Die Titelfrage dürft ihr nicht zu sehr auf die Goldwaage legen, die leitet ja nur zur eigentlichen Frage über, welche Inhalte eindeutig "männlich" bzw. "weiblich" sind, und mein ganzes Geschwurbel dreht sich ja auch darum. Dass solche Diskussionen dann schnell zu viel elementareren Themen umschwenken, zeigt, dass sie doch sehr konfliktträchtig sind.

@Mordechaj
Ich weiß, worauf du hinaus willst, aber ich steh dieser Vereinnahmung als Männlichkeitsbilder eher neutral gegenüber. Ich zieh die Grenze erst dann, wenn eine Figur sich offen sexistisch oder rassistisch verhält. Natürlich ist Geralt alles andere als moralisch rechtschaffen, aber gerade das macht ja den Reiz der Geschichte aus und ist eben auch der Unterschied zwischen Fiktion und Realität. In der Fiktion können wir moralisch so handeln, wie unsere Gefühle es sagen, in der Realität sollte man ein bisschen zurückhaltender sein, weil man es mit Menschen zu tun hat und nicht nur mit virtuellen Figuren.

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Wie viele stoisch-lakonische Frauen kriegst du im Action-RPG? Wie viele Männer?
Ja, viele Spiele sind androzentrisch und ich halte Diversität auch für etwas Gutes, aber ich möchte für Geralts Persönlichkeit und das martialische Gameplay trotzdem eine Lanze brechen, weil ich sie wie gesagt ziemlich losgelöst von realen gesellschaftlichen Strukturen betrachte.

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Nein. Es leben nicht mal die meisten Menschen auf dem Planeten in rein patriarchalen Verhältnissen.
Rein patriarchal nicht, aber gäbe es keine Ungleichbehandlung, bräuchten wir diese Diskussion ja nicht zu führen. Vielleicht haben wir irgendwie Unterschiedliches gemeint. Natürlich kann ein einzelner Satz auch nicht die komplexe Wirklichkeit wiedergeben. Ich wollte damit nur zeigen, dass ich die patriarchalen Strukturen nicht verleugnen möchte.

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Sie bezeichnet aber nunmal eine Strukturposition, daran kann ich nix ändern.
Aber die meisten Menschen kennen nicht mal das Wort. Ich auch nicht. Und viele Menschen, die vom "weißen Mann" sprechen, meinen höchstwahrscheinlich keine Strukturposition. Ich wollte nur auf die Problematik hinweisen, die ich seh, ohne damit etwas unterstellen zu wollen (s. @sorata).

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Und dummerweise sind Massenmedien, zu denen Videospiele sui generis gehören, ohne geteilte Darstellungsweisen nicht denkbar. Deshalb finden wir hier immer wieder dieselben Machtstrukturen wieder und es ist irre schwer, denen zu entkommen.
Ich bin ja wie gesagt der Meinung, dass Medien ein Spiegel der Gesellschaft sind. Ein Spiegel zeigt nur das, was er sieht, er erschafft nichts. Das ist in der Kürze auch wieder zu vereinfacht, ich weiß, aber das gehört zum einen eher ins Politikforum und zum anderen möchte ich auch nicht zu viel schreiben.

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Kann mir irgendwer sagen, wie weibliche Gewalt aussieht und wie man die in Spielen darstellt?
Exakt so wie männliche. Wie Gewalt ausgeübt wird, hängt mMn von der Persönlichkeit ab (bei der natürlich wieder darüber diskutiert werden kann, wie sie gebildet wird, aber das ist ein anderes Thema).

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Jetzt überleg dir mal Persönlichkeiten, denen du diese Eigenarten zusprechen würdest. Und dann überleg dir Protagonisten aus Film und Videospielen, die diesen Persönlichkeiten nahekommen. Wie viele davon sind sexus-männlich? Fallen dir dazu irgendwelche AAA-Titel ein?
Also Arnold fand ich in Terminator 2 immer ziemlich einfühlsam. Nein, es ist richtig, dass gerade Empathie als "unmännlich" empfunden wird und das halt ich selbst für falsch (weil es eine Frage der Persönlichkeit ist).

Am Ende ist meine Einstellung ziemlich ambivalent: Ich find Diversität gut, ich mag sogar Heldinnen ein Stück weit lieber als Helden, aber ich find auch "The Expendables" toll. Entscheidend ist, ob mir etwas gefällt oder nicht gefällt, und gerade bei AAA-Titeln ist der Zuspruch besonders wichtig. Bei The Witcher 3 gibt es nur eine Spielfigur (ok, streng genommen zwei, aber Ciri spielt man nur sehr selten), die Entwickler haben also nicht so viel Spielraum wie bei einer RPG-Gruppe. Wäre The Witcher 3 so beliebt, wenn Geralt anders gewesen wäre - unabhängig vom Geschlecht der Spieler? Ich weiß es nicht. KingPaddy hat aber schon nicht unrecht, Entwickler achten zunächst mal nur darauf, was Spaß macht. Die Frage könnte also sein: Hat Vielfalt eine Auswirkung auf den Spielspaß?

@sorata
Ich glaub schon, dass ich eine Idee von Mordechajs Argumenten hab und ich bin auch auf sie eingangen, vielleicht nicht so, wie du es tun würdest, aber alles, was er schrieb, ist in mein Kommentar mit eingeflossen.

Was ist denn ein Strohmann-Argument? Ich hab eigentlich nur gesagt, dass Überlegenheitsdenken nichts mit der Hautfarbe zu tun hat, Menschen, die sich in einer wie auch immer gearteten Gruppe befinden, halten ihre Gruppe meistens für überlegen und die Spannweite reicht vom spaßigen Wettkampf bis zum blanken Hass. Mein Wissen reicht zumindest soweit, dass sich die Völker, egal welche Hautfarbe, bekriegt und gehasst haben und es auch teilweise immer noch tun.

Ich hab Mordechaj nicht unterstellt, eine gegenteilige Position zu vertreten, oder dass er ein Problem mit weißen Männern hat. Hätte ich das gewollt, dann hätte ich es gesagt. Ich hab in dem Moment einen Punkt herausgegriffen und an die Allgemeinheit gerichtet, weil ich die negative Konnotation, die "weißer Mann" bei einigen schon hat, für falsch halte - für rassistisch und sexistisch. Als Humanist muss ich mich darüber beklagen. Hass hat noch nie etwas Gutes hervorgebracht.

Das passt natürlich viel besser ins Politikforum.