Das Spiel versucht auf paradoxe Art zwei Dinge zu kombinieren.
* Das ursprüngliche Gefühl der Wehrlosigkeit durch das Gameplay
* Spectacle Creep, es muss immer krasser, derber, fetter und beeindruckender werden
Man spielt also Chris Redfield den Supermutantenkillerveteran und BadAss² mit Oberarmen wie mein Brustumfang. Er hat ne Waffe und er hat ein Messer, er könnte es ziehen und zu Crocodile Dundee sagen "das ist ein Messer!", so ein Messer! Weicheier tragen Messer wie Weicheier, krasse Typen tragen es am Rücken bei der Schulter! Und dieser ist krass, das ist Chris Redfield. WIR sind hier Chris Redfield! Ich bin Chris Redfield!
Die Wahnsinn bricht aus, schwarze Zombies überall. In einer Cutscene sehen wir sie. Nicht einer, nicht zwei, nicht drei. Wir sind hier nicht in RE1 wo uns Geräusche und die Möglichkeit eines Zombies Angst machen. Wir sehen dutzende, sie rennen los, springen über Zäune, stürzen sich in Rudeln auf Menschen und zerfetzen sie in Sekunden. Und nun kommen sie auf uns zu, mindestens 10! Hand zur Waffe. Ich schaffe das, ich bin Chris Redfield. Wir wissen was passiert, gezielte Kopfschüsse und wenn einige mich erreichen, gibt es was mit der Machete, kommt her ihr Lutscher!
*Schnitt*
Das Gefühl der Wehrlosigkeit wurde früher als Teil des Kampfsystems transportiert. Klar, wir waren in den Spielen z.B. depressive Schriftsteller, wir haben noch nie geschossen, oder wir waren höchstens Polizisten, wir schießen nur auf dem Schießstand oder auf fliehende Schwarze bei Verkehrskontrollen, aber nicht auf Zombies, Monster oder irgendwas, dass uns töten will. Oh scheiße, da kommt ein Zombie aus dem Dunklen. Waffe ziehen, zielen, gut zielen. Wir haben nur wenig Munition, wir sind keine Schieß-Profis, die Situation überfordert uns, die Hände zittern, wir richten die Waffe auf den Zombie, gerade so während er auf uns zu schlurft und BäM, BäM - geschafft, Gott sei dank.Huch, erstmal durchatmen und nachladen.
*Schnitt zurück*
Wir sind wieder Chris Redfield. Wir haben hunderte bis tausende Zombies gekillt, wir haben alles gesehen, wir sind absoluter Profi. Das Gameplay wird das ausdrücken, wir sehen gleich Call of Duty mit Zombies, und im Nahkampf wird geschlachtet wie in God of War! Oh....Nein, wird es nicht.
Das Zielen mit der Waffe vermittelt das Gefühl einen 50-jährigen Grundschullehrer zu spielen, der zum ersten mal in seinem Leben eine Knarre in der Hand hat. Man kann mit gezogener Knarre weder laufen, sondern nur in dem vorher ausgerichteten Bereich rumzielen. Es gibt keine Zielhilfe, die uns die Illusion gibt, dass wir ein Profisoldat wären. So schaft der erste Zombie es durch den halben Raum wären der krasseste Antimutantenkämpfer der Welt für den ersten Schuss anvisiert. ( Ja, ich bin schlecht in Shootern mit Controller, wie viele andere auch, darum haben Call of Duty, Halo etc. alle Hilfsfunktionen, die uns die Illusion geben, dass wir nicht unfähig sind, sondern so krass wie der Typ, den wir spielen ). Der Zombie ist schon ganz nah, lieber einen Schritt zurück...oh! Zielen und laufen geht ja nicht! Als Elitesoldat gleichzeitig zielen und langsam gehen ist nicht möglich. Wir schießen! Bäm, der erste Zombie ist tot, da kommen 10 andere!
Sie sind zu nah, lieber schnell das Messer ziehen! Wir wissen wie Messerkampf gegen Zombies aussieht, wir haben Walking Dead gesehen, erfahrene Zombiekiller schlagen auf die Schädel, zack zack und schon sind die Zombies tot, einer nach dem anderen. Messer ziehen! Hah! ...Der Zombie rennt nicht in den Messerbereich, er bleibt stehen, leicht ausser Reichweite. Okay, dann komm ich zu dir! Hah!...oh, mit dem Messer kann man auch nicht laufen. Warum sollte der Supersoldat auch einen Schritt gehen können mit einem gezogenen Messer? Ein anderer Zombie ist neben uns, okay, dann kriegt der eben aufs Maul, hah! Oh... man kann sich nur begrenzt drehen wenn das Messer gezogen ist. MIttlerweile haben sich weitere Zombies gesammelt! Ich hab gesehen, was die mit Menschen machen!
* Stecke gemütlich das Messer weg.
* Gehe einen Schritt vor.
* Um mich rum 6 Zombies, die eben noch über Zäune gesprungen und gerannt sind, stehen nun da und tun nichts. Gut für mich!
* Ziehe das Messer wieder.
* Und jetzt folgt ein derber Schlag mit der Klinge ins Gehirn! Hah!...Nein. Der Angriff ist eine horizontale Fuchtelbewegung, ein bischen wie mit einem Staubwedel eine Komode abstauben, fuchtel fuchtel. Steuerkreuz nach oben zum Kopf, während die klinge kreuz und quer über den Zombie fuchtelt. Patsch Patsch, Zombie tot! Hah! Nächster!
* Stecke gemütlich das Messer weg.
* Drehe mich nach links zum zweiten Zombie.
* Die anderen machen immernoch...WOAHHH!! Zombie 5 macht ein Quicktime-Event! *drück drück drück * Geschafft!
* Ziehe das Messer wieder.
* *fuchtel * Zombie zwei ist tot.
* Stecke gemütlich das Messer weg.
* Die Gruppe der Zombies hat sich weiter erhöht, nun macht alle 3 bis 5 Sekunden einer der Zombies seinen Vorstoß zum Quicktime-Event, die anderen stehen rum, leicht ausser Schlagweite und machen seit Beginn der Nahkampfsituation seit fast 10 Sekunden ihre Idle-Animation. In der Zeit sind sie kurz zuvor 100 Meter gerannt und über zwei Zäune geklettert.
*QUICKTIME-Event! Ich werde getötet!
*Es folgt eine kurze Cutscene in der die Zombies, die eben noch so geduldig gewartet haben sich alle auf meine Leiche stürzen und mich zerfetzen! Ach jetzt seit ihr wieder angriffslustig? Genug zugeguckt?
RE5 versucht opulenter und krasser zu sein als die Vorgänger und andere Horrorspiele.
Nicht ein Zombie, der irgendwo lauert.
Ein Dutzend Zombies, die auf uns zu rennen.
Keine lahmen Zombies, die da hocken und Menschen essen.
Schnelle, blutrüstige kletternde, springende Zombies!
Kein Journalist mit unterdrückten sexuellen Gefühlen für seine Mutter. ( okay, eher SH als RE tyisch )
Dafür der krasseste Antimutatensoldat der Welt.
Eine Inszenierung, die nach einem Schießen und Metzeln-Gameplay schreit.
Ein Gameplay, dass angemessen wäre, wären wir ein kleines Mädchen, dass zum ersten mal in ihrem Leben eine Waffe hält.
Wie sollte ein kleines Mädchen gegen eine Horde wilder blutrüstiger Zombies angekommen?Keine Chance.
Da müssten die Zombies schon irgendwie...dem Mädchen ne Chance geben, zB in dem sie einfach fair sind und nicht alle gleichzeitig angreifen, sondern nur einer, alle paar Sekunden.
Die Entwickler wussten das. Darum haben sie einprogrammiert, dass Zombiehorden eine gemeinsame Abklingzeit auf ihre Angriffe haben.
Das Result wirkte auf mich einfach so unglaublich lächerlich. Als Action-Spiel oder als Shooter war das Spiel einfach nur schlecht. Es gibt dutzende Konsolenspiele, die es hinkriegen eine bessere, flüssigere Steuerung hinzubekommen. Für ein Horrorspiel war es durch die Anpassungen an das Gammelgameplay in der Inszenierung einfach zu lächerlich. Hab im Netz oft gelesen, RE5 wäre zu sehr Call of Duty. Nein, dann wäre es besser.
Dead Space hat übrigens auch keine direkte CallOfDuty-PewPew-Steuerung, sondern ist auch eher behäbig, aber das passt dazu, dass man diesen Anzug trägt, und ein Ingenieur ist, der sich mit Arbeitswerkzeug verteidigt. Trotzdem müsen die Gegner dort keine extra eingebauten Hirnaussetzer haben, damit man mit dem Gameplay durchkommen kann.