Was auch verboten wäre, weil das dann unter die Verbreitung kinderpornographischer Schriften fallen würde, zumindest in Deutschland. Erotikheftchen mit Pädoporn wird es also nicht geben, zumindest hierzulande.Zitat
Ansonsten bin ich da leidenschaftslos, was Vergewaltigungsdarstellung angeht. Erstmal müssen wir unterscheiden ob explizit gleichzusetzen ist mit sexualisiert. Eine sexualisierte Darstellung würde ich unter Hardcore-Erotik verbuchen, entsprechendes sollte man daher in entsprechenden Abteilungen finden, es sei denn die Sexualisierung erfüllt hierbei einen literarischen Zweck bzw. ist Gegenstand der in Textform stattfindenden Betrachtung. Allerdings würde so etwas ohne allzu große Explikation auskommen können und entsprechend für eine Wichsvorlage zu wenig hergeben.
Ansonsten würde ich mich aber auch an der Explikation nicht stören, wenn der Effekt nicht auf sexuelle Erregung abzielt, weil wenn es das tut ist es Pornographie und als solche entsprechend ohnehin da wo sich solches tummelt. Das sich da Leute vielleicht trotzdem dran erregen können, sei mal dahingestellt. Es gibt ja durchaus anerkannte Literatur auch über Inzest oder Beziehungen zw. jungen und alten. AUch wenn es vom Autor nicht vorrangig beabsichtigt ist, springt da bei manchen eben das sexuelle Kopfkino an. Das lässt sich nicht vermeiden und ist daher aus meiner SIcht kein Grund, dass sonderlich negativ zu sehen.
Ansonsten kann der Autor meinetwegen so explizit sein, wie er möchte, sofern die Darstellung an sich nicht eine Positive ist bzw. wenn es in Tätersicht geschrieben wird, nicht durch die Rahmenhandlung oder andere Betrachtungsweisen eingehegt wird. An der Stelle könnte das Ganze wegen Gewaltverherrlichung ohnehin auf dem Index landen. Wenn der gleiche Effekt allerdings auch mit weniger zu erreichen ist, kann man vielleicht von schlechtem Stil reden. In Kleists Marquise von O. wird die Erwartungshaltung beim Leser geweckt aber kleist lässt die Szene bewusst mit ein paar wenigen Pünktchen aus. Vielmehr füllt der Leser selbst die Lehrstelle mit seiner ganzen Fantasie (was vielleicht nicht unbedingt besser ist) aber ebenso ohne auch nur mit der Andeutung den gleichen Effekt erzeugt. Ich übrigens genieße literarisch gesehen Darstellungen aus der Beobacher-Perspektive, die solch schrecklichen Dinge mit enormer Präzision aber einem geradezu mechanischem Duktus beschreiben. Das Ganze wird einerseits entzaubert gewinnt aber eine ganz eigene kalte Leichenhaus-Ästhetik. Gute Thriller vermitteln mir dieses Gefühl. Es erinnert mich an ein Gedicht dessen Titel und Autor mir leider entfallen sind, das mit Kälte dem toten menschlichen Körper widmet. Oomph verarbeiten Anleihen an das Gedicht in "Geborn zu sterben", vielleicht kennt das ja noch jemand von euch. Ich komme einfach nicht drauf. Auf jeden Fall hat es eine morbide Ästhetik. Aber die muss der Autor mit kühlster Präzision rüberzubringen verstehen, ansonsten erstirbt der Effekt.
Ansonsten wenn der Autor eine Vergewaltigung für die Story braucht, dann sei sie ihm gegönnt. Wie explizit die sein muss, entscheidet schlussendlich darüber wie stilsicher er sie einzusetzen versteht. Bei den Säulen der Erde kann ich das zum Beispiel völlig unterschreiben. Der Mann an sich ist ja schon eine abartige Persönlichkeit aber gleichwohl die Vergewaltigung erst den entscheidenden Anlass für die später storybestimmende Fehde zwischen der vermeintlichen Hexe und ihm ist. Für eine Geschichte, an der ich gerade noch arbeite, spielt eine versuchte Vergewaltigung eine Rolle bezüglich des Handlungsfortlaufs, weil sie als erklärendes Motiv dazu dient, warum einer bestimmten Person Vertrauen entgegengebracht wird, weil sie eben jene verhindert hat.
Also kurz um. Ich habe keine Probleme damit das sie dargestellt wird und auch nicht mehr derer expliziten Darstellung. Davon zu unterscheiden sind dann schlechter Stil und oder wenn der gewählte Stil nicht meinen persönlichen Geschmack trifft.
Hier zu:
Halte ich für zu vernachlässigen. Die Leute sollten dann halt solche Medien nicht konsumieren und Eltern ein Auge darauf haben, was sich ihre Kinder reinziehen.Zitat
Ansonsten hat Gewalt in der Literatur, auch in expliziter Form, genauso ihren Platz wie alles andere auch. Ich erinnere an Kleists Erdbeben in Chili wo schlussendlich ein Säugling von einem wütenden Mob an einer Kirchenwand zerschmettert wird und genau diese explizite sehr brutale Darstellung ist es, die der Szene oder besser dem dortigen Kontrast die Schärfe und besondere Würze gibt. Diese Tötung von etwas Unschuldigem durch den brutalen Mob erst kontrastiert gut die Seligkeit der vorangegangenen Szenen heraus in der sich eigentlich wahrlich göttlicher Frieden offenbart gegenüber dem wütenden Mob, der sich selbst als das eigentlich gottesfürchtige Christenvolk versteht und in ihrem Furor in Barbarei verfällt. Es sind genau diese Schockmomente an denen wir uns ergötzen, die aber genau die Bewegung in uns auslösen, die uns besonders stark in die Geschichte entweder hineinzieht oder uns innehalten und nachdenken lässt.
Und gerade da wir - wenn man das dann glauben will - abgestumpfter geworden sind gegen Gewalt, sind es Momente übersteigerter Gewalt, die uns da noch wirklich anrühren. Ich denke da sollten wir keine Scheu haben.
Und was das Publikum angeht:
Wenn man nicht gerade Jugend- oder Kinderbücher schreibt, weis man nie so genau wem das eigene Buch in die Finger fällt. Das halte ich daher für kein Argument. Und ich denke selbst manches, was von den unwissenden Buchhändlern in solche Abteilungen gestellt wird, ist nicht unbedingt für dieses Publikum geschrieben worden.
Allerdings halte ich auch nichts von so absurden Anwandlungen Warnhinweise oder Altersprüfungen etc. einzuführen. Das fände ich an Lächerlichkeit nicht zu überbieten. Die Hälfte des Kanons der Schulliteratur müsste entsprechend über Bord geworfen werden, weil die Texte in irgendeiner Form bedenklich sind. Wir haben - dank einer anständigen Deutschlehrerin - in der achten Klasse noch mittelhochdeutsche Texte behandelt. Die Nibelungen und da tropfen Gewalt und Brutalität aus ziemlich vielen Versen oder der angesprochene Kleist. Mein Lateinlehrer hat es im Übrigen auch immer bedauert, dass er in seiner Zeit vor dem zweiten Bildungsweg im Lateinunterricht nie die ars amatoria von Ovid machen konnte, weil die Schule das als anstößig empfunden hat. Das hätte man nur mit volljährigen Schülern machen dürfen.
Wenn wir hier in diese Kategorien hineingehen was wir anstößig finden und was nicht, dann landen wir eben schnell bei solchen Diskussionen bei denen schlussendlich irgendwie nichts mehr zumutbar ist oder bei der sich dann im Endeffekt herauskristallisiert Literatur dürfe alles irgendwie nicht mehr, was Anstoß erregen könnte. Da sind wir dann in Dimensionen wie in der N*ger-Debatte um Pipi Langstrumpf, weil man glaubt den Leuten gar nichts mehr zumuten zu können, denn jeder empfindet irgendetwas anderes als anstößig oder nicht vermittelbar. Also von Einschränkungen halte ich da gar nichts.