Meine Impressionen des Konzerts, verpackt in einem kleinen Konzertbericht: Es ist wohl für mich das Konzert des ganzen Jahres: die Helden meiner Jugend – Limp Bizkit – kommen nach Hamburg und ich darf live dabei sein. Und wie es sich für die Band gehört, die um die Jahrtausendwende ihre größten Erfolge verzeichnen konnte, spielen die Herren um Frontmann Fred Durst auch nicht in einem kleinen Club auf dem Kiez, sondern in der Alsterdorfer Sporthalle. Das Wetter an diesem 24 September ist scheiße, die Stimmung dafür aber mehr als nur gut, der Vorraum bereits gut gefüllt und die kleinen Stände, an denen es Bier, Brezeln oder Oberbekleidungen (Merch) zu kaufen gibt sind gut besucht. Die Halle selbst ist etwa gut zur Hälfte gefüllt, die Plätze direkt vor der großen Bühne (samt interessantem Backup „Fuck The Blackout“) bereits belegt, jedoch noch mit genügend Luft vor dem Wellenbrecher. Dass in der großen Halle allgemeines Rauchverbot herrscht, interessiert das durchaus bunt gemischte Publikum (vom Metalhead über Hiphop-Gangster bis hin zum It-Girlie ist alles vertreten) nicht die Bohne, entsprechend stickig und dunstig ist die Luft auch. Dass sich insgesamt mehrere hundert Menschen (am Ende dürften es gefühlte 1000 oder mehr sein) auch auf den Rängen tummeln und nirgends ein Fenster geöffnet werden kann, macht die Sache nicht angenehmer. Einzig die umherflitzenden Bier- und Brezelverkäufer helfen einem, die Wartezeit sinnvoll zu überbrücken, bis um kurz nach 20 Uhr die Beleuchtung erlischt und sechs junge Kerle die Bühne entern – und damit die Hoffnung, die Helden des Nu Metal würden ohne Umschweife sofort loslegen, mit ihrer Mischung aus Screamo, Emocore und Metalcore pulverisieren. The Blackout haben die (äußerst zweifelhafte) Ehre, als Anheizer zu fungieren. Man kann der jungen Band durchaus Willen, Motivation und Spielfreude attestieren, jedoch gelinget es ihnen zu keiner Sekunde, das Publikum auf ihre Seite zu ziehen. Am deutlichsten zeigen das die lautstarken „Limp Bizkit“-Rufe zwischen den Songs. Somit dürfte die Band auch sicherlich erleichtert die Bühne nach 30 Minuten verlassen haben. In der folgenden halben Stunde, die für die Vorbereitung des Auftritts der Hauptakteure genutzt wird, wächst die Anzahl der Menschen in der Halle nochmals schlagartig; dort, wo man vorher noch ohne Probleme lang laufen (oder je nach Bierpegel schwanken) konnte, ist kaum noch ein Durchkommen und selbst die Security hat alle Hände voll zu tun, die Massen geordnet noch ins vordere Viertel vor die Bühne zu lassen. Um etwa 21 Uhr erlischt die Hallenbeleuchtung erneut und endlich geht es los: Limp Bizkit starten fulminant mit „Why Try“ vom (hoffentlich) bald erscheinenden neuen Album „Gold Cobra“ in ein Konzert, das keine Wünsche offen lässt: der Sound ballert laut aber klar aus den Boxen, die Stimmung ist von der ersten Sekunde an grandios und die Band agil und spielfreudig wie eh und je. Das Hauptaugenmerk der Songauswahl liegt eindeutig auf dem Material ihres Megaerfolgs „Chocolate Starfish And The Hot Dog Flavoured Water“, es kommen aber auch Titel von „Significant Other“ und „Three Dollar Bill, Yall$“ zum Zuge. Mit so einem Arsenal in der Rückhand ist es fast schon Ehrensache, dass Fred Durst, der wieder einmal schräg geschminkte Wes Borland (Gitarre), Sam Rivers (Bass), John Otto (Schlagzeug) und DJ Lethal einen Hit nach dem anderen von der Kette lassen. Sei es das grandiose „The One“, der Nackenbrecher „Break Stuff“, die Partygranate „My Generation“, „My Way“ (bei dem ein Kumpel von Fred auf der Bühne mitsingen durfte) oder das grandiose „Re-Arranged“. Zu „Nookie“ dürfen sogar zwei Kerle aus dem Publikum die Bühne entern und mitfeiern, begehen aber das Sakrileg, ihre Jacken auf die Bühne zu legen und dort liegen zu lassen – was von Fred Durst nach dem Song entsprechend mit „These fucking idiots“ kommentiert wird. Merke also: lege niemals deine Jacke auf die Bühne eines Musikers. Davon lassen sich Band und Fans jedoch nicht den Spass verderben – und Spass ist etwas, das bei diesem Auftritt groß geschrieben wird. Neben lockeren und lustigen Ansagen von Herrn Durst (der heute mit weißer Hose und weißer Cap unterwegs ist), gibt es mit dem Theme der „Benny Hill Show“ oder „Axel F“ kleine musikalische Interludes, die die Stimmung hoch halten und mit der schrägen, aber genialen Version von „Sweet Child ‘O Mine“ den wohl geilsten Coversong des Jahres. Bei der Überballade „Behind Blue Eyes“ lässt Fred Durst dann gegen Ende spontan das Mikro zu Boden sinken und die Fans den restlichen Text singen – Gänsehautfeeling vom Allerfeinsten. Zumal mit besagter Ballade und dem überraschenden „Eat You Alive“ zwei Songs des eher skeptisch beäugten „Results May Vary“-Albums zum Zuge kommen, die jedoch super bei den Fans ankommen. Und auch The Blackout dürfen am heutigen Abend so etwas wie ehrlichen Beifall einsammeln; und sei es nur, weil sie zusammen mit Limp Bizkit das brutale „Counterfeit“ ins Rund hauen dürfen. Geiler Song, geile Version. Nachdem die Band für die Dauer des Songs „Ghostbusters“ die Bühne kurzzeitig verlassen hat, geht es auf den Endspurt zu, der mit „Rollin‘“, „Take A Look Around“ und dem abschließenden „Faith“ begangen wird. Danach ist aber auch endgültig Schluss, die Band jedoch verspricht, im kommenden Sommer wieder zurück nach Deutschland zu kommen – dann auch mit neuem Album im Gepäck.
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