mascot
pointer pointer pointer pointer

Ergebnis 1 bis 20 von 75

Baum-Darstellung

Vorheriger Beitrag Vorheriger Beitrag   Nächster Beitrag Nächster Beitrag
  1. #11
    Flashback:

    Nemanja wachte auf und rieb sich die Augen. Er wälzte sich im Bett auf seine andere Seite in Richtung Nachttisch und sah auf die rot leuchtende Digitalanzeige des Weckers. Es war noch mitten in der Nacht. Genervt ließ Nemanja seinen Kopf auf sein Kissen sinken. Doch nun war er unruhig und an sofortiges Wiedereinschlafen war nicht zu denken.
    Also schob er seine Bettdecke beiseite und setzte sich auf. Ohne das Licht im Zimmer anzuschalten, tastete er sich im Dunkeln in Richtung Bad. Dort angekommen betätigte Nemanja den Lichtschalter außen neben der Badezimmertür und ging hinein. Die weißen Kacheln auf dem Fußboden fühlten sich kalt an, an Nemanjas baren Füßen. Er schloss die Tür hinter sich und drehte den Hebel unter der Türklinke eine Viertel-Umdrehung gegen den Uhrzeigersinn um abzuschließen. Dann klappte Nemanja die Klobrille hoch und erleichterte sich erstmal ein wenig. Danach dürfte er es leichter haben, wieder einzuschlafen, dachte er sich.
    Während es gleichmäßig in der Kloschüssel plätscherte, hörte Nemanja nicht, wie vom Gang aus die Türklinke zu seiner Zimmertür vorsichtig nach unten gedrückt wurde - vergeblich. Nemanja hatte das Zimmer natürlich von innen abgeschlossen. Die Gestalt auf dem Flur hielt einen Moment inne, zog dann eine dünne Plastikscheibe aus der Hosentasche.
    Im Bad hatte Nemanja sein kleines Geschäft inzwischen erledigt. Er drehte sich um, zum Waschbecken. Gerade wollte er den Hahn aufdrehen, da bemerkte er plötzlich ein ganz schwaches Geräusch, das von seiner Zimmertür zu kommen schien. Eine Art leises Schaben oder Kratzen. Nemanja dämmerte, dass sich jemand an der Tür zu schaffen machte, wahrscheinlich mit der Intention, bei ihm einzubrechen.
    Nicht mit mir, dachte sich Nemanja. Der Typ darf nicht wissen, dass ich im Badezimmer bin. Nemanja wollte das Licht ausschalten, um sich im Dunkeln zu verbergen, dem Einbrecher aufzulauern - doch da fiel ihm ein, dass der Lichtschalter für das Bad ja draußen neben dem Türrahmen war! Scheiße!
    Gerade in diesem Augenblick ertönte von draußen ein unverkennbares Klicken, als der Schlossbolzen in seine unabgeschlossene Position zurückschnellte. Nemanja horchte gespannt von innen an der verschlossenen Badezimmertür. Die Klinke wurde langsam betätigt, und die Zimmertür Zentimeter für Zentimeter aufgeschoben.
    Bevor der Fremde jedoch den schmalen, horizontalen Lichtstrahl bemerken konnte, der zwischen dem unteren Rand der Badezimmertür und der Türschwelle hervorschien, schnappte sich Nemanja gedankenschnell ein an der Wand hängendes Handtuch und breitete es innen vor dem Türspalt aus, sodass aus dem Badezimmer kein Licht nach außen drang.
    Der Eindringling hatte die Zimmertür inzwischen so weit geöffnet, dass er durh die Öffnung hineinschlüpfen konnte und schloss die Tür behutsam wieder hinter sich zu, um den vermeintlich schlafenden Bewohner bloß nicht zu wecken.
    Auf Zehenspitzen schlich der Fremde an der geschlossenen Badezimmertür vorbei in den Hauptteil des Zimmers - in Richtung Bett. Im Zimmer war es jedoch immernoch stockfinster.
    Immernoch horchte Nemanja mit einem Ohr an die Badezimmertür angelegt, was draußen im Zimmer vor sich ging. Er hörte die leisen Schritte des Eindringlings, die sich langsam am Bad vorbei bewegten. Nemanja beschloss, die Initiative zu ergreifen. Er würde versuchen, den Einbrecher zu überwältigen. Im Zweifelsfall würde er mit seinen 1.90m einen körperlichen Vorteil haben - doch was, wenn sein Gegenüber bewaffnet wäre? Für solche Überlegungen blieb aber keine Zeit. Sachte drehte Nemanja den Schlosshebel wieder im Uhrzeigersinn in die unabgeschlossene Position zurück, um jeden Moment die Tür aufreißen und sich auf den Einbrecher stürzen zu können.
    Dieser hatte nun den Hauptteil des Zimmers erreicht, welcher nur vom schwachen, blutroten Schein der Digitalwecker-Anzeige angeleuchtet wurde. Doch auch im roten Zwielicht konnte der Einbrecher erkennen, dass das Bett, in dem er sein Opfer vermutet hatte, offensichtlich verlassen war. Überrascht atmete der Fremde schnell und tief ein und drehte sich instinktiv wieder in Richtung Eingangstür um.
    Nemanja hatte das plötzliche Luftholen des Eindringlings gehört, reagierte jedoch nicht. Weiter lauerte er wie eine Raubkatze angespannt hinter der Tür, mit einer Hand schon auf der Klinke.
    Der Fremde wandte sich kurz wieder zum Bett. Just in diesem Moment stürzte Nemanja mit voller Wucht aus dem Badezimmer, auf die dunkle Figur des Eindringlings zu. Dieser drehte sich überrascht um, erkannte die von hinten beleuchtete Silhouette des heranrauschenden Zimmerbewohners und riss die Arme schützend hoch - doch zu spät. Nemanja packte ihn und stämmte sein ganzes Gewicht gegen ihn um den Eindringling zu Boden zu reißen. Gelenkig befreite sich der Fremde jedoch aus Nemanjas Umklammerung und schlüpfte an ihm vorbei zurück in Richtung Eingangstür.
    Plötzlich ging das Badezimmerlicht aus. Nemanja hielt im Stile eines Schwergewichtsboxers die Fäuste vors Gesicht, doch seine Augen, noch an die grelle Beleuchtung des Badezimmers gewöhnt, waren nicht auf die plötzliche und komplette Dunkelheit eingestellt. So konnte er einge Sekunden außer Schwärze absolut nichts erkennen, weder Umrisse noch Bewegungen.
    Aus dieser pechschwarzen Umgebung sprang der Angreifer Nemanja plötzlich an. Unter seiner Deckung hindruch traf ihn die volle Wucht des aufprallenden Körpers in der Magengrube und schleuderte Nemanja rücklings aufs Bett. Hektisch schlug und trat er blind um sich, bekam den Angreifer jedoch nicht zu fassen. Inzwischen hatten sich seine Augen wieder an die Dunkelheit angepasst, gerade noch rechtzeitig um das Aufblitzen eines glänzenden Gegenstandes zu bemerken, der auf seine Brust zuschnellte. Panisch schrie Nemanja auf und wälzte sich auf dem Bett zu Seite, sodass der glänzende Gegenstand neben seiner Schulter in die Matratze einschlug. Doch der Gegenstand und der Arm und der mordlustige Körper dahinter verfolgten ihn und diesmal konnte Nemanja nicht schnell genug reagieren. Er verspürte einen stechenden, brennenden und zugleich lähmenden Schmerz der sich von seinem Rücken direkt neben seinem rechten Schulterblatt ausbreitete und ihm den Atem aus den Lungen trieb. Er keuchte. Und noch einmal ein solcher Schmerzesausbruch, diesmal weiter unten, wie ein Messerstich in seine Niere. In diesem Fall keine Metapher, denn es war ein Messerstich in seine Niere. Blut quoll aus der Wunde, als der scharfe Gegenstand zurückschnellte, nur um sich gleich wieder in Nemanjas Fleisch zu bohren.
    Mit letzter Kraft versuchte er sich irgendwie außer Reichweite zu bringen, auf der anderen Seite des Bettes runterzurutschen, doch vergebens, er stieß dabei seine Aluthermoskanne vom Nachttisch, die mit einem dumpfen Knall auf den Boden schlug und unter das Bett rollte, und sein Blut tränkte dadurch nur noch schneller Bettdecke und Laken. Schließlich rührte sich Nemanja Vasilievic im fahden Schein der roten Ziffern der Weckeranzeige nicht mehr.
    Der scharfe Gegenstand, nun nicht mehr glänzend, da über und über mit Blut beschmiert, zog sich zurück.
    Das Licht im Badezimmer ging wieder an. Der Wasserhahn lief.
    Dann ging die Zimmertür auf und schnell wieder zu. Der Fremde war verschwunden.
    Geändert von Olman (09.04.2010 um 18:38 Uhr)

Stichworte

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •