Eigentlich sollte ein böser Held nur deswegen Sauron bekämpfen, um selbst die Macht an sich zu reißen. Oder er fährt beim Schloss des Endgegners vor und dient sich diesem an, wodurch man ein komplett umgekehrtes Spiel erhält: Man befreit/rettet nicht das Märchenland, sondern erobert es. Die Questgeber säßen dann im Schurkenreich. Allerdings würde das die Spielentwicklungszeit explodieren lassen, wenn der böse Strang eine tatsächlich komplette Alternative zum guten wäre, folglich macht das niemand. (Oder?)

Der übliche böse Held ist mir daher erzählerisch meist zu gepresst. Zwar sagt er beständig, wie unheimlich uncool es sei, das kleine Kätzchen vom Baum zu retten, macht es schließlich aber doch. Er ist wie der Gute, nur weniger strahelnd, dafür jammernder, nörgelnder, schlechtgelaunter. Wenn er sich wenigstens immer wieder in betont düstere Posen wirft oder sein böses Sein als schwarzen Humor äußert, kann er trotzdem unterhaltsam sein. Aber im Hintergrund lauert immer die Gefahr, dass eine böse Figur, die in eine für einen guten Helden konzipierte Geschichte gestopft wurde, latent nervig ist.