@Zakkie
Alter schützt vor Torheit nicht, heißt es immer, und der hier schon angesprochene Reich-Ranicki belegt das eindrucksvoll. Selbst wenn man gebildet ist und eigentlich die nötige geistige Reife haben sollte, macht die Persönlichkeit (und die eigene Selbstverliebtheit) der sachlichen und angenehmen Unterhaltung schnell einen Strich durch die Rechnung.

Mich erstaunt es auch immer wieder, dass eigentlich ganz harmlose Diskussionen so schnell eskalieren können. Ginge es um ideologische Themen, könnte ich das noch verstehen, aber selbst bei der Frage "Freies Speichern oder Speicherpunkte?" kann es leicht passieren, dass sich im Laufe der Diskussion alle an die Gurgel gehen. Ich war natürlich selbst auch schon mittendrin, verstehen tue ich es trotzdem nicht.

Die Tücken einer Diskussion glaube ich aber recht gut durchschaut zu haben. Ich hab eben geschrieben, dass das Thema eigentlich zu komplex für den Thread ist, aber ich möchte doch kurz etwas dazu sagen. Am Anfang der Diskussion schreibt jeder seine Meinung und warum er so denkt. Darauf wird eingegangen und dabei fällt dann irgendwann die erste sarkastische Bemerkung oder jemand verhält sich ungewöhnlich aggressiv. Beim Versuch, darauf einzugehen, kommt es dann zu den Problemen, die eine Diskussion immer weiter in den Abgrund ziehen. Postings werden nur noch oberflächlich gelesen, um möglichst schnell antworten zu können. Es wird vergessen, was jemand (auch man selbst) zwei Postings zuvor geschrieben hat. Manche Aussagen werden als subtile Anspielung auf einen selbst missverstanden. Allgemein steigt die Menge der Missverständnisse mit der Menge der Postings, was dann wieder für die Teilnehmer die Frage aufwirft, ob absichtlich oder unabsichtlich missverstanden wird. Wörter und Sätze werden auf die Goldwaage gelegt, um die argumentativen Fehler des Gegenübers aufzuzeigen und damit ist man dann an dem Punkt, an dem es nicht mehr um die Sache geht, sondern um die Person - ad hominem. Kann man die Argumente des Gegners nicht entkräften, dann schmälert man seine Person. Die Diskussion wird also persönlich und dann ist alles verloren.

@caesa_andy
Niemand ist neutral, das sehe ich auch so. Die Familie stellt man über Freunde, Freunde über Bekannte, Bekannte über Unbekannte usw. Auch Mods sind da nicht anders und werden die einen eher bevorzugen als die anderen. Ich selbst würde bei einem Freund oder guten Bekannten auch nie moderieren, weil ich voreingenommen bin.

Nicht zustimmen kann ich dir bei der Tragweite. Die Unstimmigkeiten in der Community sind ein Problem, das nicht unterschätzt werden sollte. Das Thema Neutralität mag für sich genommen nicht so brisant sein, kann aber wieder die Unzufriedenheit verstärken, die schon durch andere Probleme genährt wurde.

@Corti
Das macht man doch beides aus den gleichen Gründen. Ich meine, wenn ich in einer Diskussion polemisch werde, dann weil ich weiß, dass das von den einen lustig und geil gefunden wird und dass die anderen sich deswegen die Hose einnässen (die Gegner). Ich find das vollkommen in Ordnung, auch mal polemisch zu werden, aber man sollte das zumindest nicht verklären. Wenn jemand so richtig schön am Bullshitten ist, fällt es mir auch schwer, mich zurückzuhalten, aber den Punkt erreichen wir hier doch eigentlich gar nicht so oft. Ich hab erst gestern in einem anderen Forum bei einer Diskussion über das Reizthema Homosexualität mitgemacht, da ging es richtig ab und da hatte man kaum eine andere Wahl, als selbst polemisch zu werden. Aber so lustig wie das ist, eigentlich ist es der falsche Weg.