1. Ich bin ein Markenkind und gucke zuerst auf den Herstellernamen.

2. Selbst der Vorstellungstitel kann mich scheues Reh verschrecken, wenn der Name des Spiels von allerlei Abkürzungen, eckigen Klammern und Zusätzen in unleserliche Formatschatten gehüllt wird. Ist der Name zu bedeutungsschwanger, zu gespreizt, zu schiefenglisch, zu irgendwie doof, schwindet mein Interesse ebenfalls.

3. Lande ich nach diesen Marginalhürden dennoch im Thread, sehe ich mir erst einmal an, ob er kompakt gestaltet ist oder weitschweifig zerfasert. Trifft Letzteres zu, hängt es sehr stark von meiner momentanen Laune, meiner Lesemuße und einem schon von mir selbst mitgebrachten Interesse ab, ob ich überhaupt verweile. Ist die Spielvorstellung knackig gehalten, wird sie gleich wesentlich launenimmuner und kann mich sogar in eiligen Momenten festhalten. Besteht die Vorstellung nur aus Spoilern, lasse ich die Geheimfächer zu und lese etwas weniger Klickaufwändigeres andernorts im Netz.

4. Bilder, Bilder, Bilder. Bevor ich auch nur ein Wort lese, rattere ich per Mausrad zu Buntem und Anschaulichem. Meist entscheidet mein unmittelbarer Eindruck an dieser Stelle, ob ich anschließend lese oder abbreche. Lediglich ein starker Autor oder gute Mundpropaganda könnten hier einem schlechten Eindruck entgegenwirken.

5. Ich möchte wissen, was ich eigentlich spielen kann, sehe mich also nach Informationen zur Spielmechanik um. Muss ich sie mir mühsam aus dem Text friemeln, lasse ich sie stehen, wo sie sind und gehe davon aus, dem Entwickler sei das Spielerische bedauerlicherweise weniger wichtig als mir. Ein übersichtliches, klares Format, das unter anderem die Spielbestandteile als eigenen Unterpunkt sowohl aufzählt als auch stichpunktartig aufführt, welcher spielerische Mehrwert damit angestrebt ist (das ist etwas anderes als eine Feature-Liste), kann so ein Vorurteil ganz einfach aufheben.

6. Ganz zum Schluss überfliege ich die Handlung. Da ich kein wirkliches Hassszenerio habe, ist es mir nahezu egal, wo und wie die Erzählung angesiedelt wird. Ich mag auch nicht schon in der Spielvorstellung textgroßflächig erfahren, was ich mir eigentlich selbst erspielen möchte. Allerdings achte ich selbst beim Querlesen darauf, inwieweit der Entwickler über sprachliche Mittel verfügt, einnehmend erzählen zu können. Macht schon die Spielvorstellung einen nur blassen erzählerischen Eindruck, sollte mich die Spielmechanik zwecks Spielspaßausgleich schon umso mehr interessieren.

7. Gibt es eine Demo? Nein? Dann parke ich das reine Leseerlebenis in meiner Gedächtnisecke für Erinnernswertes, gehe anderen Dingen nach und habe die Vorstellung vermutlich nach einer Woche wieder vergessen, falls der Entwickler nicht mit gelegentlicher Werbung gegensteuert.


Meine ideale Makerspielvorstellung stammt folglich von Timothy Cain, heißt schlicht "Bratz' den Ork!", ist von wohldosierter, aufgeräumter Kürze, erfreut mit bedachtsam ausgewählten Bildern (drei atmosphärische, drei anschauliche), erklärt schwafelfrei die Spielmechanik, baut mit zwei zeilenarmen Absätzen einen Handlungseinstieg auf und hat einen Downloadknopf.