Bei "Star Wars" und dem "Herrn der Ringe" hast du dich für meine Begriffe etwas zu sehr an ihrer Entstehungszeit abgearbeitet. Ich halte ihre anhaltende Popularität - ist ja angesichts der Eintrittsgelder kaum von der Hand zu weisen - für ein vielsagenderes Kriterium darüber, ob Welteroberer heutzutage immer noch akzeptierte Bösewichte abgeben. Den Leuten gefällt's.
Da du noch nach aktuellen Nazi-Beispielen gefragt hast:
"Wolfenstein - The New Order" ist gerade im Anflug. Ob es ein Verkaufserfolg wird, kann ich natürlich noch nicht sagen. Die geschickt arrangierten Trailer allerdings stoßen bereits auf Interesse.
"South Park - Stab der Wahrheit" ist Ubisofts erstes Nummer-1-Spiel im Jahr 2014 und setzt auf eine geradezu beängstigende konventionelle Mischung des Welterobererstandards: [SPOILER] Außerirdische infizieren die Welt mit Nazizombies.
Im Kino standen in letzter Zeit eher die Indiana-Jones-Bösewicht-Nazis im Rampenlicht. Sowohl "Captain America - The First Avenger" als auch "Inglourious Basterds" waren mehr vergnügliche Stereotypen-Collage (inkl. Herrschaftsstreben) als ernsthafte Auseinandersetzung. Vielleicht ist die Verwendung des Filmmaterials aus "Der Untergang" auf Youtube (Hitler fährt Mario Kart und dergleichen) ein zusätzlicher Hinweis auf die aktuell gepflegte Lieblingsweise des Umgangs mit Filmnazis. Sie werden eher als Kernbösewichte denn als Vertreter einer gesschichtswissenschaftlich analysierten Gruppierung dargestellt.
Soviel als Ausriss. Ich wollte nur demonstrieren, dass das Thema "Weltherrschaftsbösewicht in schwarzer Uniform" nach wie vor sehr präsent ist. Medienübergreifend behaupte ich also: Viele Spieler können nach wie vor etwas damit anfangen und haben Spaß an solchen Konstellationen.
Wir hatten kürzlich eine Diskussion im Forum, ob soviel eingebetteter Sinn für Graustufen wirklich erzählerisch stärker als die Märchenvariante vom Dunklen Herrscher sei. Als naheliegendes - wenngleich lösbares - Problem fällt mir zunächst die Frage nach der Heldenmotivation ein, sollte der Gegner von eigentlich recht akzeptablen Ansichten durchdrungen sein. Man könnte den Helden als unbeirrbaren Trottel darstellen, man könnte die Handlung als klassische Tragödie aufziehen, man könnte den Konflikt in sich zusammenfallen lassen, man könnte den Finalkampf als Rhetorenwettbewerb austragen, man könnte den Helden als eigentlich Bösen behaupten oder oder oder. Mir macht es allerdings mehr Spaß, den Schurken zu bezwingen. Mit einem Schwert. Und einem Raketenwerfer. Und zum Schluss fällt der Schurke schreiend in die Tiefe und der Held kriegt das Mädchen. Wieder und wieder.![]()