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Thema: [Sky] Rollenspielthread #1 (Signatur aus)

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  1. #29

    Himmelsrand, Helgen

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    Vesana bockte am frühen Abend wie ein Geier auf dem First des Hauses nahe dem Tor und spähte in die einbrechende Dunkelheit hangabwärts. Aela hatte es sich auf ihren Geheiß hin in einer windgeschützten Ecke des Dachstuhls unter ihr bequem gemacht und ruhe sich aus. Es reichte, wenn eine von ihnen im Ausguck Wache hielt und im Zweifelsfall Alarm schlug. Seufzend ob der idyllischen Stille im dichten Schneefall stützte die Kaiserliche die Hände auf den Balken und nahm die Füße vom Holz. Langsam ließ sie sich auf ihr Gesäß sinken und streckte die von der langanhaltenden Hocke steif gewordenen Knie durch. Sitzend nahm sie die Hände vors Gesicht, strich kurz über die spröden Wangen als könne sie so die bissige Kälte davonkratzen und rieb sie anschließend doch einfach gegeneinander.
    Warten. Etwas, in dem sie durchaus gut war. Geduldig und bedacht, aber schnell, präzise und ausgesprochen tödlich, wenn die Falle erst einmal zuschnappte – Eigenschaften, um die sie so manch einer bei den Gefährten beneidete. Doch für gewöhnlich ging es um nicht viel mehr, als einen weiteren persönlichen Erfolg oder schlicht ein Abendmahl. Jetzt hingegen … jetzt stand weit mehr auf dem Spiel, als es ihr lieb war oder irgendjemandem lieb sein konnte. Der bloße Gedanke an Darius ließ ihr Herz flattern, den Atem rasseln und neuerliche Feuchtigkeit in die Augen steigen, als hätte sich feiner Dreck unter das Lid geschmuggelt. Störrisch rieb sie sich mit der Faust darüber, vergebens ob des Mangels an Schmutz.
    Schnaufend, inzwischen auch am Gesäß vom durchgefrorenen Holz ausgekühlt, hob sie den Blick und spähte die Straße hinab. Je weiter die nächtliche Finsternis das Land verhüllte, desto unwahrscheinlicher schien es Vesa, dass sie tatsächlich heute noch in Kontakt mit dem Tross der Silbernen Hand kamen. Andererseits machte sich mit jedem verstreichenden Atemzug aber auch das unangenehme Stechen in ihrem Bauch breit, dass sie bei der Vorstellung zu spät in Helgen angekommen zu sein, stets plagte. Unruhig tippte sie mit den Fingerspitzen auf den dunklen Balken, fegte lockeren Schnee hinab oder griff ihn sich, um ihn in der Faust zusammenzupressen und fallen zu lassen.
    Unter sich vernahm die Jägerin plötzlich leises Schaben und Rutschen, als schliffe etwas über rauen Boden. Sofort hellwach senkte sie Kinn und Augen und starrte der rothaarigen Nord von oben auf den Schopf. Gleich darauf richtete diese ihren trotz der Dunkelheit beinahe beunruhigend deutlich erkennbaren Falkenblick zum First. »Noch immer nichts?«, fragte sie leise und fuhr sich mit der behandschuhten Linken über das Gesicht. Vesana schüttelte lediglich sacht das Haupt. »Hm. Lass mich übernehmen, Du hast lange genug da oben gelungert.«
    Die Kaiserliche wollte zunächst widersprechen, immerhin waren sie hier um Darius – ihren Liebsten – zu retten, also sollte sie besser die Verantwortung übernehmen. Aela wusste zweifelsohne darum, wie sie sich fühlen musste. Wenn es um Skjor gegangen wäre, die Nord hätte sicherlich ebenso empfunden. Allerdings lag etwas Bestimmendes in ihrem Ton, so dass Vesa nach deutlichem Zögern nickte, eine Hand an den First nahm und nach vorn vom kohleschwarzen Holz rutschte. Im Fallen wandte sie sich um, legte die zweite Hand an den Balken und stoppte ihren Sturz so abrupt. Scharf zog die Belastung an den ausgekühlten Muskeln der Schultern und Arme, doch das störte die Jägerin nicht. Im nächsten Moment lockerte sie ihren Griff und fiel die letzten Handbreiten auf einen der Querbalken im Dachstuhl.
    Unterdessen hatte sich Aela daran gemacht, zum Ausguck hinaufzuklettern und nahm Vesanas Position ein, noch ehe es sich diese irgendwo bequem machen konnte. »Ehm, Vesa?«, drang die Stimme der Nord gedämpft durch die Dunkelheit an die Ohren der Kaiserlichen. »Siehst Du, was ich sehe?«
    Unverzüglich sprang sie auf die Füße, kraxelte einen der Stützbalken hinauf und schlang letztlich die Beine um den Pfosten. Als lehnte sie auf der Brüstung einer Terrasse, hakte sie sich mit den Ellbogen am First fest. Mit vor Anstrengung und Aufregung zitternder Bauchmuskulatur, wild kitzelnden Armen und unruhigem Atem starrte die Jägerin mit zusammengekniffenen Augen in die Finsternis. In weiter Ferne, immer wieder unterbrochen und verdeckt als verschwände es hinter Felsen oder Bäumen, erspähte sie schwachen Lichtschein wie von einer Laterne. Eine Weile beobachtete sie das sich nähernde Licht, bis es sich irgendwann aufteilte und als mehrere winddichte Leuchter zu erkennen war.
    »Was meinst Du?«, flüsterte Aela während sich die Kaiserliche letztlich vollends auf den First hievte und in die Hocke begab. Das laute Summen im Bauch übertönte die Worte der Nord beinahe vollständig.
    »Ich weiß nicht. Es ist zu dunkel.«
    »Aber sie kommen eindeutig näher, nicht?«
    »Das schon.«
    Ohne, dass es weiterer Worte bedurfte, ließ die Rothaarige ein trübes, mattes Pfeifen, einer Eule nicht unähnlich, durch die Nacht hallen. Erst ein höherer, dann mehrere tiefere Töne. Skjor war gewarnt. »Dann lass uns noch einen Moment abwarten«, beschloss die Nord, als bliebe ihnen eine Alternative. Vesana nickte nur, unfähig zu sprechen. Schmerzhaft krallten sich ihre Finger an den Rändern ihres Lederharnisches fest, biss sie sich auf die Zungenspitze.
    »Scheiße«, zischte die Jägerin wenig später und kniff die Augen noch etwas enger zusammen. Hinter der ersten Gruppe von Lichtern tauchte plötzlich noch eine zweite, deutlich größere auf.
    »Das macht die Sache etwas komplizierter«, murmelte Aela und rückte unruhig auf dem Firstbalken hin und her.
    »Entweder es ist eine Vorhut und der Haupttross, oder wir haben eine Gruppe Unbeteiligter dabei.« Beides gefiel Vesa rein gar nicht.
    »Wie es auch sein mag, die Pferde müssen weg«, sprach Aela die gleichzeitig aufkommenden Gedanken der Kaiserlichen aus. »Das übernehme ich und informiere Skjor.« Damit erhob sich die Nord und wandte sich zum Gehen. Kurz warf die Jägerin ihr einen Blick nach, obgleich von der hochgewachsenen Frau im Dunkeln nur wenig zu sehen blieb.
    Bevor diese jedoch gänzlich verschwinden konnte, hielt Vesana sie noch einmal an. »Warte«, flüsterte sie. »Wenn Du wiederkommst, lass Dich auf der anderen Seite der Straße nieder. Wenn sie eine Vorhut schicken, sollten wir uns stärker verteilen«, setzte sie nach und glaubte so etwas wie ein Nicken in Aelas Schemen auszumachen. Wortlos verschwand dieser in die pechschwarzen Finsternis des Dachstuhls. Wie sie die Sache auch drehte und wendete, Vesa krampfte der Magen umso stärker, je länger sie die Lichter in der Ferne beobachtete. Nicht nur steigerte eine Vorhut auch die Gefahr, dass sie entdeckt würden, sondern mochten sich deren Mitglieder auch im Dorf verteilen bevor die Hauptgruppe eintraf und ihnen letztlich in den Rücken fallen, blieben sie bis zum Überfall unentdeckt.
    Der Anzahl der leuchtenden Punkte nach zu urteilen passte wenigstens die größere Gruppe zu ihren Informationen und Annahmen. Gehörte auch die Kleinere noch dazu, bekämen sie es mit einer wesentlich größeren Anzahl an Gegnern zu tun. Handelte es sich bei einer um andere Reisende, wäre ein Überfall entweder unmöglich oder noch deutlich riskanter ob potentieller Fremdeinmischung, die das ganze Spektakel noch unübersichtlicher werden ließ.
    Schnaufend schüttelte Vesana den Kopf und lauschte in den schwach gewordenen Wind, hoffend er möge ihr Hinweise über die Zusammensetzung der Neuankömmlinge zuflüstern. Vergebens. Stattdessen vernahm sie lediglich erneutes, trübes Pfeifen von der anderen Straßenseite. Aela hatte die Pferde an einen anderen, schwerer einzusehenden Ort verfrachtet. Es mochte ihnen wenigstens ein bisschen zusätzliche Zeit erkaufen, bevor sie gefunden wurden – und es stand außer Frage, dass das passieren würde.
    Schmerzhaft langsam, bei rasendem Herzen und wild zerstreuten Gedanken, verging die Zeit, bis der erste der zwei Trosse Helgen nahe genug kam, um im Schein der Laternen ein paar mehr Einzelheiten auszumachen. Metallisches Glänzen, animalisches Schnaufen und leise Männerstimmen – eine Gruppe Gerüsteter näherte sich. Fünf oder sechs Reiter. Scharf, aber mit vorgehaltener Hand sandte die Kaiserliche ebenso viele kurze Pfiffe in die Nacht und gab so die Zahl der Eintreffenden weiter. Wenig später kam die Truppe zu nahe, um auf diesem Wege noch unauffällig und sicher zu kommunizieren und so verfiel Vesa ins Schweigen, glitt vom First ins Dunkel des Dachstuhls und warf sich den zweiten Köcher, der an einem abgebrochenen Balken hing, über die Schulter. Sollte sie die Position ändern müssen, durfte sie die wertvolle Munition nicht verlieren oder vergessen.
    »Absatteln!«, knurrte eine tiefe Stimme, der dazugehörige Mann verbarg sich mit seinen Kumpanen noch außerhalb des Stadttores, musste aber wohl unmittelbar davor stehen. Gleich darauf trat eine hochgeschossene Person durch die halb offenstehende Pforte, führte sein Reittier mit der Linken am Zügel und hatte die Rechte am Gürtel, zweifelsohne nahe am Griff seiner Waffe. Wenige Herzschläge später folgten vier weitere Gestalten, drei von ihnen hielten sturmsichere Laternen. »Terak, Du bleibst am Tor. Saldor, Istar – ihr geht gerade aus. Marus, Du mit mir«, verteilte der durch seine mit mehr Teilen versehene Stahlrüstung als Anführer herausstechende Mann Befehle und ließ sein Pferd anschließend stehen. Die übrigen Drei taten es ihm gleich, zwei liefen die Straße in Richtung Skjor hinunter, er und der Kerl namens Marus verschwanden auf den weitläufigen Platz, der von der inneren Wehrmauer umschlossen wurde.
    Beinahe befürchtete sie, die Bewaffneten könnten ihr laut schlagendes Herz durch die Nacht pochen hören, so heftig schlug es ihr von unten gegen den Hals, ließ ihr die Hände in den Handschuhen schweißnass werden und beschleunigte es ihren Atem. Doch niemand entdeckte sie, bemerkte sie zitternd in ihrem Schlupfloch. Augenscheinlich rechneten die Neuankömmlinge, bei denen Vesana mit einiger Sicherheit zu sagen können glaubte, dass es sich um Mitglieder der Silbernen Hand handelte, nicht mit einem Hinterhalt und führten ihre obligatorischen Aufgaben als Kundschafter eher lax denn sorgfältig aus. Warum sollten sie auch anders? Es gab keinen Anlass dafür anzunehmen, jemand könnte von ihrer Reise wissen, geschweige denn wäre so waghalsig ihnen so hoch in den Bergen bei derart miserablem Wetter aufzulauern. Das spielte den Gefährten in die Hände und sorgte bei Vesa zumindest kurzweilig für eine Entspannung der Nackenmuskeln. Als die vier Rundgänger schließlich zurückkehrten, straffte sie sich aber wieder.
    »Soweit alles in Ordnung«, verkündete der Anführer. »Terak, reite zurück und gib Bescheid.« Lauter als gewollt atmete die Kaiserliche in ihrem Versteck, von dem aus sie das Tor und die Straße gut einzusehen vermochte, auf. Hastig und als könne sie das Geräusch zurücknehmen presste sie die Hand auf den Mund. »Wir sind auf dem Platz und kundschaften das Haupthaus aus«, setzte der schwer Gerüstete zu ihrer Erleichterung noch nach und führte gleich darauf die Pferde durch das Dorf, während Terak aufsaß und durch das Tor verschwand.
    »Dreckswetter«, knurrte einer der Kerle und fegte sich einigen lockeren Schnee von der Schulter. »Und dann müssen wir auch noch auf der anderen Seite den Winter verbringen«, schnaufte er weiter und richtete sich seinen schwer wirkenden Umhang.
    »Immer noch besser als der Winter in Himmelsrand«, ranzte ein anderer.
    »Ach halt’s Maul, Marus. Du Weinsäufer quatschst Dein Cyrodiil bloß unnötig schön«, schnappte der Erste zurück.
    »Ruhe, allesamt!«, wies sie ihr Anführer zurecht. »Wir haben andere Sorgen.« Die Männer schwiegen und führten ihre Pferde auf den großen Dorfplatz. Langsam, als wäre sie auf der Pirsch, kletterte Vesana von einem Balken zum nächsten, die Füße geschmeidig und katzenhaft setzend, immer darauf bedacht, keine unnötigen Geräusche abzusondern. Ihre Augen hafteten auf den schwarzen Schemen, die tiefe Furchten im Schnee hinterließen und deren Rüstungen und Waffen im flackernden Laternenlicht silbern glänzten. Unstet glitt ihr Blick zwischen den Männern hin und her, Muskeln und Sehnen gespannt wie ein Bogen und doch unschlüssig, was sie tun sollte.
    Aela nahm ihr diese Entscheidung ab. Ein dunkler Schatten huschte aus einer Ruine auf der anderen Straßenseite, direkt neben dem Durchgang der inneren Wehrmauer, hinauf auf den Schutzwall. Gebückt und klein duckte er sich von oben gegen den Fels und schien die Neuankömmlinge weiter zu verfolgen, so wie es auch die Kaiserliche tat, nur aus weniger großer Entfernung. Gleich darauf vernahm sie das matte uhuartige Pfeifen von zuvor und aus Reflex schnellte ihre Rechte über die Schulter zum Köcher. Schnell entwand sie diesem ihren Bogen, umschloss ihn fest mit der Faust und legte mit der Linken einen Pfeil auf die Sehne. Die Finsternis der Nacht dehnte sich schlagartig weiter aus, reduzierte all ihre Umgebung bis auf die Lichtpunkte der Kämpfer auf dem Platz zu einheitlicher Schwärze. Stoßweiser Atem und ein krampfendes Herz plagten sie ebenso wie nervöses Zwicken im Bauch und scharfes Stechen hinter den Schläfen – und dennoch: das unruhige Zittern ihrer schweißnassen Finger endete von einem Lidschlag zum nächsten.
    Leise genug, um unauffällig zu sein, doch laut genug, um vernehmbar zu bleiben, signalisierte die Jägerin der Nord ihre Bereitschaft. Knirschend spannte sie ihre Waffe, hob das gefiederte Ende des spitzen Geschosses bis zum Gesicht und visierte an. Zwanghaft reduzierte sie ihre Atemzüge auf ein Minimum, verlangsamte sie, bis ihr die Lungen brannten. Aela pfiff ein weiteres Mal und beendete das Schweigen der Lauernden. In Gedanken zählte Vesa bis drei, dann ließ sie die Bogensehne los und sandte den ersten Pfeil scharf surrend durch die Luft. Als es dumpf das Metall der Rüstung eines der Männer durchschlug und ihn stöhnend zu Boden schickte, zog sie bereits das nächste Projektil aus dem Köcher und legte abermals an.
    Noch ehe die übrigen Mitglieder der Hand sich gewahr wurden, was gerade vor sich ging, hatten die zwei Frauen je zwei mit einem Pfeil gespickt und es blieb nichts in der Nacht zurück, als das siechend verblassende Atmen der sterbenden Kämpfer und das furchtsame Wiehern ihrer Pferde.
    Erst als sich mit Ausnahme der Huftiere nichts mehr auf der anderen Seite des Portals in der Wehrmauer bewegte, genehmigte sich die Kaiserliche laut die unter Schmerzen in den Lungen behaltene Luft zu entlassen und das dritte ihrer Geschosse zurück in das Behältnis auf dem Rücken zu schieben.
    Es bedurfte keiner weiteren Absprache, damit sich Vesana hinauf in den Ausguck begab und erneut Wache hielt, während Aela von der Mauer hinabstieg und die Leichen an den Rand des Platzes zerrte. Noch blieb ihr die Zeit, der Haupttross ließ noch etwas auf sich warten, war sicherlich noch etliche hundert Speerlängen entfernt. Aber dennoch blieb Vorsicht geboten. Die Gefährten hatten das Sigel ihrer Verborgenheit gebrochen, der richtige Kampf blieb nur noch eine Frage der Zeit. Zuletzt löschte die Nord alle bis auf eine der Laternen und führte die Pferde näher ans Haupthaus. Die Lichtquelle an der Wand festmachend ließ sie die Tiere dort zurück und fertigte so die perfekte Illusion, als wäre nie etwas passiert.
    Gerade rechtzeitig, wie ein Blick über das Torhaus die Straße hinab verriet. Zwei große Karren führte der Tross der Silbernen Hand mit sich, hinter jedem liefen in zwei Reihen eine ganze Menge angeketteter, kümmerlich gekrümmter Gestalten. Die Sklaven, zweifelsohne. Umringt wurden sie von sicherlich zwei Dutzend Gerüsteten. Schwere legte sich auf ihr Herz bei diesem Anblick. Zu dritt wäre es eine unmögliche Aufgabe alle zu bezwingen. Sie mussten es irgendwie schaffen, die Gefangenen zu befreien, nur dann besaßen sie eine realistische Chance alle lebend aus dieser Sache herauszukommen. Unglücklicherweise sah sich die Jägerin unfähig, die neuen Erkenntnisse detailliert an ihre Freunde weiterzugeben und so musste sie zähneknirschend darauf vertrauen, dass diese die Situation ebenfalls so einschätzen würden, sobald sie einen Blick auf ihre Widersacher warfen.
    Bevor der Konvoi zu nahe kam und sie gefahrlief, entdeckt zu werden, verschwand die Kaiserliche vom First und verkroch sich abermals im Dachstuhl. Wenig später hämmerte Metall auf Holz und eine ganze Reihe von Kämpfen in schweren Rüstungen stemmten die vom Mangel an Pflege angerosteten Torflügel auf, damit ihre Karren passieren konnten. »Nach rechts durch das Portal«, erklärte ein Berittener. Statur und dem, was sie von seinem Kopf zu erkennen vermochte nach zu urteilen, handelte es sich um den Kerl namens Terak. Die Männer zu Fuß marschierten los, während Terak an die Seite der Straße, unten vor Vesas Haus ritt und den Karren Platz machte. Auf dem Bock des ersten saßen zwei dick in Stoff eingewickelte Gestalten, ihnen folgte ein langer Tross aus Sklaven, deren Handschellen und Ketten bei jedem Schritt rasselten. Neben ihnen, mit gehobenem Kinn und überdeutlich aufrechter Haltung ritt ein weiterer Gerüsteter, der, wie sein breiter, samten im Laternenschein schimmernder Umhang vermuten ließ, wohl die Befehlsgewalt innehielt. Umringt von einer Handvoll weiterer Berittener schloss der zweite Karren, mit einem weiteren Nachgespann aus schlurfenden Gefangenen, den Tross ab.
    Das Bild erschien der Kaiserlichen unwirklich, surreal. Gebannt und gleichzeitig in Furcht verfolgten ihre Augen das Geschehen, glitten von einer Gestalt zur nächsten, über die von Planen verdeckten Wagen zum Anführer und dann wieder zurück zu den Gefesselten. Mit unruhigen Bienen in den Eingeweiden versuchte sie einzelne Gesichter zu erkennen, hoffend, jenes markante mit der langen Narbe auszumachen. Doch die Nervosität trieb ihren Blick in die Unstetigkeit, ließ den Anblick verschwimmen bis Einzelheiten verblassten.
    Wütend schlug sie mit der Faust gegen einen nahen Balken, knurrte leise in die Finsternis und krallte die Finger in die Handballen. Es endete hier. Auf die eine oder andere Weise. Versagte sie, würde sie sicherstellen, dass diese Bastarde dort unten auf der Straße bezahlten. Siegte sie, hätte all ihr Leid ein Ende. Zorn schäumte in ihr auf, ließ die Linke hinauf zum Köcher schnellen und einen Pfeil ziehen. Hass nahm ihr erstes Ziel ins Visier, wie es hoch auf seinem Schimmel saß und vor Arroganz strotzend seine Untergebenen betrachtete. Doch die Hoffnung kam nicht mehr dazu, die Sehne loszulassen. Scharf schnitt von anderer Seite her etwas durch die nächtlich klirrende Luft. Surrte, bis es in ihren empfindlichen Ohren als heftiges Rauschen widerhallte. Dann schlug dem Kommandanten des Trosses etwas mit einem dumpfen Fopp in die Brust, dass sie erst als langen, dünnen Schaft erkannte, als er leblos vom Rücken seines Pferdes rutschte.



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    Geändert von Bahaar (03.05.2015 um 21:10 Uhr)

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