Zitat Zitat von Schattenläufer Beitrag anzeigen
Puh, da engst du das Feld natürlich auch extremst ein. Also erstmal: Auf einer Vorlage zu basieren ist noch einmal etwas anderes, als die erwähnte thematische Bekanntheit. Du (und vllt auch die Wachowskis) vermischst da zwei Argumente. Beispiel: Guardians of the Galaxy ist eine richtig geile, unterhaltsame Space Opera, die letztes Jahr ins Kino kam. Ich muss da nicht viel sagen, wir haben den Film alle geliebt.
Der Film basiert auf einer Comicvorlage. Diese ist aber vollkommen unerheblich. Die meisten Leute kennen sie nicht. Was den Film erfolgreich machte, waren genau jene Punkte, die du so vermisst: Escapist-Fun, Spaß seitens der Autoren und der Überraschungseffekt im Kino.
Das Ganze als "nur eine weitere Comicverfilmung" abzuhaken geht so daneben. Das ist so falsch und engstirnig betrachtet und fängt überhaupt nicht ein, was den Film besonders machte. Für mich ist das ganz klar: Wir hatten erst letztes Jahr eine originelle, tolle, neue, große Space Opera, wie es sie seit Star Wars eigentlich nicht mehr so (als Kinofilm) gab.

Wenn man die "keine Vorlagen"-Einschränkung hingegen nimmt, die meiner Meinung nach eine unnütze Einschränkung ist (gerade wenn die Vorlage ein relativ unbekanntes Werk ist), dann wird Star Wars wahrscheinlich auf ewig die einzige Space Opera bleiben, die alle Kriterien erfüllt. (Avatar = keine Space Opera.)
Wenn ich mir Guardians of the Galaxy anschaue, spielt der Vorlagen-Faktor schon eine bedeutende Rolle. Nicht nur wusste man (und ich rede hier immer aus der Perspektive von uns Popkultur-Junkies, die sich eher bereits mit so etwas beschäftigt haben, und nicht von der Mehrheit der komplett Ahnungslosen) viel über die einzelnen Charaktere bzw. die Zusammenstellung der Truppe, auch die ganze Storygrundlage und haufenweise Details funktionieren nur im Zusammenspiel mit dem größeren "Marvel-Rahmen". Die Geschichte macht auch ohne Spaß, aber eine Menge Zusammenhänge bleiben den Uneingeweihten verborgen. Wäre ich sehr böse und kleinlich, könnte ich sogar behaupten, dass das ein Sequel einer Reihe ist, nämlich der zehnte Film im Marvel Cinematic Universe! Das fällt hier natürlich nicht so sehr ins Gewicht wie bei unmittelbaren Fortsetzungen, weil im MCU die unterschiedlichen Schauplätze für viel Abwechslung sorgen, aber es bleibt andererseits auch nicht völlig ohne Einfluss. Für den direkten zweiten Teil stehen damit entsprechend schon längst diverse Parameter fest, wie etwa andere Figuren der Vorlage, die auftauchen sollen usw. Sie können nicht einfach ihrer Phantasie freien Lauf lassen und es in jede beliebige Richtung entwickeln, oder würden damit zumindest die Fans massiv verärgern. Vielleicht ist das kein großer Nachteil, aber ich sage ja auch nur, dass ich mir mal wieder mehr Filme wünschen würde, bei denen das anders ist. So sehr ich Guardians of the Galaxy auch geliebt habe, wäre das in einer Parallelwelt eine völlige Eigenkreation geworden, hätte ich es besser und noch beeindruckender gefunden. Das Traurige an der Sache ist nur: So eine Welt wird es kaum geben, denn ohne das Framework der erfolgreichen Marvel Studios, die sich so etwas durch die anderen Teile der Reihe erarbeitet hatten und das Risiko leisten konnten, hätte sich garantiert niemand bereit erklärt, 200 Mio für einen sprechenden Waschbär im Weltall oder einen laufenden Baum auszugeben :-/

Und ja, was ich weiter oben schrieb ist durchaus sehr eingrenzend. So what? Mit engstirnig hat das nichts zu tun, sondern liegt in meinen Überlegungen begründet. Ich finde es schade, dass das (auch von mir selbst) zwangsläufig als eingrenzend empfunden wird. Das wäre anders, wenn bei der Division mehr Filme als Star Wars am Ende der Rechnung herauskommen würden, und genau dieser Mangel ist imho doch das Problem. Es gab noch einiges an Billigst-Trash und Rip-Offs. Vielleicht habe ich nur die Aspekte vom Budget und Erfolg hinzugefügt, um jene bewusst außen vor zu lassen. Aber hätten die für manche davon nur ein paar Millionen mehr ausgegeben, wäre oftmals schon das Potential für Klassiker vorhanden gewesen (habe neulich erst Battle Beyond the Stars gesehen und war fasziniert davon, wie viel Charme das trotz aller Unzulänglichkeiten hatte).
Selbst wenn wir die Sache mit den Vorlagen mal weglassen (denn stimmt, wenn es altes und/oder wenig bekanntes Material ist und/oder sie sich nur lose darauf beziehen, ist das kaum noch von Bedeutung), sieht es nicht viel besser aus. Oder fallen dir außer Guardians noch mehr Beispiele ein, wenn auch Avatar nicht zählt? Ist doch arm, wenn ein ganzes Genre lediglich durch ein bis zwei große Franchises im Kino repräsentiert und am Leben erhalten wird und sich über Jahrzehnte hinweg fast nur darüber definieren kann, ohne dass viel Neues hinzukommt. Deshalb sag ich ja, dass ich solche Versuche wie Jupiter Ascending toll finde, selbst wenn sie am Ende nicht funktionieren oder erfolgreich sein sollten. Irgendwann wird schon was hängenbleiben, wenn sie den richtigen Nerv treffen. Es müsste viel mehr davon geben. Man vergleiche nur mal geplante sophisticated Fantasy und Sci-Fi-Adventure der nächsten Jahre mit der Flut an Superhelden-Comicverfilmungen, die auch alle immer wieder mehr oder weniger dem selben Muster folgen (was wie erwähnt nichts Schlechtes sein muss, nur sähe ich gerne mehr davon in anderen Genres).
Es war auch mal die Rede von einer neuen Battlestar Galactica Version (Reboot) fürs Kino. Galactica entstand ursprünglich ja auch als offenkundige Nachmache von Star Wars ^^ Warum hat man seither nichts mehr davon gehört? Sind die Studios von Disney eingeschüchtert worden, oder was? Gibt es keinen, der das tatkräftig vorantreiben möchte und an den Erfolg glaubt? Noch ist die tolle Remake-Fernsehserie von 2004 bei nicht wenigen Leuten im kollektiven Gedächtnis verankert, aber das wird auch nicht ewig so sein. Oder die Neuauflage von Flash Gordon, die mal angedacht war, um ein anderes Beispiel zu nennen.