@ Vercingetorix


Mit Schöppelhofer hast Du Dir aber auch eine der Figuren herausgepickt, die nicht ganz so einfach zu erstellen sind. Er ist von Grund auf neu gepixelt, also keine Änderung einer Vorlage, trägt dazu noch eine Kleidung, die auch nicht überall als Vorlage herumschwirrt und steht zu allem Überfluss noch in einer Pose da.

Machen wir es doch für den Anfang einfacher. Siehst Du den Ordner (blaues Männchen, ziemlich in der Mitte)? Das ist die geänderte Version des nebenstehenden RTP-Knirps (links unten).

Wenn man sich erst einmal auf bloße Änderungen geeigneter Vorlagen beschränkt, kann man auch gute Ergebnisse erzielen und lernt, indem man an bereits fertigen Figuren arbeitet, gleich automatisch etwas über Farbauftrag, Linienführung, Detaildarstellung und Animation. Das sind wesentliche Fertigkeiten, ohne die es schwer wird, etwas Ansehnliches zu fabrizieren.
Der ideale Beginn besteht darin, eine Vorstellung vom Endprodukt zu haben. Was will ich eigentlich pixeln? Wenn man selber zeichnet oder wenigstens kritzelt, so wie ich, schult das sehr. Einen Stift zu führen, heißt, zu wissen, wohin man schließlich will. Je öfter man das macht, desto genauer kann man Figuren schon im Kopf entwerfen und malt sie dann bloß noch ab - sozusagen. Beim Pixeln ist das auch wichtig. Ich versuche einmal, den Prozess, der in der Praxis als Ganzes abläuft, künstlich in seine Bestandteile zu zerlegen. Da haben wir also:

Grundfertigkeiten
Kann ich überhaupt etwas zeichnerisch darstellen? Falls die betrübliche Antwort nein lautet, hilft es, einfach oft verschiedene Dinge von Vorlagen abzuzeichnen, um zu wissen, wie eine geschlossene Hand umgesetzt werden muss, wie ein Auge gestaltet ist, wie ein Fuß aussieht, wie ein Pferd im Unterschied zu einem Kamel läuft und, und, und. Der Stil spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. Realismus oder Karikatur, westlich oder östlich, das hat Zeit und wer von ganz vorn anfängt, sollte sich auch nicht gleich um eine eigene Handschrift sorgen, sondern erst einmal die Grundlagen sicherstellen. Später beim Pixeln gilt dann: Man macht nur das selber, was man auch kann. Der Rest wird geklaut.

Abstraktion
Beim Pixeln hat man weniger Platz als beim Zeichnen. Die eine handwerkliche Folge heißt Abstraktion. Man nimmt also davon Abstand, möglichst jedes Detail im Bild unterbringen zu wollen, sondern reduziert das Vorbild auf eine möglichst einfache Grundform. Ein Gürtel ist dann meist nur ein Strich mit einem oder zwei Punkten für den Gurt. Schwierig sind insbesondere feingliedrige Dinge, die sich oft dagegen sträuben, als Pixelklumpen umgesetzt zu werden. Hände beispielsweise. Mann kann sie als Fausthandschuhe pixeln (also nur einen Daumen und einen Fingerklumpen) oder gleich als eine Art keulenförmiger Armauslauf gestalten. Auch hier kann ich Dir nur empfehlen, einmal bei anderen zu gucken, wie die das gelöst haben.

Prioritäten
Die zweite handwerkliche Folge des Platzmangels besteht in der Kunst des Weglassens. Wenn nun einmal nicht alles ins Bild passt, muss man sich entscheiden, was auf jeden Fall enthalten sein soll. Es ist besser, aus dieser Richtung zu denken, als sich etwa darum zu sorgen, was man alles hinauswerfen will. Bleiben wir einfach beim Beispielordner. Mir war wichtig, dass er irgendwie befugt und offiziell aussieht und nicht mehr der allerjüngste ist. Letzteres habe ich erreicht, indem ich einfach den Schnauzbart der Vorlage gelassen habe. Für ersteres dachte ich schnell an eine Uniform, die wenigstens das enthalten sollte: Mütze, Knöpfe in Reih und Glied auf Brust und Bauch. Oft reicht das auch schon, um den erwünschten Effekt zu erzielen. Hat man noch Platz übrig (selten), fügt man Details hinzu.

Übung
Die Theorie ist das eine. Außerdem wird jeder seine eigenen Arbeitsmethoden entwickeln, mit denen er auf dem schnellsten Weg (ja, Tempo ist auch wichtig, Perfektionismus allein macht noch lange kein fertiges Spiel ) zum Ziel kommt. Darum kann ich nur als wichtigsten Ratschlag diesen hier geben: Üben, üben, üben. Nachpixeln, abmalen, Pixelglieder ausschneiden und miteinander kombinieren und immer auch an die zeichnerischen Fähigkeiten denken, die die Grundlage bilden, von der man die Grafiken auf Pixelformat herunterbricht. Ob man nun alles regelrecht auf Papier vorzeichnet (ich mache das kaum) oder gleich direkt im Grafikprogramm die Farbklötzchen schwingt (ich mache das meist), ist fast einerlei, im Kopf zeichnet man meist irgendwie mit. Ohne die genannten Grundfertigkeiten, behaupte ich, wird es nichts mit der Pixelei.