Ich studiere Elektrotechnik und Informationstechnologie und das ist alles andere als Allgemein. Der Stundenplan ist in den ersten zwei Jahren fix vorgegeben und spätestens im dritten Jahr bis zum Master spezialisiert man sich in eine Fachrichtung. Bei uns (ETH Zürich) sind diese verhältnismässig verschiedene, Computer/Netzwerke ist ein angewandtes Informatikstudium, Kommunikation ist Wahrscheinlichkeits-, Signal- und Informationsmathematik ohne Ende. Mikro-/Optoelektronik ist irgendwas undefiniertes und Energiesysteme/Mechatronik ist dann die klassische Elektrotechnik mit vielen Schaltungen.

Ich dachte Anfangs, Elektrotechnik wäre ein Gebiet für mich, da ich mich zwischen Physik und Informatik nicht entscheiden konnte, also wählte ich den Mittelweg und fiel spätestens im dritten Studienjahr auf die Schnauze. Informatik liegt mir definitiv nicht, obwohl ich durchaus etwas Interesse am Programmieren hätte, hört es bei mir schnell auf, sobald ich diese IT-Nerds mit ihrem Fachgesimple sehe. Interessant finde ich traurigerweise Mathematik (insbesondere Differentialgleichungen) und Physik, etwas womit man sich unter all den Ingenieuren völlig fremd fühlt.

Denn mit den Ingenieurswissenschaften wie eben Elektrotechnik eine ist, kann ich absolut gar nichts anfangen. Die ganzen Theorien sind auf wirtschaftliche Anwendungen ausgerichtet, mathematisch wird beschissen dass sich die Balken biegen und auf Axiome und Herleitungen wird selbst von den Professoren lächelnd verzichtet. Und als ich dann auf einer Exkursion sah, wie Ingenieure arbeiten, musste ich einen Entschluss fassen.

Ich wechsle nun vom Speziellen auf das Allgemeine und möchte auf den Master hin Physik studieren, selbst wenn ich dafür ein Jahr aufholen müsste. Genau gesagt warte ich noch auf den Zulassungs-Entscheid, den Bachelor habe ich punktemässig in der Tasche. Mein Ziel ist entweder Lehrer oder Forscher, wofür ein Didaktik-Zertifikat oder ein Doktorat erforderlich ist. Ich sehe mich definitiv nicht in der Wirtschaft, sondern fühle mich eher zum Akademischen hingezogen.

Damit will ich sagen: Egal, wofür man sich Anfangs entscheidet, es kann durchaus sein, dass man erst nach einigen Jahren Studium merkt, was einem wirklich liegt. Von dem her kann ich dir, Turgon, empfehlen, fang einfach mal etwas an und konzentrier dich nicht zu stark auf die Berufsaussichten. Den richtigen Weg findest du im Studium selbst, und wenn es dir gar nicht passt, kannst du immer noch wechseln oder dich auf was spezialisieren. Von den ganzen Studienanfängern bleibt meinen Beobachtungen zufolge vielleicht ein Drittel im Fachgebiet, der Rest wechselt freiwillig früher oder später oder fällt im Grundstudium durch.