Das wäre allerdings Selbstmord aus Angst vor dem Tod. Das ist ja genau das, was ich sage. Nur weil wir davon ausgehen müssen, dass das irgendwo irgendwie geschaut wird (meine Fresse als wir 12 waren, haben wir Doom 3 gezockt), würde ich nicht den schwarzen Peter den Leuten zuschieben, die den Film/ die Serie/ das Buch zu verantworten haben und zu sagen, aber denkt daran, wer das alles sehen könnte! Sondern die Verantwortung liegt ganz klar bei denen, die über die Zugänglichkeit oder Verbreitung dieser Medien zu wachen haben und wenn es schlussendlich die Eltern sind. Gerade weil der heiße Shit immer irgendwie konsumiert wird, halte ich da von allzu großer Restriktion nichts. Bei Kindern wächst sich das zu einem elterlichen Überwachungsregime aus, für das Programm bedeutet das, das wir nur noch leicht bekömmliche Talk Shows oder Reality Shit präsentiert kriegen, während die Programme mit Anspruch irgendwie auf Nachtplätze verlegt werden, wo es dann auch niemand gucken wird. Ganz ernsthaft unter der Woche bleibe ich nicht bis nach 0 Uhr wach um mir noch eine eigentlich hochpolitische Serie anzuschauen. Um zehn halte ich da für einen guten Kompromiss. Kinder sollten ohnehin nicht so lange wach sein.

Dazu ist auch noch zu sagen, dass sich das was anstößig ist in der Wahrnehmung regelmäßig verschiebt. Einem Freund war damals doch ernsthaft Digimon verboten worden, weil in der zweiten Staffel Digimon (aka Tiere) ausgepeitscht werden oder sogar sterben. Folter und Tod also mit drin sind. In Amerika lange Zeit ein Thema Der Fänger im Roggen. Hier in Deutschland noch weit davor Die leiden des jungen Werthers. Wo man Goethe dann auch für die im Anschluss stattgefundenen Selbstmorde verantwortlich machte und die gleichen Argumente wie heute geführt wurden, dass er hätte ahnen können sollen, was das Buch auslösen würde. Zuletzt am Kolleg haben wir uns im Unterricht an dem Text einerseits belustigt, andererseits waren wir von dem Geschwafel genervt. Und ich persönlich über den Werther sogar wütend, weil dieser jämmerliche Jammerlappen es nicht mal schafft, sich richtig die Kugel zu geben. Und damals sind die Damen angeblich reihenweise in Ohnmacht gefallen. Das zeitgebunden Anstößige gibt dem Ganzen erst so recht die Würze.

Zum Thema Vergewaltigung (uA.) war im SPIEGEL der vergangenen Woche (20/2015) ein interessantes Interview mit Klaus Theweleit zu dessen neuem Buch "Das Lächeln der Täter" drin, in dem er den Modus von Massenmorden, Amokläufen und generell selbstermächtigender Gewalt (darunter Vergewaltigung) nachspürt. Er spricht davon, dass so etwas wie die Impuls bei Gewalt sexuelle Erregung zu empfinden andressiert werden muss. Die grundsätzliche Anlage steckt in vielen von uns, aber sie muss systematisch herausgekitzelt werden, was aber nicht einfach so geht, sondern wenn die Person bereits in besonderer weise in ihren sozialen Fähigkeiten gebrochen ist. Wir reden hier also anteilig von einer sehr kleinen Gruppe von Menschen (zumindest in unserem Kulturraum) in dem eine solche Tat, nicht die vom Autor intendierte Absicht auslösen wird. Der Großteil wird entweder mit Abscheu oder Ekel oder der Faszination des Schreckens reagieren.

Erst die Darstellung des Modus in Verbindung mit einem positiven Reiz wie Gruppenanerkennung oder dgl. (Clockwork Orange Umerziehung andersherum) überwinden die Hemmung und generieren den selbstständigen Trieb danach. Ich zitiere mal aus dem Interview: "Das ist mehr als symbolisch. Nehmen wir den afrikanischen Kindersoldaten, von dem berichtet wird, wie er auf Anweisung seines Kommandanten einen Gefangenen mit der Machete zerhackt. Die Kameraden, die zusehen, feuern ihn lachend an - bis ihm einer steht, bis er bei der Tötung eine Errektion bekommt." Die Abscheu des Mordes wird psychologisch ausgetauscht durch (sexuelles) Lustempfinden bei der Tat und somit vom Mord zu einem Akt der Lust. Das gleiche gilt für Vergewaltigung. So formt man aus unbescholtenen Individuen verworrene Kreaturen. Andere haben schon eine psychische Disposition sei es genetisch, sei es durch sehr frühe Einflüsse wie Vernachlässigung etc. die müssen gar nicht erst umgepolt werden.

Sicherlich ist es unschön, wenn der Gedanke mitschwingen muss, dass sich irgendwelche im weitesten Sinne Perversen daran aufgeilen könnten, aber man muss sich da meiner Meinung nach nichts vorwerfen, wenn man die Szenen gerade nicht absichtlich für dieses Publikum gestaltet. Genauso wenig wie du verhindern kannst, dass sich Pädophile zum Heimatfilm mit Hans in Badehose in Dauerschleife einen schütteln.

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Ich glaube das Thema Kinder und Nacktheit in Medien gab's hier schonmal irgendwo, vielleicht kann man den wieder herholen wenn Interesse besteht
btw. ein Beispiel für beste Absichten mit idiotischer Wirkung und Umsetzung