Okay, das hier wird vermutlich ein langer Post, den ich noch 1000 Mal editieren werde.

Die meiste Zeit, in Momenten, in denen die Verdrängung schwer fällt, habe ich Angst vorm Tod. Das ist auch ganz natürlich so, da wir einen Selbsterhaltungstrieb haben. Es gibt Phasen, da denke ich jeden Abend an den Tod, dann wiederum welche, in denen er ganz fern ist und mich überhaupt nicht beschäftigt.

Religion + Tod:
Es lässt sich kaum ein Gespräch über den Tod führen, ohne dabei auch das Thema Religion anzusprechen. Ich bezeichne mich als Agnostiker, das bedeutet, dass sich für mich die Existenz eines höheren Wesens weder belegen noch komplett abstreiten lässt. Ich denke, diese Welt bietet ausreichend Indizien, dass alles ein Produkt des Zufalls ohne höhere(s) Wesen gibt. Wenn es tatsächlich ein Leben nach dem Tod und ein handelndes oder gar schöpferisches Wesen gibt, dann bin ich 100% davon überzeugt, dass der menschliche Verstand dies (zu Lebzeiten) niemals ergründen wird und damit auch alle Weltreligionen lediglich Interpretationen sind. An einen Jesus als "Gottes Sohn" oder ähnlichen Kram halte ich daher für ausgeschlossen).
Was passiert also nach unserem Tod? Da ich nicht an eine Seele glaube und mein Bewusstsein als Produkt meines Biosystems (Gehirns) sehe, bleibt nach meinem Tod von meinem Bewusstsein so viel übrig, wie vor meiner ersten neurologischen Aktivität: gar nichts. Der Tod wird sich dann so anfühlen, wie mein Bewusstsein vor meiner Geburt. Erschreckend und beruhigend zugleich.

Wie soll ich damit umgehen? Nun ja, am meisten geholfen hat mir das Buch "Das Ende ist mein Anfang" von Tiziano Terzani, das ich jedem ans Herz legen würde, der sich nicht mit religiösen oder parapsychologischen Erklärungen trösten möchte. Kurz gefasst geht es bei diesem Interview mit einem sterbenden (zugegebenen sehr weisen) Mann darum, dass die Menschen nur ein Problem mit dem Tod haben, weil sie sich sehr an Besitztümer klammern. Und zu Besitzen gehören auch die Beziehungen mit den Menschen die wir lieben. In dem Moment, in dem wir die Bande zu all unseren Besitztümern trennen, sind wir bereit zu sterben. Im Übrigen eine Ansicht aus der ostasiatischen Philosophie. Ich versuche danach zu leben und lege schon heute ein Wert darauf, sehr bescheiden zu sein, was materiellen Besitz angeht, nur zwischenmenschliche Beziehungen pflege ich, denn sie sind das letzte von dem ich mich wieder trennen will.

Besonders die Neugier, die Sperlingprinz angesprochen hat, also dass ich gerne wissen würde, wohin die Reise der Menschheit geht, macht mir auch zu schaffen. Werden wir zu anderen Planeten reisen? Werden wir die Umwelt in den Griff kriegen? Werden wir künstliche KI schaffen und den Tod selbst besiegen? (letzteres wird zu meinen "Lebzeiten" nicht mehr erreicht, nehme ich an).


Zum Sterben selbst:
Ich vertrete eine unkonventionelle Ansicht, denn ich wünsche mir einen langsamen und sehr bewussten Tod, während ich meistens den Wunsch von Leuten höre "möglichst kurz und schmerzvoll muss er sein". Schmerzen wünsche ich mir selbstverständlich nicht, aber ich würde lieber eine längere Sterbephase mit Schmerzen einem kurzen und rasanten Tod (womöglich in Panik) vorziehen. Wenn ich daran denke, wie vor Jeju in Nordkorea etwa 40 Mädchen gemeinsam in einem Raum, der sich langsam mit Wasser füllte, ertrunken sind, dann ist genau das, der letzte Tod, den ich mir vorstelle: eine sehr kurze Phase mit sehr hohen Schmerzen. Ebensowenig würde ich gerne einen Tod sterben, der so schnell ist, dass ich ihn gar nicht mitbekomme. Z.B. wenn mir etwas auf den Kopf fällt oder ein Hirnschlag mein Gehirn ausknipst.

Ich möchte dem Tod ins Auge blicken und mich von meinen Liebsten ausreichend verabschieden können. Im letzten Jahr ist eine Person meines näheren Bekanntenkreis unter Umständen gestorben, die ich auch sehr gerne für mich akzeptieren würde (relativ schmerzloser Tod durch Krebs. Ca. 3 Monate zwischen Diagnose und Exitus).

Alter(n):
Ich finde interessant, dass Nonsense dem Thema in seinen Fragen so eine große Bedeutung beimisst, denn das wiederum beschäftigt mich nicht so sehr. Jugend finde ich nicht so wichtig und auch kein so großes Ideal. Bisher habe ich mich immer in dem momentanen Lebensabschnitt am wohlsten gefühlt und ein wenig abfällig auf die Vorangestellten geblickt. Ich beneide auch niemanden, der jünger ist als ich, denn der hat wiederum noch nicht so viel erlebt wie ich und wird ohnehin irgendwann so alt sein wie ich, da empfinde ich keine Ungerechtigkeit oder dergleichen.

Meine beiden Großmütter, beide jenseits der 80, zeigen zunehmend Anzeichen von Demenz. Ich glaube das ist ein Altersabschnitt bei dem es mir tatsächlich zu schaffen machen wird, mit den ganzen Gebrechlichkeiten zu leben.

Unsterblichkeit:
ist für mich kein Ideal, da es praktisch nicht umzusetzen sein wird und wirklich nur in einer Hypothese attraktiv wirkt. Unser Universum ist nicht darauf ausgelegt unendlich viel Energie für Lebensformen bereitzustellen. Selbst wenn wir alle biologischen Bedingungen erfüllen und auch die Möglichkeiten von Unfällen und Gewalttoden ausschalten können, wird die Unendlichkeit ihre Grenzen gemeinsam mit dem Universum finden.

Romantischer fände ich die Vorstellung, bis in alle Ewigkeit ein einziges Jahr meines Lebens immer und immer wieder erleben zu können (und zwischendurch die Erinnerung daran verlieren zu dürfen).