Thomas betrachtete missmutig das Treiben des Volksfestes. Sicher, früher hatte er ebenfalls gerne mit Bier und Wein gefeiert, aber diese Zeiten hatte er lange hinter sich gelassen. Zu viele Schmerzen waren ihm zugefügt worden, zu viele traurige Stunden verbargen sich hinter den einstmals fröhlichen Festen.

Thomas schüttelte den Kopf. Er musste endlich von diesen Gedanken loslassen. Sie durften ihn nicht handlungsunfähig machen. Nicht dieses Mal!

Thomas Gedanken wurden wieder klarer. Das bunte Treiben umgab ihn und dennoch wurde er seit seiner Begegnung mit den Mönchen das Gefühl nicht mehr los, dass mit ihnen hier ein ziemlich übles Spiel gespielt wurde. Der Sinn war dahinter war ihm zwar noch nicht völlig klar, aber das würde mit der Zeit schon werden.

Erneut betrachtete Thomas das bunte Treiben und die fröhliche Ausgelassenheit der Menschen um ihn herum. Mit seiner schwarzen Kutte wirkte er fast wie ein Fremdkörper in der Masse und die meisten betrachteten ihn auch in dieser Weise. Für sie stellten Glauben und rationales Handeln immer noch unüberwindbare Gegensätze dar. Narren! Irgendwann würden sie seine Hilfe mit einer Kusshand entgegennehmen, ja sie würden förmlich darum betteln, und dann würde sein Glauben keine Rolle mehr für sie spielen.

Vorurteile sind doch pure Ironie, dachte Thomas bei sich, als er den Hochverwalter wieder einmal große Töne spucken hörte. Thomas wartete immer noch damit, ihn mit seinen gewonnenen Erkenntnissen zu konfrontieren. Irgendwann würde seine große Stunde kommen, so dass er den Verwalter bloßstellen könnte. Aber dies war noch nicht der richtige Zeitpunkt dafür.

Allmählich verstand er, worum es ging. Die Gruppe sollte also einen Sprecher wählen. Eine schwere Wahl. Thomas interessierte das Amt nicht. Er hatte auch so schon genügend Befugnisse. Ein weiteres Amt konnte ihm so schon beinahe bei seiner Aufgabe behindern. Außerdem wusste er, dass Balthasar weiterhin fleißig gegen ihn in der Stadt hetzte. Natürlich nicht in aller Öffentlichkeit, das wäre ja viel zu gefährlich. Aber ein paar gestreute Gerüchte hatten schon ihre Wirkung getan, was Thomas allerdings herzlich wenig interessierte. Er war und wird auch immer ein einsamer Wolf bleiben. Allerdings kann auch ein Wolf einmal Zähne zeigen.

Thomas bedachte noch einmal seine mögliche Wahl, bevor er seine Stimme erhob:


"Ich nominiere Daeron. Nichts gegen euch, Balthasar, aber ihr scheint mir doch ein wenig jung für diese Aufgabe zu sein. Daeron hingegen hatte genügend Zeit, um Erfahrungen zu sammeln, und diese auch im wirklichen Leben auszuleben. Ihr hingegen habt die Theorie studiert und solltet vielleicht noch einige Jahre praktische Erfahrungen machen. Dann seid ihr dieser Aufgabe vielleicht gewachsen."