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Thema: WG #71 - Der Frühling macht alles neu

Baum-Darstellung

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  1. #11
    Mein Problem mit der Schulmathematik ist, dass ich mit der Unterrichtsführung meiner Lehrerin nicht klar komme. Sie ging, bis vor kurzem, davor aus, dass wir alles schonmal gehabt hatten und hat sich dementsprechend keine Mühe gemacht, das so zu erklären, dass es für einen auch Sinn ergibt. Meine größte Schwierigkeit ist es, mir die Formeln zu merken und mir diese auch herzuleiten. Sicher sind z. B. quadratische Funktionen nicht schwer, aber es lässt sich nicht einfach mal so eben erschließen.

    Was meine ich damit?
    x²+4x+2 ist die Funktion einer Parabel. Woher weiß ich das? Richtig, weil ich es gelernt hab und es mir gesagt wurde. Was eine Parabel, eine Funktion und der Unterschied zwischen x und x² ist, lässt sich nicht etymologisch erschließen. Der Begriff "Parabel" gibt nicht her, was eine Parabel ist und das komische ² gibt auch keine Auskunft darüber an, inwiefern sie die Variable x beeinflußt. Das sind Dinge, die ich gelernt bekommen und in die ich mich reinversetzen muss. Das bedarf einer gewissen Grundeinstellung, aber auch der Fähigkeit für abstrakteres Denken.

    Dass ich hier gerade aus einer Maus einen Elefanten gemacht hab, ist mir bewusst. Schließlich ist das in anderen Bereichen (besonders in den Naturwissenschaften) nicht anders, nur dass es sich hierbei einfach mal um Gesetze handelt und man sich eigentlich um nichts anderes kümmert, als um Gesetze. Und weil Gesetze allgemeingültig sind, gibts auch immer 5000 Variablen. Nichts ist schöner und unübersichtlicher, als eine Erklärung mit Variablen, unter denen man sich nichts vorstellen kann, als eine unbekannte, unbestimmte Zahl.

    Woher lässt sich für mich aber erschließen, rein aus dem, dass dort x²+4x+2 steht, dass ich es noch nicht einzeichnen kann? Ich hab doch schließlich mein vermeintliches y(2) und mein vermeintliches x(4), was den Scheitelpunkt (-4/2) ergibt. Woher, wenn nicht durch beigebracht bekommen, soll ich denn wissen, dass ich es erst noch umzuformen hab? Was gibt mir denn alleine vom bloßen Raufglotzen den Hinweis, man muss das x² "aufteilen", weil das in der Scheitelpunktsform nicht mehr so stehen darf? Und was ist eigentlich ne Scheitelpunktsform?

    Eigentlich muss ich ja nur die x²+4x in Klammern setzen. Dann hab ich (x²+4x)+2. Ist aber noch nicht alles. Ich entferne den Exponenten und setz ihn ans Ende der Klammer, wie es nunja auch für jeden Laien ersichtlich sein sollte und habe nun (x+4x)²+2. Die 4x werden halbiert. Logisch, oder? Schließlich habe ich den Exponenten eben woanders hingesetzt. Und das x muss auch weg. Von der 4x. Also habe ich (x+2)²+4. Aber halt! Die 2 in der Klammer wird nun quadriert und negativiert und mit der Zahl außerhalb der Klammer zusammengerechnet. Was anderes in Betracht zu ziehen wäre ja vollkommen abstrakt! Somit habe ich als Endergebnis (x+2)²-2. Ich bin fertig, habe eine Scheitelpunktsform hergestellt, ohne das Ausgangs- oder Endprodukt oder die einzelnen Zwischenschritte je angefasst haben zu können. Ich habe einfach mit meiner Ausgangsformel irgendwas halbiert, quadriert, eingeklammert und woanders hingetan.



    Mir ist, wie gesagt, bewusst, dass es sich hierbei um ne recht einfache Sache handelt. Das soll nur als Beispiel dafür dienen, warum ich mich mit Mathematik so schwer tue. Was ich mit einer Reihenfolge aus Variablen und Buchstaben, Exponenten, Vorzeichen und Klammern alles so anstellen muss, um daraus etwas anderes zu zaubern, ist mir einfach zu viel. Zu viele Formeln, zu viel Verschiebung und keinerlei Verständnis, wozu und wieso. Einfach nur Formeln und Schritte auswendig lernen, die sich auf Grund ihrer reinen optischen Erscheinung und den Begrifflichkeiten unserer Welt nicht erschließen lassen.

    Das ist mein Problem mit der Schulmathematik, auch wenn das wohl noch recht harmlos ist. Mir egal. Es ist für mich nicht logisch.

    Aber vielleicht sollte ich es aus einem philosophischen Standpunkt aus betrachten: Ich kann die Mathematik nicht anfechten. Sie ist schließlich vollkommen. Sie wurde nicht vom Menschen erschaffen um zu sagen "Guck mal, so ist das!", sondern sie ist.

    Geändert von Byder (23.04.2013 um 21:10 Uhr)

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