Nein. Ich sehe das Problem an einem ganz anderen Ort beheimatet. Doch lasst mich ausholen:
Menschen (, wenn sie nicht gerade einen kreativ-künstlerischen Job haben, )sind es nicht gewohnt, dass man ihre kreative Arbeit überhaupt heftig kritisiert. Mit Kritik umgehen, ist eine Sche die man lernt und selbst wenn man es gewohnt ist, fällt es doch nicht leicht diese ohne Murren zu schlucken, wenn es dabei doch um etwas geht, dass man mit Herzblut erschaffen hat.
Subjektive Kritik:
Der Knackpunkt ist es, zu verstehen, dass Kritik, und Meinung ansich, egal welcher Polarität, sehr subjektiv ist. Ich weiss dagegen sprechen so Tipps wie "kritisier doch objektiv", aber das finde ich anmaßend. Man spricht sowieso nicht neutral, für alle, für das Absolut.
Der Tipp sollte lauten "Kritisier sachlich und subjektiv". Subjektiv erfordert, dass man selbst als Kritiker etwas aus der Deckung kommt und sagt "ich finde, dass..." anstatt "das ist...". Im Grunde grenzt das an ganz allgemeine Kommunikationstheorie, "sende ich-Botschaften" und sowas. Jegliche Form für die Welt und absolut zu sprechen kann nur scheitern, für sich selbst sprechen dagegen ist gleich viel authentischer, und darum gehts imo bei Feedback.
Feedback vermittelt (ideal), was jemand über etwas denkt und als Kritikempfänger ist es doch das, was ich will. Ich will wissen, ob das was ich geplant habe so funktioniert, wie ich es geplant habe. Dabei geht es nicht um "oh du bist toll" , oder "oh du bist kacke". Es geht darum zu testen, wie nah das Erreichte an dem Ziel liegt. Angenommen ich will für mein Horrospiel ein düsteres gruseliges Wohnzimmer machen und alle schreiben "Hey, toller Screenshot. Tolle Edits, tolles layout, super Lichteffekt. Verströmt eine angenehm kuschlige Wohnzimmeratmosphäre. Da möcht ich mich gleich selbst mit einem Becher Früchtetee (mit Schuss Rum) an den Kamin setzen", dann ist das sehr positiv, aber es zeigt mir brachial auf, dass ich mein Ziel nicht erreicht habe. Das geht nur, wenn die Kritik subjektiv formuliert ist, denn es geht um die Impression, die etwas auslöst, und die lässt sich am authentischsten eben subjektiv formulieren.
Ausserdem wirkt eine subjektiv gehaltene Kritik weniger wie ein Urteil, denn das ist sie nicht. Wenn man X Leute fragt bekommt man x Meinungen. Der Vorteil einer Forencommunity ist, dass sie einen Pool an möglichen Meinungen darstellt. Poste dein Zeugs und ein Haufen Leute kann dir ihre Meinung dazu schreiben. Das ist doch toll. Und man muss nicht eine davon befolgen, man kann aber.
Eine Meinung gibt die Möglichkeit die eigenen Kreationen aus der Sicht eines anderen zu betrachten und dadurch zu erkenne, wo man selber das gewünschte Ziel nicht erreicht hat. Mir fällt es leicht Dinge zu ändern, wenn aus meiner Sicht eine Verbesserung stattfindet, und das ist wichtig. Die Konsequenz auf eine Kritik, nämlich eine Änderung, ist nicht das Werk des Kritikers, es ist die des Kritisierten. Wenn eine Kritik kommt, dann hat der Kritiker keinen Anspruch darauf, wie das Problem angegangen wird. Er kann Tipps geben, Ratschläge, das ist sicher nicht falsch. Die Herangehensweisen und Ideen anderer Leute zu kennen, ist nicht und kann gar nicht falsch sein, man muss sich ja nicht daran halten, man hat nur mehr Einblick und Perspektive. Die Lösung eines Problemes, wenn denn eines festgestellt wurde, ist das Werk des Spielemachers, des Kritisierten, er verändert auf seine Weise, weil er das für richtig hält. Der Kritiker ist nicht der Ersteller, der Ersteller hat den Plan wie das Spiel sein soll, er kann am besten abschätzen, welche Lösung sich am besten in das Gesamtbild einfügt.
Manchmal sind Dinge unoptimal, und manchmal ist es nur eine Frage der Kommunikation.
Manchmal sind Ideen voll gut, aber die Spieler kommen nicht damit klar. Das muss nicht heissen, dass die Idee scheisse ist, es kann auch sein, dass sie unzureichend kommuniziert wurde. Für den Ersteller ist immer alles sonnenklar und manchmal fehlt nicht viel um es dem Konsumenten ein bischen klarer zu erklären.
Kritik selbst ist Opfer mangelnder Kommunikation. Als Kritisierter lohnt es sich, zu verstehen wie die Kritik gemeint ist und woher sie rührt bevor man sie als falsch abschmettert. Im Zweifelsfall nachfragen. Nicht alle Kritiker lassen durchblicken, was man als Kritisierter wirklich wissen will. Auch weil es ja üblich ist, möglichst objektiv zu kritisieren, darum einfach nachfragen, notfalls zieh ihnen ihre subjektiven Empfingen aus der Nase.
"Die Story ist scheisse, wenig mitreißend"~ und was ist die Konsequenz? Ganze Story neu machen? Andere Story machen? Hier und da Dialoge ändern? Das ist rumorakeln, das bringt doch nichts. Als Macher hat man eine Vorstellung welche Emotionen man an jeder Stelle des Spieles vermitteln will, hier soll man unbedingt Rache wollen, da will man unbedingt erfahren, was hinter einer Handlung steckt. Charakter X soll einfach nur sympathisch und unterhaltsam sein. Diese Dinge sind Ziele, die man hat. Um diese Ziele mit dem Erreichten vergleichen zu können, braucht man Information und die kann man nachfragen, und wenn man (wahrscheinlich) Glück hat, dann berichtet der Kritiker an welcher Stelle ihn die Story noch mitnahm und an welcher Stelle er es plötzlich oder schleichend langweiliger und weniger packend fand.
Nachfragen ist auch das beste Mittel gegen oder mit Autoren der berühmt-berüchtigten Rage-Bash-Reviews. Dadurch vertauscht man die Position, denn Rage-Bash-Reviews sind im Regelfall unfair, da sie verallgemeinern und polemisch sind. Sie stellen den Kritisierten an die Wand nötigen ihn sich zu rechtfertigen oder zu verteidigen, machen daraus einen Konflikt. Durch das Nachfragen kehrt man diese Situation um, der Kritiker ist dann in der Situation Inhalte bringen zu müssen, mit denen man arbeiten kann, dadurch macht man aus dem Konflikt wieder eine Zusammenarbeit. Naja~, ....oder er outet sich als pöbelnder Idiot
Objektive Kritik:
Gibt es auch. Es gibt Sachen, die man nicht diskutieren muss.
Rechtschreibfehler sind so etwas. Mappingfehler, ob nun grafisches oder falsche gesetzte Kollisionseinstellungen. Oder auch Rechenfehler. Gegen sowas gibt es nichts zuwenden, das ist auch keine Kritik die groß persönlich genommen werden kann.
Da steckt auch keine Meinung hinter, ein fehlerfreier Dialog ist immer besser als einer mit Fehlern., darüber braucht man also nicht zu diskutieren. Als Kritikempfänger würde ich das auf eine Liste schreiben und abarbeiten. Fertig, Ende.
PS: Ich habe extra auf ca. 135 mögliche "imo"s verzichtet, die symbolisieren könnten, dass es sich hierbei um meine Meinung handelt, einfach um mal auszuprobieren, ob es auch so verständlich ist, dass es Post von mir wohl meiner Meinung entsprechen mag.