Zitat Zitat von real Troll Beitrag anzeigen
1. Saurons: Der Sauron unter den Weltherrschern folgt dem klassischen Motiv ("weil wegen") und eignet sich vor allem als Bösewicht, der nur selten eingeblendet wird. Er ist der Schwarze Mann im Schrank, das Monster unter dem Bett und als solcher schon hinreichend konturiert.
Sauron himself ist ein Grenzfall, weil HdR ein Klassiker ist. Das Buch selber entstand schon vor Jahrzehnten und einfach saurons Motive umzudeuten, wäre sinnlos gewesen, weil das Buch grade deshalb so beliebt ist, weil es ist, wie es ist.
In Projekten, die auf aktuelleren Vorlagen beruhen, findet sich das Motiv Weltherrschaft grundsätzlich aber dennoch nicht mehr all zu oft.

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2. Nazi-Sith: Solche Weltherrscher haben konkret gefasste Ziele und benötigen die Macht als Mittel. Sie wähnen sich als Heiler, als Veredler, als konstruktive Widerstandsbrecher, finden manch andere zum Ausmerzen doof oder ertragen vielleicht einfach nicht die Gesellschaft von Nicht-Sklaven. Solche Leute darf man natürlich auch selbst spielen, sei es ironisch gebrochen wie in "Evil Genius", sei es als interessante Spielerfahrung wie in "Civilization". Natürlich habe ich dort immer ausschließlich für die Zwecke des Guten (also meines Willens) die Weltherrschaft an mich gerissen.
Auch die Sith entstammen einer Zeit, in der die Medienwelt noch eine andere, war als heute. Und das die Nazis seit jeher als Sinnbild für Größenwahn herhalten müssen, ist ja nichts Neues. Obwohl mir ehrlich gesagt außer diesem ... öh ... Flugscheiben-Film (hab den Namen schon wieder vergessen ... irgendwas mit Iron?), aber auch kein Beispiel aus der jüngeren zeit einfällt. Es mag sein, das das theme hin und wieder noch aufgegrifen wird ... ich sagte ja auch nie, dass es ganz verschwunden sei. Aber es kommt eben nicht mehr so oft vor, wie früher.
Vor 2 Jahrzehnten war die Weltherrschaft in der Phantasik noch DAS Standard-Motiv für jeden Schurken, der was auf sich hielt. Davon ist heute nur noch wenig über geblieben.

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3. Marsianer: Wir sind im Weg. Die Welt wird in Gänze für den Eroberer benötigt, er will gar nicht beherrschen, sondern komplett für sich in Beschlag nehmen. Der Menschheit droht nicht die Knote eines fremden Willen, sie soll komplett vernichtet werden. Meist spielt man gegen solche Leute (X-Com), gelegentlich findet sich aber auch ein Spiel, in dem man die Gegenseite verkörpern darf ("Plague Inc.").
Das wiederum würde ich nicht unbedingt mit der Weltherrschaft gleichsetzen. Es geht dabei ja eher um Vernichtung. Das angreifende Volk sucht neuen Lebensraum - oder neue Rohstoffquellen - und versucht, die bereits vorhandenen Besetzer auszurotten um sich selber breit zu machen. Das ist ein zwar grausames, aber durchaus logisches Motiv.
Bei der klassischen Weltherrschaft geht es demgegenüber aber eigentlich eher um Unterdrückung, weniger um totale Vernichtung.

Zitat Zitat von Corti Beitrag anzeigen
Weil es möglich ist. Weil Menschen nach mehr streben und mehr nehmen wenn sie es kriegen können. Einige glauben, dass sie es verdient haben, andere sind erzogen es einfach als grundlegend erstrebenswert anzusehen, andere brauchen die Herrschaft als Werkzeug um etwas zu erreichen. Die Weltherrschaft ist nur die Level99-Version der Herrschaft über die größte Sandkiste auf dem Spielplatz. Irgendwer versucht immer irgendwas zu erreichen, das ist menschlich. Der König aus dem Nachbarland ist menschlich und schon aus Prinzip glaubwürdig wenn er alles will, weil es reicht alles zu wollen um menschlich zu sein. Wären wir ein Volk aus blauen Weltraumschlümpfen im Einklang mit der Natur könnten wir fragen "Warum, was sollte er damit wollen?" aber ehrlich~ wir sind Menschen. Ambition hat uns von der Höhle zur Skyline gebracht, vom Knochen-Knüppel in der Hand zur Entschlüsselung unseres eigenen Genpools.
Der Begriff "Ambition" past hier meiner Ansicht nach nicht, weil Nonsense in sofern Recht hat, dass zwischen dem Individuum und der Weltherrschaft immer ein grauenvoller, logistischer aufwand steht.

Klar ist es menschlich, mehr zu wollen, keine Frage. Aber so lange "Allmachtsphantasien" keine Rolle spielen, wägen die meisten menschen TROTZDEM immer noch ab, ob das Ziel mit einem realistischen Aufwand zu erreichen ist. Als gutes Beispiel mögen hier die Nazis dienen. Deutschland hatte Anno dazumal die modernste und größte Streitmacht der Welt. Nicht einmal die Amerikaner waren nur annähernd so gut bewaffnet. Aber trotz dieser Power und ihrer grenzenlos Grausamkeit gegenüber subversiven Elementen haben es die Nazis über Jahre hinweg nicht geschafft, Frankreich wirklich unter Kontrolle zu bringen. Und das war nur EIN LAND.

Wenn ich ein Land wirklich BEHERRSCHEN will ... wie wiel Zeit ist nötig, um meine Eroberung in mein Land zu Integrieren? 10 Jahre? 20 Jahre? Und selbst damit wird es nicht klappen. Man schaue sich nur an, was derzeit in der Ukraine los ist. Russische Bevölkerungsgruppen, die über Jahrzehnte hinweg friedlich waren, begehren plötzlich gegen die Regierung auf. Unterdrücke ich das Identitätsgefühl eines Volkes, um es kontrollieren zu können, erzeuge ich damit ein Pulverfass. Ein einziger Funke lässt ein solches dann explodieren.
Und das auch noch Jahrzehnte nach einer Zugehörigkeitsänderung.

Den Römern erging es damals nicht anders. Über Jahrhunderte Hinweg ein großes Reich aufgebaut. Aber irgendwann waren die Kaiser nicht mehr "stark" genug, und alles ist zerfallen, weil die "Identität" jedes einzelnen Staates wieder durchgebrochen ist. Oder Dshingis kahn. genau dasselbe. War die Mongolei einstmals das größte Landreich der Welt udn so mächtig, das die Chinesen aus Angst vor ihnen eine 1000 Kilometer Lange Mauer gebaut haben, ist das Reich nach dem Tod von Dshingis Kahn innerhalb weniger Jahre zerfallen. Oder das osmanische Reiche? Persien? Alexanders Mazedonien? Das britische Commonwealth? Jedes dieser Reiche hatte nur einen sehr, sehr kurzen Bestand.
Die Geschichte lehrt uns mehrfach, dass man Nationen nicht einfach unterdrücken kann. Je schneller ich expandiere, desto größer ist die Gafahr eines Super-Gaus, weil meine Truppen irgendwann nicht mehr ausreichend sind, um das bereits eroberte Territorium auch unter Kontrolle zu halten. Sobald ich als selbsternannter Herrscher in eine Solche Schwächephase eintrete, fliegt mir ein teil meines Reiches um die Ohren. Und dass ist nicht selten der Ausgangspunkt eines Domino-Effektes, der dann alles zum Einstürzen bringt.

Dazu kommt, dass manche Flecken Erde eine Eroberung nicht einmal wert sind. Warum sollte ich als rational denkernder Mensch Mittel investieren, um einen Landstrich zu befrieden, der weder nutzbares Ackerland noch Bodenschätze bietet? Der Regierungschef, dem ich diesen wertlosen Fetzen Erde wegnehme, ist vermutlich sogar noch froh, dass er ihn los ist. Und ich habe die rebellischen Einwohner an der Backe. Für ... nichts.

Die Theoretische Begründung "Weltherrschaft, weil er Mensch ist" ist also sinnlos. Jeder halbwegs rational denkende Mensch wird erkennen, dass dieses Konstrukt nicht für ihn zu erreichen ist. Absolute Weltherrschaft erfordert entweder einen so gewaltigen, logistischen Aufwand, dass dieser unmöglich zu stemmen ist, oder sie erfordert viel Zeit bei einer langsamen Expansion ... 100 jahre, vielleicht 1.000. Und auch dann werde ich niemals Weltherrscher sein. Höchstens meine Nachkommen irgendwann.