Yakuza 3


Dieses Jahr habe ich mit Lynx ziemlich viel Yakuza gespielt, aber Yakuza 3 war der erste für mich neue Teil von den Kiryu-Titeln seit … 2018. Hui!

Ich hatte mir zuerst Sorgen gemacht, ob das Remaster noch gut spielbar sein würde von den Kämpfen, wenn man die modernen Titel gewohnt ist. Die Sorge war zum Glück unbegründet: Die Kämpfe spielen sich sehr ähnlich und sind zwar nicht ganz so hübsch, aber auch nicht behäbig oder so.

Das gilt auch für den Rest des Spiels. Manchmal fand ich es sogar angenehmer, dass die Physics Engine nicht so realistisch ist, z.B. wenn man sich umdreht oder Menschen anrempelt – das geht hier flotter als in den späteren Spielen.

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Gespielt haben wir es aber in erster Linie für die Story, daher auch direkt auf „Leicht“ gestellt und einen Großteil des Nebencontents ignoriert.

Yakuza 3 macht ein paar neue Dinge. Kiryu hat dem Yakuza-Dasein nun endgültig den Rücken zugekehrt und führt stattdessen in Okinawa ein Waisenhaus, wo er sich (mit Unterstützung von Haruka) um acht Kinder kümmert.

Das Waisenhaus liegt direkt am Strand in einer sehr idyllischen Umgebung. Ein Teil des Spiels besteht aus der Interaktion mit den Kindern, die man alle nach und nach kennenlernt und die jeweils ihre eigenen kleinen Arcs haben.

In denen geht es stets um persönliche Sorgen (Mobbing, die erste Liebe, Lügen, ein Streunerhund, …). Als Kiryu muss man mit den Kindern sprechen, ihnen teilweise ins gewissen reden und am Ende findet alles immer einen guten Abschluss.

Das Konzept davon hat mir sehr gefallen. Es zeigt Kiryu von einer anderen Seite und führt eine Dynamik ein, die es in Yakuza bisher nicht gab. Für mich war das eine schöne Abwechslung.



Zugleich muss man jedoch auch sagen, dass Kiryus Ansatz nicht jedes Mal besonders feinfühlig ist und das Spiel ihn gelegentlich doch als recht konservativen „alten Mann“ darstellt. Einmal ist einer der Jungen in eines der Mädchen verliebt, dieses wiederum liebt schon einen anderen Jungen in der Schule. Kiryu versucht dem Mädchen ins Gewissen zu reden, ob der Waisenhaus-Junge nicht doch die bessere Wahl wäre. Das ist schon ziemlich fragwürdig. Dass das Spiel den Angebeteten des Mädchens dann tatsächlich als Arschloch charakterisiert, entschuldigt das auch imo nicht.

Es gibt halt immer mal wieder solche Szenen, die zwar meist nicht richtig schlimm sind, aber ein bisschen fragwürdig. Im Ausgleich gibt es natürlich auch viele gute Momente. Insgesamt empfand ich die Waisenhaus-Sache schon als große Bereicherung fürs Spiel.

Die Hauptstory dreht sich natürlich mal wieder um Yakuza-Clans, Verschwörungen, Verrat und Kämpfe in den eigenen Reihen. Wieder einmal muss Kiryu nach Kamurocho, um nach dem Rechten zu sehen.



Diese Story fühlt sich sehr bewährt an. Cool ist, dass man mal einen Politiker trifft und somit mal eine andere Perspektive bekommt.

Weniger cool ist, dass der verstorbene Kazama einen Zwillingsbruder aus dem Ärmel gezaubert bekommt– ein ziemlich alberner Plottwist, der eigentlich nur existiert, damit am Anfang des Spiels ein Mysterium aufgebaut werden kann, das neugierig macht.

Der Antagonist hat mir zwischenzeitlich recht gut gefallen. Im Finale hat man aber einfach das Gefühl, es würde etwas fehlen. Seine Motivation war einfach nicht besonders gut ausgebaut.

Auch merkwürdig ist, wie Daigo aus seinem Koma erwacht, um sofort von seiner Krankenhausliege herunterzurollen und mit einer Waffe treffsicher zu schießen. Oder das Ende, als Kiryus Tod nach dem eigentlichen Finale random vorgegaukelt wird (und ihm niemand hilft), er nach den Credits dann aber wieder fit ist.

Der Okinawa-Teil des Spiels hat mir insgesamt deutlich besser gefallen. Dort trifft man auch sympathische Nebenfiguren wie Rikia und Mikio, und auch wenn die Stadt selbst nicht furchtbar viel zu bieten hat, tut der Tapetenwechsel der Serie gut.

Ach ja, und Majima hatte viel zu wenig Screentime.



tl;dr: Yakuza 3 bringt mit dem Waisenhaus- und Okinawa-Setting etwas frischen Wind in die Serie, verlässt die bewährten Bahnen in der Hauptstory aber doch nicht allzu sehr. Die Handlung ist mal wieder eine wilde Achterbahnfahrt, in der Ausführung oft jedoch recht holprig. Unterm Strich bleibt es ein sympathisches Spiel – vor allem freue ich mich aber, im nächsten Spiel nun endlich nicht mehr nur Kiryu zu spielen.

Spielzeit: 16:45h
Wertung: 6,5/10