This.
Ich gehöre zur eher optimistischeren Sorte von Mensch und denke, dass ich boshafte Absichten sofort erkennen würde (oder zumindest nach kurzer Zeit). Ich bin daher sehr vorsichtig mit Anschuldigungen wie "Ihr wollt Person XYZ doch bloß fertigmachen!" und sage lieber, was mehr auf der handfesten Seite steht, nämlich "Ihr habt Person XYZ fertiggemacht!". Viele Leute sind sich dem Unterschied der beiden Formulierungen gar nicht bewusst und gehen oft davon aus, man würde ihnen etwas unterstellen, obwohl man eigentlich nur Begebenheiten aufzählt (auch, wenn das Festlegen von Tatsachen ebenfalls weit aus dem Fenster gelehnt sein kann, aber da muss man einfach kompetent genug sein).
Spott und Verhöhnung ist für mich definitiv der falsche Weg von Kritik. Ich habe nix dagegen, wenn man witzelt. Etwas zu karikieren kann durchaus sehr effektiv sein, da man anhand eines Beispiels schnell erkennen kann, wo der Hund begraben liegt. Ganz wichtig ist aber, dass man das zu kritisierende Werk für voll nehmen kann. Ansonsten kann man sich die Kritik ganz ehrlich sparen, weil sie dann eh nicht sonderlich ernsthaft entsteht, egal, wie viel Konstruktivität man vorgaukelt. Es kann mir niemand erzählen, dass man ernsthaft gemeinte Kritik verfassen kann, nachdem man jede Kleinigkeit (!) bis dahin auseinander genommen und negativ bewertet hat (soll NICHT heißen, man soll es ignorieren, wenn das Spiel tatsächlich laufend alles falsch gemacht hat). Wenn man sich darüber auch noch belustigt hat, umso schlimmer.
Es gehört vor allem eine gewisse Kompromissbereitschaft dazu, wenn man ein Spiel spielt(/ein Buch liest/einen Film schaut), insbesondere, wenn man es hinterher bewerten möchte. Wer sich mit einer fremden Spielwelt, in der anfangs möglicherweise nicht alles klar ist und die auch in keinster Weise mit unserer zu vergleichen ist, nicht anfreunden kann, wird NATÜRLICH fast nichts gut finden. In diesem Fall würde man kein Spiel gut finden. Man soll selbstverständlich nicht die absurdeste Begebenheiten mit einem müden Lächeln abwinken, aber wichtig ist, sich mit der Logik und der Funktionsweise einer Welt zu befassen, sogar wenn das Spiel humoristisch veranlagt ist, denn selbst innerhalb der gebotenen Absurdität steckt immer noch ein gewisses Muster (welches natürlich nicht zwangsläufig total offensichtlich ist).
Um es kurz auszudrücken: Urteile nicht, wenn du ohne Mitgefühl bist. In diesem Fall kann man Mitgefühl auch mit Kompromissbereitschaft ersetzen, denn das läuft auf das gleiche hinaus.