Anfängerprojekt /= Anfängerprojekt!
Es gibt einen Punkt den viele Anfängerprojekte vermissen lassen, der aber in keinerlei zusammenhang mit Erfahrung oder Skill steht. Nähmlich die Sorgfallt.
Rechtschreibfehler haben nichts damit zu tun, ob ein Anfänger oder ein Profi am Werk ist. Auch wenn ich Anfänger bin, kann ich mein Spiel trotzdem korrekturlesen lassen, bevor ich es in das Internet stelle. Das hat was mit Respekt den anderen leuten gegenüber zu tun. Einfach ein Spiel in's Netz zu klatschen ohne dass es zumindest vorher mal korrektur gelesen worden ist, ist extrem respektlos und eine Frechheit den anderen Leuten gegenüber. Man kann NIEMALS vorher alle Fehler oder Bugs in einem Spiel ausmerzen. Aber ich als Spieler kann zumindest erkennen, ob sich der Autor MÜHE gegeben hat, mir ein angenehmes Spielerlebnis zu präsentieren. Und wenn diese Mühe nicht erkennbar ist, warum sollte ich mir dann die Mühe machen, was positives am Spiel zu finden?
Bei der Story ist es dasselbe. Three Moons ist z.B. auch mein erstes Makerprojekt, aber die Story habe ich seit 5 Jahren nicht angerührt und trotzdem wird sie von denen, die das Spiel spielen regelmäßig gelobt. Man muss nicht der Ober-Makerguru sein, um eine gute Story zu kreieren. Man muss nur gute Quellen zum klauen finden und ein bischen Verständniss für die Grundstruktur einer Epischen erzählweise haben. Und die kann man sich schlicht erarbeiten, z.B. in dem man einfach liest. Wer in seinem Leben von JRR Tolkien bis Tom Clancy alle großen Autoren der Trivialliteratur gelesen hat, oder oft in das Kino geht, der kann auch bei seinem ersten eigenen Storyentwurf einen ganz großen Wurf landen, wenn er ein klein wenig überlegt an die Sache ran geht. Wer hingegen immer nur in Mickey-Mouse Comics schmökert, hat dagegen eher schlechte Karten. Der Maker als Software spielt hier aber dennoch keine Rolle.
Wer sich nur an dem klassischen "Frau wurde entführt und Held muss das legendäre Irgendwas finden um sie zu retten" Muster orientiert, weil er sonst nicht viel kennt, der muss sich dann einfach sagen lassen, dass seine Story Müll ist. Wir produzieren hier ROLLENSPIELE und wenn ich ein bischen Nachdenke und mich vorbereite, dann muss ich auch als Anfänger dazu in der Lage sein, eine Story zu entwerfen, die mindestens so viele Plottwist enthällt, wie die von Diablo3 ... also ... öh ... 2? Das kann und darf nicht zuviel verlangt sein.
Ist es aber scheinbar, weil beim Makern immer noch die Meinung vorherschend ist, dass man sich an die Kiste setzt, irgendwas zusammen klickt und sich die Story dann nebenher von selbst schreibt. Anfängern in diesem Punkt Welpenschutz einzuräumen ist - denke ich - falsch, weil die Fähigkeit eine Story zu planen nichts mit dem Makerskill zu tun hat, sondern mit dem Wert und Aufwand, den man in ein Projekt investiert. Grundstruktur von Gameplay und Story können bereits im Vorfeld geplant werden bevor man mit dem Makern überhaupt anfängt. Und das kann auch ein Anfänger tun.
Stell dir mal Leute vor, die im Beruf ein Projekt ausführen sollen, und dann einfach anfangen drauf los zu wurschteln, ohne einen Plan zu haben. Solche Leute haben ihren Job dann nicht sehr lange ... welchen Grund sollte es geben, einen Maker-Neuling anders zu behandeln und seine schlampige Arbeit auch noch mit Wohlwollen zu belohnen?
Corti beschreibt die Sache doch ganz gut. Wenn ein Entwickler ein Spiel veröffentlicht, dann will er damit etwas von meiner Zeit haben. Und wenn ich dem Entwickler etwas von meiner Zeit schenke, dann will ich auch etwas dafür haben ... in diesem Fall üblicherweise einen gewissen unterhaltungswert durch den meine investierte Freizeit nutzbringend investiert ist. Und den habe ich nicht, wenn ich beim Spielen das gefühl habe, das mir der entwickler einen hingerotzten Müll vorsetzt, der vorher weder gebetatestet noch korrekturgelesen worden ist.
@Topic
Ich kenne den Namen des Spielerstellers auch nicht, ebendsowenig sein Spiel.
Ich bin zwar nicht der aktivste Poster hier im Board, aber lesen tue ich eigentlich regelmäßig. Hätte es hier also irgendwas wie eine Hetzkampagne oder dergleichen gegen deine Person gegeben, wäre mir das wohl bekannt ... ist es aber nicht. Sollte ich irgendwann ewinmal eine Vorstellung deines Spiels gelesen haben - woran ich mich wie gesagt nicht erinnern kann - hat es mich also aus irgendwelchen gründen schlicht nicht interessiert. Das kann ganz verschiedene Gründe haben, z.B. reicht mir oft schon ein nach meinem Empfinden langweiliges Szenario um ein Spiel zu meiden. Sowas passiert einfach.
Allerdings finde ich Koshis post über selbiges sehr aufschlussreich. Wenn ein Let's Player während eines Lifestreams dein Spiel reparieren muss, weil es nicht weiter geht, dann kann ich mir nur schwer vorstellen, dass das ernstgemeinte Feedback das du bisher erhalten hast, wirklich so positiv war, wie du meinst. Negatives - oder besser Konstruktives - Feedback ist schwerer zu schreiben, als positives. Um eine positive Meinung zu etwas zu haben, reicht oft schon ein zugeneigtes Gefühl im Bauch. Ein paar hübsche Screenshots, eine interessante Storyline ... sowas hebt die Stimmung ungemein und dann gibts positives Feedback, wenn man einen guten Eindruck macht.
Konstruktive Kritik erfordert aber, das das Spiel auch wirklich gespielt worden ist und man die schwachstellen selber als solche empfunden hat. Um bei Koshis Beispiel zu bleiben: Der Let's Player in diesem Stream hat vermutlich versucht - weil er seine Zuschauer nicht verlieren wollte - den Gameplay Bruch durch lockere Kommentare und witziges Gerede zu überbrücken. Dadurch sind seine Zuschauer die ganze Zeit über gut unterhalten worden und hatten dem Stream - und damit unbewusst auch deinem Spiel gegenüber eine positive Grundhaltung. Der Gameplay Bruch wurde durch den Let's Player zu einem witzigen Teil der Freizeitunterhaltung. Und witzig, ist immer positiv!
Der Let's player selbst, als einziger aktiver Spieler, hat sich aber hingegen im stillen Kämmerlein vermutlich maßlos über dein Spiel geärgert, weil er deinen Müll aufräumen durfte. Nur - wenn er seine Sache gut gemacht hat - dann war er der einzige, der das Spiel später schlecht bewertet hätte. Seine Zuschauer hatten aber allesamt ihren Spaß damit ... und damit eine positive Haltung.
Die haben es aber nie selber gespielt.