Zitat Zitat von Auratus Beitrag anzeigen
Scheiße. Ich fürchte mich vor Montag. Eine Beerdigung ist ja nie ein schöner Anlass... Aber diese ist ein richtig beschissener. Weil ich mir die Friedhofskapelle rammelvoll vorstelle und dann am Grab noch konduliert wird...
Wie ich das Geschehen einschätze, wird jeder die Standard-Phrasen dreschen ("Herzliches Beileid" und "Aufrichtiges Beileid") und mir die Hand schütteln. Ja, so hat man seinen Teil getan und kann sich wieder im eigenen Alltag verkriechen.
Ich hab überhaupt keine Lust vor Wut schäumend am Grab meiner Mutter stehen zu müssen, nur zurückgehalten zu werden von meinen Geschwistern... Aber wenn der Spruch kommt "Wir haben ja so viel für sie gebetet"... Ich begehe Selbstzensur bevor ich irgendwem mit religiösen Gefühlen auf die Zehen trete
Über fünfeinhalb Jahre ist der Ausnahmezustand zum Alltag geworden... Und jetzt aus dem Ausnahmezustand in einen "normalen" Alltag zu finden, mit wem, der dauernd fehlt...
Liebe Auratus, eine Beerdigung ist - um es sachlich auszudrücken - nie ein schöner Anlass, egal ob nun wir in der Kiste liegen, zu Gast dort sind oder ob wie in deinem Fall du Diejenige sein wirst, die nicht nur einen lieben Menschen verloren hat, sondern zu allem Überfluss noch Beileidsbekundungen entgegen nehmen muss. Ich gehe mal davon aus, dass deine Wut sich verstärkt gegen die Trauergäste richten wird, die dir ein "Hey, das tut mir leid für dich.", ein "Herzliches Beileid!" oder ein "Viel Kraft für die nächste Zeit!" dir förmlich herklatschen. Da geb ich dir Recht, das mag zu jenem Zeitpunkt auch absolut so erscheinen. Nach dieser Beileidsbekundung möchte einfach jeder nur schnellstmöglich in den Alltag zurück kriechen, aber Tatsache ist auch, dass eine Beerdigung wie gesagt wirklich kein schönes Ereignis ist. Erschwerend kommt für mich persönlich noch hinzu...Wenn ich da jetzt jemandem konduliere, sei es persönlich oder schriftlich...Ich weiß da auch nicht recht, was ich sagen soll. Zum einem will ich ihm vielleicht genau das erzählen, was ich hier schreibe, auf der anderen Seite will ich denjenigen nicht noch unnötig zuschwallen und ihm so eher eine Last als eine Hilfe sein. In solchen Fällen nimmt man lieber immer den "sicheren" Weg und konduliert eher mal etwas knapper. Die typischen Floskeln, die so ein Gespräch verlängern könnten, sind vielleicht auch noch drin, aber ich versichere dir, dass du diese Worte in der Länge dort nicht finden wirst. Die meisten Leute werden sich während der Beerdigung/Der Trauerfeier stumm auf die Lippen beißen und an einem Menschen denken, der für jeden dort maßgeblich im Leben etwas bedeutet hat. Sie wissen auch absolut, wie es deinem Vater, deinen Geschwistern und dir in nächster Zeit gehen wird, dennoch ist gerade bei solchen Sachen die Hemmschwelle relativ hoch.

Ich weiß, dass es nur die typischen Floskeln sind, aber ich wünsche dir ganz viel Kraft bei deiner Beerdigung, sei dankbar für jede Beileidsbekundung und jede Umarmung, die euch gespendet wird, denn du wirst sehen, dass dir diese Dinge mehr Kraft geben, als du jetzt vorneweg glaubst.

Und mal ganz banal: Fühlt sich irgendwie auch besser an, als wenn jeder tonlos an dir vorbeimaschieren würde oder?

Ich bin sehr zuversichtlich, dass ihr stark sein werdet!