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Thema: Forenrollenspiel "Westwind" – Der Schiffbruch und Tag 1 / Nacht 1

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  1. #1

    Forenrollenspiel "Westwind" – Der Schiffbruch und Tag 1 / Nacht 1

    Rasend jagte der Sturm schließlich heran, er peitschte die Wellen gegen den Bug, wie ein Feldherr seine entbehrlichen Truppen gegen einen überlegenen Feind schicken würde, alleine um Diesen mit der Masse seiner Soldaten zu begraben. Der Wind heulte so laut und angriffslustig, dass die Matrosen sich nur noch in panischen Schreien verständigen konnten, die Segel knatterten so laut, als würden Knochen bersten und der Kapitän wusste, was zu tun war, es war jedoch zu spät.
    Wie ein geduckt daliegendes Raubtier war der Sturm schließlich über sie gekommen, sein weit aufgerissener Rachen spuckte Hagelkörner und pfeifende Winde, seine Wut schließlich ließ die Segel reißen und die Masten brechen, im Getöse und Geheul wurden Matrosen wie hilflose Puppen und Marionetten in die See geschleudert, kurz sah man noch ihre Arme aus dem Wasser ragen, für Augenblicke ihre gequälten Schreie, dann wurden sie begraben unter den tiefschwarzen Wellen, in denen noch immer wie picklige Eiterbeulen die Quallen schwammen und wie zärtliche Liebhaberinnen ihre giftbewehrten Tentakel fast spielerisch um die Ertrinkenden zogen.
    Das ganze Schiff knarrte, der Steuermann wurde mitsamt dem Steuerrad von einem weiteren brechenden Mast erschlagen, die Wellen wuschen das Deck schnell wieder rein von seinem Blut.


    Wie ein Spielball wurde das Schiff umhergeschleudert und es war alleine seiner Größe zu verdanken, dass es nicht einfach umgeworfen und ersäuft wurde.


    Und dann… dann war der Sturm mit einem Male verschwunden, die Gewitterfront ließ das nun hilflos treibende Schiff hinter sich, die schwarzgraue Wand aus Wolken und zuckenden, donnerlosen Blitzen verschwand wie ein sattes Tier und hinterließ strahlendblauen Himmel, eine vollkommen ruhige, fast bewegungslose See.
    Die wenigen verbliebenen Matrosen lagen einander in den Armen und lobpreisten die Sonne, sie ließen ihre klatschnassen Kleider trocknen und zogen die schreckliche Bilanz, dass mehr als die Hälfte der Männer über Bord gegangen waren und große Teile des Schiffes, sowie der Ausrüstung verlorengegangen waren.
    Die dumpf pochende Ahnung wurde zur Gewissheit: Das Schiff war vollkommen manövrierunfähig und nun der Gnade der Wellen ausgeliefert, an einigen Stellen brach immer wieder Wasser ein und noch immer gab es Kameraden und Matrosen, die unter dem Holz der Takelage verschüttet lagen, ihre Arme und Beine ragten unter Segeltuch oder Holzkisten hervor, ihre Haut war so bleich wie der Bauch von Fischen.


    Die erste Zeit nach dem Sturm wurde noch bejubelt, doch mit der Trägheit und Schonungslosigkeit der Flaute gingen auch die steigenden Temperaturen umher und schließlich erstarb die Moral der Überlebenden ganz. Die Sonne, die sich erst als Wohltäter getarnt hatte, brannte nun mit erbarmungsloser Hitze auf die See und das Schiff, in den Fässern begann das Wasser zu faulen, die Lebensmittel hatten sich mit einem seltsamen, schrecklichen Pilz infiziert, welche die Matrosen Einen nach dem Anderen grausam sterben ließ, der Fischfang ging nur schleppend, die Quallen hatten jedes Leben vertrieben…
    Und so hielt auch das Sterben Einzug auf dem Schiff, Matrose um Matrose verendeten, schließlich auch ihr treuer Kapitän, bald waren nur noch angeworbenen See-Söldner am Leben.


    Am vierten Tag der Flaute schließlich, als die Haut der unglücklichen Seefahrer schon krebsrot und verbrannt war und die Zunge müde und ausgetrocknet am Gaumen klebte, regte sich ein leises Lüftchen, wie von Geisterhand gelenkt, nahm das Schiff immer rascher Fahrt auf, bald schon konnten am Horizont sachte Umrisse ausgemacht werden, bald schon schälten sich einige Berge aus dem Horizont, flankiert vom satten Grün einer dichten, tropischen Urwaldregion, davor und umgeben von Sandstrand auf dem perlend die Wellen erstarben.
    Zweifellos eine Insel, die sich da offenbarte, nun, wo der Tod seine Finger auch schon gierig nach den Überlebenden ausstreckte.


    Beginnend mit dem fünften Tage schließlich, knirschte es laut und vernehmlich unter dem Bug und zum ersten Mal seit langem konnten sie wieder Vögel kreischen hören, zusammen mit den Geräuschen des Dschungels, wolkenverhangen thronten die majestätischen Vulkanberge in der Mitte der Insel, der Wald war dicht, offenbarte aber einen schmalen Pfad der ins Inselinnere führte und schließlich in einem großen Platz mündete, auf dem sich allerlei halbzerfallene und zerstörte Hütten befanden, mittlerweile waren die ehemaligen Blockhäuser überwuchert mit Gestrüpp, Sand wurde in die Hauseingänge geweht und gebleichte Knochen mit eingeschlagenen Schädeln zeugten davon, welche Tragödie hier stattgefunden haben könnte, am Erschreckendsten waren jedoch die mittlerweile von der Sonne komplett ausgebleichten Banner die das Wappen der ‚van der Walls’ zeigten… Offensichtlich war man auf die sterblichen Überreste der letzten Expedition gestoßen.


    Dies wurde schließlich bestätigt von einem Logbuch, welches einem Siedler hier gehört haben mochte. Er schreibt davon, dass des Nachts ein schlimmes und schreckliches Schaben zu hören war und am nächsten Morgen ein goldener Totenschädelgötze zu sehen war, der wie ein Mahnmal in der Mitte der Siedlung drei Schritt hoch erschien.
    Danach habe es angefangen…
    Die Siedler veränderten sich. Einer nach dem Anderen wurden ihre Seelen von der Stele eingezogen, sie infizierten sich mit dem Geist einer uralten echsischen Gottheit namens H’Ukaw.
    Die Versuche, die Infizierten unter ihnen zu isolieren blieben erfolglos, unzählige Unschuldige wurden hingerichtet, alleine Dreien gelang die Flucht, so heißt es, mit einem Schiff, dass einmal im Monat an der Insel vorbeisegeln würde, jedoch nur, wenn es gelingt, auf sich aufmerksam zu machen.


    Aus diesem Grunde, so schreibt der tote Siedler, hatte man ein Leuchtfeuer, ein Holzfällerlager und dazu eine Werkzeugmacherei unterhalten, um mittels Feuer ein weithin sichtbares Signal zu haben und es scheint zu stimmen, ihr könnt in den Ruinen nicht nur die Werkzeugmacherei ausmachen, ihr seht auch den Pfad zum Holzfällerlager und Teile des Leuchtfeuers.


    Ihr besprecht in diesen Augenblicken noch was ihr zu tun gedenkt, als ihr unter euch ein sachtes Vibrieren wahrnehmt, die Luft stinkt nach fruchtbarer Erde und auch heißem Metall, laut kreischend steigen die Vögel auf und während ihr zu Boden sinkt, das Dröhnen euch den Atem nimmt und eure Ohren betäubt, seht ihr im Dunkel der euch empfangenden Ohnmacht eine goldene Stele aus dem Boden wachsen…



    Als ihr wieder aus eurer Ohmacht erwacht, ist es frühester Morgen, ihr fühlt euch normal, aber ihr könnt euch denken: Nicht alle eurer Kameraden… könnten noch die Alten sein. H'Ukaw's Atem war erwacht!



    Tag 1 beginnt!
    Es ist früher Morgen, der Tag verspricht tropisch heiß zu werden.

    Geändert von Daen vom Clan (04.06.2009 um 12:25 Uhr)

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