wir gerne reden, dass sehe ich selbst kritisch.

    Zitat Zitat
    Schwarzkopierst du für jedes Medium welches du legal konsumierst ein zweites, um ein Gespür für die Macher zu bekommen? Bevor du ein Buch kaufst, findest du es normal erstmal ein anderes Werk des selben Authors als PDF von irgendeinem FTP-Server zu ziehen und durchzulesen? Torrentest dir ein paar Alben, bevor du beurteilen kannst, ob dir der Stil einer Band gefällt, bevor du ein anderes Album kaufst? Schmeißt erstmal Popcorn Time an, bevor du ins Kino gehst?
    Bei der Einstellung wundert es mich gar nicht, dass so viele Zuschauer von Let's Plays "das Spiel ja eh nicht gekauft hätten". So wie die Kino.to Nutzer, die "den Film ja eh nicht gekauft/ausgeliehen hätten". Ich halte das bei einem ordentlichen Teil der Fälle für eine Schutzbehauptung, gerade wenn es um minimal/no commentary geht oder Visual Novels und andere Werke mit weniger Interaktion komplett hochgeladen werden.
    Nein ich kaufe das Buch dann nicht, sondern eines von einem Autor, den ich kenne. Ansonsten folge ich Empfehlungen von Leuten von denen ich weiß, dass sie den gleichen Geschmack haben bzw. deren Wertungen ich vertrauen kann oder wenn es mal doch ein Spontankauf ist, dann nur wenn mich Cover und Klappentext ansprechen und ich beim kurzen Reinschmökern gutes GEschriebsel finde.
    Wenn es um Auslagen auf dem Grabbeltisch geht, bin ich auch genügsamer. Da kann ich mir auch mal für drei Euro ein generisch aussehndes Fantasy-Buch einstecken und mal ausprobieren, ob der Autor was taugt. Steam hat mit den Sales was das angeht ein halbwegs gutes Äquivalent dazu. Ansonsten aber gilt, man gibt nicht 20 oder 30 Euro oder mehr einfach mal für ein Spiel aus in der Hoffnung das könnte was sein. Deshalb liest man Reviews von Magazinen (und den Leuten dort) denen man vertraut oder schaut sich LPer an, die die Spiele spielen, bei denen man die Absicht hat, sie sich vielleicht zu kaufen (man muss nämlich auch unterscheiden, aus welchen verschiedenen Gründen Lets Plays geschaut werden ggf. man unterschiedliche LPer aus unterschiedlichen Gründen schaut)

    EDIT:
    Zitat Zitat
    "Ich würde mir die Postings gerne durchlesen, aber ich habe die Befürchtung, dass KingPaddys Posts ungefähr so sind wie Norkias Postings im Flüchtlingsthread im Politik & Glaubens Forum" - Der weise Svend.
    Kann ich daraus schließen, dass die sozial akzeptierte Meinung hier ist, dass Lets Player Parasiten sind, die armen Entwicklern die Jobs klauen und aufhören sollen solche Spiele zu spielen?

    Geändert von KingPaddy (27.03.2016 um 18:16 Uhr)

  10. #10
    Zitat Zitat von KingPaddy Beitrag anzeigen
    Und nein ich reduziere sie nicht darauf zumal die beiden Sachen auch getrennt von einander nicht funktionieren.
    Da habe ich tatsächlich den Inhalt zweier Klammern übersehen, tut mir Leid.

    Zitat Zitat von KingPaddy
    Wir haben Entwickler die sich Sorgen darum machen, dass ihre Spiele Käufer verlieren, wenn Lets Player sie öffentlich spielen, weil das Gameplay stark reduziert ist und die Entwickler offenbar davon ausgehen, sobald die Leute die Story kennen, würde das Spiel uninteressant werden. Was kann dabei für den Zuschauer aber höchstens verloren gehen? Die Story. Wenn es aber eine Spiel sein soll, dann bleibt das Gameplay und das kann einem das Zuschauen nicht ersetzen. Wir sehen Gameplay und wir sehen wie es funktioniert, aber erfahren müssen wir das selbst und das ist was der Reiz von Spielen ausmacht.
    Ein vollständiges Let's Play zu einem Exploration-Titel macht das Spielen in der Tat überflüssig, da bereits alles was es zu erkunden galt bekannt ist. Das Gameplay ist in einem Exploration-Game das Erforschen des Unbekannten, was nicht möglich ist, sobald es bekannt ist. Weiß ich erstmal, dass der Bocca della Verità mir nicht die Hand abbeißt, brauch ich sie auch nicht mehr reinstecken.

    Zitat Zitat
    Und der Reiz, um jetzt etwas komplexer zu werden, ist die Art und Weise wie ich mir in den genannten Spielen mit den reduzierten Gameplay-Möglichkeiten die Story erschließe, wie sie mir grafisch und akkustisch präsentiert wird wie Grafik und Akkustik selbst das Storytelling mit übernehmen oder Feedback des Gameplays sind. Und diese interaktive Erfahrung ist der Reiz, den Videospiele ausmachen.
    Weswegen sie nicht vorweggenommen werden sollte.

    Zitat Zitat
    Es gibt vergleichbare Reize auch in den Erzählmedien wie Film und Buch. Da kann ich auch jemandem die komplette Geschichte eines Buches spoilern aber was ich ihm nicht vorgeben kann ist der Schreibstil, die sprachliche Qualität, der Witz und Humor von Dialogen usw. das muss er selbst lesen.
    Oder du gibst ihm HarryPotterUndDieKammerDesSchreckens.epub, dann muss er das Buch auch nicht mehr kaufen. Dasselbe bei den Filmen.

    Zitat Zitat
    Wenn ich etwas raubkopiere, muss dadurch überflüssig werden, dass ich selbst noch bereit bin dafür Geld auszugeben. Im Fall von Aufzeichnungen von spielen müssten die also für mich das eigene Spielen überflüssig machen, entsprechend all die oben genannten Dinge der Wirkung für mich transportieren können

    Aber ich kann durch ein Lets Play das wie ein Film/ Serie funktioniert und eben der Spielinteraktivität (es gibt vllt. Interaktivität durch Publikumseinbeziehung aber das ist mehr Interaktion mit dem Entertainer, dem man zuschaut weniger mit dem Medium) entbehrt, einem Spieler die eigene Spielerfahrung nicht überflüssig machen.
    Das ist so lange wahr, wie wir ausschließlich klassische Spiele betrachten. Hier mal der absolute Edge-Case: Mein Spiel besteht aus zwei sehr langen Videosequenzen und einer Entscheidung dazwischen. es ist offensichtlich kein Film, da Filme nicht interaktiv sind. Nun landet das auf Youtube. Ist das auch noch gucci? Wenn nicht, ab wie vielen Entscheidungen die zu treffen sind wird’s okay?
    Von Kinetic Novels, über klassische Visual Novels, über Exploration-Games hin zu Covershootern im Actionschlauch und Spielen die graduell mehr Interaktion fordern verläuft die Grenze zum Film oder Buch offensichtlich fließend, also können wir hier meiner Meinung nach nicht einfach sagen "Spiele haben ja noch Gameplay, also ist das ok".

    Zitat Zitat
    Daher der Umkehrschluss. Wenn Leute nach dem Lets Play dann wirklich sagen, ich hab alles gesehen und brauch das nicht mehr selbst spielen, dann ist das, was er gesehen hat, für ihn als Medium Spiel an und für sich bereits uninteressant gewesen und der hätte dann vermutlich keine 10 - 20 Euro dafür ausgegeben. Und das kann verschiedene Gründe haben, weil er von vornherein vllt. nur seinen Entertainer sehen wollte und ihm das Spiel als solches schon egal ist, ihm das Gameplay nicht zusagt oder die Story nicht seinen Geschmack trifft, die Grafik zu schlecht ist, ihn der Protagonist nervt, da kann es viele Gründe geben.

    Um mal ein persönliches Beispiel zu bringen. The Order 1886. Hat Gronkh damals zum Release gespielt. Ich hatte davon gehört mehr auch nicht, hatte das Lets Play nebenbei beim Minecraft-Spielen laufen. Ich hab Rohstoffe gefarmt und da hab ich gerne was nebenbei an, mache ich auch bei anderen Spielen beim Grinden oder beim Sortieren oder so, also immer wenn irgendwas langwieriges ansteht, wo ich keine Story oder was Spannendes verpasse. Es war dieses Spiel weil es gerade auf seinem Kanal lief und alles andere schon weggeguckt war. Ich habs schlussendlich auf die art und weise in Gänze gesehen. Die Story war relativ flach, es war linear und Shooterpassagen obwohl sie Gameplay anbieten, fand ich immer schon langweilig. Das Spiel hat für mich nicht funktioniert, also konnte ich mir da den Kauf sparen. Das Gegenbeispiel Bioshock Infinite. Habs bei ihm angeschaut, auch weil ich Teil 1 und Teil 2 sehr gerne mochte aber leider kein Geld für Teil 3 hatte. Wollte dann auch wissen, wie es mit der Story zu Ende geht und habs mir danach trotzdem noch gekauft (und es auch nicht bereut) einfach weil das Spiel beim Selberspielen und Erleben einen auch noch einmal ganz anders anfässt, vor allem weil man auch noch vieles anders macht, als der Vorspieler. Dasselbe bei Gone Home. Ich hab bei ihm mal reingeschaut und als die Story noch der dritten Folge an Fahrt aufnahm, hatte ich zum Beispiel auch keinen Bock mehr auf neue Folgen zu warten und hab es mir selbst geholt, auch weil ich es wert finde, Entwickler guter Spiele zu unterstützen, weshalb ich mit gutem Gewissen meistens auch die Spiele von Daedalic, wenn ich es mir leisten kann, meist releasenah zum Vollpreis hole anstatt zu warten. angefangen habe ich mit Edna und das war seinerzeit eine Empfehlung der GameStar


    Zitat Zitat
    Ansonsten über die Monetarisierung von Lets Plays können wir gerne reden, dass sehe ich selbst kritisch.
    Prima, denn unter anderem genau darum ging es im diskutierten Video und Blogpost. Hast du den überhaupt gelesen?

  11. #11
    Ich habe keine Lust, jetzt Berge an (imho eher minimal relevanten) Posts aufzudröseln, deswegen picke ich mir mal das hier raus:
    Zitat Zitat von KingPaddy Beitrag anzeigen
    Kann ich daraus schließen, dass die sozial akzeptierte Meinung hier ist, dass Lets Player Parasiten sind, die armen Entwicklern die Jobs klauen und aufhören sollen solche Spiele zu spielen?
    Das hat so niemand gesagt. Sozial akzeptiert zu sein scheint hier aber, zumindest keinen Freifahrtschein auszustellen, nur weil keine eindeutige, ausnahmslose Kausalität vorliegt (die übrigens dennoch natürlich irgendwo vorzufinden ist - abhängig von anderen Faktoren wie etwa dem Genre und selbstverständlich dem Konsummenten. Wenn jemand sagt, er kauft Until Dawn nicht, weil er ja alle Plottwists schon kennt durch markipliers Let's Play, dann IST das ne Kausalität, und zwar eine, über die man nicht diskutieren braucht). Selbstverständlich schaden Let's Player nicht immer und per se dem Entwickler, das ist Unfug. Deswegen generell das Gegenteil anzunehmen ist aber schlicht naiv.

    Visual Novels sind da sicher das extrem-Beispiel, da diese wirklich meist nichts bieten, was man nicht schon über ein Let's Play vermittelt bekommt. Ebenso sind Titel á la Minecraft und Skyrim extrem-Beispiele für die andere Seite. Der Rest fällt aber eher in die Mitte und kann je nach Einzelfall in die eine oder die andere Richtung ausschlagen, und genau deshalb habe ich auch gesagt, muss man sich als Konsument bewusst sein, dass Let's Plays durchaus problematisch sein können. Ich sehe wirklich nicht, was an der Aussage überhaupt auch nur ansatzweise diskutabel ist.
    Wenn du für dich weißt, dass du ein Spiel, dessen Let's Play dir gefällt, auch kaufst, obwohl du dann ja schon den ganzen Plot kennst - okay, ist doch schön, dann brauchst du dir den Schuh auch nicht anziehen. Bleiben aber ein paar Milliarden Leute, bei denen das durchaus anders sein könnte. Ich zähle bspw. definitiv dazu; wenn ich den Plot komplett kenne, werde ich sicher keine 60€ ausgeben um dann die aufgewärmte Fassung nochmal zu spielen, wo mich kaum noch etwas überraschen kann (hier nochmal das Until Dawn-Beispiel, ebenso etwa Alien Isolation oder die The Evil Within DLCs). Und ich orakel mal, dass ich da nicht alleine bin. Das geht noch nicht gegen Let's Player, sondern ist lediglich eine erstmal wertfreie Beobachtung.

    Parallelen zu Raubkopierdebatten sind nicht von der Hand zu weisen, aus Gründen, die hier mehrfach genannt wurden. Zu sagen, dass man sich dessen zumindest bewusst sein soll, heißt aber nicht, dass hier zur Hexenjagd aufgerufen wird, Herrgott.

    EDIT: Oder die TL,DR-Fassung:
    Zitat Zitat
    Ich will damit nicht sagen, dass pauschal Let's Plays = piracy, das wäre ziemlicher Quatsch, da es sich um zwei gänzlich verschiedene paar Schuhe handelt. Aber das publicity-Argument ist ziemlich das selbe und es ist in beiden Fällen Unsinn und erlaubt durchaus einen Vergleich.
    Übrigens: Zu sagen "Wer es illegal lädt hätte eh nie Geld ausgegeben" ist allerdings wirklich schwach. Nochmal, es geht hier auch um die Wertschätzung des Entwicklers - wem es das Geld nicht wert ist, der sollte dann eben drauf verzichten. Bei Let's Plays ist das sicher eine andere Dynamik, aber als "anti-anti-piracy"-Argument ist es mehr als arm und noch dazu respektlos.

    EDIT2: Können wir jetzt übrigens sowohl die Polemik als auch die reaction GIFs alle etwas runterschrauben? So richtig förderlich für den Umgangston ist das ja offensichtlich nicht, ebenso wenig für einen Konsens - oder respektvollen Dissens. Soll's ja auch geben. :S

    Geändert von BDraw (27.03.2016 um 19:08 Uhr)

  12. #12
    Zitat Zitat
    Das ist so lange wahr, wie wir ausschließlich klassische Spiele betrachten. Hier mal der absolute Edge-Case: Mein Spiel besteht aus zwei sehr langen Videosequenzen und einer Entscheidung dazwischen. es ist offensichtlich kein Film, da Filme nicht interaktiv sind. Nun landet das auf Youtube. Ist das auch noch gucci? Wenn nicht, ab wie vielen Entscheidungen die zu treffen sind wird’s okay?
    Von Kinetic Novels, über klassische Visual Novels, über Exploration-Games hin zu Covershootern im Actionschlauch und Spielen die graduell mehr Interaktion fordern verläuft die Grenze zum Film oder Buch offensichtlich fließend, also können wir hier meiner Meinung nach nicht einfach sagen "Spiele haben ja noch Gameplay, also ist das ok".
    Punkt. In einem meiner ersten Posts habe ich das auch eingeräumt. Weil das Gameplay reduziert ist, nimmt man sich mit dem Lets Play sicher auch viel weg, ich wollte nur noch einmal die Gegenseite stark machen, dass die Spiele eben trotzdem noch funktionieren, auch wenn man die Story kennt. Aber ja sicher gehen dann viele von der Fahne wenn sie die Story gesehen haben, allerdings

    Und das trifft sich eben mit der aufgeworfenen Frage wie hoch der Schaden denn nun ist. Jedes spiel das weniger verkauft wird ist durchaus eines zuviel, allerdings habe ich mir eben die Frage gestellt, wie viel da wirklich nur deswegen nicht gekauft werden und wollte deshalb auch sagen, dass diese Art Spiele zumindest in der Wahrnehmung, die ich so mitbekommen habe, von sich aus schon kein Massenpublikum ansprechen, eben eine deutlich kleinere Zielgruppe, die sich auf solche Geschichten gerne einlässt. Ich denke Vergleiche zum Impact von Indie-Filmen kann man da schon ziehen. Da sind häufig echt schöne Perlen darunter, aber dafür interessieren sich im Vergleich auch nur ein paar Hansel. Und für mich stellt sich eben dann unabhängig vom Einzelfall schon die Frage wieviele von den rund 100.000 Views, die Gronkh zum Beispiel bei Gone Home hatte, auf Leute entfallen, die so ein Spiel ernsthaft angefasst hätten. Erkennt man auch schnell an den Viewzahlen die von über 300k bei der ersten auf 200k bei der zweiten und dann etwa auf stabile 130k im Schnitt beim Rest abgestürzt sind. Der Vorwurf an sich erschiene sehr eindeutig wenn man sagen könnte, dass die 130k die sich das komplette Spiel angesehen haben, ja offenbar so zufrieden damit waren, dass sie es sonst gekauft hätten, wenn sie es nicht hätten kostenlos bei einem Lets Player hätten schauen können. Aber ich glaube nicht das man realistisch davon ausgehen kann. Und gegenrechnen müsste man dann noch virtuell die Leute, von denen man annehmen sollte, dass sie das Spiel erst aufgrund des Lets Plays überhaupt entdeckt haben und zum Kauf bewogen wurden.

    Das meinte ich einerseits mit unklarer Kausalität und auch der Problemgröße ist mangelnder Umsatz direkt (nur) auf Lets Plays zurückzuführen und wenn wir Lets Plays als ein Problem identifizieren wie groß ist es schlussendlich wirklich? Um nochmal sicher zu gehen; Ich will das Problem nicht kleinreden, dass kenne ich bei mir, dass ich Adventure erstmal für ein Jahr oder so stehen lassen muss, bevor ich sie wieder mal durchspielen kann, damit die Rätsel wieder frisch sind und ich etwas unbefangener an die Story rangehen kann. Aber genauso wie der Spieler der alle Plottwists kennt und deshalb das Spiel nicht mehr kaufen will, sind da auch Leute im Publikum, deren Spieltyp das auch nicht entspricht und für die das einfach nur Unterhaltung ist, bei dem sie jemand anderem beim Schwitzen zusehen wollen. Das war in den YT-Kommentaren bei Gronkhs Until Dawn Run eine der Positionen. Gronkh meinte aber eben auch, selbst wenn man schon weis, wie es ausgeht, lohnt Until Dawn wegen der Events, wegen der Fluchtsequenzen und an den Stellen wo man sich nicht bewegen darf, weil man nur beim Spielen diese hefitge Erfahrung mitnimmt. Ich sage das an der Stelle nur noch einmal, um das Bild zu vervollständigen, darum geht es mir hier eigentlich, eben weil die Kausalität nicht so klar ist, muss man auch sehen, dass selbst bei storygetriebenen Spielen nicht nur gespoilerte Nicht-Käufer zurückbleiben.

    Zitat Zitat
    Bleiben aber ein paar Milliarden Leute, bei denen das durchaus anders sein könnte. Ich zähle bspw. definitiv dazu; wenn ich den Plot komplett kenne, werde ich sicher keine 60€ ausgeben um dann die aufgewärmte Fassung nochmal zu spielen, wo mich kaum noch etwas überraschen kann (hier nochmal das Until Dawn-Beispiel, ebenso etwa Alien Isolation oder die The Evil Within DLCs). Und ich orakel mal, dass ich da nicht alleine bin. Das geht noch nicht gegen Let's Player, sondern ist lediglich eine erstmal wertfreie Beobachtung.
    Das ist übrigens noch ein anderer Punkt. Wenn du die Story für deine eigene Spielerfahrung willst, dann ist es ja eigentlich sogar kontraproduktiv dir ein Lets Play dazu anzuschauen. Ich hab extra drauf verzichtet bei Hijuga das LP zu Witcher 3 und bei Gronkh das LP zu Fallout 4 anzuschauen, eben weil ich mich gerade nicht über die Sachen spoilern wollte. Deshalb auch einer meiner Einwände oben. Wenn du vorhast die Story wirklich selbst noch erleben zu wollen, dann schaust du dir das LP nicht erst an oder machst, wenn du nur mal ins Gameplay schnüffeln wolltest, dann irgendwo drin einen Cut und guckst nicht mehr weiter. Das ist auch einer der Gründe, die mich zu der Überlegung geführt haben, dass wir es eben auch mit Leuten zu tun haben, die sich das Spiel sowieso nicht kaufen würden. sie würden sich ja freiwillig die Story und den Plot spoilern und sich dabei etwas vom Spielgefühl wegnehmen. Wenn sie es aber bis zum Schluss anschauen, scheinen sie auch nicht unbedingt die Absicht zu haben, dieses Erlebnis selbst zu haben. Aber das sind alles Spekulationen, überhaupt weil es eben da soviele Spielertypen andererseits auch Zuschauertypen gibt. Wir müssen in die Überlegung ja einbeziehen, dass es gar nicht soviele (junge) Menschen gibt, die sich Lets Play inzwischen als fernseh-Ersatz anschauen und da mitunter auch relativ egal ist, was gespielt wird oder auch Sachen geschaut werden, die man selbst (noch) nicht spielen darf oder sich nicht kaufen kann, weil kein Geld da ist. Handhabe ich mit lookslikelink zum Beispiel so. Ich kann da relativ unbefangen rangehen. Ich würde gerne die aktuellen Zelda und Nintendo-Titel spielen wies aber das ich realistischerweise wohl erst in zehn Jahren eine Konsole besitzen werde, die jetzt aktuell ist, also kann ich mir auch z.B. Zelda spoilern, weil ich es ohnehin nicht in nächster Zeit werde spielen können. Wie gesagt ist schwierig. Und deshalb, lange Rede kurzer Sinn, finde ich es eben schwierig Lets Player pauschal für dieses Problem in Haftung zu nehmen, obwohl ich die Problematik selbst gerade bei solchen Spielen absolut nachvollziehen kann,

    Zitat Zitat
    Das hat so niemand gesagt. Sozial akzeptiert zu sein scheint hier aber, zumindest keinen Freifahrtschein auszustellen, nur weil keine eindeutige, ausnahmslose Kausalität vorliegt (die übrigens dennoch natürlich irgendwo vorzufinden ist - abhängig von anderen Faktoren wie etwa dem Genre und selbstverständlich dem Konsummenten.
    Zitat Zitat
    Parallelen zu Raubkopierdebatten sind nicht von der Hand zu weisen, aus Gründen, die hier mehrfach genannt wurden. Zu sagen, dass man sich dessen zumindest bewusst sein soll, heißt aber nicht, dass hier zur Hexenjagd aufgerufen wird, Herrgott.
    Wie gesagt mein Anliegen war auch kein Freifahrtschein ich wollte nur mal die Gegenseite auch etwas stark machen, weil die Argumente gegen LPer in dem Bereich ja sehr naheliegend sind.

    @ Monetarisierung
    Ich hatte das ja in meinem ersten Post zum Thema schon gesagt: Rechtlich gesehen können die Entwickler dagegen vorgehen (das waren übrigens Aussagen zu LPs generell, nicht nur auf diese Spiele bezogen, zwecks Werbeargument usw.) und das es Gründe gibt es nicht zu tun, einmal weil man auch Nutznießer ist oder weil man einen Imageverlust fürchtet. Schlussendlich müssen sich die Entwickler da durchsetzen und ggf. den Shitstorm aussitzen und können dann Gestattungen gegen eine Gewinnbeteiligung erteilen.

    Das ist sicher fair aber was ich mit der Spiele-GEMA meinte war ein Problem, dass ich sehe, dass es dann bei dem Format Lets Play dann nur und ausschließlich wieder um Kommerz gehen wird, ggf. das Ganze so formalisiert wird, dass es Jung-YouTuber, die sich dort vielleicht mit LPs mal ausprobieren möchten und solche, die es wirklich aus Spaß machen und sich einfach nur zusammen mit anderen an ihrer Spieleerfahrung erfreuen wollen, abschreckt während gerade die Großen, die die Kontakte zu Firmen oder bereits die entsprechende Professionalität haben, damit einen weiteren Vorteil verschafft. Ein andere Verantwortlichkeit sehe ich allerdings nicht bei den LPern sondern bei YT selbst, die sich nämlich in der Angelegenheit zumeist schön heraushalten, obwohl sie an der ganzen Sache ja durchaus auch mitverdienen und ihre Content-Produzenten dann auch allein lassen, gerade den jungen Nachwuchs. Der sich dann vielleicht freut, dass YT Werbeeinnahmen an ihn abführt, aber der überhaupt keine Vorstellung davon hat, dass es zu versteuernde Einnahmen sind und das es da Rechteinhaber gibt, denen vielleicht auch etwas davon zustehen könnte.

    Ich denke das ist ein Problem der Wahrnehmung Lets Plays haben eben mal als unschuldiges Format angefangen und die Fans sehen das vielleicht noch so, obwohl es in der Spitze da wirklich ums Geschäft geht. Entsprechend würde da ein Eingriff der Entwickler, der eigentlich als Gegenreaktion gegen die Monetarisierung durch Entertainer gedacht ist, als Eingriff in die Gaming-Community bewertet, wo LP ein Format ist, über das man sich findet, austauscht und einfach mit Gleichgesinnten in seinem Hobby schwelgen will. Es müssten seitens der Entwickler zwei Welten bedacht werden, den Professionellen der von YT gut Geld zugesteckt bekommt und die Leute, die es aus Spaß an der Freude machen. Und ich bin nicht immer sicher, ob das so funktionieren wird, wenn man die Büchse der Pandora erstmal geöffnet hat. Oder es führt zu solchen Sachen wie damals bei Schatten von Mordor wo - so wurde es kolportiert - seitens der Entwickler Vorgaben dazu gemacht werden wollten, wie der LPer über das spiel zu sprechen und es zu spielen habe, was natürlich das komplette Format kaputt machen würde.

    Also ich halte die Antwort für schwierig. Tendenziell bin ich da auf der Seite der Entwickler, die diese guten Spiele machen, allerdings kann ich nicht von der Hand weisen, dass hier die Schuldzuteilung nicht so einfach ist. Im Endeffekt muss man nämlich eigentlich auch den Konsumenten wieder ins Verantwortungsboot holen. Lets Plays sind im Endeffekt ja auch nur ein Angebot.


    @ Raubkopien
    Um es kurz zu machen: Ich erkenne eure Einwände an, teile aber die Schlussfolgerung nicht.

  13. #13
    Hab mal kurz gegoogelt und folgenden Artikel von Adrian Chmielarz gefunden, einem der Entwickler von The Vanishing of Ethan Carter.

    Kurzfassung: Bis auf wenige Ausnahmefälle haben Let's Plays keinerlei Auswirkungen auf die Verkäufe (die über steamcharts nachvollziehbar sind).
    Er räumt allerdings ein, dass ein Preview von Ghronk dafür verantwortlich sein könnte, dass 19% aller Vorbestellungen aus Deutschland kamen (gegenüber 3% aus Frankreich, wo sie keinen großen Youtuber finden konnten der mal ins Spiel reinschaut).

    Persönlich würde ich mir aber auch kein Spiel kaufen dass ich schon komplett gesehen habe. Deswegen schaue ich mir meistens nur Let's Plays an wo ich die Spiele entweder kenne oder sie gar nicht spielen will.
    Und wenn ich mich über ein Spiel informiere, dann lese ich lieber Reviews als mir irgendwelche Videos anzusehen. Die kommen nur wenn ich mir wirklich unsicher bin ob das was für mich wäre.
    Zu That Dragon, Cancer habe ich mir ohne wirkliches Interesse eine Analyse angeschaut (weil die auf einem Channel lief dem ich eh folge) und das hat mich schon von der Aufmachung überhaupt nicht angesprochen. Und da bin ich vermutlich nicht der einzige. Heißt natürlich nicht, dass es keine emotionale Wirkung haben kann. Aber ich habe auch kein Interesse es herauszufinden.

  14. #14

    Hier wird nicht geterrort
    stars5
    Zitat Zitat von KingPaddy Beitrag anzeigen
    Spaziergeh-Simulatoren/ Virtual Novels sind, denke ich, einfach Nischenprodukte. Ich will da nicht zu schwarz malen, aber wie gesagt ich denke da wird überschätzt, wie viele potenzielle Käufer es überhaupt gibt und wie gesagt ohne LPer wie Gronkh bspw. wäre den meisten Leuten Gone Home oder The Vanishing vermutlich peripher vorbei gegangen.
    Also bei dieser Art Argumentation möchte ich immer gerne wissen, ob es da vertrauensvolle Statistiken zu dem Thema gibt. Ich meine, ich könnte den Spieß auch umdrehen: Gibt es denn beweise dafür, ob ein signifikanter Teil der Zuschauer überhaupt danach das Spiel noch kauft? Wie im Video nämlich auch angesprochen wird, handelt es sich bei der Problemgruppe um lineare Narrative Erfahrungen. Durch das selber Spielen verändert sich das Erlebnis nicht, durch den Kommentar kommen Spiele wahrscheinlich noch schlechter zur Geltung. Wenn der Lets Player ein ganz lustiges Kerlchen ist, wird das coolste Horrorspiel zur Lachnummer und die traurigste Geschichte zur Langweiligen Geduldsprobe, weil der Lets Player seine geile selbstnarrative dazu abgibt. Und das ist das Problem: Die meisten Lets Plays sind keine Reviews. Die meisten Lets Plays folgen keiner sortierten Kritik, sie sind Entertainer. Wie im Video auch erwähnt wurde, lassen sie nicht viel Raum für die Leute dahinter, es gibt keine Hintergrundinformationen zur Entwicklung, es gibt keine Verlinkungen, keine Hinweise zum Kauf, kein Marketing für das Spiel, sondern Amazon-Sponsor-Links, die einizig dem Videoersteller zu gute kommen.

    Und wo du gerade erwähnst, das Lets Player eine treibende Kraft für Werbung im Web 2.0 ist: Ja, isses.

    Aber ist es nötig, das komplette Spiel als Video ins Netz zu stellen?

    Kein Autor der Welt, kein Filmemacher fände es geil, wenn zu Werbezwecken das komplette Werk einfach mal ins Netz geklatscht wird, und auch wenn Videospiele durch ihre Interaktion leben - die Interaktion ist von dem ganzen großen aus dem Videospiele entstehen, auch das einzige, was dem potentiellen Spieler so verborgen bleibt. Soundtracks, Grafiken, Zwischensequenzen, Geschichte, jeder coole Twist und Turn, der nichts mit dem Controller per se zu tun hat, wird einem Serviert, ohne dass man eine müde Mark dafür zahlt, dabei kosten all diese Dinge Geld, Mühe, Zeit, Jobs, Resourcen. Und es ist das Recht eines jeden Contenterstellers zu hinterfragen ob diese Art von Werbung tatsächlich die beste Methode ist, um all dem gerecht zu werden.

    Es ist auch nicht so als würde man über Indietitel nicht anders bescheid bekommen, Indie ist keine Sparte mehr,
    Indiespiele werden auf der E3 angekündigt, auf der Gamescom, in Playstores großer Publisher, weit bevor auch nur ein einziger Lpler die Dinger in die Hand bekommt, es gibt Newsseiten die sich nur mit dem Shizzle beschäftigen, ich muss nur zwei richtige tumblr-twitter-whatever-blogs abonnieren, dann hab ich jeden Tag einen Eimer voller Artikel auf meiner Pinnwand. Jeden Tag wenn ich Steam öffne(also du eher nicht, weil du hast kein Steam) , bekomme ich 15 Updatenotifications über neue Titel, AUCH über Gone Home und AUCH über Vanishing of Ethan Cater und Firewatch und Stardew Valley und Superhot und blablablabla. Auch für That dragon namend cancer. Davon hab ich übrigens zum ersten mal im tigsource von gelesen, und wenn ich das frequentiere sehe ich sofort tausende potentielle geile Indiespiele ohne auch nur eine Sekunde mit einem Lets Player zu verbringen.

    Die Möglichkeiten von Lets Plays sind wunderbar und toll und alles - aber sie sind NICHT das was Indiespiele populär macht, und sie sind NICHT ohne Kehrseiten. Und das sollte man bei allem Respekt für diese Art von Videoindustrie nicht vergessen.

    Übrigens sind Lets Plays defakto illegal, solange der Ersteller dafür kein Einverständnis gibt, da muss man nicht drum rum und oder schön reden, und ich finde die Entwicklung sehr fragwürdig, dass man sich heutzutage dafür rechtfertigen muss, wenn man eben jenes recht wahrnimmt. Hat man ja bei Phil Fish gesehen, wie abartig die Leute plötzlich werden, wenn man den hauseigenen Lieblingsletsplayer angammelt.

  15. #15

    Gast-Benutzer Gast
    Zitat Zitat von ~Jack~ Beitrag anzeigen
    Hab mal kurz gegoogelt und folgenden Artikel von Adrian Chmielarz gefunden, einem der Entwickler von The Vanishing of Ethan Carter.

    Kurzfassung: Bis auf wenige Ausnahmefälle haben Let's Plays keinerlei Auswirkungen auf die Verkäufe (die über steamcharts nachvollziehbar sind).
    Er räumt allerdings ein, dass ein Preview von Ghronk dafür verantwortlich sein könnte, dass 19% aller Vorbestellungen aus Deutschland kamen (gegenüber 3% aus Frankreich, wo sie keinen großen Youtuber finden konnten der mal ins Spiel reinschaut).
    Widerspricht sich das nicht. Zu sagen in der Regel hat es keinen Einfluss und dann aber vermuten das ein LP für 1/5 der Vorbestellungen in Deutschland verantwortlich ist?!
    (Davon abgesehen dass ich gronkh in keinsterweise für so wichtig halte....)

  16. #16
    Zitat Zitat von Sir Barett Beitrag anzeigen
    Widerspricht sich das nicht. Zu sagen in der Regel hat es keinen Einfluss und dann aber vermuten das ein LP für 1/5 der Vorbestellungen in Deutschland verantwortlich ist?!
    (Davon abgesehen dass ich gronkh in keinsterweise für so wichtig halte....)
    Ein Preview ist ja kein Let's Play. Da siehst du nur einen Teil des Spiels anstatt gleich alles vorgesetzt zu bekommen.
    Und es gibt ja auch Fälle wo Let's Plays für den Erfolg eines Spiels mitverantwortlich zu sein scheinen, aber laut dem Artikel ist das eher eine Seltenheit. Amnesia ist vermutlich so ein Fall, aber belegen kann ich das nicht.
    Und ob Gronkh für die Vorbestellungen verantwortlich ist wird in dem Artikel ja auch nur vermutet.

  17. #17
    Das eine sagt, dass es keine direkte zeitliche Korrelation zwischen Ausstrahlung des Lets Plays und Verkaufszahlen gibt, also das sie weder eingeknickt noch sonderlich angestiegen sind. Das andere beschreibt die Verteilung der vorbesteller nach Ländern über den gesamten Zeitraum. Lets Plays lösen also keinen plötzlichen Absatzboom aus, machen das Spiel aber vielleicht in einem Land bekannter, wo es von einem großen Lets Player vorgeführt wird, weshalb mehr Käufer auf das Land entfallen.

    Zitat Zitat
    Ein Preview ist ja kein Let's Play. Da siehst du nur einen Teil des Spiels anstatt gleich alles vorgesetzt zu bekommen.
    Das Spiel ging allerdings nach dem Release direkt in ein reguläres Lets Play über. Aber das kenne ich von den meisten LPern, die ich schaue, wenn sie Spiele schon vor Release zeigen wollen oder können, dass sie seitens der Publisher entsprechende Auflagen erhalten, wie weit sie es zeigen dürfen, was ja auch sinnvoll ist.

    Vielleicht wäre bei der Debatte, die wir hatten oder haben die Frage noch wichtig eben, was für einen Typ Lets Player wir hier eigentlich haben über den wir reden. Der verlinkte Blog-Artikel echauffiert sich ja über die Verhaltensweisen bestimmter Leute, die es an Wertschätzung dem Spiel und den Entwicklern gegenüber mangeln lässt.

    Da ich mich abseits von den Leuten, die ich üblicherweise gucke, im LP-Sektor auch nicht so weiter auskenne, weis ich nicht, was da alles so für schlimme Schweinchen unterwegs sind, die famegeil die Spiele ausschlachten. Von Gronkh habe ich da was diese Professionalität angeht eigentlich einen positiven Eindruck. Der ruft regelmäßig dazu auf die Spiele selbst finanziell zu unterstützen, wenn sie einem gefallen, setzt entsprechende Links in die Videobeschreibung und lässt idR auch Credits etc. durchlaufen, um zu zeigen, wer da mitgearbeitet hat und holt eben - nach eigener aussage - auch über seine Firma bei den Entwicklern/ Publishern die Erlaubnis fürs Spielen auch ein, wohl allein schon um sich rechtlich abzusichern.

    Ich kann also nicht unbedingt beurteilen, wie weit da also die beschriebene Missachtung gegenüber der Leistung von Entwicklern im LP-Bereich verbreitet ist.

    Ich glaube nämlich auch, wenn ich das so nochmal gegenlese das das eigentlich vor dem Geld das Hauptproblem für die Leute hinter My Dragon, Cancer gewesen ist und es bei dem Geld eher noch um einen finalen Tropfen ging: Hey die Leute behandeln uns Scheiße, beuten unser Spiel aus, würdigen uns nicht mal mit einem müden Furz und verdienen dann auch noch Geld mit unserer geistigen Arbeit!

    Geändert von KingPaddy (28.03.2016 um 19:29 Uhr)

  18. #18

    Hier wird nicht geterrort
    stars5
    Zitat Zitat von KingPaddy Beitrag anzeigen
    Das eine sagt, dass es keine direkte zeitliche Korrelation zwischen Ausstrahlung des Lets Plays und Verkaufszahlen gibt, also das sie weder eingeknickt noch sonderlich angestiegen sind. Das andere beschreibt die Verteilung der vorbesteller nach Ländern über den gesamten Zeitraum. Lets Plays lösen also keinen plötzlichen Absatzboom aus, machen das Spiel aber vielleicht in einem Land bekannter, wo es von einem großen Lets Player vorgeführt wird, weshalb mehr Käufer auf das Land entfallen.
    Ja, genau das. Viele vielleichts. Jetzt können wir ja nochmal versuchen auf den Blog einzugehen: Wenn die Entwickler in 1% der Fälle Umsatzsteigerungen erwarten können, wie fair und wirksam ist es dann für diejenige, das Lets Player, die die Videos des gesamten Gameplays oder den Soundtrack hochladen, durch Monetarisierung und Werbung schalten und amazon-Links mehr gewinn durch das Footage machen als die Entwickler, die einen signifikanten Anteil des gezeigten zur Verfügung stellen? Das ist nämlich die Frage, die sich der Autor stellt. Und das ist das Problem.

    Und das heißt nicht, das Lets Plays Satan sind. Nur dass nicht alles eitel Sonnenschein ist und man vielleicht überlegen sollte sich nicht unheimlich aufzuregen, wenn Nintendo/Phil Fish/Entwickler XY das nächste mal sagen "hey, wär vielleicht ganz nett, wenn wir auch was daran verdienen".

  19. #19
    Also, vielleicht bin ich ja naiv, aber sollte nicht jedes ernstzunehmende Studio (ich rede jetzt nicht von Indie-Einzelkämpfern. Obwohl, eigentlich auch die.) irgendwie einen Überblick über den Erfolg und die Absatzänderungen durch Marketingmaßnahmen Buch führen? Also, man merkt doch, wenn der Absatz in einem Monat plötzlich nach oben schnellt oder die Vorbestellerzahl oder die Zahl der Kickstarter-Backer, oder? Selbst, wenn man Fulltime entwickelt und das Marketing extern (oder gar nicht) koordiniert wird, kann man da doch relativ sicher sagen, welche Maßnahmen erfolgreich sind - und ich würde jetzt einfach mal behaupten, dass gerade Let's Plays und verwandte Formate einen gewissen Buzz erzeugen, der auch relativ schnell in der Statistik zu sehen sein müsste.

    Mir ist schon klar, dass gerade Indie-Developer eben developen und sich um sowas nicht sooo viele Gedanken machen, aber spätestens, wenn da ein Publisher irgendeiner Colour im Spiel ist, achtet da doch jemand auf sowas. Und ich denke mal, dass nicht so viele so große Publisher die diversen Let's Player mit Freiexemplaren zuscheissen würden, wenn das keinen großen Einfluss hätte.

  20. #20
    Bezüglich Let's Plays:
    Ich bin in dem Fall ganz klar auf der Seite der Entwickler. Ich finde sie sollten das Recht haben gegen komplette Let's Plays vorzugehen. (Bzw. haben sie ja, aber sie sollte es auch praktisch durchsetzen können ohne gelyncht zu werden.) Klar Spiele/Entwickler können von Let's Plays auch gut profitieren, aber bei Spielen deren Reiz sich stark aus der Erzählung oder Story ergeben, wie z.B. Kinetic Novels oder Visual Novels, sehe ich eher einen negativen Effekt von Let's Plays, weil sich einfach so viel der Erfahrung durch das Video ersetzen lässt. Und ich stehe fest auf dem Standpunkt das solche Spiele (für mich fallen sie auch unter diesen Begriff) ein Recht darauf haben zu existieren und nicht wie TotalBiscuit in dem einem Video das sie einen Teil ihrer Rechte aufgeben nur weil sie einen solchen Ansatz wählen.

    Es ist mir egal ob jemand sagt das es nur zum Vorteil der Games ist wenn es komplett online gestellen wird, weil das unheimlich schwer zu beweisen ist und im Falles des Zweifels liegt meiner Meinung nach das letzte Wort bei den Leuten die das Werk erschaffen haben. Ich finde es da unsinnig darüber zu diskutieren, dass Spiele ja auch Gameplay beinhalten (müssen) und dass es deshalb Ok ist sie vorzuspielen. Ich finde es ist akzeptabler Ansatz den Gameplay Anteil zu minimieren um andere Aspekte hervorzuheben. Man sollte dann Werke in einem Kontinuum betrachten und mit Filmen, Büchern, Videospielen und anderen Medien die ich vergesse gleich stellen. Wenn ich in einem Buch oder Film eine Geschichte erzählen will und man diese nicht einfach komplett online stellen darf, dann sollte man diese Möglichkeit auch Videospielen einräumen. Diese starre Trennung das ist ein Videospiel, da gehört Gameplay dazu deshalb ist es Okay wenn ich die komplette Story zeige kann ich nicht teilen.

    Und da niemand die Grenze ziehen kann welche Games jetzt von Let's Plays profitieren und welche nicht gebe ich einfach den Entwicklern das alleinige Recht das zu entscheiden. Ich persönlich sehe damit kein Problem. Wohl gemerkt beinhaltet das natürlich nicht das Recht Material für Preview oder Review zu verbieten. Bei irgendeinem Publisher von VNs habe ich z.B. gelesen das Sie pauschal erlauben die ersten 20% des Games ungekürzt zu zeigen. Ich finde das Okay und fair, ich sehe nicht woraus sich das Recht ableitet das ganze Spiel zu zeigen.
    Das ist jedenfalls mein Standpunkt in der Sache.

    Geändert von Kayano (28.03.2016 um 23:16 Uhr)

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