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Thema: Wie würde ein Spiel aussehen, das sich hauptsächlich an Frauen richtet?

  1. #61
    @KingPaddy
    Ja, solche Spiele sind sicherlich eher abschreckende Beispiele, aber es geht auch anders, wie Japan zeigt (den Geschmack mal außer Acht gelassen). Neben den schon angesprochenen Mangas, gibt es z. B. Animes wie Free (voller sexualisierter Männer) oder Visual Novels mit einer Heldin, die von einem Männerharem begehrt wird. Japan ist in dieser Hinsicht ungewöhnlich progressiv (wieder Auslegungssache).

  2. #62
    Es tut mir leid Sorata aber irgendwie muss man doch ersteinmal darstellen können das ein solches Problem existiert, man kann nicht über etwas reden das so nicht existiert.

    Ich interpretiere da ein "3 Affen" rein in dem was du sagst und das ist definitiv nicht der fall.

    Ohne das wir ersteinmal den grundstein legen und die Problematik im konsenz erkennen können wir auch nicht darüber reden. oder Sallopp: geht einen schritt argumentativ zurück denn wir sprechen scheinbar nicht über das gleiche (das habe ich im anderen thread zwar auch versucht aber vielleicht verstehst du es ja besser)

    Ich würde zudem gerne wissen wie du dir denn eine Solche lösung vorstellst, wenn sie nicht so rigoros sein sol.

    EDIT: ansonsten halte ich fragen, wie die shovelware sache, tatsächlich als weitaus relevanter für die diskussion, vielleicht können wir uns darauf einigen diese Spezifischen Beispiele zu behandeln anstatt des grundsatzes.

  3. #63
    Zitat Zitat von Kelven Beitrag anzeigen
    @KingPaddy
    Ja, solche Spiele sind sicherlich eher abschreckende Beispiele, aber es geht auch anders, wie Japan zeigt (den Geschmack mal außer Acht gelassen). Neben den schon angesprochenen Mangas, gibt es z. B. Animes wie Free (voller sexualisierter Männer) oder Visual Novels mit einer Heldin, die von einem Männerharem begehrt wird. Japan ist in dieser Hinsicht ungewöhnlich progressiv (wieder Auslegungssache).
    Hey ja. Gibt ja auch gute Dating Sims und Visual Novels, die wohl nicht nur Stangenware sind. Aber ich meine, wenn das Spiel an sich so schlecht und billig produziert wird, dass nur die Interessierten des Themas wegen aufspringen (ist ja bei anderen Hardcore-Fangruppen genauso) dann gibt es da vielleicht ein Problem. Vielleicht würde mir das Managment eines Pferdehofes, mit Pflege, Ausritt und Zucht durchaus Spaß machen, wenn das Referenzprodukt nicht Abenteuer auf dem Reiterhof wäre. Ich weis nicht wie es um die aktuellen Teile bestellt ist, aber in der Vergangenheit waren die qualitativ sehr meh.

    Ich denke, wenn man in der Hinsicht, wenn man schon so eine Zielgruppe anvisiert, sie dann auch ernstnimmt und nicht nur als Cashcow abmelkt, wäre da womöglich schon ein Fortschritt für die Branche zu erzielen.

    Apropos Wimmelbildspiele. Da hatte sich der Markt tatsächlich mal ne Weile gebessert, zumindest in der Produktionsqualität: So das dritte Grim Tales oder Dark Strokes waren schon ganz gute Produktionen für das Metier. Wenn die Leute sich endlich mal vernünftige Writer besorgen würden, könnte man das als ein eigentliches Casual-Genre (ich spiele die ganz gerne mal zwischendurch) auch mehr mögen, den Stories merkt man leider sehr fix an, dass sie nunja, eher zweckmäßig sind oder nur zweckmäßig inszeniert werden.

  4. #64

    Hier wird nicht geterrort
    stars5
    Ich geb dem Thread noch drei Posts, dann könntet ihr eigentlich all eure Sachen aus dem Politikforum nehmen und hier rüber kopieren. Nicht sehr zielführend. Schrumpft ein Horziont eigentlich,wenn sich die selben Personen jeden Tag über dasselbe Thema unterhalten? Erweitert hat er sich nämlich scheinbar nicht.

    Geändert von Sabaku (16.08.2017 um 12:25 Uhr)

  5. #65
    Zitat Zitat von Lord of Riva Beitrag anzeigen
    Es tut mir leid Sorata aber irgendwie muss man doch ersteinmal darstellen können das ein solches Problem existiert, man kann nicht über etwas reden das so nicht existiert.
    Du könntest dazu den Thread im Politikforum nachlesen, Mordechajs Posts dort und hier, die das sehr schön aufdröseln - mehrfach -, und/oder Mordechajs Literaturliste, die er dir zusammengestellt hatte.

    Davon ab zu der Shovelware-Kiste: Schnapp dir ne Zielgruppe, hau die 5 ersten Klischees raus, die dir einfallen, und fertig. Idealerweise eine Zielgruppe, die sonst nicht so stark vertreten ist auf dem Spielemarkt. Shovelware ist ohnehin nicht für Qualität bekannt, es sollte keinen wundern, dass das auch im Bezug auf Rollenbilder und Klischees nicht besser ist. Das sind jetzt wirklich die letzten Entwickler bei denen ich ansetzen würde, wenn ich da irgendeinen Appell loswerden würde, nicht, weil sie so gut sind, sondern weil ich ehrlich bezweifle, dass es sie schert.
    _____

    Ernstgemeinter Lösungsvorschlag: Bei großen Firmen für diverse Teams sorgen, die damit auch diversere Erfahrungen einbringen und vermutlich daran interessiert sein werden, dass ihnen das Spiel selbst auch gefällt. Wenn man dazu noch ab und an mal nicht nur einen reinen Männertrupp testspielen lässt sondern auch da schaut, dass man ein etwas breiteres Publikum um seine Meinung bittet, denke ich, ist man da schon auf nem guten Weg erstmal. Damit löst man zwar keine der grundsätzlichen Struktur-Problematiken, aber das kommt ja vllt. dann auf lange Sicht.

    Da kommen vllt keine Spiele speziell für Frauen rum, aber zumindest Spiele, die vermutlich eher eine generell breitere Masse ansprechen dürften.

  6. #66
    @Sabaku
    Also bei mir wächst er, aber die Ambivalenz bleibt. Ich versteh beide Seiten, damit mein ich natürlich nicht die Sexisten, die sind doof.

    @BDraw
    Zitat Zitat
    Da kommen vllt keine Spiele speziell für Frauen rum, aber zumindest Spiele, die vermutlich eher eine generell breitere Masse ansprechen dürften.
    Die Frage ist nur, ob so ein Spiel dann nicht mehr Spieler verliert als gewinnt. Ich kann verstehen, dass die Unternehmen etwas vorsichtig sind. So genau kann niemand sagen, welche Wirkung es hätte, wenn ein Spiel von ausgetretenen Pfaden abweichen würde.

  7. #67
    Ich denke schon dass man aufpassen muss. Wenn man es "allen recht machen" will dann ist nämlich am Ende keiner wirklich glücklich. Weil dann hat man zwar Breite aber nicht Tiefe. Und es werden dann halt viele auf mittlerem Niveau angesprochen. Ob die nich alle lieber sich was suchen was speziell sie eher anspricht - und ihnen da in dem Bereich dann sehr gut gefällt ... das ist dann fraglich. Man hat ja auch nur limitierte Zeit.

    Das trifft aber auch alles zu. Merkt man - westliche Filme guck ich nich vielleicht ist es da genauso - bei Anime wenn manche Anime auch (jetzt unabhängig davon ob Mann oder Frau angesprochen werden soll aber das ist ja vergleichbar) wild alles zusammem mixen und Action sei wollen (damit man Actionfans anspricht) dann noch nen deepen Plot haben wollen und dann noch Humor ... wenns zu viel wird geht es eher schief - wenn man zu viel reinpacken will. Das erfordert mehr Aufwand und können.

    Ich finde ja auch in westlichen Filmen die reingezwungenen Romanzen immer unpassend und eher nervig. Mann + Frau irgendwo auf verlassenem Raumschiff und Monster oder sowas. (Da war tatsächlich mal nen Film wo ich bei der Beschreibung dachte - die letzten Jahre - dass das langweilig klingt und bestimmt die am Ende zusammenkommen und hab mir die Beschreibung bei Wiki durchgelesen statt zu gucken. ) Und man weiß eh wenn grad zufällig die beiden vom unterschiedlichen Geschlecht überleben dass die zusammen kommen werden. Und der Mann is halt der Held. Frau darf auch mal was machen aber der Mann ist meist noch stärker/besser.

    Man merkt halt stark dass das auch ohne ging und die Frau dann dort bei so Sachen nur reingezwungen wurd damit man vielleicht noch Frauen anspricht oder so. Dadurch find ich das selber auch weniger gut weil der Hauptfokus dann etwas abgezogen wird auf diesen Romanzen-Nebenschauplatz ... der halt nur schlecht ist und nich passt.

    Wenn das alles gut wär und immer passen würde und die Leute da die die Stories schreiben auch was könnten und man genug Geld reinpumpt es alles auzuarbeiten wärs natürlich auch okay.

  8. #68
    Zitat Zitat
    Du könntest dazu den Thread im Politikforum nachlesen, Mordechajs Posts dort und hier, die das sehr schön aufdröseln - mehrfach -, und/oder Mordechajs Literaturliste, die er dir zusammengestellt hatte.
    mal ab davon das ich diese Posts natürlich gelesen und Mordechaj natürlich darum gebeten habe mir die werke zukommen zu lassen habe ich nach wie vor keine schlüssigen beweise gesehen, inklusive des Faktes das eigene recherchen exakt zum gegenteiligen ergebnis geführt haben (ergo das wir da schon längst auf einem guten weg sind diese stereotypen abzuschaffen). Aber ist okay.

    Es geht bei der Shovelware nicht darum das man einen Appell an sie richtet, sondern das es die einzige art Spiel ist die die angeprangerten sexistischen werbemethoden einfach und für alle erkennbar nutzt und man damit vielleicht mal eine grundlage zum diskutieren hat. Aber wer braucht das schon, back to the nonsense !

    also kein spezifischer lösungsansatz, okay. ich werde das jetzt nicht noch einmal aufdröseln.

    Zitat Zitat von Corti Beitrag anzeigen
    Ich hab das mal versucht zu visualisieren

    Zitat Zitat
    Corti hat einfach recht
    und ich belasse es mal bei dieser weisheit.

    Geändert von Lord of Riva (16.08.2017 um 14:44 Uhr)

  9. #69
    Ich würde es begrüßen wenn Frauen an der Diskussion teilnehmen würden, und ihre Posts farblich kennzeichnen.

  10. #70
    Ihr seid doof.


  11. #71
    Zitat Zitat von Corti Beitrag anzeigen
    Ich würde es begrüßen wenn Frauen an der Diskussion teilnehmen würden, und ihre Posts farblich kennzeichnen.
    Oh ja, gerne!

    Nun, nach 2 Blödelposts meine Meinung:
    Wo, außer bei Printmedien, geht das heutzutage bitte noch (halbwegs), dass nur EIN (im binären System natürlich) Geschlecht dieses Medium kauft? Zumindest denke ich, dass "Men's Health" und "Playboy" von deutlich mehr Männern als Frauen gekauft werden. Andersrum erwarte ich das bei "Tina", "Freundin" und wie die ganzen Hefte noch so heißen mögen, auch. Mir fallen grade mehr "Frauenhefte" ein... Komisch.
    Wer nicht gerade unter 14 (Weltbild und eigene Meinung noch in der Prägung) oder über 70 ist (Da noch das klassische alte Familienbild vorhanden und fast schon förmlich mit der Muttermilch eingesogen), der wird seinem Interesse nach gehen. Ob ich mir nun ne PC Welt hole oder mein Vater sich die aktuelle Tina, ist doch völlig egal.

    In einer Welt, in der es nicht mehr nur Mann und Frau gibt, und sowohl Mann als auch Frau sich trauen, zu ihren Interessen fernab der Klischee's zu stehen und diese auch ausleben... wird es verdammt schwierig, etwas genau auf ein Geschlecht zuzuschneiden. Weil die selbstbewußte, technikversierte Frau ihr Auto selbst repariert und der Mann es mittlerweile auch schafft, sich seine Wäsche selbst zu waschen und sich auch selbst ein Sandwich zu machen. Das müssen glaube ich alle lernen, nachdem sie bei Mutti ausgezogen sind. Ob auf die weiche oder harte Tour.

    Kurz: Etwas nur für ein Geschlecht - das dann auch wirklich nur von diesem genutzt wird - gibt es nicht.

  12. #72

  13. #73
    Zitat Zitat von KingPaddy Beitrag anzeigen
    Ich unterstütze Auratus Post.

  14. #74
    Das mit Sicherheit, aber wie gesagt, die eigentliche Frage ist, wie Spielinhalte speziell für Frauen bzw. Männer aussehen würden. Viele Meinungen deuten ja darauf hin, dass es sie gibt, aber die letzte Sicherheit fehlt. Besonders in Hinblick auf Handlung und Gameplay. Dass sich Heldinnen in Bikini-Rüstungen an Männer richten, will sicher niemand infrage stellen.

    Wie ist das eigentlich mit Makerspielen? Ist jemand der Meinung, dass die Spiele zu androzentrisch sind, sprich zu sehr auf die Interessen von Männern zugeschnitten sind?

  15. #75
    Bikini-Rüstungen sind sehr offensichtlich, wobei kommt auch drauf an, ob es einen gewissen grad der Lächerlichkeit der Rüstung halt unterschreitet, aber gut das sind für mich dann vornehmlich ästhetische Fragen. Wird sicher auch niemand bestreiten, dass die Ork-Prophetin aus Two Worlds 2 so aussieht, wie sie aussieht, um ein gutes Motiv für Wallpaper abzugeben.

    Bei den Interessen, bin ich vielleicht zu stumpf, vielleicht auch selbst zu unreflektiert, um eben sagen zu können, was jetzt so grundlegende Interessen von Frauen und Männer beim Spielen wären. Ich kann mich zwar mal an Texte erinnern, die Frauen tendenziell ein größeres Interesse an Spielen wie die Sims, Sim City oder Anno geben wollten, also spielen wo man vornehmlich aufbaut und die auch eher bereit sind auf einen Kriegspart in solchen Spielen zu verzichten (war ja bei Anno in der Seriengeschichte immer mal wieder die Frage).
    Ansonsten sind wir ja wieder bei den Klischees. Alternative Lösungswege statt nur kämpfen, warum RPGs tendenziell auch beliebter sind als Action-RPGs, die häufig sehr ein-dimensional auf die Kampfmechanik fokussiert sind, aber das ist ehrlich gesagt auch bloß das, was mich alles auch ansprechen würde. Du siehst mich also hier noch ein bisschen ratlos.

    Wenn ich mich richtig an einen Artikel aus einer älteren GameStar-Ausgabe erinnere, bevorzugen frauen, wie eigentlich Spieler häufiger einen Charakterbaukasten bzw. eine Geschlechtsauswahl haben aber - sogar noch stärker - als Männer keine Berührungsängste damit, auch einen Avatar des anderen Geschlechts auszuwählen, wenn freilich die Gründe dafür mannigfaltig sind. Aber ein weiblicher Avatar bzw. die Auswahl wäre ein Angebot, wenn ich auch nicht glaube, das Entscheidende. Will nicht wissen wieviele kerle kein Problem damit hatten Horizon zu spielen.

    Wenn wir da vielleicht weitergehen, wenn wir keinen Schablonen-Protagonisten haben, also einen den wir ohnehin selsbt mit Charakter füllen, sondern einen mit festen Writing, dann sollte man vielleicht auf ein glaubwürdigeres weibliches Writing achten, wenn man einen weiblichen Prota anbietet.

  16. #76
    Zitat Zitat
    Wie ist das eigentlich mit Makerspielen? Ist jemand der Meinung, dass die Spiele zu androzentrisch sind, sprich zu sehr auf die Interessen von Männern zugeschnitten sind?
    öhh androzentrisch im sinne von Androgynie ? Denn das würde ja bedeuten das die spiele ungeschlechtlich sind, nicht zu sehr auf männer zugeschnitten sind oder meinst du etwas anderes? (oder hab ich was verpasst)

    Nun, nein ich denke auch nicht das die Spiele im Atelier speziell auf männer zugeschnitten sind, anders sieht das mMn im Internationalen raum aus, allerdings auch nur deshalb weil die maker oft für Spiele mit sexuellem content benutzt werden. Und das ist oft heterosexuell und mann dominant, aber auch das scheint sich zu ändern.

    Geändert von Lord of Riva (16.08.2017 um 18:30 Uhr)

  17. #77
    die vorslilbe andro- bedeutet Mann oder auf den Mann bezogen. Andrologen sind zum Beispiel Männerärzte ^^ Das was du meinst ist anthro(p) das bedeutet Mensch.

  18. #78
    Zitat Zitat von KingPaddy Beitrag anzeigen
    die vorslilbe andro- bedeutet Mann oder auf den Mann bezogen. Andrologen sind zum Beispiel Männerärzte ^^ Das was du meinst ist anthro(p) das bedeutet Mensch.
    ah macht sinn, androgynie ist dann "Mannfrau" da hätte ich auch mal selbst drauf kommen können, danke.

    Geändert von Lord of Riva (16.08.2017 um 18:51 Uhr)

  19. #79
    Um einen wirklichen Unterschied zwischen den Präferenzen der Geschlechter rauszufinden, gibts hier sowieso nur einen Feldversuch: Man mache 2 Umfrage-Threads auf, einen für Frauen, einer für Männer. Beide kriegen die gleichen Auswahlmöglichkeiten und die gleiche Stimmenanzahl. Dann darf das jeweilige Geschlecht bei der jeweiligen Umfrage abstimmen und wir haben einen Schnitt der Teilnehmer und wissen somit ein Stückchen mehr, sobald man das Ganze ausgewertet hat, welches Geschlecht was bevorzugt.

  20. #80
    Zitat Zitat von Kelven Beitrag anzeigen
    [...] ich steh dieser Vereinnahmung als Männlichkeitsbilder eher neutral gegenüber. Ich zieh die Grenze erst dann, wenn eine Figur sich offen sexistisch oder rassistisch verhält.
    Das ist auch dein und unser aller gutes Recht. Aber wenn wir halt darüber reden, wie man marginalisierte Menschengruppen im Diskurs unterbringt, dann beginnt die zu besprechende Marginalisierung schon weit vor aktiver Diskriminierung.

    Zitat Zitat
    Natürlich ist Geralt alles andere als moralisch rechtschaffen, aber gerade das macht ja den Reiz der Geschichte aus und ist eben auch der Unterschied zwischen Fiktion und Realität. In der Fiktion können wir moralisch so handeln, wie unsere Gefühle es sagen, in der Realität sollte man ein bisschen zurückhaltender sein, weil man es mit Menschen zu tun hat und nicht nur mit virtuellen Figuren.
    Niemand, wirklich niemand will einen moralisch rechtschaffen handelnden Geralt. Er ist mir an vielen Stellen noch viel zu rechtschaffen, so sehr nämlich, dass es seine Charakterisierung bricht, nur um den zivilisierten Mitteleuropäer abbilden zu können. (Das Spiel versucht mich beispielsweise dazu zu zwingen, den Bloody Baron ganz abscheulich und abstoßend zu finden, weil er seine Frau misshandelt hat, indem es Geralt die Moralkeule auspacken lässt. Kalter-Kriegs-Schreibweise und so.)

    Zitat Zitat
    [...] ich möchte für Geralts Persönlichkeit und das martialische Gameplay trotzdem eine Lanze brechen, weil ich sie wie gesagt ziemlich losgelöst von realen gesellschaftlichen Strukturen betrachte.
    Und auch das kannst du gut und gern tun und es ist übrigens gar nicht nötig, eine Lanze zu brechen, weil Geralts Charakter und die Gewalt des Spiels hier gar nicht verurteilt sein sollen. Aber man muss sich halt, wenn man über das vorliegende Thema spricht, damit auseinandersetzen, wo diese Darstellungen herkommen, was sie propagieren und was sie tradieren. Und mehr wollte ich mit Geralt eigentlich gar nicht ansprechen, außer dass ich ihn dem Spiel übel nehme, das ansonsten sehr angereicherte Charaktere bereithält, aber an entscheidenden Stellen in übelste Klischees und Schlüssellochperspektiven zurückfällt.

    Zitat Zitat
    Rein patriarchal nicht, aber gäbe es keine Ungleichbehandlung, bräuchten wir diese Diskussion ja nicht zu führen. Vielleicht haben wir irgendwie Unterschiedliches gemeint. Natürlich kann ein einzelner Satz auch nicht die komplexe Wirklichkeit wiedergeben. Ich wollte damit nur zeigen, dass ich die patriarchalen Strukturen nicht verleugnen möchte.
    Und ich wollte damit nur zeigen, dass ich nicht auf Biegen und Brechen überall patriarchale Strukturen reinlese.

    Zitat Zitat
    Ich bin ja wie gesagt der Meinung, dass Medien ein Spiegel der Gesellschaft sind. Ein Spiegel zeigt nur das, was er sieht, er erschafft nichts. Das ist in der Kürze auch wieder zu vereinfacht, ich weiß, aber das gehört zum einen eher ins Politikforum und zum anderen möchte ich auch nicht zu viel schreiben.
    Aber es ist hier eben unglaublich wichtig, auch wenn einige zu meinen scheinen, dass man über dieses Thema ohne irgendwelche strukturpolitischen Überlegungen zu reden weitersprechen kann (in Memes und humoristischen Klischee-Häufungen \o/ ). Denn ja, einerseits handelt es sich um eine Spiegelfunktion, aber da wird nicht die Gesellschaft abgebildet, sondern da wird das abgebildet, was die Gesellschaft von sich veräußert. Diskurse nämlich. Äußerhalb der Diskurse gibt es keine geteilte Wirklichkeit, ergo keine Gesellschaft, weil wir nur Diskurse teilen. Und nun wiederum gibt es viele verschiedene Diskursgemeinschaften ( = Gesellschaften) innerhalb und außerhalb von Diskursgemeinschaften. Und manche von diesen Diskursgemeinschaften sind überrepräsentiert. Im Fall von Videospielen ist das vor allem die angelsächsische US-amerikanischer Prägung (ich weiß, dass es einen riesigen asiatischen Markt gibt, der ist aber eigentlich nur noch ein ganzes Stück problematischer). Und allein das ist schon ein Problem, zu dem dann eben noch die Überrepräsentation bestimmter Strukturpositionen und sehr spezifische Marginalisierungsstrategien kommen.

    Und das kann einem mit gutem Recht und gutem Gewissen alles egal sein; aber es kann nicht egal sein, wenn wir darüber sprechen, wie wir andere Gruppen in Videospiele reinkriegen.

    Zitat Zitat
    [Weibliche Gewalt ist] Exakt so wie männliche.
    Nein, das ist absolut und erwiesenermaßen nicht wahr. Aber du, und zwar nicht nur du, sondern wir alle können uns gar keine rechte Vorstellung machen, wie weibliche Gewalt aussieht. Und es geht dabei nicht um die Gewalt von Frauen per se, sondern es geht um eine an Weiblichkeit rückgebundene Form der Gewaltausübung. Kommen wir einfach nur zu meinem Beispiel von neulich zurück: Wie denkst du, sieht die häusliche Gewalt aus, die Frauen ausüben? Spoiler alert: Der Anteil der Fälle, wo Frauen andere Haushaltsmitglieder grün und blau und zu Knochenbrüchen prügeln, ist in Relation gesetzt verschwindend gering.

    Cersei und Daenerys erfüllen übrigens einen Teilaspekt von weiblicher Gewalt ausgesprochen gut.

    Zitat Zitat
    KingPaddy hat aber schon nicht unrecht, Entwickler achten zunächst mal nur darauf, was Spaß macht. Die Frage könnte also sein: Hat Vielfalt eine Auswirkung auf den Spielspaß?
    Naja, wenn die Entwickler ihr Handwerk verstehen, auf jeden Fall (übrigens: Hellblade). Effektiv sagt ihr damit halt: Geralt muss ein bäriger alter Hengst sein, der sich durch die Lande vögelt und von Monstern über Untote bis zu Handlangern und Politschurken alles blutig niedermöbelt; wer hätte schon Spaß daran, wenn er irgendwas mit Schläue und Diplomatie löst. Gottbewahre.

    Indes hat die Filmindustrie längst bewiesen, wie wirkungsvoll und lohnenswert Diversifikation ist. Es würde keinen Unterschied machen, wenn bei Game of Thrones aller paar Wochen drei wichtige Charaktere sterben, wenn es nicht holistische Charaktere sind. Und bis auf wenige Ausnahmen sind selbst Nebenrollen holistisch gezeichnet. Könnte der Erfolg der Serie etwas mit diesem Aspekt zu tun haben, und mit der ununterschiedenen Diversität mindestens der Hauptcharaktere?

    Xena beweist unglaublich toll, wie man rein-"männliche" Gewalt mit rein-"weiblichen" Attributen verbindet, also gerade nicht aus patriarchalen Mustern ausbricht, und trotzdem eine der brillantesten Charaktere der jüngeren Zeit hervorbringt. Und wie gesagt ist die neue Lara Croft, die immer noch sehr spezifisch männliche Gewalt ausübt, selbst die plumpen und unbefriedigenden Plots der neuen Teile des Franchise wert.

    Niemand will die Kreativität der Entwickler einschränken oder irgendwie Sachen haben, die weniger Spaß machen als vorher. Das Argument ist genau das Gegenteil: Wir brauchen einen Rahmen, in dem sich die Entwickler erzählerisch austoben können, und das Ergebnis wird dann vermutlich noch fesselnder sein. (Hellblade hat sehr langweiliges Gameplay. Aber das Narrativ und seine Operatoren entschuldigen alles.)

    Und hier sind wir halt auch wieder auf der rein ästhetischen Seite: Ich frage mich seit Jahren, warum Videospiele im Vergleich zu ihren medialen Geschwistern es nicht hinkriegen, komplexe Erzählzusammenhänge zu entwickeln (Hellblade! <3). Und wir müssen uns jetzt nicht darüber streiten, ob das so ist oder nicht, faktisch bietet das Medium schon seit Jahren genug Mittel, um filmisches und literarisches Erzählen von vorne bis hinten in den Schatten zu stellen. Aber das passiert nicht. Und das passiert, so überlege ich seit einer Weile, bis dieses Medium nicht eine Weiterentwicklung durchmacht, die jedes Medium durchgemacht hat, nämlich zunächst einmal eine Demokratisierung. Nun existieren Videospiele aber in einer sehr spezifischen Blase, die mit den medialen Voraussetzungen einhergeht, und das bedeutet grundlegend: Die Produktionsseite konzentriert sich auf klare Monopolstrukturen, die aufrecht erhalten werden, indem mit einer Rezipientenbasis paktiert wird. In Nicht-Politikforumsprech: große Studios mit viel Geld geben den Ton an und dieser Ton richtet sich an eine feste, zahlungsfähige Zielgruppe (note that, wenn wir von Zielgruppen sprechen, wir damit nicht eine reale Rezipientengruppe meinen, sondern eine Gruppe, für die etwas zugeschnitten wird). Bestimmte historische Verwicklungen haben dazu geführt, dass diese Zielgruppe sehr weiß und sehr männlich ist. Und deshalb sehen wir eigentlich immer wieder denselben Sandalenfilm.


    Zitat Zitat
    Wie ist das eigentlich mit Makerspielen? Ist jemand der Meinung, dass die Spiele zu androzentrisch sind, sprich zu sehr auf die Interessen von Männern zugeschnitten sind?
    Dazu vielleicht noch ein Wort, weil das ein sehr spannendes Thema ist, vor allem im Bezug auf das eben gesagte, und dann bin ich schon wieder still wie eine Frau im Politikforum:

    Wir haben auch bei Makerspielen natürlich sehr schöne Ausnahmen, Soko bei Velsarbor beispielsweise ist eine wenig stereotypisierte Frauenfigur, und ich finde unter den grottigen angelsächsischen Steam-Veröffentlichungen überdurchschnittlich häufig Makerspiele mit weiblichen Hauptcharakteren.

    Viele Makerspiele sind aber fast noch traditionslastiger und mit eindimensionaler "männlichen" (und meist männlichen) Helden angelegt, als die Industrie das jemals hergab. Und das ist ein sehr spannender Effekt, der mit hoher Wahrscheinlichkeit mit dem Retrowert der Spiele zusammenhängt (viele Mechaniken, Kampfsysteme, Graphikstile, die ganze Funktions- und Steuerweise etc.pp. erinnern ja nicht zufällig an alte Titel wie FF6 und dergleichen). Es werden hier halt ältere Muster aufgegriffen und in denen -- und hier schließe ich mindestens fünfzehn Bögen, die ich seit der Diskussion im Politikforum aufgemacht habe -- haben sich rein dadurch, dass sie in den Vorbildern zusammen existiert haben, haben sich also darin bestimmte Charakterbilder und Rollentypen erhalten, die man (viele Makerspiele imitieren ja mittlerweile auch Makerspiele und nicht mehr die 90er-Jahre-Vorläufer) immer weiter tradiert.

    In einer Produzenten-Community, die keinerlei Zielgruppen- und Erfolgszwang ausgesetzt ist, die nicht auf zahlungsfähige Rezipienten abgestimmt sein muss, der ich mit keiner Silbe zusprechen würde, dass sie sich irgendwie suprematistischen Denkwelten verpflichtet. In so einer Community werden patriarchale Strukturen tradiert, und zwar stärker noch als in der aktuellen Unterhaltungsgroßindustrie. Durch reine Imitationshandlungen.

    Gegenprobe und eigene Interessensfrage: Kennt ihr Makerspiele mit LGBTQ-Charakteren?



    Edit: Ich muss übrigens nicht darauf hinweisen, dass ich es derbe scheiße und enttäuschend finde, dass es offenbar keinen stört, wenn ernstgemeinte Fragen mit Witzeleien und Memes beantwortet werden (das ist übrigens keine Schelte an die Leute, die das tun), aber man tumb kritteln kann, dass die Diskussion doch eigentlich ins Politikforum gehört, oder? Stellt euch hier gern das Joker-Meme dazu vor, vielleicht versöhnt das. Es bricht niemandem n Zacken aus der Krone, wenn Leute sich in einigermaßen kohärenter Weise über ein Thema austauschen und dabei halt auch mal längere Argumentationsgänge bemühen müssen. Dieses -- mal ganz offen gesprochen, weil darauf läuft es doch hinaus, oder? -- anti-intellektuelle Rumgestänker finde ich absolut verletzend und zum Kotzen, dass damit Leute aus der Diskussion geekelt werden, die sich die Mühe machen, ihre Gesprächspartner ernst zu nehmen. Schaut euch Lord of Riva an zum Beispiel; der muss mich permanent ernstnehmen, weil er ehrliches Interesse an der Diskussion hat. Das ist doch Strafe genug, finde ich, da muss man nicht noch diffuse Anfeindungen lancieren.

    Geändert von Mordechaj (16.08.2017 um 20:42 Uhr)

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