Vorwort
Ich habe mich mal wieder hingesetzt und eine kleine Geschichte geschrieben. Das Lied "The Man comes around" von Johnny Cash hat mich etwas inspiriert.
The Man comes around
Es war ein schöner Abend. Ich saß vor meinem Kamin auf einem Sessel und las ein Buch. In dem Zimmer war es schön warm, im Gegensatz zu draußen wo es schneite. Als meine Augen beim Lesen zu fielen, wusste ich, dass ich zu lange wach geblieben war. Ich stand auf und streckte mich. Es tat gut nach dem langen Sitzen und ich spürte wie ein angenehmer Schmerz, meinen Körper durchfloss. Ich löschte das Feuer des Kamins und machte mich auf den Weg in mein Schlafzimmer. Als ich aus meiner Lesestube in den Flur hinaus trat, durchfuhr mich ein eisiger Schauer. In dem Flur war es sehr kalt, sodass ich mich schnell auf den Weg ins Schlafzimmer machte. Als ich so durch den Flur eilte, spürte ich plötzlich wie mich jemand anschaute. Ich drehte mich sofort um, aber als ich im Flur zurückblickte, konnte ich niemanden sehen. „Hmm…das habe ich mir wohl eingebildet.“, dachte ich und ging weiter. Ich stand gerade vor meiner Schlafzimmertür, als ich schon wieder diesen Blick spürte. „Hallo?! Ist da jemand?“, rief ich den Flur entlang. Es kam keine Antwort, was ich auch erwartet hatte, doch ich sah eine Bewegung am Ende des Ganges. Angst machte sich in meinem Körper breit. Ich holte ein paar Mal tief Luft, um mich wieder zu beruhigen, und beschloss zu meinem Diener zu gehen. Ich lief durch die Gänge zum Raum meines Dieners. Dort angekommen klopfte ich kurz an und öffnete, ohne auf eine Antwort zu warten, die Tür. Mein Diener schaute gerade aus dem Fenster, als ich das Zimmer betrat. „Bert! Ich glaube, es ist jemand im Haus!“, sagte ich zu ihm, während er sich erschrocken herumdrehte. „Wie meinen Sie das, Sire?“, fragte er verdutzt. „Ein Verbrecher, Mörder oder sonst was ist in das Haus eingedrungen und will mich töten! Sie müssen einen Rundgang machen und schauen ob ich mich nicht doch getäuscht habe!“, sprach ich. „Sir, Sie vergessen wohl, dass hier niemand mehr eindringen kann, wenn das Tor zugemacht wurde. Das Tor wurde schon bei der Dämmerung geschlossen, also wird wohl auch kein unerwünschter Gast in Ihrer Residenz sein. Ich habe nämlich direkt nach der Schließung des Tores einen Rundgang gemacht und nichts Verdächtiges entdeckt.“, erklärte er. Ich dachte kurz darüber nach und stimmte ihm dann zu. „Sehen Sie Sire, alles ist in Ordnu… Oh mein Gott!“, schrie er und schubste mich dabei zur Seite. Ich landete hart auf dem Boden, spürte den Schmerz aber durch den Schock nicht und drehte mich schnell um, damit ich sehen konnte was los war.
Bert steckte eine Sense im Brustkorb und sein Blut sprudelte aus ihm raus auf eine dritte Person. Es war eine riesige Gestalt. Sie hatte einen langen Umhang an und eine Kapuze bedeckte sein Gesicht, sodass man nichts erkennen konnte. Ich hatte schon eine Ahnung wer das war. Meine Vermutung wurde bestätigt durch das nächste Ereignis. Die Person zog die Sense aus Bert heraus, während Bert qualvoll stöhnte. Danach hob die Person seinen Arm und eine knochige Hand kam zum Vorschein.
„Nein!“, schrie ich, doch mein Schrei konnte ihn nicht davon abhalten, Bert mit seiner Hand zu berühren. Als die Hand Bert berührte, hörte er sofort auf zu stöhnen und das Licht in seinen Augen verschwand. Bert fiel tot nach hinten um und die Gestalt wand sich mir zu. Nun wusste ich, wer es war. Es war der Tod.
„Was willst du?“, fragte ich ihn mit weinerlicher Stimme.
„Ich bin gekommen um deinen Namen mitzunehmen.“, sprach der Tod mit einer tiefen und erschreckenden Stimme.
„Was? Wieso?“, fragte ich ihn schluchzend. Nun liefen mir Tränen die Wangen runter.
„Mir wurde befohlen deinen Namen aus dem Buch des Lebens zu streichen!“, erwiderte der Tod finster, „Aber nun genug der Worte.“
Er kam langsam auf mich zu. Meine Angst wurde mit jedem Schritt, den er näher kam, größer. Ich spürte wie ich mich aus Angst erleichterte. Meine Hose wurde dunkler und es wurde warm zwischen meinen Schenkeln. Ich spürte keine Verlegenheit. Ich spürte nichts. Nichts außer Angst um mein Leben und eine grauenerregende Kälte. Die Kälte musste von ihm ausgehen, denn es wurde kälter und kälter je näher er kam.
Nun stand er vor mir und streckte seine Hand aus. Ich spürte, wie meine Tränen froren, so kalt war es durch den herannahenden Tod geworden. Doch plötzlich überkam mich eine unglaubliche Wut. „Ich will noch nicht sterben!“ schrie ich den Tod an. Dann geschah alles wie in Zeitlupe. Als er mich anfassen wollte, tauchte ich unter seinem Arm durch. Ich sprang über das Bett meines Dieners, lief auf das Fenster zu und sprang ohne Bedenken hinaus, obwohl dies auch für mich den Tod bedeutete. Ich spürte, wie ich flog und die Scherben des Fensters neben mir her flogen. Es war ein befreiendes Gefühl im Gegensatz zu der Angst. Mein Flug wurde aufgefangen von dem Baum auf dem Innenhof meiner Residenz. Ich landete sehr unsanft in dem Baum, aber es war mir egal. Ich war glücklich ihm entkommen zu sein. Als ich mich zu dem Fenster umwandte, sah ich nur wie der Tod aus dem Fenster gestiegen war und durch die Luft auf mich zu geschritten kam.
„Du kannst nicht entkommen!“, hörte ich ihn sagen.
Ich fing wieder an zu heulen und kletterte schnell den Baum herunter. Ich kletterte so schnell ich konnte. Die Todesangst verlieh mir unglaubliche Kraft. Ich kletterte den Baum in Windeseile herunter. Unten angekommen schaute ich nach oben, um zu sehen wie weit der Tod noch von mir entfernt war. Doch ich konnte ihn nirgends entdecken. Es war, als wäre er verschwunden.
„Ich habe es dir doch gesagt.“, ertönte eine Stimme neben mir, „Du kannst nicht entkommen.“ Ich wollte nur noch wegrennen. Doch plötzlich spürte ich einen großen Schmerz und fiel einfach zur Seite um. Ich versuchte mich abzufangen, doch es ging nicht. Ich landete hart mit dem Gesicht auf dem Boden. Blut strömte mir aus der Nase und ich versuchte verzweifelt weg zu kriechen. Doch es ging nicht, es war als würde meine ganze Kraft aus mir heraus fließen. Ich schaute an meinem Körper entlang und erkannte auch den Grund dafür. Der Tod hatte mir mit seiner Sense die Füße abgehackt und aus meinen Beinen floss das Blut in strömen. Erst jetzt, als ich es sah, überwältigte mich der Schmerz wirklich. Es war ein unbeschreiblicher Schmerz. Ich schrie nur noch und hoffte, dass dies alles nur ein schlimmer Alptraum sei. Doch das war es nicht. „Sei still!“, befahl der Tod und ich wurde still. Ich wusste selbst nicht warum.
Er schritt auf mich zu und sagte: „Du hättest nicht fortlaufen sollen. Du wärst friedlich eingeschlafen und ich hätte deinen Namen genommen ohne, dass du es bemerkt hättest. Doch du musstest ja fortlaufen und dadurch den Tod deines Dieners herbeiführen.“
Dies waren die letzten Worte, die ich hörte. Er berührte mich und alle Wärme wurde aus meinem Körper herausgezogen. Es wurde immer kälter und kälter. Dies war also das Gefühl des Todes. Als ich starb, hörte ich tausende Engelsstimmen, die alle zusammen sangen und von einer schönen Melodie begleitet wurden. Mein Geist wich aus meinem Körper. Ich stieg immer höher auf einer Art goldenen Leiter gen Himmel. Unter mir sah ich meinen Körper neben seinen Füßen liegen. Alle Furcht fiel von mir ab. Ich war glücklich. Einfach nur glücklich.
Ende
Ich hoffe, ihr habt Spass beim Lesen.
Mfg Turgon