Truth be spoken right here.

So sehr ich längere Filmreihen für ihre Kontinuität auch liebe, durch die sich Geschichten zu einem einzigen großen Epos verbinden können (was sich natürlich nicht bloß auf Superhelden beschränkt), aber in letzter Zeit wird damit wie auch mit so vielen anderen Dingen völlig ungerechtfertigt übertrieben. Sobald ein Trend auftaucht und einmal irgendwo funktioniert, wird es gleich kopiert in der Hoffnung der Studios, mehr Geld rauszupressen. Aber langfristig leiden die IPs darunter, wenn man es nicht richtig angeht oder wichtigere Dinge dafür vernachlässigt. Das hört auch nicht bei shared Universes auf. Als damals Episode I erschien, war auf einmal alles voll von Prequels. Nach Batman Begins wurde eine regelrechte Reboot-Welle ausgelöst. Und nach dem Finale von Twilight wimmelt es praktisch von der Aufspaltung von Filmen in Two-Parter, die eigentlich als vollständige Narrative nur zusammen funktionieren und einen bei den einzelnen Hälften unbefriedigt zurücklassen, wie aktuell auch die Hunger Games mal wieder deutlich zeigen. Insbesondere die letzten beiden Tendenzen find ich oft richtig furchtbar, unnötig und störend (und viel schlimmer als ungerechtfertigte zusammenhängende Filmuniversen).
Wie auch immer, in jedem Fall sollte der Film als Einzelwerk immer im Vordergrund stehen. Auch wenn man letztenendes mehr damit machen will und größere Pläne verfolgt. Bei sowas wie Iron Man 2 ist mir das echt sauer aufgestoßen, da das stellenweise nichts weiter als ein sehr banaler, überlanger Avengers-Werbetrailer war und Nick Fury sogar zur Deus Ex Machina gemacht wurde. Aber das sind wenigstens nur Ausrutscher in einem schon laufenden - und unterm Strich gut laufenden - Projekt. Übel wirds, wenn die sowas machen wie nun erneut bei Terminator, und gleich von Anfang an alles auf eine Trilogie auslegen, die aber vielleicht gar nicht zustande kommt, weil der erste Teil schon beim Publikum versagt. Traurig, dass sie ihre Lektion nicht schon mit Salvation gelernt haben, für den genau das gleiche angedacht gewesen ist. Und so bleiben wir in den ärgerlicheren Fällen auf ungelösten Cliffhangern sitzen wie beim Goldenen Kompass.
Auch wenn der Start vielleicht nicht so durchdacht war wie bei Marvel, aber bei DC kann ichs immerhin gut nachvollziehen, dass sie eine ähnliche Strategie verfolgen wollen. Schließlich gibt es dort diverse Paralellen auch was das umfangreiche Source Material angeht, in dem sie wühlen und aus dem sie zig Charaktere nutzen können. Was mir dagegen von Anfang an geradezu lächerlich erschien, war, das gleiche mit Spider-Man zu machen. Denn das ist ein einzelner Held. Der hat vielleicht diverse Schurken, aber wirklich nichts, was ein über direkte Sequels hinaus ausgebauteres, eigenes Filmuniversum nahelegen würde. Erst recht nicht bei dem in kreativer Hinsicht so unheimlich schwachen Start mit den ersten beiden Filmen. Schon Sinister Six würde ich mir nicht anschauen, weil es mich nicht die Bohne interessiert. Auch Venom als stand-alone wirkt für mich abwegig. Aber das beste war noch, als neulich Gerüchte aufkamen, sie wollten Spin-Offs über Tante May machen. WTF?
Ähnliches gilt für die klassischen Universal Monster. An denen hätte ich selbst dann kein Interesse, wenn Alex Kurtzman nicht daran beteiligt wäre. Diese Kreaturen zusammenzubringen mag vielleicht in den 30er bis 50er Jahren keine schlechte Idee gewesen sein, aber wer reibt sich heute noch die Finger danach? Zumal das alles Figuren sind, die nicht rein auf dem Mist des Studios wuchsen, sondern die auf älteren meist literarischen Vorlagen oder allgemeiner Mythologie beruhen und bei denen es jeweils haufenweise ganz ähnliche Filme zu ganz ähnlichen Charakteren gibt - Wolfman, Frankenstein, Dracula, Invisible Man, die Mumie etc. ... Niemand könnte aber heute ein anderes Studio davon abhalten, selbst einen Film über einen Wolfmann, Frankenstein, Dracula, einen Unsichtbaren oder die Mumie zu drehen. Weil das eben so schwammig und nicht klar umrissen ist. Vielleicht haben sie ja Angst, dass man sie nicht von anderen Vertretern unterscheiden und einordnen können wird, und versuchen es deshalb mit einer zusammenhängenden Reihe? Doch ich schätze den Reiz für das weltweite Publikum als eher gering ein. Erst recht wenn das Mumie-Reboot im heutigen Irak spielt und sich um einen Navy Seal Protagonisten und sein Team dreht >_> Wenn überhaupt, funktionieren diese Filme nur als Abenteuer, zumindest das hatte Stephen Sommers damals verstanden. Die Plot-Beschreibung zu dem neuen Machwerk unter der Schirmherrschaft von Kurtzman könnte nicht weiter davon entfernt sein. Auch wenn er eigentlich erst nachträglich zu einem gemacht wurde, aber der erste Film dieser Reihe ist mit "Dracula Untold" vor Kurzem ja schon erschienen. Den habe ich nicht gesehen, aber die Reviews und das schwache Einspielergebnis von 200 Mio spricht eigentlich schon für sich. Das ist definitiv nichts, worauf man als Fundament ein ganzes Filmuniversum bauen sollte.

Insofern finde ich James Gunns Sichtweise sehr sympathisch und kann mich dieser nur anschließen. Ausgedehnt auf die anderen, angesprochenen Punkte. Die Studios sollten mal einen Gang runterschalten und weder um ihrer selbst willen ganze Filmuniversen zusammenfriemeln, noch und erst recht keine Reboots oder Zweiteiler, die eigentlich nur ein einziger zerschnittener Film sind, machen, wenn es nicht in kreativer und erzählerischer Sicht und irgendwo auch aus Sicht der Fans völlig gerechtfertigt ist. Würde man dem eigenen Publikum etwas mehr Beachtung schenken und daran denken, dass man, wie Gunn sagt, in der Industrie letztenendes für sie arbeitet, würde es kaum noch solche Part-1-Part-2-Filme geben, da sich 95% davon mit den richtigen Drehbuchautoren auch in einem einzigen unterbringen ließen (und es andernfalls wie erwähnt meistens nichts als offenkundige Geldmacherei ist), und ebenso um einiges weniger Reboots.
Bei dem ganzen Wahn um gemeinsame Universen habe ich langsam aber sicher sogar die Befürchtung, dass es früher oder später so weit übertrieben wird, dass da Verbindungen geknüpft werden, die mir ganz und gar nicht passen. So verlockend auch der Comic-Avengers-Gedanke ist, ich möchte never ever die aktuelle Spider-Man Inkarnation im MCU sehen, oder auch nur die neuen Fantastic Four bei den X-Men. Da kommt es dann nicht zu Synergien, im Gegenteil, es zieht die Dinge für mich runter und auf ein jeweils niedrigeres Niveau. Es ist eine Sache, Filmreihen von Null an zu entwickeln, aber eine ganz andere, bereits bestehende miteinander zu verknüpfen - die dann vielleicht gar nicht wirklich zusammenpassen, sodass es sich fast wie ein "ungewolltes Stiefkind" anfühlt o_O Hier sollte Marvel sich lieber weiter darauf konzentrieren, die Rechte oder wenigstens Teile und Nutzungsmöglichkeiten für die eigenen Charaktere für ihre Zwecke zurückzubekommen bzw. sie sich von Fox und Sony auszuleihen, anstatt die üblere Art von Kompromiss einzugehen.