Mit Trah Games direkt habe ich bisher weniger Erfahrung, dafür aber ein bisschen von der theoretischen Seite des Game Designs. Ich fange mal mit "klassischer" Literatur diesbezüglich an:
Tracy Fullerton: Game Design Workshop
Das ist ein Buch, das Geld kostet... Daher poste ich mal keinen Link (aber Google kann da zur Not auch aushelfen...).
Auf jeden Fall meine erste Empfehlung, weil hier die einzelnen Grundsteine von Spielen wirklich anschaulich erklärt werden. Fullerton unterscheidet hier "Formal Elements" und "Dramatic Elements" und bricht bekannte Spiele auch auf diese Elemente runter, um Beispiele zu bringen. Dabei geht es nicht nur um Computerspiele, sondern allgemein Spiele, d.h. sie bringt Schach, Black Jack genauso als Beispiel wie Warcraft 3 oder Quake.
Chris Crawford: The Art of Computer Game Design
Ist schon etwas älter und hat keinen direkten Bezug zu deinem Thema, glaube ich. Ist aber ggf. einen Blick wert, weil er sich Fragen wie "Warum spielen Menschen Spiele?" stellt.
Ich lese das Fullerton Buch gerade selbst. Sobald ich damit durch bin, wollte ich hier eine kleine Zusammenfassung der "Theorie" hinter dem Game Design schreiben.
Hoffentlich hilft dir das weiter... Zumindest als Grundstein und related Work kann man davon bestimmt irgendwas gebrauchen . Fullerton und Crawford versuchen erstmal zu definieren, was ein Spiel überhaupt ist (ganz allgemein). Das kannst du ja ggf. schonmal nutzen und das dann weiter einschränken für Trash Games.
Interessantes Thema, definitiv! Wofür genau ist das denn eine Zulassungsarbeit, so mal aus reiner Neugier? ^^
Was ich ganz interessant fände (wenn du ja Eigenschaften zum Definieren herausarbeiten willst): "Ist jedes Trashgame auch wirklich Trash"?
Gerade bei dem Let's Play Aspekt sehe ich aus eigener Erfahrung immer das Risiko eines verschobenen Eindrucks. Bei RPG-Maker-Games passiert(e) es doch häufig, dass selbst mittelprächtige Spiele zu "Trash" erklärt werden, weil der LPer dramatisiert, sein eigenes Wissen überschätzt oder anderweitig Probleme mit Spiel oder Entwickler hat. Dabei kann das Spiel optisch wie inhaltlich trotzdem Welten von DlSdE trennen (weil es z.B. tatsächlich durchspielbar ist) usw.
Da wäre also die Frage: Kann es eine allgemeine Definition von Trash geben oder ist das der Deutungshoheit von anderen überlassen (die wiederum auch nur Meinungsmache betreiben könnten)?
Keine Ahnung, inwieweit das für deine Arbeit sinnvoll ist, aber das kam mir zum Thema gerade in den Sinn. °^°
Das Genre hat weit verzweigte Wurzeln. Du kannst bei Nonsens anfangen (Horace Walpole, Lewis Carroll), bei Pulp ("Tarzan", "Conan", "The Shadow"), der eng mit Horror und Science Fiction verknüpft ist, Bukowski als literarische Variante, die Beatniks, bei Popliteratur (Benjamin von Stuckrad-Barre, Christian Kracht). Wissenschaftlich bin ich nur mit Popliteratur vertraut, vielleicht helfen dir diese Bücher weiter:
Moritz Baßler: Der deutsche Pop-Roman. Die neuen Archivisten. München 2002.
Thomas Hecken / Marcus S. Kleiner / André Menke: Popliteratur. Eine Einführung. Stuttgart 2015.
Eckhard Schumacher: Gerade Eben Jetzt. Schreibweisen der Gegenwart. Frankfurt a. M 2003.
Du hast dir ein interessantes Thema ausgesucht. Unbestelltes, fruchtbares Land. Popliteratur und Pulp sind deshalb gute Vergleichswerte, weil darin die Diskussionen im Großen geführt werden, die hier im Kleinen stattfinden. Ein Paradebeispiel dafür ist "Super Columbine Massacre RPG", das als menschenverachtender Schund verschrien und als gesellschaftlicher Kommentar gewürdigt wurde.
Es reicht nicht, sich auf "Die letzte Schlacht der Elfen" zu berufen, denn ohne Vergleiche zu anderen Spielen kannst du keine Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausarbeiten, die das Genre als solches definieren. Aber ich schätze, du hast auch nicht vor, dich auf dieses eine Beispiel zu versteifen? Viel Erfolg jedenfalls!
Zum Thema Definition / Bedeutung von Trash: ich denke es gibt prinzipiell zwei verschiedene Arten von Spielen, die häufig als Trash bezeichnet werden.
Zum einen sind es Spiele wie Alte Macht, DLSDE etc. die unfreiwillig komisch sind, aber nicht absichtlich schlecht. Die Macher konnten es zu dem Zeitpunkt einfach nicht besser.
Zum anderen gibt es Spiele die völlig absichtlich schwachsinnig gestaltet sind und den Spieler versuchen durch die Absurdität zu unterhalten. Vielleicht gibt es hier auch einen kleinen parodistischen/satirischen Aspekt wie "wir nehmen diese Eigenschaft, die wirklich in schlechten Spielen vorkommt, und stellen sie überspitzt da". Beispiele dafür wären etwa Klaus muss raus aus dem Haus oder Beides.
Mit Trah Games direkt habe ich bisher weniger Erfahrung, dafür aber ein bisschen von der theoretischen Seite des Game Designs. Ich fange mal mit "klassischer" Literatur diesbezüglich an:
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Ich vermute auch fast, ich muss mir so Literatur wie von dir genannt hernehmen, sofern da halbwegs allgemeingültig versucht wird, Standards von GD zu beschreiben und aus dem Gegenteil dann meine Kriterien für Trash-Games abzuleiten. Es sei denn, jemand hat sich wirklich schon mal die Mühe gemacht, das aufzudröseln.
Zitat von Caledoriv
Ich lese das Fullerton Buch gerade selbst. Sobald ich damit durch bin, wollte ich hier eine kleine Zusammenfassung der "Theorie" hinter dem Game Design schreiben.
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Mach das mal. Wobei ich mir das wohl auch irgendwie selbst besorgen werde/muss. Ich hoffe, es liest sich gut. An englischsprachiger Literatur kommt man bei dem Thema wahrsch. Nicht vorbei.
Zitat von sorata08
Wofür genau ist das denn eine Zulassungsarbeit, so mal aus reiner Neugier? ^^
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Zitat von sorata08
Kann es eine allgemeine Definition von Trash geben oder ist das der Deutungshoheit von anderen überlassen (die wiederum auch nur Meinungsmache betreiben könnten)?
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Ich denke, diese Frage muss auf jeden Fall eine Rolle spielen. Danke.
@Owly:
Ich wusste nicht, dass Pulp ein eigenes Genre ist. Hast du dazu vielleicht eine Referenz?
Ansonsten bin ich mir noch etwas unsicher, ob/wie man Parallelen zu anderen Medientypen wie Literatur, Film, Fernsehen zieht. Ich glaube, RPG-Maker-Trash, darauf sollte es sich schon irgendwie beschränken, ist da schon sehr speziell, als das man es einfach mit allem in einen Topf werfen kann.
"Super Columbine Massacre RPG" hab ich erstaunlicher Weise noch nie gehört. Danke. ^^
Zitat
Es reicht nicht, sich auf "Die letzte Schlacht der Elfen" zu berufen, denn ohne Vergleiche zu anderen Spielen kannst du keine Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausarbeiten, die das Genre als solches definieren. Aber ich schätze, du hast auch nicht vor, dich auf dieses eine Beispiel zu versteifen?
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Ja, das ist irgendwo klar. Ich hab mir das rausgepickt, weil es durch hohe Klickzahlen der Let's Plays besticht und somit vielleicht als eine Art Paradebeispiel gelten kann bzw. Irgendwie "archetypisch". Deshalb will ich dem auch eine sehr detailierte Analyse widmen. Andere Spiele müssen natürlich vorkommen, aber ich bin noch nicht sicher, in welcher Weise. Schließlich kann ich nicht jedes Makergame auseinandernehmen.
Vergleichsrahmen sollen evtl. Eher die Kriterien sein, die an qualitativ hochweritge, professionelle Spiele angesetzt werden. Zumindest hatte ich das ganz grob auch mit meinem Dozenten so besprochen.
@dasDull
Die Frage nach der "Absicht" wird tatsächlich auch eine knifflige. Spontan aus dem Gefühl heraus würde ich sagen Trash ist nur das, was eigentlich gut sein will, aber grottenschlecht ist und deshalb wahnsinnig unterhaltsam.
Das was absichtlich schlecht ist, würde ich eher unter dem verbuchen, was ich spontan gerade noch unter "Nonsens"-(Literatur) nachgeschlagen hab, die sich bewusst versucht einem Sinn zu entziehen.
Aber wir werden sehen.
[Fullerton Buch] Mach das mal. Wobei ich mir das wohl auch irgendwie selbst besorgen werde/muss. Ich hoffe, es liest sich gut. An englischsprachiger Literatur kommt man bei dem Thema wahrsch. Nicht vorbei.
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Ja, wenn es um Game Design geht, wirst du nicht viel Deutsches finden. Die von mir genannten Quellen habe ich alle aus einer "Spieleentwicklung"-Vorlesung. Daher kenne ich die wesentlichen Inhalte da schon... Aber aus Interesse find ichs trotzdem ganz gut. Das Buch liest sich übrigens gut, finde ich (aber ich bin Englisch auch gewohnt...).
Ich kann dir aber gerne die deutschen Folien, die wir dazu hatten, zukommen lassen .
Zitat von IndependentArt
Ansonsten bin ich mir noch etwas unsicher, ob/wie man Parallelen zu anderen Medientypen wie Literatur, Film, Fernsehen zieht. Ich glaube, RPG-Maker-Trash, darauf sollte es sich schon irgendwie beschränken, ist da schon sehr speziell, als das man es einfach mit allem in einen Topf werfen kann.
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Der Essay von Chris Crawford (oben verlinkt) versucht genau eine Abgrenzung von Spielen zu anderen Medien zu geben. Daher sind die "urtümlichen" Werke diesbezüglich ziemlich nützlich.
Zitat von IndependentArt
Die Frage nach der "Absicht" wird tatsächlich auch eine knifflige. Spontan aus dem Gefühl heraus würde ich sagen Trash ist nur das, was eigentlich gut sein will, aber grottenschlecht ist und deshalb wahnsinnig unterhaltsam.
Das was absichtlich schlecht ist, würde ich eher unter dem verbuchen, was ich spontan gerade noch unter "Nonsens"-(Literatur) nachgeschlagen hab, die sich bewusst versucht einem Sinn zu entziehen.
Aber wir werden sehen.
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Ggf. lohnt es sich hier, Parallelen zu Trashfilmen zu ziehen? Dafür finden sich vielleicht eher Definitionen, die sich dann übertragen lassen?
Schön, dass du dich dazu entschieden hast, mit deiner Arbeit weiter dazu beizutragen, dass mit der Makerszene der Begriff "Trash" assoziiert wird.
Wo guckt man, wenn man Müll sucht? Richtig, in der Mülltonne! Und wenn du noch einen Müllmann suchst, so einige "Reviewer" der Szene stehen dir sicherlich gerne zur Seite. Bist selbst lange genug dabei, dürftest die Namen kennen.
Er hat ja noch nichts geschrieben, sondern ist noch bei der Recherche, also mal ruhig Blut. ^^;
Tatsächlich würde ich das Thema da auch als Chance sehen, herauszuarbeiten, inwieweit der Begriff überhaupt zutreffend ist o.Ä.
Ob die Abschlussarbeit dabei dann einen großen Einfluss (in beide Richtungen) hat, würde ich ja auch noch etwas bezweifeln.
Ich finde es sehr wichtig, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, ob es heutzutage überhaupt noch angemessen ist, ein Spiel, das amateurhaft ist oder einem schlicht nicht gefällt, als Müll zu bezeichnen. Schließlich verletzt man den Entwickler damit.
Ich finde es sehr wichtig, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, ob es heutzutage überhaupt noch angemessen ist, ein Spiel, das amateurhaft ist oder einem schlicht nicht gefällt, als Müll zu bezeichnen. Schließlich verletzt man den Entwickler damit.
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Naja aber es gibt ja auch trash metal und das ist auch kein "Müllmetal" sondern durchaus eine Musikrichtung, die sonst ja keiner absichtlich praktizieren würde, wenn sie einfach nur Kot wäre.
Ich finde es sehr wichtig, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, ob es heutzutage überhaupt noch angemessen ist, ein Spiel, das amateurhaft ist oder einem schlicht nicht gefällt, als Müll zu bezeichnen. Schließlich verletzt man den Entwickler damit.
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Wobei ich eigentlich auch nur denke, dass sich der Begriff "Trash" oder "Trashgame", wie's eben so ist, als Synonym für "unfreiwillig, unabsichtlich komisch" etabliert hat - was nicht unbedingt als verletzend gesehen werden kann wie "Du, dein Spiel ist Müll.".
Aus diesem Grund hätte ich vielleicht auch nicht besagte Spielereihe als Aushängeschild für Trashgames genommen (wobei ich nur einen Teil davon gespielt hab und das ist irre lang her), sondern eher Alte Macht 1-9 oder sowas.
Der Quervergleich zu anderen Medien ist naheliegend, weil sie "Trash" als Untersuchungsgegenstand kennen, RPG-Maker-Spiele hingegen sind Neuland. Und "Trash" ist so vielseitig konnotiert und definiert, dass man ihn als Genre schwerlich fassen kann. Manch Literatur wurde als "Schund" abgetan und gilt heute als Klassiker, weil sich die Lesegewohnheiten angepasst haben. Andere Bücher galten und gelten als Schund, firmieren aber unter ganz verschiedenen Bezeichnungen wie eben "Pulp", "Nonsens", "Pop" - und "Trash". Bei Filmen das gleiche, aber wie Caledoriv sagte: Da gibt es bestimmt viel Sekundärliteratur zu. Hast du vielleicht Zugang zu Datenbanken mit wissenschaftlichen Publikationen, Datenbanken wie JSTOR?
@Kael: Ob sich "Trash" dergestalt etabliert hat, müsste man klären. Wenn es mehrere Definitionen von Trash gibt, die hier herumgeistern (vergangene Diskussionen haben sich immer um Definitionen gedreht), muss man eine Synthese finden oder feststellen, dass Trash mehrere Phänomene beschreibt. Ich denke, das ginge auch über einen Vergleich, zwischen Werken und zwischen Medien. Der Unterschied zwischen "Alte Macht" und "Die letzte Schlacht der Elfen" dürfte ungefähr der gleiche sein wie der zwischen "The Room" und "Sharknado".
@Kael
Man kann aber darüber streiten, ob ein unfreiwillig komisches Spiel Müll genannt werden muss. Ich denke, kein Entwickler wird es den Spielern verübeln, wenn sie über eine unfreiwillig komische Stelle schmunzeln müssen, doch aus dem Schmunzeln kann schnell ein Auslachen werden, das ist dann wiederum verletzend. Außerdem hat sich die Bedeutung des Wortes im Laufe der Zeit geändert. Heutzutage werden meiner Einschätzung nach Spiele aus zwei Gründen Trash genannt: Sie sind beabsichtigt schlecht oder der mit dem Wort um sich Werfende fand das Spiel besonders schlecht.
Ich hab nur Alte Macht 1 gespielt. Man merkt dem Spiel an, dass dem Entwickler noch die Erfahrung fehlte und es hat sicher eine Menge unfreiwillig komisch Stellen. Es ist kein gutes Spiel und trotzdem kann ich mir vorstellen, dass der Entwickler eine Menge Herzblut in das Spiel gesteckt hat. Müll ist es nicht.