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Rahel, die Magd
Rahel ist eine junge Frau, die auf den ersten Blick viel älter erscheint. Ihre Figur ist mager; ihr Rücken gekrümmt. Ihre Haare sind stumpf und spröde; ihre Augen glanzlos. Sie zählt nunmehr 24 Lenze und seit nicht weniger als 9 Jahren arbeitet sie auf dem Hofe Eisenwaldt als Magd.
Mit 16 floh sie aus ihrem Land, welches ein Krieg im Inneren stark zerrüttet hatte. Was mit ihrer Familie geschehen ist, weiß Rahel nicht. Sie weiß nur noch, dass die Gattin des Herren Eisenwaldt sie durchnässt, frierend und verstört in der Nähe des Dorfes Düsterwald gefunden hatte.
Schon damals war ihr der Herr des Hofes kein sympathischer Zeitgenosse. Oft, und gerade nach dem Tode seiner Frau, rutschte ihm die Hand aus. Wegen Kleinigkeiten. Er ließ sie oft Dinge zwei, drei, vier Mal tun. Den Stall ein weiteres Mal säubern, weil noch Stroh in einer Ecke lag, in die sie nicht gehörte.
Er schrie oft. Und schlug.
Und mit jedem Schlag, mit jedem erneuten Jähzornanfall verlor Rahel mehr Kraft, solange, bis sie so aussah, wie sie es nun tut. Wie ein Gespenst, mit ihren eingefallenen Augen, die mehr über das Leid einer jungen Frau aus zu sagen vermögen, als es sonst etwas könnte.