Rebellion - Veröffentlichung der 2. Demo

[real Troll]

Die Demo hat einen sehr, sehr starken Eindruck auf mich gemacht. Das liegt – vor allen anderen Vorzügen – zunächst einmal an Deinem Talent, eine Geschichte als Spiel zu erzählen. Du lieferst nicht das Männchen-geht-hierhin-löst-Ereignis-A-aus-um-dann-dahin-zu-gehen-um-Ereignis-B-in-Angriff-nehmen-zu-können-Schema ab (wohl bekannter unter der landläufigen Abkürzung MghlEAauddzguEBiAnzk-Schema), sondern bettest die Spieleraktionen in eine sehr lebendig anmutende Welt. Ich hoffe mal sehr, dass Dich die vielen Lobe zum Weitermakern anhalten, denn wenn "Rebellion" den Vollversionenstatus erreicht, wird es wohl eines der unterhaltsamsten Makerspiele schlechthin. Für mich ist es jetzt schon ein heißer Kandidat für die Demo des Jahres. So, das war das Fazit vorweg, jetzt kommt noch Detailkram.

Die Spielwelt hat (von der Kacheleinstellung einmal abgesehen) eine sichtliche Portion Hingabe abbekommen. Das Mapping ist schön, überlegt und im richtigen Maße verspielt. Die Figuren passen in ihre Umgebung. Ein wahres Füllhorn an Nebenaufgaben hat sich über dem Spiel ergossen und sorgt dafür, dass man sich im positiven Sinn darin verlieren kann. Dazu hast Du "Rebellion" eine Geschichte, Mythen und teilweise sogar Aberglauben und Sprichworte beschert, die sich auf die Spielweltgeschichte beziehen und den Eindruck eines dichten Erzählgewebes wecken. Die Welt wirkt nicht konstruiert, sondern gewachsen.

Die lange Spielzeit besteht vorwiegend aus Spieleraktionen. Du setzt kaum selbstgenügsame reine Laufwege ein, die lediglich Spielzeit strecken sondern es ist meistens immer irgendetwas zu tun. Und die vielen, vielen sehr gelungen eingesetzten Extragrafiken und Posen schmücken ja fast noch den letzten Winkel - das augenzusammenkneifende Wächtergesicht hat mir besonders gefallen. Die schön geschriebenen Buchtexte in den Regalen tun das ihrige, um mich an ein Spiel von solcher Qualität zu fesseln. Dass der Höhepunkt des Spiels der Brief an Heisen ist, ist ja wohl klar. Und auch das Ende der Demo hast Du gut gewählt. Sie hat einen Abschluss und erweckt trotzdem das Gefühl, dass es gleich weiter geht.
Also: Ein sehr gutes Spiel, sehr weit über dem Durchschnitt und jede Mühe, die darin sichtlich steckt auch wert.

Zum Schluss noch ein paar Dinge, die mir nicht gefallen haben. Ich weiß nicht, was davon alles schon gesagt wurde, daher klappe ich das mal in die Geheimfächer:

Fehler am See: Durch falsche Höheneinstellungen bei verschiedenen Blumen gelangt man an mehreren Stellen auf die nächsthöhere Ebene und kann so die Nebenaufgabe des Fischers komplett umgehen, da man ja den Schlüssel zur Hintertür nicht benötigt.

Falls man, nachdem einer der Klone in die Testanlage gegangen ist und man selbst hinterher, noch einmal aus der Testanlage herausschlüpft, um zum Speicherpunkt zu gelangen, kommt man danach nicht wieder in die Testanlage hinein. Das Spiel hängt in dieser Handlungskombination fest.

Im Kampf mit einem Riesenkäfer kam es zu einem hässlichen Fehler. Der Gegner nahm meinem Helden ca 1/10 seiner LP ab und trotzdem erschien danach die Meldung, der Held sei gefallen. Das gleiche dann kurz darauf nach einem Speerwurf eines Kobolds.

Beim Analysieren des Feuermenschen stürzt das Spiel ab. Der Maker versucht, ein nicht existierendes 2. Monster ebenfalls anzusprechen und hängt sich dabei auf – wohl eine Folge von Kopieren&Einfügen.

Speicherpunkt beim Endgegner im Lavasee funktioniert nicht. Außerdem kann man in die Lava laufen.

Ende Spoiler

gameplayrelevantes, teilweise also stark Geschmacksache

Mutantenkeller: Hin und wieder wird man bereits über einen Abstand von 2 Feldern angegriffen. Unschön ist auch eine Stelle im Schlussflur unten links, die nicht passierbar ist, obgleich gerade das nicht sichtbar gemacht wird (unterhalb der Knochen).

Bei Zauberaufstufungen wäre es nett, wenn die schwächeren Stufen erhalten blieben. Die vielen schwachen Gegner sind nämlich die neuen starken Zauber oft nicht wert. Und ich wende auch nicht gerne einen hohen AP-Betrag für eine einfache Wald- und Wiesenspinne auf. So fehlen mir in den späteren Kämpfen einfach ein paar für die jeweiligen Gegner passende Angriffsmöglichkeiten. Die hätte ich, falls die schwächeren Zauber auch noch aktiviert wären.

Den Endgegner in der Spinnenhöhle kann man wohl deswegen nicht besiegen, weil man gar nicht gegen ihn kämpfen darf? Das wäre doof. Gerade nach so einem langen Gangwirrwarr erwarte ich als Spieler eigentlich einen entsprechenden Gameplayhöhepunkt. So war die eigentlich schöne Höhle letztlich unbefriedigend.

Beim Wachenspiel stören ein paar Perspektivenirritationen. Einige Stellen sehen passierbar aus (z. B. hinter großen Steinsäulen entlanggehen), sind es aber nicht. Dann bleibt man schnell hängen und wird entdeckt. Da das gehäuft auftritt, nervt es. Bei der Wache im Nordostturm fehlt übrigens ein Teleportfeld.

Aufgabenbuch wäre toll. So schön es ist, viele Dinge nebenbei für eine Belohnung erledigen zu können, so schnell geht auch die Übersicht verloren, wenn es SEHR viele Dinge sind. Ich musste häufig die zahlreichen Leute 2-3 Mal ansprechen, um mein Gedächtnis wieder hochzustarten.
In die Magierakademieepisode in Njutor solltest Du ein oder zwei sinnvolle spielbare Elemente einbauen. So wie es sich bisher darbietet, ist es eine schon gestaltete aber sehr passive Textöde. Mehr Roman als Spiel.

Das Hüpfspiel (auf Zeit Schalter finden) könnte etwas kompakter gebaut werden; dafür steht dem Spieler dann halt weniger Zeit zur Verfügung. In der bisherigen Form schindet es – gerade durch das recht langsame Hüpfen, das Du verwendest – doch recht viel Zeit.

Ende Spoiler