Zwei Denkanstöße für dich:
1. Wie lange denkst du, so noch weitermachen zu können?
2. Meinst du nicht, dass Gedanken an Selbstmord ein Zeichen sind, dass es so nicht weitergehen kann?

Du steckst ganz offensichtlich schon in der depressiven Spirale drin; dein soziales und berufliches Leben wird von der Depression beeinflusst, der Misserfolg in beiden Fällen führt zu noch mehr Resignation. Dass du so sehr auf dein Äußeres achtest, ist ein Anzeichen für deine Unsicherheit und deine Angst vor Zurückweisung. Das zeigt sich auch in deinem Vergleich zwischen deinem Freundeskreis und dem anderer Menschen:

Es ist wahr, dass heutzutage viel auf Äußerlichkeiten geachtet wird, aber zu Freundschaft und sogar zu Kumpelschaft gehört noch einiges mehr, beispielsweise die soziale Verträglichkeit und die fehlt dir mittlerweile offenbar. Das heißt nicht, dass du assozial oder sowas wärst, sondern viel eher, dass du dich sehr weit von einer normalen Gefühlswelt entfernt hast - zumindest ist es das, was ich aus deinem Text herauslese, das natürlich immer unter Vorbehalten, ich sitz in dir ja nicht drin. Ich denke aber, dein Missmut und deine Ängste beeinflussen schon längst dein soziales Leben. Ich vermute vor allem, dass die sozialen Zwänge, die nunmal vorherrschen (puncto "alles muss gestylt aussehen") und die ein wichtiger Faktor sind, wenn es um soziale Verträglichkeit geht, dir auch zu schaffen machen.

Dass du dich so gut verstellst und deine extremen Gefühle nicht offen zeigst, trägt dem sehr gut zu. Du wirst innerlich eingeengt und ausgehöhlt, weil du verdrängst, was dich belastet und sich das dadurch immer weiter anstaut, weil es eben kein Ventil gibt. Ich vermute auch, dass die Tatsache, dass du auf dein Äußeres so großen Wert legst, ist ein Teil dieses Verdrängungsmechanismus'. Wie sieht es denn in deinem alltäglichen Leben aus? Bekommst du das soweit alles auf die Reihe, bist motivierbar bzw. findest zumindest die Überwindung, bestimmte wichtige Dinge zu erledigen, Haushalt, Hobbys, etc.? Solche leichten Neurosen - das penible Achten auf Äußerlichkeiten ist da sehr häufig - treten auf, um andere Dinge zu übertünchen bzw. um die Verdrängung überhaupt möglich zu machen (wenn ich nicht aussehe, als würde ich meinen Alltag nicht auf die Reihe bekomme, dann ist das die Wahrheit).


Wenn jetzt eine Zeit vor dir liegt, in der du es dir leisten kannst, dich stationär aufnehmen zu lassen, dann würde ich dir raten, das zu tun. Diese Probleme werden nicht von selbst verschwinden, du wirst aber auch nicht in der Lage sein, sie zu lösen, weil sie sich mitunter selbst bedingen und für meine Begriffe keinen wirklichen Auslöser haben, folglich also sehr wahrscheinlich ganz oder teilweise neurologisch bedingt sind. In jedem Fall wirst du an einem Punkt ankommen, ab dem du um eine Therapie nicht herum kommst. Je näher du diesem Punkt bist, umso schwerer wird es werden.


Was deinen Lebenslauf angeht, brauchst du dir keine allzu großen Sorgen machen. Du bist nicht verpflichtet, über so etwas eine Aussage zu machen. Du bist zur Verschwiegenheit über deine Gesundheit so lange berechtigt, wie das nicht für das Berufsfeld relevant ist. Es gilt: Personaler sind auch nur Menschen. Lücken im Lebenslauf werden meistens erst im Bewerbungsgespräch wirklich beachtet, damit der Bewerber die Chance hat, sie zu rechtfertigen. Für deinen Fall heißt das, dass du entweder ehrlich sein und darüber reden kannst, dass du mal gestrauchelt bist, oder du sagst einfach, es hat sich um was Gesundheitliches gehandelt, worüber du nicht sprechen willst. Dir dürfen daraus keine Nachteile entstehen.

Alternativ kannst du dich auch ambulant behandelt lassen, also regelmäßige Termine mit einem Psychologen/Psychiater vereinbaren, ohne dich einweisen zu lassen. Auch dort gibt es Möglichkeiten, dir möglichst schnell zu helfen. Das passiert das medikamentös. Allerdings kann es da sein, dass du schonmal ein paar Wochen wartest, bis du den ersten Termin hast. Wartezeiten von 2 Monaten sind da nicht unüblich.


Also: Denk bitte darüber nach, ob du dir nicht vielleicht Hilfe suchen willst. Deine Probleme sind ernst und alles andere als selbstverschuldet. Es ist nichts, wofür man sich schämen sollte, viel mehr nich, die Probleme werden ja sogar noch stärker, indem du versuchst, sie von deiner Umwelt fern zu halten. Wenn du wegen den Depressionen im sozialen Leben zurücksteckst und deshalb jetzt auch noch deine Ausbildung aufgeben musst, ist das ein deutliches Zeichen, dass sich etwas ändern muss. Bitte wage den Schritt, ich verspreche dir, es wird dir helfen.