Zu anderen MMO-RPGs kann ich nicht viel sagen, weil ich so gut wie nichts auf dem Gebiet kenne und wer mich jetzt deswegen als Casual-Noob bezeichnen möchte, weil ich WoW irgendwann mal als Spiel mit Tiefe empfunden habe: nur zu. Was ich sagen möchte ist, dass es bei Release noch Talentbäume gab, die das Wort Baum irgendwo verdient haben und allerlei sonstiger Kram, wie das Aufsuchen von Talentmeistern und das Stundenlange rumirren, um irgendwelche Quests zu erledigen. Was ich ausdrücken möchte, ist dass WoW durch immer und immer einfacherer Spielmechanikern immer mehr zu einem Spiel für Appstore-Spieler wird.
Ich denke mal mit einem D2 mit schönerer Grafik hätten sie weniger falsch gemacht als mit dem Release im Mai 2012.
Was ich an Updates erwartet habe: überarbeitetes Ressourcenmanagement, neue Klassen, neue Gebiete. All diese Punkte hat Blizzard für mich mit Bravour gemeistert. Besonders die Entscheidung, Magieschaden über den Waffenschaden berechnen zu lassen, hat mir gefallen und ich schätze auch Einfälle wie die Banner, über die man zu Mitspielern springen kann.
Das wars dann auch schon und wird von vielen negativen Entscheidungen übertroffen: ein ranziger Umgang mit dem öffentlich angekündigten PVP, das langweiligste Charakterentwicklungssystem aller Zeiten (die Skills sind klasse, wie man sie sich "verdient", nicht. Diablo 2 war in dieser Hinsicht auch nicht perfekt, weil viele früh verteilte Skill-Punkte später nutzlos wurden, aber man hätte so viel mit diesem alten System machen können, wenn man die Schwächen entfernt und die Stärken ausgebaut hätte). Onlinezwang. Die Möglichkeit seinen Charakteren Namen zu geben, die dann noch nicht einmal Mitspielern angezeigt werden, wenn man ein Spiel betritt. Zu Release langweilige, unepische und einfach nur schlechte Legendaries. Ein (Echtgeld)auktionshaus, das zeitweise notwendig zum Spielen war. Ein Craftingsystem zum vergeuden von Materialien. Lächerliche Bösewichte (Azmodan, Sheablo). Keine Selbstständigkeit bei Charakterentwicklung, weil alle Charaktere auf der Maximalstufe sich nur von der erspielten Ausrüstung (akquiriert durch langes Spielen und/oder Glück) unterscheiden. Dungeons, die sich nicht wie Dungeons anfühlen, weil sie in der Regel nur 1-2 Gebiete haben.
Wie bereits oben gesagt: diese Gründe machen aus dem Spiel kein grausames Spiel. Es ist nur einfach kein Meisterwerk, wie man es von Blizzard gewohnt ist. An Diablo 2 gibt es viele Dinge, die _heute_ als schlechte Gamedesign-Entscheidungen aussehen, damals aber nicht so kritisch beäugt wurden. Heute würde ich mir Diablo 2 nicht kaufen, wenn es ein neuer Titel wäre und ich damit keine Retrogefühle verbinde, Diablo 1 schon gar nicht. Diablo 3 hingegen war im Vergleich zu dem, was 2012 möglich war und was man zwischendurch aus der Entwicklung von Videospielen hätte lernen können, ein knapp überdurchschnittliches Spiel.
RoS hab ich übrigens trotzdem gekauft. Denn ich muss nicht nur Meisterwerke spielen und ich find auch die Handlung irgendwo interessant. Aber bei jeder zukünftigen Blizzardankündigung werde ich jetzt skeptisch bleiben, bis sie vielleicht irgendwann wieder das Ruder rumreißen.