Zitternd nahm er die letzten Schritte. Man konnte meinen, die Kälte der Nacht machte ihm zu schaffen, aber eigentlich war es hauptsächlich Angst. Gespenstisch wogten zwei Bäume neben den Gleisen, welche im fahlen Mondlicht wie Ungeheuer mit tausenden Armen wirkten.
Genau diese Bäume hatte er gesucht, denn sie beschrieben die Stelle.
Er war da. Er war nun bei den Crossroads.
Der Ruf einer Eule jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Auch wenn er diesen Ort freiwillig aufgesucht hatte, wollte er nur so schnell wie möglich wieder hier weg.
Seine Hand glitt in seine Tasche und brachte seine Uhr zu tage. Es war schwer, die Zahlen auf ihr zu entziffern. Seine Hand wollte einfach nicht stillhalten. Nach einer Weile konnte er erkennen, dass es gleich Mitternacht war.
Nervös ging er auf und ab. Gleich war es also soweit.
Auf seinem Hinweg war ihm kein Auto begegnet, doch plötzlich hörte er einen Wagen heranfahren.
"Junger Mann", wurde er von dem Fahrer des Autos begrüßt, "Haben Sie sich verirrt?"
"Äh..nein", antwortete er zögernd.
"Was machen Sie dann hier?", wollte der Fahrer dann mit einem Aufflackern von Neugier in seinen Augen wissen.
"Ich warte auf jemanden, der mir bei etwas helfen soll."
"Soso, und bei was wollen Sie so dringend Hilfe, dass Sie soweit raus gehen in dieser kalten Nacht?"
Auch wenn ihm der Fahrer nicht wirklich geheuer war, so musste er ihm doch von seinem Traum erzählen.
"Ich will so gut Gitarre spielen können, dass jedem die Kinnladen herunter fallen, wenn man mich spielen hört!"
Ein rauhes, fast schon bösartiges Lachen kam aus em Mund des Fahrers:
"Hehe, dann bist du hier genau richtig, Kleiner" Das Lachen wiederholt sich, als er den verdutzen und erschrockenen Blick des Mannes sah.
"Die einzige bescheidene Gegenleistung, die ich dafür will, ist nur deine Seele."
"Meine Seele?!", war alles, was dem Mund des Mannes entfuhr.
"Ja, mehr nicht. Ist das nicht ein geringes Übel, wenn du dadurch deinen Traum verwirklichst?"
Zweifel machten sich in dem jungen Mann breit. Sollte er es wirklich tun? Seine Seele für einen Traum aufgeben? Seine Mutter hatte ihn religiös erzogen, aber von seiner Seele hatte er noch nichts gemerkt. Also schluckte er seine Zweifel mit einigem Unbehagen herunter und stimmte dem Fahrer zu.
"So sei es also", sagte der Fahrer entzückt und reichte ihm einen Stift und einen Vertrag. "Einfach nur unterschreiben und dein Traum ist erfüllt!"
Der junge Mann griff zu dem Stift und setzte seine Unterschrift.
Sofort nahm ihm der Fahrer beides ab.
"Vielen Dank! Hahaha" war das letzte, das der Mann hörte, bevor der Wagen mit atemberaubenden Tempo davon fuhr.
"HEY!", schrie er aufgebracht dem Wagen hinterher. Er füllte sich betrogen und machte sich auf den Heimweg.
Das Gefühl hielt auch noch den Tag an, bis er dann abends am örtlichen Jam teilnahm und das Haus zum Kochen brachte. Seine Finger fegten über das Griffbrett und die Saiten, dass den Leuten die Kinnladen herunter vielen. Nun war es ihm egal, seine Seele für einen Traum aufgegeben zu haben. Denn das war es in seinen jungen Augen wert gewesen.


Das nächste Wort ist: Handy