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Thema: Forenrollenspiel "Westwind" - das Intro

  1. #1

    Forenrollenspiel "Westwind" - das Intro

    8 Tage nach den Ereignissen des Prologs…

    Tag 1, In der Hafenstadt Esdees






    Wie Regentropfen, die während eines Schauers an einem Grashalm entlang perlen, so waren die Händler und Schausteller, die Glücksritter und Faszinierten langsam in die Stadt Esdees geströmt, jene Hafenstadt, in der ein paar der mächtigsten Handelshäuser des Kontinents Mediaksis ihren Sitz hatten und wo man die Wiege des Kontors der ‚van der Walls’ wusste.

    Erst waren es nur die Fladenbäcker und die Fleischbrater gewesen, dann schloss sich eine von Zwergen betrieben Armbrustschussbahn an und schließlich reihten sich in die lange Schlange und dem endlosen Konvoi an Schaustellern gnomische Karusellbetreiber ein, elfische Kostümhändler und die Darbringer allerlei lukullisch köstlicher Kostbarkeiten und schon am frühen Morgen pfiffen es die Spatzen von den Dächern, im gleichen Rhythmus, wie es die ausgemergelten Straßenkinder ihren Spielkameraden zuriefen:

    Ein Volksfest war in die Stadt gekommen!

    Bedächtig nickten die Älteren und schalten den Handelsherren Daen van der Wall einen vergnügungssüchtigen Tunichtgut, einen Verschwender gar, doch der Großteil der Bevölkerung freute sich aus vollstem Herzen über die gebotene Abwechslung, auch wenn sie freilich nicht ahnen konnten, dass der kalt berechnende Finanzmagnat handfeste Ziele hatte, die er nicht bereit war aus den Augen zu lassen und selbstverständlich konnte man hinter der bunten Fassade der Freude und Ausschweifung auch erkennen, dass diese Expedition der letzte Strohhalm des Hauses war, bevor es dem Ruin anheim fallen würde.
    Schon alleine aus diesem Grunde war es dem feisten Mann in der edlen und sehr üppigen Kleidung eine Angelegenheit aus Herzblut, diese Reise von Anfang an in bestem Licht erstrahlen zu lassen und vielleicht auch die Anwesenden die Ankunft des „Geisterschiffes“ – wie es im Volksmund nur noch furchtsam genannt wurde- vergessen zu machen… auch wenn Dieses aus bisher ungeklärten Gründen abgebrannt und auf den tiefsten Grund des Hafenbeckens gesunken war.

    Nichts wollte der Pfeffersack dem Zufall überlassen, wortgewaltig und mit vielen Stiefeltritten scheuchte er seit Tagen schon seine Angestellten und Leibeigenen umher und man munkelt, dass auch seine Gespielinnen dieser Tage wenig zu lachen hatten.
    Ebenso zugegen wie Daen waren auch seine rechte Hand, der rattengesichtige Verwalter und der jähzornige Hauptmann und alle Drei wussten auf ihre Art und Weise Schrecken und Unbill zu verbreiten, wo immer sie auftraten und hinschlugen.

    Wahrlich jedoch: Die Stadt erstrahlte in einem Glanz wie schon lange nicht mehr!
    Fahnen und Banner schmückten die Straßen und säumten die Gassen, die Menge hatte sich in Feierlaune in ihre besten Gewänder gehüllt und obschon das Fest, die große Abschiedszeremonie – von Daen großspurig „Auszug der wellenreitenden Helden“ genannt – erst am Abend stattfinden sollte, so konnte man die freudige Erwartung schon jetzt mit Händen greifen und mit allen Sinnen spüren. Seidiger Stoff war zu sehen, kaum blickdicht an anmutigen Leiber drapiert, der Geruch von Backwerk, übertüncht vom würzigen Duft zwergischer Marinaden am Grillfleisch, überall Musikanten und Skalden, Bänkelsänger und Barden, die ihre Instrumente mit konzentriertem Blick und geübtem Griff stimmten und von der Menge ob ihrer Fremdartigkeit und Exotik mit offenem Mund bestaunt wurden und natürlich auch die Stände mit allerlei Kurzweil und dem erklärten Ziel, dem geneigten Gast das Gold und Silber aus der Tasche zu ziehen.


    Eure Gruppe steht locker zusammen und scheint das Treiben – je nach Gemütslage gespannt oder amüsiert – zu betrachten, als Ribubald, der Hochverwalter des Hauses ‚van der Wall’ mit eifrigen Tippelschritten auf euch zugeeilt kam.
    Sein Rattengesicht verzog sich zu einer Fratze der Freude und selbstvergessen tupfte er sich mit einem Seidentuch, welches im Wert eine Hafenarbeiterfamilie durch den Winter bringen würde, die schweißnasse Stirn ab.
    Offensichtlich war er auf der Suche nach Etwas, er schien jedoch erfolglos zu bleiben und so blickte er Jedem von euch kurz in die Augen um dann mit seiner hellen Stimme anzuheben:
    „Gut...ehm...dass ich euch...ehm...hier...ehm...hier...ehm...treffe...ehm...ihr Helden...ehm...ihr Heldenmütigen. Heute Abend findet ja das Fest...ehm...zu euren Ehren statt...ehm...ausgezeichnetes Wetter...ehm...wenn ihr mich fragt...ehm...nun ja...ehm...ich muss jedoch zuvorderst eine Sache wissen: Ich brauche euren Sprecher...ehm...den Anführer eurer Gruppe...ehm...euer Organ, sozusagen.“, haspelte er vor sich hin und musste seinen Blick offensichtlich immer wieder vom Anblick der vorbeieilenden Tänzerinnen abwenden.
    Erwartungsvoll sah er schließlich in die Runde…

  2. #2
    Seitdem er auf der Oberfläche wandelte, hatte Otr noch nie solch ein Fest gesehen. Es schienen Lebewesen aller Art zusammenzukommen, um etwas zu verkaufen, ihre Kunststücke vorzuführen oder einfach nur zusammern Spass zu haben.
    Als der ihm unsymphatische Hochverwalter van der Walls kam und nach dem Sprecher ihrer Gruppe fragte, wusste er nicht wirklich was er antworten sollte.

    Wollte dieser Kerl nur einen Vorschlag oder wollte er, dass man mehrere vorschlägt?
    Otr dachte über diese Frage jedoch nicht lange nach, da für ihn eh nur zwei Personen ihrer Gruppe als Anführer in Frage kamen.
    "Ich würde zum einen Sabal vorschlagen, weil er Musiker ist und ich Leuten die gute Musik spielen vertraue, zum anderen schlage ich auch noch Daeron vor. Daeron ist ein hervoragender Krieger und hat dazu noch den Beistand der Götter. Außerdem ist er trinkfest und kann selbst mit einen verschleierten Geist noch gute und vernünftige Entscheidungen treffen."
    Nach diesen Worte schwieg Otr und wartete auf die Resonanz der Gruppe.

  3. #3
    In diesem Getöse des Volksfestes um ihn herum, fiel es Woglar schwer nachzudenken, aber als er sich so in seiner Gruppe umsah, kam er zu dem Schluss, dass er keinen aus der Gruppe für wirklich geeignet wäre, die anderen anzuführen. Nicht weil sie schlechte Menschen - oder Elfen, oder Zwerge oder wasauchimmer - waren, obwohl dies auf einige sicher zutraf, sondern weil sie einfach zu unterschiedlich waren. Aber wenn es denn schon einen geben musste, dann wusste er, wen er wählen würde - und wen er nicht wählen würde.
    "Ich schlage Balthasar von Terrowa als Anführer vor", teilte er seine Entscheidung mit.

    Geändert von Raknar (29.05.2009 um 20:59 Uhr)

  4. #4
    Lif lies es sich gutgehen. Da die Tatsache, dass er jetzt für ihn arbeitete, Daen nicht im Mindesten davon abzuhalten schien, ihn mit Aufträgen zu versorgen, konnte er sich das auch leisten. Er überlegte gerade, ob sein Spaß an dem Fest irgendwie dadurch gemindert wurde, dass er einen zwar nicht großen aber nichtsdestotrotz gutbezahlten Anteil zu seinem Zustandekommen beigetragen hatte, als er Ribuald bemerkte.
    Einen Anführer also... Als ob im Süden nicht einfach derjenige das Sagen haben würde, der sich am besten durchzusetzen wusste, sei es nun durch Gewalt oder Manipulation... Von daher war es ihm eigentlich egal, wer diesen überflüssigen Posten übernehmen würde. 'Naja, fast egal', dachte er mit einem Seitenblick zu Thomas. Da er in den letzten Tagen Gelegenheit gehabt hatte, die anderen zumindest etwas besser kennenzulernen, meinte er schließlich: "Ich schließe mich Woglar an und stimme für Balthasar."

  5. #5
    Nessa betrachtete das Spektakel lächelnd.
    "Genau die richtige Methode, um von diesem seltsamen Schiff abzulenken, das muss man diesem van der Wall schon lassen!", dachte sie.
    Sie trug eines der wenigen Kleider, das sie besaß. Es war in dunklen Blautönen gehalten, sah relativ schlicht aus, bestand aber aus teurem Stoff. Die Ärmel waren kurz und der Schnitt ließ die Schultern gänzlich unbedeckt, sowie einen Teil des Rückens, den allerdings ihre Locken teilweise verdeckten.
    Sie hatte dem Fest eine ganze Weile schweigend zugesehen und auf etwaige Gespräche ihrer Mitreisenden gelauscht. Nun, da ein seltsamer Mann sich zu ihnen gesellt hatte, der ihren 'Fürsprecher' wissen wollte, erschien sie das erste Mal seitdem sie sich zu den anderen gesellt hatte, wirklich aufmerksam.
    "Hmmm. Schwierige Frage, zweifelsohne. Das könnte uns in ziemliche Schwierigkeiten bringen, jemanden zu wählen, der nicht geeignet ist."
    Schweigend hatte sie nachgedacht, bis die Elfe, mehr aus Bauchgefühl als aus Logik, ihre Wahl getroffen hatte. Sie erhob kurz die Stimme und sagte ein einziges Wort:
    "Balthasar."
    "Hoffentlich war es die richtige Entscheidung, er scheint mir recht vernünftig zu sein, und dabei noch menschlich. Nunja, es wird sich zeigen."
    Sie wandte sich wieder dem bunten Treiben zu, das vor ihr herrschte, und beobachtete grinsend, wie ein flinker Taschendieb einem wohlhabend gekleideten Mann den Geldbeutel geschickt aus der Tasche zog. "Ahja, es geht doch nichts über ein Fest. Nicht nur die Händler ziehen den Leuten das Geld aus der Tasche, wie immer."

  6. #6
    Torben stand am Rand und schaute zu.
    "Da ich, wenn Sabal gewählt wird, gezwungen sein werde ihn umzubringen, stimme ich, wenn überhaupt für irgendeinen,für Balthasar, da er mir noch am besten geeignet für den Kram scheint."
    Mit diesen Worten kam Torben nach vorn, trat zum Hochverwalter, zog sein Messer, zeigte damit auf den Hochverwalter und sagte drohend:
    "Also, hören sie mir gut zu, da ich das nur einmal sage! Wenn sie auch nur eine Frau, insbesondere Carmen auch nur falsch anschauen, wird ihr kleiner Mann sie nicht mehr lange in schwierigkeiten bringen können!"
    Dabei funkelte er den Hochverwalter zornig an.

  7. #7
    Mehr als eine Woche war Balthasar jetz schon im Hafen. Er hatte die Zeit damit verbracht über die Ereignisse auf dem Schiff Daen van der Waals, von den meisten schlicht "Geisterschiff" genannt, nachzudenken.
    Würde ihre Expedition auch so enden? Immernoch fragte sich Balthasar was wohl den armen Seelen auf diesem, nun verbrannten und weggespültem, Kahn geschehen war. Er würde es wohl nie herausfinden.
    Schon im frühen morgen war Balthasar der grauenhafte Lärm, er hatte die Nacht wieder in der Gaststätte verbracht, aufgefallen.


    "Nicht sinnvolleres im Kopf als stumpfe Feste zu feiern, dieser van der Waal.", sagte er zu sich als er das Spektakel aus dem Fenster beobachte hatte.

    Er machte sich bereit und ging nach draußen. Nach kurzer Zeit hatte dieser ständig nervöse Hochverwalter sie angesprochen. Sucht euch einen Anführer, hatte er gesagt.
    Balthasar fragte sich für wen er stimmen würde, er fand das zwar unötig, schließlich hatten sie ja ihren eigenen (Möchtegern)Richter mitdabei, aber wenn die Expeditionsleitung das so will.
    Balthasar sah sich kurz in der Gruppe um und rief
    " Ich stimme für Woglar."

    Er fand das Woglar ausah wie jemand der mit Verantwortung umgehen konnte, auch wenn von seiner Entscheidung Menschenleben abhängen.
    Hoffentlich würde es nicht zur Notwendigekeit eines Anführers kommen.

  8. #8
    "Hahaha! Mir kommt es vor, als hätte ich seit Tagen an dieser Stelle hier gestanden! Moment… ich stehe ja tatsächlich schon ein Weilchen hier… Hahaha! Was nicht alles passieren kann, wenn man an ein kühles Blondes denkt, nicht wahr? Hach, ich habe Durst."

    Daeron drehte den Kopf leicht nach hinten und lugte zu der Tür der Hafenkneipe, aus der er vor kurzem noch herausgestiefelt kam.

    "Ach, entschuldigt, ich war erneut in Gedanken versunken… worum geht es? Sprecher? Hmm… ich würde mich ja selber wählen, aber ich bin bereits Sprachrohr Valars und beides verträgt sich sicher nicht. Otr wäre sicherlich auch keine schlechte Wahl, er ist ein Zwerg und ein Zwerg verträgt einiges, nicht wahr? Hehe! Wie auch immer, er muss sich allerdings im Kampf beweisen und nicht in der Redekunst, wenn er sich einen Platz in der Ewigen Schmiede verdienen will. Ich stimme deshalb für diesen Kuttenmenschen, diesen Balthasar. Ich mag den Jungen und das mit dem Trinken kriegen wir auch noch hin, nicht wahr?!"

    Daeron blickte etwas gedankenversunken in die Runde. Auch wenn er gerade noch zur seinen Kameraden gesprochen hat, sind seine Gedanken bereits bei der Frage, ob er dem Rattengesicht nicht einmal ein Bier oder zwei empfehlen sollte, um den Zitter aus der Stimme zu vertreiben. Das fand er lustig.

  9. #9
    Als Carmen den Hochverwalter auf die Gruppe zukommen sah, richtete sie sich zu ihrer vollen Größe auf - sie wollte ihm zeigen, dass sie keine Angst vor ihm hatte - war aber auch sehr froh und dankbar, als Torben ihn bedrohte. Dafür schenkte sie ihm ein bei ihr seltenes Lächeln. Und beim Gesichtsausdruck von Ribubald fiel ihr dies wahrlich nicht schwer.
    Anschließend wollte natürlich auch sie ihre Meinung kundtun:


    "Ihr verweichlichten Mitstreiter!", rief sie lautstark in die Runde, "jede Satra - also auch jede Gruppe - braucht einen Sprecher, so unwohl mir auch dabei sein mag. Und um nicht den Schlimmsten von euch Nichtsnutzen auszusuchen, wähle ich den, der sich bisher wenigstens nicht schlecht verdient gemacht hat.
    Torben hat zwar bewiesen, dass er für die Gruppe einsteht, aber Balthasar ist älter, erfahrener und gelehrter als er. Wenn wir ihn als Sprecher haben, werden uns auch diese vermaledeiten und gottverlassenen Händler zumindest etwas ernst nehmen."
    Sie spuckte grob in Richtung vom Hochverwalter aus. Dann ging sie drohend auf Balthasar zu und flüsterte gefährlich: "Beim Geist meiner Großmutter, ich werde dich verfluchen, wenn ich diese Entscheidung bereue."
    Daraufhin wandte sie sich mit wehenden Haaren von ihm ab und verschwand halb in einem Schatten, doch ihre Augen beobachteten ihn.

  10. #10
    Esdees war heute so bunt und lebendig wie schon seit langem nicht mehr. Durch die Straßen strömten Menschenmassen wie Blut durch ein gewaltigen Herz. Es war also nicht weiter verwunderlich, dass der Wohnsitz von Raa Mons Straßenkinderbande war beinahe leer war.

    Die 9jährige Ravenna bewegte sich lautlos durch die verlassenen Räume des alten Lagerhauses. Raa Mons Schlafplatz neben dem ihren hatte seit dem Tag des großen Gewitters einem Schlachtfeld geglichen. Nun waren die Stoffreste entsorgt, die Nähutensilien verstaut und Raa Mons wenige Habseligkeiten waren aufgeräumt worden. Ein wenig ZU aufgeräumt. Es lag wirklich überhaupt nichts mehr offen herum.

    "Raven! Wir können gehen. Ich bin fertig." Raa Mon sprang beim Anblick des jüngeren Mädchens auf und hüpfte vor Vorfreude auf der Stelle. "Das wird ein riesen Spaß. Komm!" Sie trug ein schlichtes Kleid, dass sie vor einer Woche noch nicht besessen hatte. In ihre Haare waren Bänder verschiedener Farben geknotet - das Zeichen eines Feiertages.
    Und sie trug einen Rucksack - ebenfalls neu.
    Raven blickte kritisch auf die zum Regal umfunktionierte Holzkiste, die sich die beiden Mädchen normalerweise teilten. Die obere Hälfte war leer. Raven machte den Mund auf um etwas zu sagen, aber Raa Mon kam ihr zuvor
    : "Raven. Du hast ja nicht mal deine Kleidung gewaschen. Heute ist doch ein besonderer Tag! Alle tragen Festkleidung. Warte... Ich gebe dir etwas..." Sie holte ihren Lederbeutel unter dem Kleid hervor und suchte darin. "Hier." Behutsam zog Raa Mon ein schneeweißes Seidenband hervor und band es in Ravennas strähniges helles Haar. Sie lächelte. "Sieht gut aus. Du darfst es behalten. Lass uns gehen!"
    Und damit schoss sie auch schon davon.


    Raven kannte Raa Mon seit zwei Jahren. So grundverschieden die beiden Mädchen auch waren, hatten sie sich damals zu einer Zweckgemeinschaft zusammengeschlossen. In dieser Zeit hatte Raa Mon stets Seidenbänder gesammelt und getragen. Und soweit Raven wusste hatte Raa Mon noch nie jemanden ihre Bänder auch nur berühren lassen. Widerwillig folgte Raven dem größeren Mädchen nach draußen. Sie wusste: Das Band war ein Abschiedsgeschenk. Und eigenartiger Weise war es so, als wäre Raa Mon schon vor 8 Tagen gegangen.
    Mit sehr unterschiedlichen Gefühlen mischten sich die beiden Mädchen unter das feiernde Volk und ließen sich treiben.

  11. #11

    Examinierter Senfautomat
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    Thomas betrachtete missmutig das Treiben des Volksfestes. Sicher, früher hatte er ebenfalls gerne mit Bier und Wein gefeiert, aber diese Zeiten hatte er lange hinter sich gelassen. Zu viele Schmerzen waren ihm zugefügt worden, zu viele traurige Stunden verbargen sich hinter den einstmals fröhlichen Festen.

    Thomas schüttelte den Kopf. Er musste endlich von diesen Gedanken loslassen. Sie durften ihn nicht handlungsunfähig machen. Nicht dieses Mal!

    Thomas Gedanken wurden wieder klarer. Das bunte Treiben umgab ihn und dennoch wurde er seit seiner Begegnung mit den Mönchen das Gefühl nicht mehr los, dass mit ihnen hier ein ziemlich übles Spiel gespielt wurde. Der Sinn war dahinter war ihm zwar noch nicht völlig klar, aber das würde mit der Zeit schon werden.

    Erneut betrachtete Thomas das bunte Treiben und die fröhliche Ausgelassenheit der Menschen um ihn herum. Mit seiner schwarzen Kutte wirkte er fast wie ein Fremdkörper in der Masse und die meisten betrachteten ihn auch in dieser Weise. Für sie stellten Glauben und rationales Handeln immer noch unüberwindbare Gegensätze dar. Narren! Irgendwann würden sie seine Hilfe mit einer Kusshand entgegennehmen, ja sie würden förmlich darum betteln, und dann würde sein Glauben keine Rolle mehr für sie spielen.

    Vorurteile sind doch pure Ironie, dachte Thomas bei sich, als er den Hochverwalter wieder einmal große Töne spucken hörte. Thomas wartete immer noch damit, ihn mit seinen gewonnenen Erkenntnissen zu konfrontieren. Irgendwann würde seine große Stunde kommen, so dass er den Verwalter bloßstellen könnte. Aber dies war noch nicht der richtige Zeitpunkt dafür.

    Allmählich verstand er, worum es ging. Die Gruppe sollte also einen Sprecher wählen. Eine schwere Wahl. Thomas interessierte das Amt nicht. Er hatte auch so schon genügend Befugnisse. Ein weiteres Amt konnte ihm so schon beinahe bei seiner Aufgabe behindern. Außerdem wusste er, dass Balthasar weiterhin fleißig gegen ihn in der Stadt hetzte. Natürlich nicht in aller Öffentlichkeit, das wäre ja viel zu gefährlich. Aber ein paar gestreute Gerüchte hatten schon ihre Wirkung getan, was Thomas allerdings herzlich wenig interessierte. Er war und wird auch immer ein einsamer Wolf bleiben. Allerdings kann auch ein Wolf einmal Zähne zeigen.

    Thomas bedachte noch einmal seine mögliche Wahl, bevor er seine Stimme erhob:


    "Ich nominiere Daeron. Nichts gegen euch, Balthasar, aber ihr scheint mir doch ein wenig jung für diese Aufgabe zu sein. Daeron hingegen hatte genügend Zeit, um Erfahrungen zu sammeln, und diese auch im wirklichen Leben auszuleben. Ihr hingegen habt die Theorie studiert und solltet vielleicht noch einige Jahre praktische Erfahrungen machen. Dann seid ihr dieser Aufgabe vielleicht gewachsen."

  12. #12
    [FONT=Verdana]Balthasars Blick richtete sich auf Thomas, den richterlichen Inquisitor oder den inquisitionellen Richter, das kann man ja sehen wie man will.
    Er fand es äußerst interessant in seinen Worten eine hohe Feindseligkeit heraushören zu können. Vielleicht war ja wütend auf ihn weil er sich ihm kritisch gegenüber stellte, vielleicht dachte er sogar, Balthasar habe vor ihn öffentlich diffamieren zu wollen. Als habe ein gelehrter Mann nichts besseres zu tun, als Gerüchte zu verbreiten. Aber gut, jeder hat doch das Recht die Welt zu sehen wie er es will.

    "Nun Herr Richter, es ist nicht so als wäre ich besessen davon diese Aufgabe zu bekommen. Wählen Sie wen sie für den besten halten so wie es jeder andere auch gemacht hat. Dann wird schon der Wille der Gruppe herauskommen."

    Balthasar musste lächeln.
    Nicht dass des Inquisitors Stimme groß was ausmache. Er würde gewinnen, das war ihm klar, ein zu großer Teil der Gruppe hatte ihn bereits gewählt als das noch jemand anderer gewinnen könnte.

    Balthasar blickte zu Himmel hinauf es war schöner Tag, die Sonne strahle und es war kaum Wolken am Himmel, die ganze Woche über war es regnerisch und kalt gewesen, das warme Wetter war da eine willkommene Abwechslung und passte gut zum bunten Treiben während dem Fest.

    "Was soll ich tun, wenn ich Anführer bin? Vielleicht wäre es ja weise einfach nach Logik und Vernunft zu entscheiden. Ja, das werde ich machen. Es ist ja nicht so als würde ich über das Leben anderer entscheiden, nein, nur vielleicht in welche Richtung die Gruppe gehen sollte oder wann sie aufbrechen soll. Solche Sachen. Nichts was man zu ernst nehmen sollte" dacht er sich während er dem Treiben im Hafen zusah.

    Es sah wirklich vollkommen anders als in jener Nacht in der sie das Schiff erkundigt hatten, da war es vollkommen leer, selbst die Wachen waren nicht an ihren Posten gewesen, hatten es sich vermutlich in der nächsten Taverne gemütlich gemacht. Und nun war eine solche Menschenmasse hier im Hafen versammelt, das man sich fast wunderte wie der vorher so klein aussehende Hafen sie alle aufnehmen konnte.

    Balthasar suchte den Hafen nach einem Schiff ab, das vielleicht das Expeditionsschiff sein konnte, bei dem Lärm und den vielen Menschen aber war es nur schwer möglich was zu erkennen daher wandte er sich wieder der Gruppe zu. Die meisten hatten sich um den Hochverwalter herum versammelt und verfolgten, manche mehr, die meisten weniger gespannt, den Verlauf der Wahl.
    Der Hafenverwalter wartete noch immer das sie unter einander ausmachten wer ihr Anführer sein würde. Balthasar ging zu ihm


    "Könnten sie mir bitte Auskunft gewähren, Herr Hochverwalter? Wann werden wird den zum Schiff gebracht. So sehr ich Volksfeste auch mag wäre ich doch lieber in einer ruhigen Kajüte, wo ich mich sammeln und auf die Reise vorbereiten kann. Wer der Anführer unserer Gruppe sein soll können wir ja genauso gut dort bestimmen."[/FONT]

  13. #13
    Nachdem Torben den Hochverwalter dergestalt bedroht hatte, schien Dieser schwer zu schlucken und für den Augenblick auf seine Schuhspitzen zu starren, ehe er sich zu besinnen schien, wessen Position er innehatte und auf seinen unauffälligen Wink hin, bewegten sich zwei der stark gerüsteten Wachen hinter ihn und versuchten, grimmig dreinzublicken, auch wenn sie augenscheinlich nicht in der Lage waren, die reelle Gefahr für den Hochverwalter auf den ersten Blick auszumachen.
    Aufmerksame Beobachter hätten erkennen können, dass Eine der beiden Wachen die Soldatin Vidasal war.

    Nachdem jedoch Balthasar ihn mit dem nötigen Respekt angesprochen hatte, erhellte sich seine Miene und er fuhr hastig fort:

    "Nun...ehm...die Wahl des An...ehm...führers scheint...ehm...in meinen Au...ehm...Augen ja durchaus mittlerweile zu einem Ziele gekommen zu sein...ehm...nun, dann ist es mir eine besondere und große E...ehm...hre...ehm...mitteilen zu dürfen...ehm...dass es Euch...ehm...werter Anführer...ehm...alleine zusteht...ehm...die Eröffnungsrede der Expedition zu halten...ehm...direkt nachdem mein großartiger Herr und Meister die Segenswünsche auf euch herabgebetet hat. Das ist Eure erste Aufgab...ehm.... Wenn Ihr es wünscht...ehm...dann könnt Ihr bis zum Abend Quartier in der Garnision beziehen...ehm...die liebreizende Soldatin Vidasal..." Er bemaß ihren Leib mit anzüglichen Blicken, die Vidasal angeekelt aufseufzen ließ... "...wird Euch...ehm...mit Sicherheit dahinführen...ehm....
    Das...ehm...Schiff selbst wird schon heute Abend eintreffen...ehm...so die Götter wollen und die...ehm...Euren und Ihr können...ehm...dann am nächsten Morgen in See...ehm...stechen."

    Er nickte mit dünnen Lippen.

  14. #14
    Während der Hochverwalter zu Balthasar sprache, verfolgte Torben den Blick des Hochverwalters, und sah das eine der Wachen eine Frau war und der Hochverwalter sie anstarrte, in Torben kochte die Wut auf diesen wiederlichen Drecksack Hoch, er konnte jedoch das Verlangen ihm die Augen auszustechen unterdrücken.
    "Wiederlicher, Feigling! Ihr fühlt euch nur mit euren tollen Wachen stark und denkt ihr könnt euch alles erlauben! Aber glaubt mir, ich lasse mich von eurem Gehabe und euren Gorillas nicht einschüchtern!"
    Torben rief das so laut das alle anwesenden in der nähe das wahrscheinlich gehört hatten, als er geendet hatte, überlegte er eine Sekunde ob er das mit den Augen nicht doch machen sollte, besann sich jedoch eines besseren und wandte sich dann vom Hochverwalter ab.

  15. #15
    [FONT=Verdana]Balthasar war einwenig erstaunt von der Überreaktion von Torben, da war wohl einer Armors Pfeilen zum Opfer gefallen, und sagte beschlichtend
    [/FONT]
    [FONT=Verdana]„Jetzt reg dich nicht so auf, Torben. Es ist jetzt wirklich nicht an der Zeit einer, wenn auch schönen, Frau zu imponieren.“ Er blickte dabei zur der Soldatin.

    [/FONT][FONT=Verdana] Als Anführer der Expeditionsgruppe war er wohl für auch ein wenig für die anderen Verantwortlich und er würde es nur ungern sehen das Torben sich mit den Wachen des Hochverwalters anlegte.[/FONT]

    [FONT=Verdana]Doch Balthasars Gedanken schweiften ab, er sinnierte mehr über die Worte des Hochverwalters als seine Blicke :[/FONT]
    [FONT=Verdana]Endlich würde Balthasar diesen Van der Waal sehen. Er hatte schon einiges von ihm gehört aber bis er ihm nicht gegenüberstand würde er wohl nicht erfahren was für ein Mensch er ist. Ob er ihnen sagen wird was sie auf der Expedition machen sollen, dass sie möglichst viel mitbringen sollen, dass er dann anschließend verscherbeln kann oder geht es um Erkundung und Landvermessung. Balthasar war gespannt.[/FONT]

    [FONT=Verdana]Was ihn aber auch beschäftigte war der Gedanke an die ihm zu kommende Rolle:[/FONT]
    [FONT=Verdana]Eine Eröffnungsrede? Damit hatte Balthasar nicht gerechnet. Er hatte schon was über Rhetorik gelesen, aber das er mal eine Halten würde hatte er nicht gedacht. Vielleicht wäre es nicht dumm sich ein paar Notizen zu machen, es würde wohl niemanden erfreuen einen herumstammelnden Balthasar zuhören zu müssen. Eine ergreifende Rede würde es wohl kaum werden aber ein paar aufmunternde Worte kann man schon ablassen, und vielleicht noch ein paar Kniffe gegen den Richtern, so wie der das von ihm erwartet muss Balthasar dem doch nachkommen, er musste kurz lächeln. Dennoch all das braucht Vorbereitung.

    "Ein Grund mehr ein ruhiges Zimmer aufzusuchen und sich ein paar Gedanken zu machen. Ich sollte schauen das ich so schnell wie möglich von diesem dreckigen Hafen wegkomme wenn man es mir schon anbietet", dachte Balthasar.

    Er wandte sich an den Hochverwalter

    "Nun dann hoffe ich das ich der Verantwortung die durch diesen Posten kommt gerecht werde. Das ich eine Rede halten muss dachte ich mir zwar nicht aber das dürfte kein Problem darstellen. Ich würde gerne ihr Angebot aufgreifen und zur Garnison gehen“
    [/FONT]

    [FONT=Verdana]Hoffentlich haben sie dort halbwegs ordentliche Quartiere, wobei ... viel schlimmer als in diesem heruntergekommen Gasthof kann es doch nicht sein. Ich sollte nicht so pessimistisch sein.[/FONT]

    "[FONT=Verdana][FONT=&quot][FONT=Verdana]Wenn sie mich bitte zur Garnison führen würden, Fräulein Vidasal? Sie haben sicher auch für die Anderen ein Quartier in ihrer Garnison?“ sagte Balthasar und blickte dabei kurz zu der Gruppe, vielleicht würde ja einige von ihnen auch die Stille dem Tumult vorziehen.[/FONT][/FONT][/FONT]

    Geändert von Mivey (31.05.2009 um 20:30 Uhr)

  16. #16
    Die Pracht des Festes war berauschend. Selbst Ravenna, die selten Gefühlsregungen zeigte und deren Blick älter und undurchdringlicher wirkte als der der anderen Straßenkinder, brach beim Anblick der Artisten und Schausteller in Jubel aus.
    Ein weiterer nicht zu unterschätzender Vorzug war das Essen! Die Straßen waren so überfüllt und die Menschen so ausgelassen, dass es nicht weiter auffiel, wenn man sich etwas stibitzte. Vor allem nicht, wenn man dabei so lautlos und subtil vorging wie Raven. Und wenn man nicht allzu abstoßend aussah und lieb lächeln konnte, steckten einem die Leute manchmal sogar etwas zu. Inzwischen hatte Raa Mon auf diese Weise schon einen frisch gebackenen Teigfladen, geröstete Kastanien und eine kleine Tüte mit Trockenfrüchten erbeutet. Die Kastanien schenkte sie Raven, die Trockenfrüchte und der Großteil des Fladens verschwanden in ihrem uminösen Rucksack.

    Zufrieden und gesättigt bestaunten die Mädchen die verschiedenen Verkaufsstände, die prachtvolle Kleidung der Reichen, lauschten den zahlreichen Barden und sogen die Gerüche von gebratenem Fleisch, Back- und Süßwaren ein. Sie bestaunten gerade eine Gruppe von bunt (und knapp) gekleideten Tänzerinnen, als Raa Mon Daens Gruppe der "wellenreitenden Helden" entdeckte:
    Sie erkannte Balthasar, außerdem den Narbigen, die schöne Geigenspielerin und den anderen Mann, der mit ihnen im Geisterschiff gewesen war. Ihr Herz kopfte ein wenig schneller. Die vier standen mit einer bunt gemischten Gruppe von Leuten zusammen. Es waren sogar ein paar Elfen und Zwerge darunter. Momentan redeten sie mit einem rattengesichtigen Reichen - einer von Daens Leuten, wie Raa Mon wusste .
    Sie hatte gehört, dass das Schiff erst gegen abend einlaufen würde, es blieb also noch eine Menge Zeit.
    Zu gerne wollte sie zu Balthasar laufen und sich mit ihm unterhalten. Oder besser noch: Lauschen, was es da so wichtiges zu bereden ging.
    Aber mit ihrem Gepäck wollte sie sich lieber nicht sehen lassen. Für den Fall dass man sie entdeckte.
    "Komm, lass uns mal die andere Seitengasse dadrüben angucken" Sie zog die verblüfften Raven aus dem Sichtfeld der Gruppe verschwand mit ihr im Gedränge.

    Geändert von Ty Ni (01.06.2009 um 11:43 Uhr)

  17. #17
    Verwundert betrachtete Liam die Menschenmassen, die sich da versammelt hatten zu dem großen Fest, zu wessen Ehren es wohl auch immer stattfand.
    Gut konnte er die einzelnen Buden erkennen, die Stände von den Kaufleuten und auch die kleinen Bühnen der Gaukler.
    Sein Magen knurrte auf, vorsichtig nahm er seinen Beutel von der Schulter und sah darin nach, ob er noch etwas Brot hatte. Nur ein kleines Lederbeutelchen mit ein paar Münzen und sein kleiner Dolch waren noch im Beutel, das Brot hatte er verspeist.

    "Verdammt...Muss ich mir auch noch Brot kaufen..." grummelte er als er den Inhalt seines Geldsäckchens gezählt hatte. Mit finsterem Blick stand er auf und ging dem Trubel entgegen, vielleicht würde er eine kleine, lohnende Arbeit finden. Oder er zeigte sein Talent als Taschendieb, schnitt jemandem das Goldsäckchen auf und erleichterte ihn um ein paar Münzen.

  18. #18
    Auch wenn es morgens kaum den Anschein gehabt haben könnte, der Abend übertraf die Erwartungen des Handelsmagnaten Daen van der Wall noch um ein Vielfaches, sein Volksfest schien den ansonsten eher leidgeplagten Bewohnern der Stadt ein echtes Labsal zu sein und er rieb sich vor Vergnügen die Hände, als er das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden konnte und die Hochrufe auf seine Person unter den Fenstern erschallen hörte, während seine Agenten ihm zutrugen, dass auf den Straßen das ominöse Geisterschiff keine Gefahr und kein Thema mehr darstellte.

    Fröhlich vor sich hin pfeifend, nahm er eine große Menge südländischer Pomade und ließ sich Diese von einer sehr attraktiv scheinenden Halbelfe in die Haare massieren, was ihnen einen ölig schimmernden Glanz verlieh, während zwei seiner Dienerinnen den dicken Leib des Mannes in feinsten Nerz und eine Samtweste zu kleiden versuchten.
    Dass der als Lüstling und Mann ohne Moral verschrieene Händler dabei seine Hände nicht von ihren Rundungen lassen konnte, erschwerte die Sache für die Frauen zusehends und sorgte dafür, dass diese sich mittlerweile hinter seinem Rücken Grimassen und gehauchte Flüche zuzwinkerten.

    Endlich hatten sie ihn gekleidet und es war nicht von der Hand zu weisen, dass er trotz seiner wenig vorteilhaften Gestalt eine imposante Erscheinung war, denn die zahlreichen Ringe an den dicken Fingern, die wertvollen Schmuckketten um den Hals, der breite edelsteinverzierte Dupsing und nicht zuletzt das Gesicht, welches neben gierigen Schweinsäuglein ansonsten eher dem arroganten Gesichtszügen von Haien entlehnt worden war, ließen erkennen, dass dieser Mann gefährlich war. Und wer den Gerüchten der Gassen der Stadt lauschte, der wusste auch zu berichten, dass die Bewohner der Hafenstadt ebenso dachten und fühlten.

    Und um wie die Wankelmütigkeit des Pöbels zu beschwören, drangen wieder vereinzelte Rufe an das Fenster des prächtigen Kontors der „van der Walls“, inmitten der Stadt und mit einem genau abgepassten Moment, in dem das Crescendo der Tusch spielenden angemieteten Kapelle ihren Höhepunkt erreichte, schwangen die schweren Flügel seiner Balkontür wie von Geisterhand gezogen auf und in Begleitung seines treuen Leibwächters und Hauptmanns seiner Wache, ließ der fette Händler sich feiern, winkte huldvoll nach links und rechts und war froh um seine Agenten in der Menge, welche die Menge zum Jubeln anstachelten.


    Die Rekrutin Vidasal war mittlerweile wieder zu den Männern und Frauen der neuen Expeditionsmannschaft gestoßen, nachdem sie Balthasar in einen ruhigen Raum gebracht hatte und war den Tag über abrufbereit in deren Nähe geblieben. Nun aber, als sich der Tag in Richtung des Abends neigte, führte sie die Gruppe schnell und mit immer schwächer werdenden, weil nutzlosen, Gesten den Weg freizumachen, in Richtung der Stadtmitte.

    Auch hier wurde offensichtlich, dass sich die Festlichkeit wahrhaftig auf die halbe Stadt erstreckte, denn die Wege wurden gesäumt von weiteren Schaustellern, Künstlern und Akrobaten, sowie Händlern, die ihre Waren feilboten.
    Vidasal musste sich mehrmals einigen aufdringlichen Zwergen erwehren, die prächtige Waffen zu atemberaubenden Preisen anboten, gefolgt von goblinischen Talismanhändlern, die auch gegen Geisterschiffe immer das rechte und probate Mittel zu horrenden Preisen zu haben schienen.
    Vidasal schien mittlerweile der kalte Angstschweiß auszubrechen und auf eine besagte Rückfrage hin, murmelte sie nur, dass die Ankunft der Gruppe Teil einer Inszenierung war und ihr der Rücken bis zu den Knochen durchgepeitscht werden würde, falls sie es versäumen sollte, die Gruppe zum genau richtigen Zeitpunkt auf den Marktplatz zu bringen.


    Und wie um ihre Worte zu unterstreichen, fanden sie sich plötzlich in einer Art Blockade wieder. In einer engen Gasse hatten sich mehrere Ochsengespanne der fahrenden Händler und einer Gauklerin eng verkeilt, von hinten drängten die Schaulustigen heran und es wurde geschoben und geschubst.
    Vidasal habt ihr aus den Augen verloren, ebenso einige Andere eurer Crew, als ihr eine befehlsgewohnte und selbstherrliche Stimme aus weiter Ferne vernehmt, die augenscheinlich den Beginn einer Rede darstellte:
    „Bürger und Freunde, Nachbarn und Untergebene, liebgewonnene Gefährten. Mein Name ist Daen van der Wall…“

    Geändert von Daen vom Clan (01.06.2009 um 12:41 Uhr)

  19. #19
    'Na toll.' Eigentlich hatte Lif überhaupt kein Interesse daran, eine langweilige Rede über Heldenmut, unbekannte Länder und gewaltige Schätze (die sich ohnehin Daen unter den Nagel reißen würde) zu hören, und noch weniger, dabei selbst einen Auftritt hinlegen zu dürfen. Andererseits wollte er auch nicht dafür verwntwortlich sein, dass die arme Vidasal (die sämtliche Flirtversuche von seiner Seite her abgeblockt hatte - anscheinend hatte sie entweder nach ihrem Erlebnis mit Ribubald erstmal genug von Männern, oder die Tatsache, dass er morgen aus der Stadt verschwunden sein würde, wirkte sich negativ auf seinen Charme aus; vielleicht war es auch einfach Angst vor ihrem Vorgesetzten) deswegen ausgepeitscht wurde.
    Aber wie sollten sie jetzt weiterkommen? Sein Blick wanderte nach oben. 'Hmm, die Häuser sind nicht allzuhoch, von dem Wagen vor uns aus sollte es möglich sein, das Dach zu erreichen, und auf der anderen Seite sollten wir eigentlich auch heil wieder runterkommen...'
    "Leute, ich glaube ich weiß, wie wir weiterkommen. Mir nach!"
    Damit begann er sich an dem Wagen hochzuziehen.

  20. #20
    Ravenna war etwas enttäuscht, als van der Walls das bunte Treiben mit einer langweiligen Erwachenenrede unterbrach. So wie sie Raa kannte, hielt diese das nicht lange aus. Zeit, nach Hause zu gehen. Sie drehte sich zu ihr um. Das heißt, sie wollte sich zu ihr umdrehen, denn Raa Mon war verschwunden...

    ...Sie hatte die allgemeine Aufmerksamkeit genutzt und hatte sich noch während der ersten Sätze des dicken Nerzkloppses davongestohlen.
    Raa Mon hasste Abschiede. Mit so etwas konnte sie nicht gut umgehen. Außerdem würde es ihr alles nur erschweren. So war es besser. Raven würde das verstehen.
    Es war nicht einfach, gegen den zum Marktplatz drängenden Menschenstrom zu schwimmen. Als Raa Mon ihre übliche Route zum Hafen einschlagen wollte, stellte sich dieses als unmöglich heraus. Der gesamte Weg war mit Wagen und nach vorne drängelnden Menschen verstopft. Irgendwelche Verrückten versuchten sogar, über die Wagen hinüberzuklettern! Als Raa Mon frontal gegen eine vor Aufregung hochrote Soldatin stieß, entschied sie sich lieber doch für einen anderen Weg.

    Zerzaust und mit zerknittertem Kleid gelangte sie am Hafen an.
    Nach dem Lärm in den Gassen war es hier merkwürdig still, denn die feiernde Menge hatte sich für die abendlichen Festlichkeiten fast vollständig in den Stadtkern begeben.
    Raa Mon sog die salzige Luft ein - das Land würde sie bald für lange Zeit nicht mehr sehen. Dafür musste sie allerdings erst unbemerkt an Deck des Expeditionsschiffes kommen. Wie? Das wusste sie noch nicht. Dafür hatte sie zu wenig Ahnung vom Ablauf des Abends.

    Während sie wie die Unschuld selbst durch den Hafen spazierte, hielt sie Ausschau nach besagten Schiff und dessen Bewachung. Vielleicht lag ja auch irgendwo Ladung, die noch verstaut werden musste.

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