Wenn man eine Lüge erzählt, dann ist man per Definition ein Lügner. Wenn man einen rassistischen Witz erzählt, dann ist man ein Rassist.
Natürlich wird einem dann niemand mit diesen Begriffen assoziieren, höchstens im Moment der Lüge/des Witzes, nichtsdestotrotz ist man es.
Man kann es differenzieren und die wirklich schlimmen Leute sind die Hardcore Lügner, und die Hardcore Rassisten (zumindest nimmt die Gesellschaft es so wahr).
Also ist auch das Wettern der Oma Gertrude eine rassistische Handlung. Ob das Wettern jetzt aus einer rassistischen Überzeugung entsteht oder weil sie sich in ihren Rechten betrogen fühlt ist in dem Zusammenhang erst mal unwichtig dafür, dass es rassistisch ist.
Und es sollte jedem klar sein, die Aussage von der guten Gertrude nicht so zu bewerten wie von einem Parolenschwingenden Neo-Nazi. Wobei es genug Studien dafür gibt (mitunter sagt einem das auch der gesunde Menschenverstand), dass die Aussage beim Bäcker der erste Schritt auf dem Weg zum Neo-Nazi ist. Immerhin war der auch nicht direkt bei seiner Geburt überzeugter Rassist, sondern durch mehrere Stationen in seinem Leben hat sich diese Neigung gebildet.
Wenn ich also laut rufe, dass Gewalt schlecht ist, dabei aber die Gewalttätigen Verbrecher der Reihe nach verprügle, dann ist das ok? Eine Figur ist lächerlich und unglaubwürdig, wenn sie im Gameplay anders handelt als was sie sagt und zeigen will. Und egal was du sagst, wenn der Spieler in der Gameplaypassage Massenhaft Menschen abschlachtet und in der Storypassage die Figur dann als völliger Pazifist auftritt, dann passt das nicht (kannst dich bestimmt noch an die Diskussionen zu Tomb Raider erinnern). Da kannst du die Handlung nicht auf den Spieler schieben, es ist immer noch die gleicher Figur und wird vom Spieler auch so wahrgenommen. Und ich kann es nur noch mal wiederholen: Sehr viele Spieler mit einer guten Figur, die die Welt vom Bösen befreien will oder was auch immer bringt massenhaft Tiere, Menschen und sonstige Wesen um. Und keiner kann mir erzählen, dass es sich um Selbstverteidigung handelt, wenn die Figuren in einem RPG gegen Massenhaft feinde kämpfen um stärker zu werden. Denn im seltensten Fall sind die Gegner alle Böse. Und selbst wenn, Gewalt gegen das Böse itself ist immer noch Gewalt, egal wie nötig und sinnvoll sie in dem Kontext auch erscheinen mag.
Unfug.Natürlich würde es uns Menschen noch geben, schau mal in den Spiegel, da lächelt dich einer an. Wie ich in dem Kontext weiter oben bereits schrieb: Früher (vor Zeiten des Internets, der Filme und von Videospielen die allesamt Gewalt in Massen bieten), ging es in so gut wie jeder Gesellschaft deutlich brutaler zu. Selbst heute noch, schau dir die dritte Welt Länder an und die Statistiken zu Gewalt, Mord, Hunger und was du willst. Gewalt ist dort viel vorherrschender als bei uns. Die "Zivilisierten" schlagen sich äußerst selten real (viele sogar in ihrem Leben nie), konsumieren aber sehr gerne Gewalt in Form von Medien (und sollten es nur die Nachrichten sein).
Und auch damals hat Nächstenliebe, Mitgefühl, Scham, Gesunder Menschenverstand und noch eine ganze Reihe andere logische und emotionale Gründe die Menschen davon abgehalten einander die Köpfe einzuschlagen.
Was denkst du, wie oft greifen Leute (wahrscheinlich ist es dir auch schon mal passiert) zu einem Fighting-Game um sich abzureagieren, wenn mal wieder irgendwas nicht so läuft oder sie auf 180 bringt? Man lässt die reale Gewalt, weil es anderes Ventil gibt, dass deutlich weniger Konsequenzen nach sich zieht. Schaff von heute auf Morgen alle Medien ab und die Gewalt wird wieder präsenter werden, darauf wette ich mit dir.
Moment mal! Jetzt vergleichst du aber eine Kerze mit einem Steppenbrand!
Einmal eine reingehauen zu bekommen ist natürlich weniger schlimm als sein Leben lang diskriminiert zu werden.
Einmal wegen seiner Hautfarbe übelst beleidigt zu werden ist aber auch deutlich schlimmer als sein Leben lang regelmäßig vermöbelt zu werden.
Bleib bitte in Relation mit deinen vergleichen.
Bei rassismus ist die Psychologische Komponente deutlich stärker als bei reiner Gewalt. Gewalt um der Gewalt Willen ist eher physisch. Was davon jetzt schlimmer ist, kommt auf sehr stark auf die Verhältnisse, die Person und die Situation an. Den einen kann man Stundenlang beleidigen und er nimmt es mit einem Schulterzucken. Der nächste ist nach ein paar Sätzen schon ein Häufchen Elend.
Aber ebenso bei Gewalt. Manche Menschen können sich damit arrangieren, sie sogar wollen, andere Brechen schon zusammen, wenn sie nur zu stark geschubst werden.
Das Rassismus also schlimmer ist als Gewalt, kann ich nicht unterschreiben.
Aber es kann durchaus sein, dass du es als Schlimmer empfindest, wegen dem, was du erlebt hast oder durch deine Umgebung/ Nachrichten/ Erfahrungen Anderer/... mitbekommen hast.
dennoch wäre ich vorsichtig damit eine Art von Negativem über eine andere zu stellen.
Du schreibst es selbst: "damals in Ordnung". Das ist es, was ich sagte und was kritisiert wurde. Aus heutiger Sicht ist es immer schlecht gewesen. Aber je nachdem wie sich die Welt in Zukunft entwickelt, kann schon in 30 Jahren der allgemeine Konsens sein, dass Linkshänder eine niedere Art von Mensch ist. Oder das nur Menschen Lehrer werden können, die auch regelmäßig Rauchen.
Sind vielleicht unsinnige Beispiele, aber vieles was heute normal ist, wurde vor wenigen Jahren, Jahrzehnten oder Jahrhunderten als absurd und falsch angesehen und andersrum.
Beispiel? Homosexualität. Vor 20 Jahren noch als ekelhaft, unnnatürlich, sündhaft und mit vielen anderen negativen Begriffen assoziiert. Wenn man heute erwähnt, dass man Schwulsein für nicht ok hält (also schon recht schwach formuliert), dann dauert es nicht lange, bis man von allen Seiten auf's übelste Beleidigt wird und sich teilweise schlimmeres gefallen lassen muss als die Schwulen vor 20 Jahren.
Gesellschaft ändert sich, und auch das, was gut und was schlecht ist. Zumindest was die "Gesellschaft" (also ein paar Typen an der Macht damit mein ich nicht die Lachnummer von Regierung) als gut und schlecht haben will.
//EDIT
Damit es nicht zu Missverständnissen kommt:
"Wenn man eine Lüge erzählt, dann ist man per Definition ein Lügner. Wenn man einen rassistischen Witz erzählt, dann ist man ein Rassist."
Damit will ich nicht sagen, dass man sofort ein Rassist in dem Sinne ist, wie der Begriff allgemein gebraucht wird. Sondern dass auch die Kleinigkeiten, die man im Alltag macht in ihrer Summe Auswirkungen haben. Wenn jeder Verantwortungsvoller mit dem Thema umgeht und eben nicht gleich einen Schwarzen-Witz macht (egal wie passend er in der Situation gerade zu sein scheint), dann würde die Welt schon ein Stück besser sein.
Das Video hier zeigt vom Prinzip her ganz gut, was ich meine (Guck-Empfehlung, sehr guter Clip) - "Dear Daddy"