Für mich persönlich ist Final Fantasy VII nach wie vor das beste RPG, das ich je gespielt habe. Es hat einfach neue Akzente gesetzt, war mutig was eine so umfangreiche, komplexe und nicht immer leicht verständliche Story mit vielen unterschwelligen Themen sowie den zu jener Zeit wenig ausgetesteten Anime-Look angeht (man bedenke, dass die Serie davor und abgesehen von IX auch danach eher auf realistische Charaktere setzte). Die Grafik und das Design war für jemanden wie mich, der davor nur SNES-RPGs gezockt hatte, einfach atemberaubend. Hinzu kam das relativ freie Gameplay, welches dem Spieler ungewöhnlich viele kreative Möglichkeiten im Vergleich zu den meisten Genrekollegen einräumte, und einer von Uematsus besten Soundtracks.

Mit mutig meine ich, dass FFVII viele Aspekte des Genres auf eine neue qualitative Ebene gehievt hat. Insbesondere was die Präsentation angeht, die hier ja schon mehrfach erwähnt wurde. Das soll nicht bedeuten, dass es nicht auch andere gute Rollenspiele gab. Nur schaut euch diese für 1997 spektakulären FMV-Sequenzen nochmal an. Selbst danach, teilweise Jahre später erschienen auf der PSX noch Spiele wie Suikoden II, die sich optisch eher so anfühlten wie die vergangene 16-Bit-Generation.
Man kann FFVII einfach ansehen, dass es teuer war, und das ist eine gute Sache, die danach für jeden weiteren Teil der Reihe (vielleicht bis auf XI, das war auch teuer, aber aus anderen Gründen) bis heute beibehalten wurde.

Um den Vergleich mit Filmen zu ziehen: Der siebte Teil hat die Serie in den Summer-Blockbuster des Genres verwandelt.
Leider hat man sich mit dem Erfolg auch ein bisschen stärker am Mainstream orientiert. Ich möchte behaupten, dass kein weiterer Teil der Serie und abgesehen von Xenogears auch nur sehr wenige andere Spiele, je wieder so eine große und komplexe Story hervorgebracht haben. Es war das Magnum Opus von Sakaguchi, in dem er einige heftige persönliche Erfahrungen (Tod der Mutter usw.) verarbeitet hat.
Und so ausgefallene Anime-Charaktere, die im Westen nicht jedem gefallen, hat man danach auch nicht wieder verwendet.

Natürlich spielt dabei der Hype eine Rolle. Und ob er nun durch die gigantische Werbekampagne von Sony erst richtig hervorgerufen wurde ist im Prinzip egal. Sie hätten sich so etwas niemals getraut, wenn sie nicht gewusst hätten, dass es auch ein verdammt gutes Produkt ist, das sie da haben. Das es wert ist, beworben zu werden.
Insofern hat das Spiel den ursprünglichen Hype imho durchaus verdient.
Alles was danach kam eigentlich eher weniger. Ich hätte es bevorzugt, wenn es dabei geblieben wäre, einfach in guter Erinnerung gehalten. Aber seit mit FFX-2 auch Ableger mit direkten Storyfortsetzungen oder Prequels erscheinen, hat Square Enix sowieso ein paar Dinge veranstaltet, die ich nicht besonders toll finde. Deshalb fühlt es sich für mich auch etwas komisch und irgendwie nicht richtig an, wenn heute erneut so viel Wind um ein Spiel von vor über 10 Jahren gemacht wird. Viele von denen, die die Compilation heute bewundern, haben das Original-FFVII mit der ganzen Stimmung damals überhaupt nicht miterlebt und es erst in letzter Zeit nachträglich gespielt, um auf den Zug mit aufzuspringen, nur leider eine ganze Weile zu spät. Andere mögen es vielleicht, immer weitere Fortsetzungen bzw. Ausschlachtungen von teilweise fragwürdiger Qualität zu ihren Lieblingsspielen zu bekommen. Naja, wers mag.
Was mich an der ganzen Geschichte in letzter Zeit eher wirklich nervt, ist die Tatsache, dass Square Enix diesen Hype, der zwischenzeitlich längst abgeklungen war, ganz bewusst wieder aufleben lässt, fördert und instrumentalisiert. Die sollten sich lieber mal wieder darauf konzentrieren, erneut ein so gutes und teilweise gar revolutionäres RPG hinzubekommen, anstatt das vorhandene Interesse an Uralt-Klassikern auszuquetschen.

Ansonsten bleibt mir zum Thema nur das zu sagen, was ich dazu schon des öfteren betont habe: Gehyped wird soziemlich jedes Final Fantasy. Wenn einer kommt und sagt, FFVII sei das beste, erscheinen gleich genug andere, die das selbe von FFVIII, IX oder X behaupten. Bloß macht der Hype alleine aus keinem RPG ein schlechteres Spiel, also sollte man einfach versuchen, sich nicht so sehr daran zu stören.
Zitat Zitat von Rina Beitrag anzeigen
Inwiefern denn das deiner Meinung nach?
Ich denke, wenn FFVII nicht der Mega-Erfolg geworden wäre, der es letztenendes geworden ist, hätten wir hier in Europa und generell im Westen zahlreiche RPGs niemals zu Gesicht bekommen, auch solche nicht, die der ein oder andere FFVII-Hater ach-so-viel besser findet als besagtes Spiel, ganz einfach weil es gezeigt hat, dass sich mit dem Genre doch Geld verdienen lässt und es ein zuvor relativ unerkanntes, großes Interesse bei den Spielern gibt.

Anders ausgedrückt hat FFVII das Genre aus seinem Nischendasein im Westen befreit und anschließend einen regelrechten Boom ausgelöst, dessen Nachwirkungen bis heute anhalten. Und dem dürfen sogar all jene dankbar sein, die den siebten Teil der Reihe nicht gemocht haben.