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Thema: Wie geht man mit Kritik um?

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    @ Kelven:

    Wieso sollte es eine negative oder vernichtende Kritik gleich boshaft gemeint sein? Ich war zum Beispiel erst letztens von einem Kinofilm, von dem ich mir sehr viel mehr erhofft hatte, schwer enttäuscht. Zwar hatte dieser Film durchaus ein paar kleinere Lichtblicke, aber er war einfach nicht das, was er (durch Werbung, Interviews, Trailer) vorgab zu sein. Wenn ich mich jetzt mit anderen Leuten austausche um zu sehen, ob sie ebenso denken - ist das dann Selbstdarstellung? Wenn ich Leute darauf hinweise, dass die Actionszenen schlampig umgesetzt sind und der Story ein riesiges Plothole hat - mache ich das dann, um über den Regisseur herzuziehen?

    Natürlich gibt es auch Leute, die sich extra schlechte Werke anderer raussuchen, um sich dann darüber lustig zu machen. Im Fanfiction-Bereich gibt es zum Beispiel das MSTing, was nur dazu dient, sich über den Autor zu belustigen. Ich streite nicht ab, dass es in jedem Bereich Leute gibt, denen es Spaß macht, den Entwickler persönlich eins auszuwischen. Aber wie du es formulierst, klingt es ja fast, als dürfe man keine negative Kritik schreiben, wenn man dabei zu emotional ist. Subjektiv sind die meisten Kritiken so oder so. Wieso sich Entwickler an etwas härterer Kritik stören, ist mir ein Rätsel. Wenn mir eine Kritik ungerechtfertigt vorkommt oder gar beleidigend ist, ignoriere ich sie halt.

    Als erfolgreicher Entwickler muss man über so etwas stehen. Wer sich dadurch demotivieren lässt, hat zweifelsohne nicht genug Selbstvertrauen.

  2. #2
    @RageAgainstRobots
    Jede Meinungsäußerung egal ob positiv oder negativ ist immer Selbstdarstellung, wobei du das nicht mit Wichtigtuerei verwechseln darfst.

    Dein Beispiel muss ich wieder mit dem Klassiker schlechthin kommentieren: Es kommt darauf an. Im Gegensatz zu unserer Community bekommt der für das Werk Verantwortliche normalerweise ja nichts von der Kritik mit. Den verletzt man schon mal nicht. Also würde ich schauen, ob aus der Kritik die Enttäuschung spricht, dass der Film nicht so war wie man dachte oder ob sie eine Reaktion auf lobende Fans ist. Solche oft polemischen Kritiken finde ich schon albern, weil dahinter nichts anderes steckt, als dass man sich selbst angegriffen fühlt (nämlich von den positiven Meinungen). Umso schlimmer, wenn einem das nicht mal bewusst ist.

    Zitat Zitat
    Wieso sich Entwickler an etwas härterer Kritik stören, ist mir ein Rätsel.
    Ein Entwickler sollte sich nicht daran stören, dass jemand das Spiel schlecht fand, aber an einem respektlosen Tonfall, an dem stört er sich zurecht.

    Zitat Zitat
    Als erfolgreicher Entwickler muss man über so etwas stehen. Wer sich dadurch demotivieren lässt, hat zweifelsohne nicht genug Selbstvertrauen.
    Da bin ich anderer Meinung. Natürlich wird jemand mit genug Selbstvertrauen die Neider überstehen, trotzdem wird er sich beim Lesen der verletzenden Kritik nicht gut fühlen. Das sollte jedem bewusst sein, weil man sich auch so fühlen würde. Welche Konsequenz sollte man daraus also ziehen?

  3. #3
    Man will sich selber "aufwerten". Darum geht es. Das hatten wir schon bei Anime und bei Fanboys, die ihren Lieblingsanime verteidigen. Bei Games und bei andern Filmen ist das dasselbe.

    Wenn du einen schlechten Film im Kino gesehen hast, dann hast du eine falsche Entscheidung getroffen. Klar dass viele dann über den Film reden wollen - sie erhoffen sich Leute mit ähnlicher Meinung zu finden, wodurch ihr Fehler dann weniger wiegt(man fühlt sich dann besser).

    Sind andere Leute natürlich anderer Meinung und finden den Film gut, dann gefällt einem selber das gar nicht. Man fühlt sich ja als läge man falsch oder als wäre man blöd, weil man den Film nicht mag.

    Klingt komisch, ist aber so. Geht zwar um Geschmack und der ist bei jedem anders. Und eigentlich weiss man das auch. Aber trotzdem kommt es immer wieder zu Diskussionen und im Ernstfall zu richtig heftigen Streitereien. Das ist halt einfach so.

    Das einzige was hier hilft ist eigentlich nur:
    http://www.youtube.com/watch?v=6wS5xOZ7Rq8
    ( Not Giving a Fuck! )

  4. #4
    Was sehr viele Leute hier übersehen ist, wer eigentlich diese sogenannten "Entwickler" sind. Die "Entwickler" hier sind nicht dieselben Entwickler wie bei Konsolentiteln, das sind hier einzelne Personen die sich auch zu einem gewissen Grad mit ihrer Arbeit identifizieren und keine Firmen.
    Das sind keine professionellen Entwickler, sondern zu einem großen Teil Leute, oft Jugendliche, die nicht die nötige Distanz zu ihrer eigenen Arbeit haben und nicht zwischen Kritik an an ihnen als Person und ihrer Rolle als Projektentwickler unterscheiden. Anders herum unterscheiden die Kritiker da aber auch oft keinen Deut und hauen mit ihrer Meinung um sich, als sei diese der Maßstab aller Dinge. Bestes Beispiel gerade im Entwicklerforum.

    So ein paar Eckpunkte, um Kritik verdaulicher zu gestalten, wären etwa zwischen ich/du-Formulierungen und den eben erwähnten Rollen zu unterschieden. Wenn ich wo reinplatze "Lern erst einmal pixeln!" oder "Du klaust!" brauche ich mich nicht wundern, wenn der Ersteller säuerlich reagiert. Relativierungen ("ich finde", "meiner Meinung nach", etc.) sind da auch oft Gold wert. Die führen allerdings auch zu weniger Kontroversität (duh), wodurch man oft weniger Reaktionen riskiert, wie Corti glaube ich bereits irgendwo mal angemerkt hatte.

    Letztlich lässt es sich wohl tatsächlich darauf reduzieren, dass viele Leute sich gar nicht bewusst sind, wie das von ihnen gesagte ankommt. Das Problem ist halt, dass Sender und Empfänger anders denken und daher auch Dinge ganz anders auffassen können. Hier wäre Empathie angebracht, oder eben zumindest etwas Reflektion.

    Zitat Zitat von RageAgainstRobots Beitrag anzeigen
    Jeder halbwegs intelligente Mensch weiß, dass es nicht gerade dem Knigge entspricht, sich über jemanden lustig zu machen. Anständige Leute werden anständige Kritiken schreiben. Provokateure werden provokativen Schund schreiben. Es macht keinen Sinn, an diese Leute zu appellieren, denn es geht ihnen doch genau darum, eine negative Reaktion hervorzurufen.
    Wenn es so einfach wäre, wären 99% aller Teenie-Probleme gelöst, ach was, 99% aller Probleme die durch Interaktion mit anderen entstehen. Deiner Aussage nach könnten wir verdammt viele Stammuser hier damit abschreiben. Lies dir mal den Screenthread, eine der WGs oder auch die BMT-Nachbesprechung durch mit deinem Post im Hinterkopf.
    Ich gebe dir zwar im Kern irgendwo recht, aber dieses simple Schubladendenken greift hier einfach nicht. Es ist inhaltlich schlicht nicht haltbar und trägt auch nichts zu einer möglichen Lösung bei, außer bei jeder unangebrachten Kritik "Screw it, I don't care." zu sagen. Das kann aber auch keine Lösung sein, zumindest nicht, wenn man sich eine Verbesserung der Diskussionskultur zum Ziel setzt.

    Geändert von BDraw (22.01.2014 um 20:22 Uhr)

  5. #5
    Wieso einigen wir uns alle nicht einfach darauf, dass mehr Spiele in der Community gezockt gehören? Ihr könnt stunden- und tagelang darüber diskutieren, wie man mit der Kritik umgeht - aber im Endeffekt tragen nur die wenigsten Leute dazu bei, dass der Flow angehoben wird.

  6. #6
    Zitat Zitat von Zakkie Beitrag anzeigen
    Wieso einigen wir uns alle nicht einfach darauf, dass mehr Spiele in der Community gezockt gehören? Ihr könnt stunden- und tagelang darüber diskutieren, wie man mit der Kritik umgeht - aber im Endeffekt tragen nur die wenigsten Leute dazu bei, dass der Flow angehoben wird.
    Das Problem ist, dass diese Forderung keine Resultate zeigt. Es wäre schön, wenn nicht sogar wunderbar, wenn die Community anfangen würde, mehr Spiele zu spielen. Aber das passiert bisher nicht und das wird traurigerweise auch nicht passieren, wenn wir uns hinstellen und sagen: "Spielt mehr Spiele!" Aber abgesehen davon ist es auch nicht ganz unwesentlich, wenn man vorher einen gemeinsamen Knotenpunkt findet, wie man Kritik ausübt, da dies für viele scheinbar eine recht dehnbare Grauzone darstellt, obwohl schon die Netiquette in jeder Weise dagegenspricht. Wir diskutieren hier nicht nur, weil wir uns erhoffen, dass die Frequenz der Community hier ansteigt (aber das wäre natürlich total wünschenswert, keine Frage). Es geht hier auch um den Austausch von Informationen, die zu einer Verbesserung der Qualität der Diskussionskultur führen soll, die ja nicht ganz optimal zu sein scheint.

  7. #7
    Zitat Zitat von Kelven Beitrag anzeigen
    @RageAgainstRobots
    Jede Meinungsäußerung egal ob positiv oder negativ ist immer Selbstdarstellung, wobei du das nicht mit Wichtigtuerei verwechseln darfst.
    Sorry, ich hatte das eher im umgangssprachlichen Gebrauch aufgeschnappt. Meine Schuld!

    Zitat Zitat von Kelven Beitrag anzeigen
    Im Gegensatz zu unserer Community bekommt der für das Werk Verantwortliche normalerweise ja nichts von der Kritik mit. Den verletzt man schon mal nicht.
    Na ja, wenn ich Marlex schreiben würde, dass ich VD beschissen finde (nur als Beispiel), dann würde ihm das wahrscheinlich am Arsch vorbei gehen. Ich gebe zu, dass es ein Unterschied ist, ob ein Werk gesellschaftlich (wenn auch nur in kleinen Maßstab) erfolgreich ist. Aber das ändert doch nichts daran, dass es letzten Endes nicht die Aufgabe des Kritikers ist, auf die Gefühle des Kritisierten einzugehen, sondern dessen Werk nach seinen Kritikpunkten zu bewerten. Ich streite ja nicht ab, dass es schlecht recherchierte, polemische oder reißerische Kritik gibt. Aber die sollte man wirklich nicht ernst nehmen.

    Zitat Zitat von Kelven Beitrag anzeigen
    Ein Entwickler sollte sich nicht daran stören, dass jemand das Spiel schlecht fand, aber an einem respektlosen Tonfall, an dem stört er sich zurecht.
    Ich verstehe durchaus, dass ein "respektloser Tonfall" bei einigen übel aufstößt. Würde mich auch ärgern, wenn mich jemand dumm anmacht. Aber es ist ein Unterschied, ob jemand mein Spiel unnötig zerpflückt, indem er auf jedem kleinsten Detail rumreitet, oder ob ich tatsächlich selbst beleidigt werde. "Der Autor sollte mal weniger koksen, dann würden die Dialoge vielleicht Sinn machen" würde ich zum Beispiel schon als Beleidigung sehen, da es dem Entwickler Drogenkonsum unterstellt. Mal abgesehen davon, dass das Beispiel noch recht harmlos ist, kann man eine Kritik, die nicht nur provokativ, sondern persönlich angreifend ist melden. Im Forum bei der Moderation, im Falle der öffentlichen Beleidigung kann man den "Kritiker" sogar auf Rufmord anklagen. Wenn es einen wirklich so sehr stören sollte.

    Zitat Zitat von Kelven Beitrag anzeigen
    Da bin ich anderer Meinung. Natürlich wird jemand mit genug Selbstvertrauen die Neider überstehen, trotzdem wird er sich beim Lesen der verletzenden Kritik nicht gut fühlen. Das sollte jedem bewusst sein, weil man sich auch so fühlen würde. Welche Konsequenz sollte man daraus also ziehen?
    Jeder halbwegs intelligente Mensch weiß, dass es nicht gerade dem Knigge entspricht, sich über jemanden lustig zu machen. Anständige Leute werden anständige Kritiken schreiben. Provokateure werden provokativen Schund schreiben. Es macht keinen Sinn, an diese Leute zu appellieren, denn es geht ihnen doch genau darum, eine negative Reaktion hervorzurufen.
    Apropos "Neider": Finde ich auch unsinnig. Nur wenn jemandem ein populäres Werk nicht gefällt, heißt das nicht gleich, dass er diesem den Erfolg missgönnt. Eine Kritik muss nicht unbedingt "Bashing" sein. Wer den Erwerb eines Produktes bereut, kann das ja schreiben. Wo ist da das Problem? Wer sich stattdessen auch noch den zweiten Teil holt, nur um nochmal darüber lästern zu können - gut, das wird dann wohl Neid sein.

    @Luthandorius2: Wahre Worte!

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