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Und speziell zu Punkt 2: Habe ich denen was getan? Wieso ziehen die mich nicht mal in Erwägung?
Weil die dich nicht wollen, um es mal nicht ganz Ladylike auf den Punkt zu bringen. Sowas kommt ja von normalerweise nicht von ungefähr und wenn es wirklich so gewesen ist, wie du das schreibst, ist das schon auffällig, wie diese Deppen sich so gegen alle Vernunft stellen und bei solch einem Ausfall keinen neuen suchen. Ich kenn deren Strukturen oder Internas nicht, aber die werden wohl keinen neuen brauchen. Außerdem darfst du nicht vergessen, dass wir heute leider in einer Zeit leben, wo sehr viele Dinge verdammt oberflächlich beurteilt werden. So nach dem Schema "Bist du'n Mann, kriegst du auf's Maul. Bist du eine Frau, kriegst du auch auf's Maul.".

Mir geht es schon Monate lang so. Mo-na-te-lang! Ich muss dazu sagen, dass ich eine leichte Hörschädigung habe. Nachdem ich letztes Jahr meine mittlere Reife abschloss, war nach einem Auslandmonat in Österreich mein Plan, ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) an einer Schule für geistig und motorisch beeinträchtigte Schüler zu absolvieren. Das ging aber nicht lange gut. Jedenfalls war man sich dort der Meinung, dass ich nicht gut genug gewesen bin und damit ich nicht völlig in den Seilen hing, habe ich mich für ein Halbjahrespraktikum dort entschieden. Unbezahlt, wohlgemerkt. Gleichzeitig war da natürlich klar, dass ich mir einen Nebenjob suchen wollte. Wo habe ich mich seit letztem Oktober bis März nicht beworben? Als Pizzafahrer, als Bürohilfe, an sämtlichen angesagten Bars als Servicerunner oder Barkeeper, vielleicht mal ein bisschen kellnern als Nebentätigkeit, aber das konnte ich alles in der Pfeife rauchen. Es war bis auf eine Ausnahme fast immer dasselbe: Mich groß zu einem Meeting einladen, um mich näher kennenzulernen, vielleicht einen Tag Probearbeit. Laut der Vorgesetzten hätte ich die Probetage meist gut absolviert, hätte einen "stabilen" Eindruck gemacht. Auch den Anleiter, den man mir an die Seite stellte, stets zufrieden gestellt. Ich habe mich dann schlussendlich immer versichert, dass der Vorgesetzte sowohl meine Adresse als auch Kontaktdaten hatte. Und nie wurde sich je wieder gemeldet, anstatt mir wenigstens direkt zu sagen, dass ich zu blöd, zu lahm oder zu hörgeschädigt bin. Dass einem Hoffnung gemacht wird und sich dann keiner mehr meldet, da gehst du irgendwann durch die Decke, aber es ist eben halt so.

Beispiel II im Rettungsdienst: Habe mich dort als Notfallsanitäter beworben, hatte mit die beste Bewerbung und von drei Konkurrentin laut Personalleiterin mit Abstand das souveränste Gespräch mit den realistischsten Einschätzungen bzw. breitesten Wissen bezüglich dieser schwierigen Arbeit. Alles hätte so perfekt sein können, ehe ich zwei Wochen später einen Anruf von einer geknickten Personalleiterin bekomme, die mir beichten muss, dass der "Vorstand sich eingeschaltet habe" und er mich aufgrund meiner Hörschädigung im Rettungsdienst als "ungeeignet" empfindet. Dass man mir das nicht persönlich sagt sondern die Persoleiterin vorschicken muss und dass man mich offensichtlich mehr als missverstanden hatte, kränkte mich dann schon sehr. Meine Persoleiterin fragte mich im Gespräch, für wie realistisch ich es halte, dass ich aufgrund meiner Hörschädigung möglicherweise an meine Grenzen stoße. Da habe ich ihr wahrheitsgemäß beantwortet, dass es da wohl beim BOS-Funk Probleme geben könnte. Ich habe aber sowohl in der Bewerbung als auch mündlich davon geredet, mich als FAHRER eines Notarzteinsatzfahrzeuges zu bewerben. Bei uns ist es nämlich so (Das weiß ich definitiv!), dass der Fahrer sich bei Einsatzfahrten komplett auf den Verkehr konzentriert, weil er bei hohem Tempo Risiken eingeht und mit der Disco aufm Dach dafür sorgen muss, dass die Straßen frei werden, während der Beifahrer sich um den BOS-Funk kümmert, wenn der schon nichts zu tun hat. Von einer Bewerbung als NotSan als FAHRER war von Anfang an die Rede, denn da bin ich um nicht mit Selbstbewusstsein zu sparen rasant, aber sicher und doch zielgerichtet unterwegs. Und jetzt? Versuche ich gerade noch eine Stelle im Logistikzentrum des DRK's zu bekommen und mich gleichzeitig an der Schauspielschule hier in Kassel zu bewerben. Jetzt muss ich wieder nach dem Motto fahren: "Wer zuerst kommt, malt zuerst und der nächste malt drüber".

Und dann moniert sich der Rettungsdienst, dass es an allen Ecken und Enden an NotSan's fehlt.

Was auch immer du gerade suchst, ich hoffe sehr, du findest bald was, aber dass Unternehmen ihre Oberflächlichkeit einstellen, kannst du leider in einer Zeit wie die heute nicht mehr erwarten.