Ich bin gerade in Diskutierlaune und das ist doch die perfekte Voraussetzung für eine Meta-Diskussion.

Mal ehrlich, seid ihr mit den Diskussionen zufrieden? Ich mein nicht die Themen, sondern den Ablauf. Mir kommt das oft so vor, dass irgendwas ganz gehörig schiefläuft. Ich stell mir einen fruchtbaren Dialog irgendwie anders vor. Manchmal wird ja gesagt, dass es vor allem um Erkenntnisgewinn geht. Der ist dann aber hoffentlich nicht nur der, dass man einige der Teilnehmer noch weniger ausstehen kann. Ich hab jedenfalls das Gefühl, dass viele Diskussionen gleich am Anfang schon im Sand verlaufen, der Punkt, ab dem es interessant wird und die Diskussion allen etwas bringt, wird nie erreicht.

Ein paar Probleme, die ich immer wieder seh:

- Die Teilnehmer verstehen sich nicht. Das liegt nicht mal daran, dass jemand sich unklar ausdrückt, eigentlich sind Worte ja immer etwas unklar. Es wird zu oberflächlich gelesen, vor allem dann, wenn man sich über das eine Statement schon so ärgert, dass man noch während des Lesens die Antwort tippt. Irgendwann redet man nur noch aneinander vorbei. Es hilft auch nichts, jedes Wort der anderen auf die Goldwaage zu legen, als ob man alles, was man schreibt, immer genau wortwörtlich so meint. Das ist das Gegenteil vom Verstehen.

- Wenn zwei unterschiedliche Ansichten aufeinander prallen, dann passiert es schnell, dass sich die Diskussion nur noch darum dreht, die Meinung des anderen mal mehr, mal weniger offen zu widerlegen. Obwohl jeder wissen sollte, dass das gar nicht geht. Man kann natürlich sagen, was man selbst besser findet, aber so drückt man das ja meistens nicht aus. Irgendwie gehts oft nur darum, den Lesern zu zeigen, warum die andere Ansicht doch nicht so toll ist.

- Und dann gibt es noch die mehr oder weniger versteckten Animositäten. Die sind natürlich Gift für jede Diskussion. Es müssen nicht alle händchenhaltend im Gesprächskreis sitzen, während einer seine Meinung tanzt, aber es ist so unnötig, sich wegen anderer Ansichten gleich angegriffen zu fühlen. Oder sogar einen Groll gegen jemanden zu haben, weil der öfter mal was sagt, was einem nicht gefällt. Dann wird gleich jede Schwäche ausgenutzt und jedes Wort so verdreht, dass der andere in einem schlechten Licht erscheint. Das ist jetzt ein bisschen überdramatisiert. Man merkt jedenfalls sofort, wenn sich Leute nicht ausstehen können oder wenn jemand von einem Standpunkt genervt ist.

Das Ziel einer Diskussion ist natürlich nicht, die Titelfrage zu beantworten, die sowieso nur ein Aufhänger ist und meistens kann man die Frage auch nur für sich selbst beantworten. Eigentlich gibt es ja unterschiedliche Ziele. Manchmal hat man einfach Bock, über das Thema zu reden, manchmal möchte man eine Idee vorstellen, manchmal interessiert man sich dafür, ob die anderen es genauso sehen, wie man selbst, oder man ist Statistik-Freak und interessiert sich ganz neutral für die anderen Meinungen, und manchmal sucht man nach neuer Inspiration. Ab und zu möchte man auch mal andere Ansichten nur schlechtmachen, das ist natürlich nicht so toll. Die meisten Ziele laufen jedenfalls auf eine interessante und angenehme Diskussion hinaus, sie sollten es zumindest, aber irgendwie hab ich das Gefühl, dass viele Diskussionen einen faden Nachgeschmack hinterlassen.

Ich glaub schon, dass die Diskussionen etwas bringen können, nämlich dann, wenn man dazu kommt, über das Thema nachzudenken und sich daraus neue Ideen entwickeln. Aber wie gesagt, oft wird dieser Punkt gar nicht erreicht. Wenn man aneinander vorbei redet, jeder nur das "Gewinnen" im Kopf hat oder man sich irgendwann nur noch die Köpfe einschlägt (es sei denn, man findet gerade das toll), bringen Diskussionen eher nichts. Was kann man tun?